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Buch – Defender Forever

Mit dem Land Rover hatte der englische Hersteller Rover ab 1948 ein neues Modell im Programm, welches durch eine hohe Geländegängigkeit schnell auf sich aufmerksam machen sollte. Das dieses Modell über einen sehr langen Zeitraum in Produktion bleiben sollten, war damals natürlich noch nicht abzusehen. Heute ist der Ur-Land Rover, welcher später zum Defender wurde eines der am längsten produzierten Automobile der Welt. Ein neues Buch aus dem GeraMond Verlag blickt auf die Geschichte des Defender zurück.

Das Buch kommt im kompakten Querformat und kann so in jeder Lebenslage bequem gelesen werden. Ob hier eine Verbindung zum vielseitigen Defender zu suchen ist, war nicht auszumachen, scheint aber reizvoll. Ein modernes Modell der Baureihe präsentiert sich auf dem Titel auf einem knalligen, orangenen Hintergrund. Eine hohe Auffälligkeit im Buchregal ist somit garantiert und lässt das Buch trotz des kompakten Formats nicht untergehen. Nach dem Vorsatz zeigt sich ein klassischer Land Rover ehe das Impressum und das Inhaltsverzichnis von stilvollen Landschaftsaufnahmen selbstverständlich inklusive Land Rover geschmückt werden. Das Format wird dabei voll genutzt und somit ist auch eine durchaus noch große Abbildung der Fahrzeuge gewährleistet. Nach einer kurzen Einleitung gliedert sich das Buch in neun Kapitel um die umfangreiche Geschichte des Defender dem Leser näherzubringen. Auch während der kurzen Einleitung kann das Buch mit weiteren tollen Bildern aufwarten, die auf klassische Modelle ebenso blicken wie auf die Produktion im Werk in Solihuli. Der Text ist aber leider sehr klein und dadurch vermutlich für einige Leser nicht gut lesbar. Kapitel 1 blickt auf die Defender-Geschichte von den ersten Prototypen bis zum letzten Land Rover ohne den Modellnamen Defender. Hierzu kann der Leser auch das echte Urmodell entdecken und bekommt zudem einen Seitenblick auf einige Promis die mit dem Land Rover in Berührung kamen, sei es die Queen oder Marilyn Monroe. Schon 1955 wurde auch eine Version mit verlängerten Radstand verfügbar, mit dem die Vielseitigkeit des Konzepts noch deutlicher wurde. Das Modell wurde immer weiterentwickelt und mit dem 127 kam sogar noch ein weiterer, noch längerer Radstand ins Programm.

Seine heute zumeist bekannte Modellzeichnung erhielt der nun schon klassische Geländewagen im Jahr 1990, als durch den Discovery ein weiteres Modell als Land Rover auf den Markt kam und so eine deutliche Unterscheidung notwendig wurde. Kapitel 2 lautet auch folgerichtig Der Defender wird geboren. Die Stärken des Defender waren bestens bekannt und auch optisch änderte er sich immer nur behutsam. Durch die in Großbritannien vorherrschende Rezension zu der Zeit und der immer stärker werdenden japanischen Konkurrenz musste das Modell schnell attraktiver gestaltet werden. So entstand die luxuriöse ausgestattete Country-Version und zudem war ein deutlich effizienterer Motor verbaut. In den USA war der kurze Defender als Freizeitmodell sehr gefragt und hierzu wurde der optisch auffällige NAS 90 sogar mit einem V8-Motor ausgestattet. Auch das europäische Derivat SV90 war mit einem außen angebrachten Überrollbügel, einer Klimaanlage und einem hochwertigen Radiosystem sehr gut ausgerüstet.
Der Defender stürmt voraus kennzeichnet das nächste Kapitel, da der Defender ab 1998 mit einem neuen Motor mit dem Codenamen Storm ausgerüstet wurde. Nun schlug unter der Haube ein Fünfzylinder-Diesel-Motor, der kultivierter lief und dazu über eine höhere Leistung verfügte. Auf dem Weg in das 21. Jahrhundert erhielt der Defender im Innenraum eine umfassender Moderniersierung und auch bei Äußeren wurde behutsam optimiert. 2000 übernahm schließlich Ford das Steuer von Land Rover und 2007 erhielt der Defender abermals einen neuen Motor, den Puma Duratorq. Dieser verfügte über die gleiche Leistung lieferte aber 20 Prozent mehr Drehmoment. Auch der Innenraum wurde nochmals überarbeitet und sollte so bis zur Produktionseinstelluung beibehalten werden.

