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Buchbesprechung – Ford Mustang – Alle Modelle ab 1964

Der Mustang ist ein weltweit bekanntes Automobil und begeistert seit mittlerweile mehr als 50 Jahren. Das erste Pony Car hat sich im Laufe der Zeit natürlich umfangreich geändert und 2005 erschien eine Generation mit echte Retro-Elementen und Anleihen an das Original von 1964. Das Buch von Mike Mueller gilt als Bibel der Mustang-Bücher und erscheint nun in einer überarbeiteten und aktualisierten Ausgabe im Heel-Verlag.

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Beim ersten Blick macht das Buch einen durchaus massiven Eindruck und kann mit einem glitzernden Schmuckumschlag ein optisches Highlight setzen. Das Buch ist ursprünglichen im Quarto Verlag erschienen und wurde von Heiner Stretkamp ins Deutsche übersetzt. Das Inhaltsverzeichnis zeigt einen ersten Überblick der Aufteilung, ehe der Autor mit einer durchaus interessanten Danksagung auf die Entstehung des Buches zurückblickt. Eine kurze Einführung zeigt dann die Entwicklung des Mustang nach und blickt auch zu den Feierlichkeiten zum 50. Geburtstag des Mustang, welcher gleich an zwei Schauplätzen in den USA gleichzeitig gefeiert wurde. Dann geht das Buch schließlich mit dem Start des ersten von elf Kapiteln in die Details. „Blitzstart“ bildet die Jahre von 1964 bis 1966 ab und zeigt den ursprünglichen Mustang und gleichzeitig das erste Modell der sogenannten Pony Cars. Das Layout berücksichtigt dabei viel Platz für eine hohe Anzahl an Bildern die oftmals direkt von Autor stammen. Somit ist es möglich das auch immer wieder einige interessante Details entdeckt werden können und nicht nur die zumeist bekannten Werksfotos ein weiteres Mal präsentiert werden. Schnell wurde der Ford Mustang zum durchschlagenden Erfolg und die Verkaufszahlen stiegen schnell in ungeahnte Höhen. Gleichzeitig wurde aber auch der Ruf nach mehr Leistung immer lauter und es kam zu einer legendären Verbindung…

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Carroll Shelby war durch die Cobra, einem englischen AC Ace in den er großvolumige Ford-Motoren einbaute, bekannt für extrem leistungsfähige Sportwagen. Diese Verbindung nutzte Ford geschickt um den Mustang eine höhere Sportlichkeit mit auf den Weg zu geben. In einem eigenen Kapitel fasst das Buch diese Shelby Mustangs zusammen. Heute sind diese Fahrzeuge gesuchte Modelle, die auf Auktion Höchstpreise erzielen. Das Buch bietet im Übrigen zu jedem Kapitel anfangs einen übergreifenden Text der wichtige Entwicklungen aufzeigt, ehe die einzelnen Modelljahre vorgestellt werden. Zudem gibt es eine Übersicht der wichtigen Meilensteine der jeweiligen Modelle und auch der Beteiligten. Nachdem der erste Shelby GT350 im Jahr 1965 vorgestellt wurde, folgte schon 1966 ein Vertrag mit der Mietwagenfirma Hertz. So entstanden die GT350H, die exklusiv zum Leihen bereitstanden und mit einer besonderen Lackierung aufwarten konnten. In den freien Verkauf gelangten diese jedoch nicht. Die nächste Ausbaustufe war der GT500 von 1967 und das Einzelstück „Super Snake“. Durch die Tatsache das der Mustang aber immer mehr an Masse und Gewicht zunahm, wurde der sportliche Grundgedanken immer wenige erfüllt. Carroll Shelby konnte sich so nicht mehr mit den Modellen identifizieren und bat Ford die Reihe einzustellen. Die letzten Shelby entstanden im Jahr 1970 und waren nur ein Schatten der Grundidee.

