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Buchbesprechung – Great Cars 5 – Maserati 250F

Mit dem Blick auf nur genau ein Automobil setzt die Great Cars Serie aus dem englischen Porter Press Verlag neue Maßstäbe. Statt einer detaillierten Monografie über ein einzelnes Modell bietet die Great Cars-Serie einen noch differenzierteren Blick auf genau ein Chassis eines legendären Rennwagens. Der nun erscheinende fünfte Band zeigt den Maserati 250F mit dem Chassis 2528 im Porträt.

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Alle Bücher der Serie, die bisher erschienen sind zeigen ein einheitliches Layout und blicken auf weitere Ikonen der Rennsportgeschichte zurück. Mit Jaguar, Porsche und Ferrari sind ausnahmslos große Namen zu finden und auch Maserati zählt selbstverständlich in diesen elitären Kreis. Der 250F war einer der wichtigsten Formel 1-Rennwagen der Anfangszeit. Im Jahr 1954 kam der Formel-Wagen zu seinem ersten Einsatz in der Formel 1, die Weltmeisterschaft wurde erst seit 1950 durchgeführt. Für die Saison 1954 standen aber tiefgreifende Regeländerungen an, die vorsahen das die Rennwagen entweder bis 2,5-Liter große Motoren ohne Aufladung oder kleine 750 ccm mit Aufladung haben. Maserati entwickele daraufhin den A6GCM zum 250F weiter und wollte diesen zunächst vorrangig an Kunden verkaufen.

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Aber zurück zum Buch – dies startet mit einer kurzen Einleitung ehe gleich das erste Kapitel ein Highlight darstellt. Es gewährt einen Blick in die Entstehung des 250F und den damaligen internen Verhältnissen bei Maserati. Dieses Kapitel wurde geschrieben von Adolfo Orsi Jr., dem Enkel des ehemaligen Maserati-Besitzers Adolfo Orsi. Er liefert neben einem sehr aufschlussreichen Text auch einige noch nie veröffentlichte Bilder, die einen tiefen Blick in die damalige Situation bei Maserati werfen und neben dem reinen Fahrzeug auch oftmals die Personen zeigen und auch einen Blick in die Produktion zulassen. Hier bietet sich die seltene Möglichkeit wichtige Information aus (fast) erster Hand zu erhalten. Ein perfekter Einstieg. Das zweite Kapitel blickt dann schon konkret auf den Maserati 250F und zeichnet die Fahrzeug-Entwicklung ab 1954 bis nach 1957 nach und bietet so dem Leser die Möglichkeit die ständige Weiterentwicklung zu verfolgen. Diese beiden ersten Kapitel laufen unter der Überschrift „Setting the Scene“ und bieten noch Information über die Marke und die Modellreihe. Ein konkreter Blick auf das Chassis 2528 folgt dann im Rest von Buch. Die übergreifenden Kapitel geben dem Leser aber die Möglichkeit die damaligen Umstände vollumfänglich nachzuvollziehen.

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Im zweiten Teil präsentiert das Buch dann alle Rennen bei denen der Maserati 250F mit dem Chassis 2528 angetreten ist. Dabei wird sogar kurz auf die aktuelle Lage der Welt im Jahr 1957 eingegangen um auch die Hintergründe des damaligen Zeitdenkens zu berücksichtigen. Beim 2528 handelt es sich um einen von nur drei gebauten Leichtbau 250F mit denen Maserati den Rennwagen für die Saison 1957 weiter optimierte und sein ersten Renneinsatz erlebte 2528 in Argentiniens Hauptstadt Buenos Aires im Januar des gleichen Jahres. Hier fand der erste Grand Prix der Formel 1 Weltmeisterschaft statt und beim Rennen wurde 2528 von Jean Behra pilotiert, dieser sollte letztendlich auch die meisten Einsätze in diesem Chassis für sich verbuchen. Es gelang im gleich ein zweiter Platz hintern einem weiteren Leichtbau 250F gefahren von Juan Manuel Fangio. Ein damals fast unschlagbarer Fahrer! Ein weiteres Rennen nur zwei Wochen später ebenfalls in Buenos Aires endete mit dem selben Endergebnis, Fango war jeweils auf dem Schwesterauto 2529 unterwegs. Ein unglücklichen Start hatte in Sizilien der US-Amerkianer Harry Schell, der mit 2528 beim Rennen in Syrakus gleich in der ersten Runden nach einem Defekt der Wasserpumpe ausschied.
Beim nächsten Rennen war wieder Stammfahrer Jean Behra am Steuer von 2528 und im französischen Pau gelang im der erste Sieg mit diesem Fahrzeug. Gerade in seinem Heimatland Frankreich zeigte Behra immer wieder besonders beeindruckende Leistungen. Auch Fangio zeigte sein Können mit 2528 und konnte mit ihm den Grand Prix in Monaco gewinnen. Das Buch beschriebt alle Einsätze von 2528 bei den Rennen von 1958 bis 1960 und setzt dies mit einer beeindruckenden Akribie um. Die Texte zeichnen den Rennverlauf nach und blicken auch manchmal auf spannenden Geschichte neben der Rennstrecke. Dazu wird die massive Platzierung von gutem Bildmaterial die Fans begeistern. In fast jeder Situation ist der 250F abgelichtet worden und dabei kommen auch erstaunlich oft schon Farbbilder zum Vorschein. Auch die Fahrer und das Umfeld bleiben dabei nicht verborgen. Perfekt!