Das sich Land Rover immer wieder Gedanken um die Zukunft des Geländewagens machte wird deutlich im Kapitel 4, welches die Defender Konzept-Fahrzeug zeigt. Schon Anfang der 90er Jahre wurde unter dem Namen Challenger ein möglicher Nachfolger auf Basis der Discovery-Plattform entwickelt, der aufgrund seiner hohen Komplexität aber nicht weiter verfolgt wurde. Deutlich rustikaler und gleichzeitig deutlich von der Serie entfernt war das SVX-Konzept von 1999. Das Konzeptfahrzeug brachte massive Räder mit 20 Zoll Größe sowie einen massiven Überrollbügel zum Vorschein und ein notwendigen Lenkeinschlag um Kurven zu durchfahren dürfte kaum möglich gewesen sein. 2011 zeigte Land Rover dann mit dem DC100 ein durchaus interessantes Konzept für die Zukunft des Modells. Diese entfernte sich optische deutlich vom Ur-Modell und so war die Reaktion gerade bei den Fans eher verhalten. Für großes Aufsehen sorgte aber die gleichzeitige Präsentation des DC100 Sport, der gemeinsam mit dem DC100 vorgestellt wurde. Dem Duo war die große Aufmerksamkeit der Medien sicher.
Der Einsatz im Motorsport war in einigen Bereichen für den Defender fast schon obligatorisch. Die erstmals 1980 stattfindende Camel Trophy sollte ursprünglich eine einmalige Veranstaltung bleiben, entwickelte sich aber zur interessanten Offroad-Veranstaltung. Dies schien natürlich wie gemacht für die große Stärke des Defender, dem Einsatz im Gelände. Schon ab 1981 stellte Land Rover die Fahrzeuge und nutzte die Veranstaltung bald zur Vorstellung seiner neusten Modelle. Der Defender war durch seine Robustheit immer gefragt und somit fester Bestandteil der Trophy. Nach Einstellung der Trophy war Land Rover selbst Veranstalter der nachfolgenden G4 Challenge, die ab 2003 ausgetragen wurde. Eine besondere Verbindung schuf schließlich die Bowler Motorsport Defender Challenger, in der speziell vorbereitete Defender eingesetzt wurden. Durch die Firma Bowler entstand auch der legendäre Wildcat, der durch den Einsatz von GfK auf einem Gitterohrrahmen eine optimale Basis für Rallye-Veranstaltungen war. 

Eine große Spezialität des Defender war seine Vielseitigkeit und unter Defender im Einsatz zeigt das sechste Kapitel einige Möglichkeiten. Zunächst stellt das Buch den Einsatz beim Militär vor, bei dem eine spezielle Variante mit dem Beinamen Wolf eingesetzt wurde. Sogar die US-Armee setzte den Defender ein. Für die australische Armee wurde eine weitere spezielle Variante gebaut, die unter dem Codenamen Perentie lief. Durch die Möglichkeit schwere Anhänger zu ziehen wurde der Land Rover schnell für den Einsatz auf dem Land entdeckt und auch die AA, ein englischer Automobilclub setzte den Defender als Einsatzfahrzeug ein. Auch das Rote Kreuz, der Rote Halbmond und zahlreiche weitere Institutionen nutzen die Fähigkeiten des Defender im harten Außeneinsatz.
Der Defender kam auch bei einige Filmen zum Einsatz, wie das Kapitel 7 aufzeigt. Defender auf der Leinwand zeigt eine besondere Seite des Klassikers. Schon im Videospiel fuhr die Heldin Lara Croft einen Land Rover und so war eine Umsetzung des Modells für die Verfilmung im Jahr 2001 obligatorisch. Hierzu wurde ein Defender 110 Capacity Pick Up nach allen Regeln der Kunst umgebaut, schließlich sah der noch neue Besitzer Ford den Film als ideale Möglichkeit das Modell zu bewerben. Eine limitierte Sonderedition war dann auch käuflich zu erwerben. Im Rahmen der James Bond-Filme hatte der Defender schon zwei Auftritte und war bei Skyfall und Spectre vertreten. In Skyfall war der Defender als 110 Double Cab in einer actionreichen Eröffnungsszene involviert, die zur Umsetzung eine Interessante Konstruktion benötigte. In Spectre waren zwei extrem auffällige Defender 110 Double Cab für die Bösewichte unterwegs. Mit 37 Zoll großen Reifen und weiteren interessanten Umbauten wie außen angebrachter Überrollbügel und Schnorchel waren die schwarzen Land Rover echte Hingucker.

