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Magazin – Motor Klassik September 2016

Die neuste Ausgabe der Motor Klassik liegt mittlerweile im Zeitschriften-Regal und als Blickfang gehen die Zwölfzylinder-Edelmodelle Ferrari 400 GT und Jaguar XJ-C 5.3 auf dem Titel fraglos durch. Und vielen wird die Aussage „Einmal im Leben muss es ein Zwölfzylinder sein!“ aus der Seele sprechen. Ein Überblick über weitere Highlights aus der September-Ausgabe der Motor Klassik.

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Ein Vergleich zweier englischer Roadster wird bei vielen Leser zunächst für Kopfzerbrechen sorgen. Der Triumph TR2 sollte bei den meisten sicher bekannt sein, aber ein Swallow Doretti? Dabei ist bei beiden die technische Basis in vielen Punkten identisch. Bei Motor, Radaufhängung, Getriebe, Bremsen, Lenkung und auch bei den Instrumenten nutzen beide Automobile die selben Teile. Der TR2 bildete bei Triumph die Basis zu einer langen Modellreihe, die erst mit dem TR8 endgültig enden sollte, er war gleichzeitig auch ein Urahn aller klassischen Roadster. Der Doretti hingegen sollte ein Exot bleiben und lediglich 276 Exemplare wurde in zwei Jahren hergestellt. Hinter dem Doretti stand der Hersteller Swallow, welcher seine Wurzel in den 20er Jahren hatte und von William Lyons mitbegründet wurde. Nachdem Lyons sich mehr um die Weiterentwicklung von S.S. Cars und Jaguar kümmerte, wurde Swallow an ein Konsortium von Zulieferern veräußert. Ein Manager dieses Konsortiums besuchte den amerikanischen Händler Arthur Anderson und man einigte sich auf eine Produktion des Doretti auf Basis des TR2. Der Name ist die italienische Abwandlung von Dorothy, so hieß Andersons Tochter. Das schnelle Ende des Doretti und gleichzeitig auch Swallow kann recht plötzlich und hier wird auch heute noch die Einflussnahme von Lyons vermutet. Eine schöne und extrem seltene Alternative stellt der Swallow Doretti in jedem Fall dar. Toller Doppelfahrbericht!

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Als die Gruppe B in der Rallye-Weltmeisterschaft in ihrer Hochphase angekommen war, befand sich mit der ab 1988 geplanten Gruppe S bereits ein interessantes neues Reglement in der Schublade. Einige Hersteller begannen schnell mit der Entwicklung neuer Modelle nach der zunächst noch recht schwammig formulierten neuen Gruppe S. So erhofften sie sich einen entscheidenden Vorsprung gegenüber der Konkurrenz. Die FIA sah sich aber durch mehrere tödlichen Unfälle im Jahr 1986 gezwungen die Gruppe B zum Folgejahr zu verbieten und gleichzeitig verschwand auch die geplante Nachfolgeklasse. Die entsprechenden Prototypen waren auf einmal nutzlos. Bei Audi entstand 1986 ein Prototyp, den die Motor Klassik nun im interessanten Fahrbericht vorstellen darf. Im Rahmen des Eifel Rallye Festivals stellte Audi das Einzelstück auch dem Publikum zum ersten Mal vor und mit Walter Röhrl durfte ein echter Virtuose hinter dem Lenkrad den optischen ungewöhnlichen Wagen pilotieren. Der Gruppe S-Wagen war beim vorzeitigen Rückzug von Audi noch mitten in der Entwicklung und nicht annähernd ausgereift. Umso beeindruckender die Tatsache das Audi den Rennwagen nun wieder fahrfähig machte und ihn der Weltöffentlichkeit präsentiert.

