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Comic – Ayrton Senna – Geschichten eines Mythos

Die Comic-Szene scheint in Deutschland leider immer noch ein wenig im Abseits zu stehen. In Frankreich hingegen gibt es immer wieder sehr interessante Neuerscheinungen die sich mit diversen Themen, auch rund um das Automobil auseinandersetzen. So ist Michel Vaillant nicht die einzige Alternative für Comic- und Automobil-Interessierte. Im Verlag Salleck Publications gibt es einige tolle Titel zu entdecken und eine der neusten Veröffentlichung setzt sich mit der Geschichte eines legendären Rennfahrers auseinander – Aryton Senna.

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Der Comic zeigt sich im edlen Hardcover und setzt sich somit deutlich von den üblichen Paperbacks ab. Eine toller und vor allem auch sehr belastungsfähiger Einband. Der Comic ist wie schon angedeutet aus dem Französischen adaptiert worden. Für den Text zeichnet sich Lionel Froissart verantwortlich, ein bekannter Journalist der Senna schon in seiner Zeit in der Formel 1 begleitet hat. Die Zeichnungen stammen von Christian Papazoglakis und Robert Paquet, beide waren auch für das Studio Graton aktiv und waren somit auch an den neueren Titeln der Michel Vaillant-Serie beteiligt. Dies spiegelt sich im Zeichenstil durchaus wieder, ist aber sicherlich kein Nachteil. Der Comic selbst zeigt auf 48 Seiten einige der wichtigsten Ereignisse im Rennfahrer-Leben von Ayrton Senna und gliedert diese in vier Kapitel.

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„Der Magier im Regen“ ist das erste Kapitel und verfolgt die Entwicklung des kleinen und durchaus ängstlichen Jungen Aryton beim Kartsport in Brasilien bis zu einem seiner besten Rennen seiner Formel 1-Karriere. Beim Grand Prix in Monaco im Jahr 1984 zeigte der Brasilianer im eher unterlegenen Toleman eine unglaubliche Leistung und spätestens nach dem Rennen war Senna in der Formel 1-Szene bekannt. Bei Start stand Senna nur auf der 13. Position konnte sich aber bei extrem schlechten Wetterbedingungen bis auf den zweiten Platz vorarbeiten und kam dem Erstplatzierten Alain Prost immer näher. Das Rennen wurde dann aber aufgrund des Wetters von Rennleiter Jacky Ickx abgebrochen und Senna wurde hinter Prost Zweiter. Der Abstand auf den Franzosen im McLaren verkürzte sich aber um Runde zu Runde und Prost machte Handzeichen zum Abbruch des Rennens, er hatte auch Probleme mit den Bremsen. Hinterher gab es diverse Spekulationen die den Abbruch in Frage stellten. Das Kapitel zeigt aber auch wie hartnäckig sich Senna im Kart nach einem unglücklichen Regenrennen auf das Wetter akribisch vorbereitete und unterstützt so die Hartnäckigkeit die Senna während seiner gesamten Karriere auszeichnete.

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In „Brasilianer unter sich“ folgt schließlich der Blick auf die enge Beziehung zwischen Senna und Emerson Fittipladi, den Senna bei Grand Prix von Brasilien im Jahr 1973 schon als kleiner Jungen kennenlernte. Auch hier finden sich gleich mehrere Handlungsstränge wieder die in unterschiedlichen Epochen spielen. Neben 1973 findet sich auch das Jahr 1981 wieder in dem Senna in England lebte und seine Rennkarriere in den kleineren Formel-Klassen vorantrieb. Beim Grand Prix von Österreich sollte Senna durch Fittipaldi einen weiteren Brasilianer in der Formel 1 kennenlernen – Nelson Piquet. Die Begegnung lief allerdings nicht wie erwartet und bildete die Basis zu einer langwierigen Missachtung der beiden zueinander. Des Weiteren kann der Leser den ersten Heimsieg von Senna im Jahr 1991 nachverfolgen. Unter ebenfalls sehr schwierigen Umstände und mit beachtenswertem Einsatz konnte er sich endlich den erhofften Heimsieg holen. Beim Rennen fing es kurz vor Schluss noch an zu regnen und Senna musste die letzte Runde komplett im sechsten Gang fahren. Schließlich folgt noch ein Blick auf das Ende der Saison 1992. Im McLaren hatte Senna gegen die Williams-Renault über die gesamte Saison keine echte Chance und machte sich Gedanke über seine Zukunft. Das Motorenpartner Honda seine Werksunterstützung zur nächsten Saison beendete und im McLaren ein Ford-Motor installiert werden sollte, machte Senna zu schaffen. Abermals half ihm der Kontakt zu Fittipaldi und er konnte ein IndyCar testen. Er half zudem nach Mauricio Gugelmin mit Rubens Barichello im Jahr 1993 einem weiteren Brasilianer beim Einstieg in die Formel 1-Welt und fuhr schließlich für ein hochdotierten Vertag die Saison 1993 abermals für McLaren.