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Im dritten Kapitel werden die Modelle von 1967 bis 1970 vorgestellt, bei denen vor allen die Ford-internen Machtspiele zwischen Lee Iacocca und Bunkie Knudsen eine Rolle spielten. Die beiden hatten durchaus unterschiedlichen Vorstellung von der Zukunft des Mustang. Auch diese Fehden werden im Buch keinesfalls ausgeblendet, vielmehr bleibt keine wichtige Information aus dem Hintergrund verborgen. Die Implementierung des Cobra Jet Motors war in dieser Zeit ein weiterer wichtiger Meileinstein und mit Mach 1 und Boss waren auch weitere heute noch unvergessene Modelle Bestandteil des Mustang-Angebots. Eben jene Boss-Modelle stehen beim vierten Kapitel im Fokus und werden zusammengefasst detailliert vorgestellt. Um die Modelle mit den großen Motoren zu verheiraten waren einige Anpassungen notwendig, die eine weitere Vergrößerung mit sich brachte. Nochmals größer wurde der Mustang ab dem Modelljahr 1971 obwohl der mittlerweile zum Präsidenten aufgestiegene Lee Iacocca sich der Gefahr bewusst war den ursprünglichen Charakter zu verwässern. Erstmals kam es auch zu tiefgreifenden Änderungen des Designs und das Buch zeigt auch einen Blick auf zahlreichen Design-Studien. Doch die Zeiten des immerwährenden Wachstums waren endlich vorbei.
Kapitel 6 zeigt das nagelneue Modell für das Modelljahr 1974, der Mustang II. Er stammte von Ford Pinto ab, ein noch kompakteres Modell als die Basis der Ur-Mustang, der Falcon. Endlich wurde der Mustang wieder kompakter und zudem kamen auch neue Motoren zum Einsatz. Die legendären V8-Motoren waren im ersten Jahr nicht mehr verfügbar, stattdessen konnten die Kunden zwischen Vier- und Sechszylinder-Motoren wählen. Die Motor Trend wählte den runderneuerten Mustang II zum Car of the Year. Das Kapitel zeigt die Entwicklungen bis zum Jahr 1978. Die Sportlichkeit ging dem Mustang in dieser Phase allerdings ein wenig verloren und über 140 PS Leistung durften die Kunden nicht erwarten.

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Wenig verwunderlich ist deshalb auch das es schon im Jahr 1979 einen komplett neuen Mustang gab. Diesmal auf Basis der Fox-Bodengruppe bot der Mustang zum ersten Mal auch Turbo-Technologie. So wurde der Vierzylinder zur ernsthaften Alternative des V8. Im Jahr 1982 war auch wieder ein Mustang GT erhältlich, der letzte GT war im Jahr 1969 erschienen. 1984 feierte Ford den Mustang mit einem Jubiläumsmodell zu 20. Geburtstag das sowohl mit dem V8- als auch mit den Vierzylinder-Turbo-Motor erhältlich war. Eine Tour sportlicher war der SVO aus dem Jahr 1984, der immerhin schon 175 PS anbot. Bis 1993 war dieses Modell mit zahlreichen Änderungen im Angebot ehe die nächste Generation des Mustang folgte.
Unter dem Titel „Wiedergeburt“ startet das achte Kapitel des Buches und stellt die Mustang-Modelle der Jahre 1994 bis 2004 vor. Der Mustang war kurz vor dem Ende und sollte durch ein komplett neues Coupé mit Frontantrieb, welches in Zusammenarbeit mit Mazda entstand, ersetzt werden. Glücklicherweise kam es nicht soweit und der Mustang erlebte eine umfassende Überbearbeitung, nutzte aber teilweise noch Bestandteile der Fox-Bodengruppe. Der Vierzylinder hatte ausgedient und wurde durch einen V6 ersetzt, der standesgemäßige V8-Motor wurde optimiert und wenig später durch eine modernere Variante ersetzt. 2001 erschien sogar ein Sondermodell Bullitt, welches an den gleichnamigen Film mit Steve McQueen erinnert. Dort lieferte er sich eine Verfolgungsjagd und jagte rund 12 Minuten hintern einem Bösewicht in einem Dodge Charger hinterher. Ein für viele unvergessene Szene, die einen Teil zum Mythos des Mustang beitrug. 2003 war dann auch wieder ein Mach 1 verfügbar.