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Als eines der wichtigsten Ereignisse im historischen Rennsport sind die Le Mans Classic wie fast schon selbstverständlich auch in der Motor Klassik vertreten. Im einem erfreulich bildgewaltigen Bericht lässt Dirk Johae das internationale Großereignis Revue passieren. Für den optisch passenden Rahmen sorgen Fotos von Dino Eisele und Dani Reinhard. Beide Namen sorgen bei Kennern der Szene für helle Aufregung und dies ist den Bildern ausnahmslos anzusehen. Eine tolle Auswahl von Rennwagen, Piloten und dem Ambiente sorgen für ein optisch hochwertiges Erlebnis. Im Text erfährt der Leser zudem alles Wichtige rund um die diesjährige Ausgabe der Le Mans Classic. So wird die Begründung für das pünktliche Ende am Sonntag um 16 Uhr dargelegt und auch einzelne Schicksale einiger prominenter Fahrer finden sich wieder. Das der Renault Alpine A443 aufgrund seiner unveränderten Übersetzung keine wirkliche Chance gegen den Porsche 936 liegt an den bekanntermaßen installierten Schikanen auf der Hunaudières. Diese waren beim ursprünglichen Einsatz des französischen Rennwagens im Jahr 1978 noch nicht installiert und der notwendige Anlauf bis zur Höchstgeschwindigkeit musste für den französischen Gruppe 6-Rennwagen deutlich länger ausfallen. Dies ist nur ein kleine aber interessante Anekdote welche dem Leser im guten Bericht präsentiert wird.

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Sportlich bleibt es auch beim Vergleich von München und Modena. Dabei ist die Fahrzeugauswahl durchaus unterschiedlich aber auch gleichzeitig ähnlich und macht den besonderen Reiz aus. Mit dem BMW M5 der Baureihe E39 und dem Maserati Coupé 4200 stehen zwei kräftig motorisierte Fahrzeuge im Vergleich. Der exotische Maserati ist die Evolution des 3200 GT und die charismatischen Rückleuchten in Boomerang-Form ließ er bei seiner Einführung schmerzlich vermissen. Die Power von 390 PS aus einem 4,2-Liter-V8-Motor ermöglichen erstaunlichen Fahrleistungen. Diese Technik ist auch heute noch bei Maserati im Einsatz, so dass die Ersatzteilsituation hier erstaunlich entspannt ist. Der M5 bietet als Limousine natürlich deutlich mehr Platz als das Coupé und sein Motor leistet gar glatte 400 PS und war damals eine echte Ansage. So ist es dem M5 möglich bei den Fahrleistungen dem optischen schnelleren Maserati problemlos zu folgen. Lediglich bei der Höchstgeschwindigkeit engt die Elektronik dem BMW bei 250 km/h ein, der Maserati darf bis 280 km/h rennen. Das beide zukünftige Klassiker darstellen dürfte ohne Frage klar sein. Toller Blick auf zwei leistungsstarke Automobile.

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Weitere Themen in der Motor Klassik September 2016: Ein bereits angesprochener Fahrbericht der zwei Zwölfzylinder Jaguar XJ-C 5.3 und Ferrari 400 GT und dazu werden fünf weitere Zwölfzylinder-Alternativen kurz vorgestellt. Mit Audi 100 Coupé S, Mercedes-Benz 250 CE und Opel Commodore 2500 S Coupé fällt der Blick zurück auf die schönen, deutschen Coupés der 70er Jahre, der Motorspezialist Ingo Grimm wird im Porträt vorgestellt, eine Reise nach Goodwood mit einem Porsche 911 SC und die Präsentation eines unrestaurierten Mercedes-Benz 300 SL. Dazu gibt es noch eine Reportage zu den Silvretta Classic, die Restauration eines Ford Granada, ein Bericht zu Importbestimmungen von Klassikern und die Service-Station zeigt wie immer sehr umfassend ein Modell, in diesem Fall den Fiat 850.

Fazit: Ein prallvolles Heft mit erstaunlich viel sportlichem Einschlag. Dazu echte Exoten wie der Swallow, ein fast schon seltener, unrestaurierter 300 SL und der einmalige Audi Quattro Gruppe S. Tolle Mischung die Spaß macht und für jeden Leser sicher mindestens ein Highlight bietet.

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Audi AG, Marco Rassfeld