In der langen Produktionszeit des Land Rover Defender wurde zahlreichen Sondermodelle produziert, welche die Attraktivität immer wieder steigern sollten. Die Defender Specials werden im achten Kapitel vorgestellt. Der schon angesprochene Auftritt des Defender in Tomb Rainer sorgte für ein gleichnamiges Sondermodell auf Basis des Station Wagon 90 oder Double Cab 110 welches nur 250 mal produziert wurde. Zum 60. Geburtstag stellte Land Rover den SVX 60th Anniversary SE vor. Mit Anleihen an das SVX Concept wurde das nur in schwarz erhältliche Modell nur 1.100 mal produziert. Dabei hatten die Käufer die Wahl zwischen dem 90 Soft-Top oder 110 Station Wagon als Basis. Viele weitere Sondermodelle werden noch vorgestellt, aber auch die Umbauten von Kahn Design, Twisted und Startech bleiben nicht unerwähnt.
Das letzte Kapitel zeigt den Defender am Ende der Straße und blickt auf die letzten Highlights einer langen Produktionszeit. Der 2.000.000ste Defender wurde gebührend gefeiert und mit vielen besonderen Ausstattungsdetails ausgestattet. Dieses einzigartige Modell wurde im Rahmen eine Auktion versteigert und den Erlös stellte Land Rover der Born Free Foundation zur Verfügung. Schließlich zeigt sich auch noch der allerletzte Defender, der am 29. Januar 2016 vom Band lief. Mit direkten Anleihen an das Urmodell fuhr das Modell vom Band direkt ins Museum. Nach 2.016.933 Defender endete die Produktion nach fast 70 Jahren. Fraglos beeindruckend.

Fazit: Das kleine Buch zeigt einen erstaunlichen Inhalt und kann dem Leser alles Wichtige zum Defender liefern. Dabei gerät das Urmodell zwar ein bißchen in den Hintergrund aber die Ausrichtung gebührt ja auch augenscheinlich eher dem modernen Modell. Mit vielen Bilder, die oftmals auch ganzseitig ausgeführt sind erhält der Leser ein ums andere Mal einen detaillierten Blick auf den Defender und seine erstaunlich vielen Derivate. Die hohe Vielseitigkeit ist sehr beeindruckend und wird immer wieder deutlich herausgearbeitet. Dazu liefern die prägnanten Texte die wichtigsten Informationen und ein ums andere Mal lassen sich auch technische Daten entdecken.
Das Buch ist für 25 Euro erhältlich und blickt auf eine lange Tradition der Modellreihe zurück. Großen Tiefgang sollte man allerdings nicht erwarten und somit ist das Buch vor allem für Einsteiger in die Szene sicher eine willkommene Lektüre.

Bibliografie:
Titel: Defender Forever – Der legendäre Offroader von Land Rover
Autor: Mike Gould
Umfang: 160 Seiten, ca. 180 Abbildungen
Format: 230 x 170 mm
Bindung: Hardcover
Auflage: 03/2017
Preis: 25,00 €
ISBN-Nr.: 978-3-86245-336-8
Bestellbar beim Verlag unter: www.verlagshaus24.de

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Land Rover, Marco Rassfeld