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Doch zu dieser Zeit konnte der Mustang auch noch deutlich wilder. Dies zeigt das Buch im neuen Kapitel unter dem vielsagendem Titel „Scharrende Hufe“. Hier erfährt der Leser alles zur Phase in der die SVT-Abteilung den Mustang optimierte. SVT stand für Special Vehicle Team und sollte Höchstleistungsfahrzeuge entwickeln und in kleiner Auflage herstellen. Das erste Modell entstand bereits 1993, es war die Rückkehr der Cobra und zum ersten Mal seit 1978 war auch der Mustang wieder im Kühlergrill zu finden. Die Optimierung setzte sich unaufhaltsam mit dem extremen Cobra R vor, der direkt auf den Motorsport ausgerichtet war und in lediglich 107 entstand. Das absolute Highlight dieser Phase war aber der Mustang Cobra R aus dem Jahr 2000, der stattliche 385 PS leistete und in limitierter Auflage von nur 300 Exemplaren entstand. Das letzte Modell des SVT ist der Shelby GT350 von 2007.
Der erste Retro-Mustang wird umfangreich im zehnten Kapitel vorgestellt und hier setzte Ford abermals auf die Neuinterpretation bekannter klassischer Sondermodelle. So kam 2006 der Shelby GT-H in Verbindung mit Hertz heraus und war ein Jahr später als Shelby GT für alle käuflich zu erwerben. Auch der California Special, der Bullitt, der GT500KR und auch der Boss waren wieder erhältlich. Oftmals in kleiner Auflage um den Anreiz an die Modelle anzukurbeln.
Die aktuelle Version des Mustang wurde dann zum Weltauto, da er nun überall erhältlich sein soll. Unter 300 PS war nun nix mehr möglich und die noch junge Generation wird sicher noch das ein oder andere interessante Modell hervorbringen.
Im Anhang finden sich dann noch alle Preise und Optionen der Mustangs von 1965 bis 2015. Ein stattliche Liste, welcher bei der Zuordnung zu einem bestimmten Modelljahr sehr hilfreich sein kann.

Fazit: Ein stattliches Buch rund um die Legende Ford Mustang. Es blickt auf alle Baujahre und zeigt geschickt aufgeteilt auch die besonderen Modelle in einigen Kapiteln. Dazu bietet das Buch auch die wichtigsten Daten und die entsprechenden Produktionszahlen. Die reiche Bebilderung zeigt viele Modelle und auch immer wieder tolle Details. Die Texte zeigen alle wichtigen Entwicklungen gut nachvollziehbar auf und blenden auch die Machtkämpfe im Hause Ford nicht aus. Das es dabei vereinzelt zu widersprüchlichen Angaben vor allem bei den PS-Zahlen kommt ist aber schade.
Technisch ist das Buch solide umgesetzt und der Schutzumschlag begeistert durch seine ungewöhnliche Ausführung.
Der Preis von knapp 50 € ist das Buch absolut wert. Es liefert ein Überblick über 50 Jahre Modellhistorie und der Leser wird hier kein Modell vermissen. Die Abbildungen zeigen dazu auch alle Modelle und bieten dem Leser die Möglichkeit sich tief in die Mustang-Geschichte einzufühlen.

Bibliografie:
Titel: Ford Mustang – Alle Modelle ab 1964
Autor: Mike Mueller
Umfang: 304 Seiten, zahlreiche s/w- und Farbabbildungen
Format: 252 x 310 mm
Bindung: gebunden mit Schutzumschlag
Auflage: 11/2016
Preis: 49,95,– €
ISBN-Nr.: 978-3-95843-358-8
Bestellbar beim Verlag unter: www.heel-verlag.de

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Ford, Marco Rassfeld