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Mit dem Kapitel „Senna Senseï“ zeigt der Comic die große Verehrung für Senna in Japan und dem langjährigen Motorenpartner Honda auf. Der Einstieg zeigt aber zunächst eine Rede von Senna’s Schwester Viviane Senna da Silva Lalli die im Rahmen des Japan Grand Prix in Suzuka im Jahr 1994 die Gründung des Instituto Ayrton Senna bekannt gab. Es handelt sich hierbei um eine Stiftung die arme und hilfsbedürftige Kinder in Brasilien unterstützt. Schließlich geht dann der Blick zurück in das Jahr 1987 in die Motorenentwicklung von Honda. Für die Saison 1988 wird die Installation der Treibwerke in den McLaren geplant und neben dem Stammfahrer Alain Prost sorgt Honda für die Berücksichtigung Senna’s beim zweiten Fahrerplatz. Er hatte mit dem Lotus-Honda in der Saison 1987 zwei Siege erringen können und genoss bei den Japaner höchstens Ansehen. Die Saison 1988 wird für McLaren zu einer Saison von absoluter Dominanz und beide Fahrer haben zwei Rennen vor Schluss noch die Möglichkeit die Weltmeisterschaft für sich zu entscheiden. Die FIA und deren Präsident Jean-Michel Balestre forderte von Honda für die letzten beiden Rennen absolute Gleichbehandlung beider Fahrer bei der Motorenausstattung. Ein Hinweis der in Japan keinesfalls wohlwollend aufgenommen wurde und zudem die Verbundenheit der beiden Franzosen Prost und Balestre aufzeigte. Im Rennen in Suzuka kann Senna mit einem Sieg endgültig Weltmeister werden und nach einem aufregenden Rennen gelingt dies auch nach einer furiosen Aufholjagd. Im nächsten Jahr ist die Stimmung im McLaren-Team zwischen den Fahrern deutlich angespannter und bei Rennen in Suzuka ist diesmal Prost in der Lage die WM für sich zu entscheiden. Im Rennen kollidieren die beiden doch Senna kann weiterfahren, wird aber später disqualifiziert. Eine höchst umstrittene Entscheidung der FIA und von Balestre. 1990 schließlich griff Prost für Ferrari ins Volant und lieferte sich wieder in Suzuka ein spannendes Duell mit Senna, der diesmal aber auf Revanche aus war. Und auch im Folgejahr stand die Entscheidung wieder in Suzuka an und diesmal war der Gegner Nigel Mansell.

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„Bis zur letzten Runde“ zeigt dann noch die Verbundenheit von Senna zum Team von Frank Williams. Die erste Begegnung von Williams und Senna trug sich im Jahr 1983 zu. Beim Rennen in Silverstone in den Senna in der Formel 3 antrat konnte Frank Williams den Nachwuchsfahrer beobachten. Nach einer brillanter Vorstellung im Rennen bot Williams Senna die Möglichkeit seinen Formel 1-Wagen zu testen. Diese schlug der Brasilianer selbstverständlich nicht aus. Beim Test in Donington konnte Senna sogar die Zeit vom damals aktuellen Willams-Fahrer Jonathan Palmer unterbieten und zeigte eine erstklassige Leistung. Zu einem Engagement im Williams-Team kam aber erst in der Saison 1994 nachdem Williams in den Jahren 1992 und 1993 die Saison dominierte war das Team für den Brasilianer besonders interessant. Doch schon die Testfahrten zeigten das der Williams in diesem Jahr kein gutmütiges Formel 1-Auto war. Es verlangte viel von den Fahrern ab und wirkte zu Beginn der Saison keineswegs vertrauenerweckend. Im Qualifiying zeigte Senna dennoch sein Können und startete bei alle drei Rennen die er antrat von der Pole Position. In Brasilien und Japan schied der Brasilianer aber jeweils aus und stand so vor dem dritten Rennen in Imola unter hohem Druck. Schließlich hatte sein direkter Konkurrent um die Weltmeisterschaft Michael Schumacher die beiden ersten Rennen gewonnen. Nach einem Startunfall in den JJ Letho und Pedro Lamy verwickelt waren führt zunächst das Safety Car das Feld an. Es handelte sich dabei um einen Opel Vectra, der keinesfalls in der Lage war die Reifen der Formel 1-Boliden auf Temperatur zu halten. Nach dem Neustart kann Senna Schumacher mit hohem Einsatz auf Distanz halten, ehe er in der sechsten Runden in der Tamburello-Kurve zu einem verheerenden Unfall kam …

Fazit: Ein toller Comic über die wichtigsten Stationen in der Rennfahrer-Karriere von Ayrton Senna. Ein Ausnahmefahrer der für immer im Gedächtnis der Formel 1-Fans bleiben wird. Die Erzählung in Comic-Form mit tollen Zeichnung lassen die Ereignisse deutlich lebendiger wirken als in einem normalen Buch. Die Umsetzung der Zeichnungen ist exzellent und die Szenen sind geschickt gewählt. Die Geschichten können ebenso begeistern und glänzen durch parallele Erzählungen in unterschiedlichen Zeitabschnitten, die sehr gut kombiniert wurden.
Technisch glänzt der Comic wie schon angedeutet mit einer sehr hochwertigen Umsetzung und einem durch und durch guten Druck- und Bindeergebnis.
Der aufgerufenen Preis von 12,90€ kann in jedem Fall als günstig angesehen werden und bietet für Fans des Motorsports eine einmalige Gelegenheit einen echten Lenkrad-Virtuosen in einem Comic zu erleben. Warum diese Art der Kunst in Deutschland kaum eine Beachtung geschenkt wird, ist nach dem Erlebnis mit einem solch erstklassigen Comic noch weniger verständlich.

Bibliografie:
Titel: Ayrton Senna – Geschichten eines Mythos
Text: Lionel Froissart
Zeichnung: Christian Papazoglakis, Robert Paquet
Umfang: 48 Seiten
Bindung: Hardcover
Preis: € 12,90
ISBN: 978-3-89908-580-8
Bestellbar beim Verlag unter: http://salleckpublications.de/

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Salleck Publications, Marco Rassfeld