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Im dritten Teil des Buches werden alle Fahrer von 2528 nochmals intensiv vorgestellt und ihre Vita beschrieben. Die bei den Rennbeschreibungen erhaltenen Informationen werden hier wieder vertieft. Der Leser bekommt somit einen Blick auf Juan Manuel Fangio, Jean Behra und Harry Schell die 2528 während der Werkseinsätze von Maserati einsetzten. Aber auch die drei späteren Fahrer im Privateinsatz von 2528, Francesco Godia Sales, Carlos Menditéguy und Ettore Chimare werden als auch wichtiger Bestandteil der Geschichte von 2528 ebenfalls vorgestellt.

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Doch was geschah mit 2528 nach seinen letzten echten Renneinsatz in Argentinien 1960? Wie selbstverständlich arbeitet das Buch auch diese nicht minder interessante Geschichte von 2528 nach. Dabei werden die drei folgenden Kapitel von den jeweiligen Besitzer selbst beigesteuert und erlauben dem Leser einen einmaligen Einblick über den Verbleib eines beeindruckenden Rennwagens. 2528 gelang zunächst in die Hände des Engländers Charles Lucas, der die Zeit mit dem ehemaligen Formel 1-Rennwagen sehr gut Revue passieren lässt. Er setzte ihn auch bei historischen Rennveranstaltungen ein. Hier erlangte 2528 auch die Aufmerksamkeit von Neil Corner wo er ebenfalls als Fahrer aktiv war. Auch er erzählt seine Begegnungen mit 2528 selbst und fügt noch die ein oder andere interessante Anekdote zur Geschichte hinzu. Auch seinen anderen 250F, die Corner besaß und einsetzte finden sich im Buch wieder. Und auch der einmalige Einsatz von Stirling Moss bei einem Rennen im Rahmen des britischen Grand Prix im Jahr 1977 bleibt natürlich nicht unerwähnt. Neil’s Sohn Nigel führte die Renngeschichte von 2528 im historischen Motorsport weiter und er war auch als Fahrer im Einsatz beim bisher letzten Rennen von 2528 während des Grand Prix Historique de Monaco im Jahr 2000. Auch heute findet sich der Maserati 250F 2528 noch im Besitz der Familie Corner. Wieder begeistert dieser Teil des Buches mit vielen historischen Aufnahmen, die teilweise auch aus den Privatarchiven stammen und zum ersten Mal veröffentlicht wurden.

Einen modernen Blick auf 2528 zeigt das Buch schließlich auch noch mit hervorragenden Studioaufnahmen von John Colley. Diese zeigen den 250F von allen erdenklichen Positionen und auch viele Detailaufnahmen werden abgebildet. So bietet das Buch dem Leser die Möglichkeit dem Rennwagen sehr eingehend zu untersuchen. Eine Schnittzeichnung von Tony Matthews lässt dabei gar einen Blick auf die Technik zu.
Im Anhang liefert das Buch dann noch eine kurze Übersicht über alle Rennen von 2528 sowohl im aktiven als auch im historischen Rennsport. Jeweils mit Datum, Ort, Fahrer und Ergebnis zeigt sich die Geschichte von 2528 ungeschminkt. Bei Ausfällen ist zudem der entsprechende Grund aufgeführt.

Fazit: Wohl kaum eine Buchserie blickt so konkret auf ein einzelnes Fahrzeug. Der fünfte Titel, diesmal von Autor Ian Wagstaff über den Maserati 250 F mit dem Chassis 2528 kann ausnahmslos begeistern. Die Texte sind herausragend recherchiert und die Gastautoren tragen mit persönlichen Erinnerungen zum Buch bei. Dazu erhält der Leser eine große Masse an seltenen Fotoaufnahmen die 2528 in vielen Situationen zeigen – sowohl auf als auch neben der Rennstrecke. Die wichtigen Nebenschauplätze und auch Personen die mit dem 2528 in Berührung kamen, blendet das Buch dabei keinesfalls aus, sondern präsentiert diese ebenso.
Eine Beurteilung der technischen Umsetzung von Druck und Bindung kann leider nicht stattfinden, da eine Zusendung eines Exemplares nur per Datei möglich war.
Der Preis für das Buch beträgt £60, dies entsprechen etwa 70€, ein durchaus fairer Kurs. Neben der Standard-Edition ist auch eine de Luxe Edition erhältlich, die in Leder gebunden ist, vom Autor signiert wurde und auf 100 Exemplare limitiert ist. Diese ist nur beim Verlag direkt erhältlich und bietet die ultimative Möglichkeit ein Buch über den Maserati 250F 2528 zu besitzen.

Bibliografie:
Titel: Maserati 250F – The Autobiography of 2528
Autor: Ian Wagstaff
Umfang: 320 Seiten, über 275 zeitgenössische Abbildungen
Format: 235 x 285 mm
Bindung: gebunden mit Schutzumschlag
Auflage: 07/2016
Preis: £60.00
ISBN-Nr.: 978-1-907-08538-3
Bestellbar beim Verlag unter: www.porterpress.co.uk

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Porter Press

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