Kategorien
Buch

Buch – Lola – The Illustrated History 1957 to 1977

Die englische Firma Lola ist in der Motorsport-Szene auch heute noch sehr bekannt. Schließlich zeichnet sich die von Eric Broadley gegründete Firma für zahlreiche Rennwagen verantwortlich, die in unterschiedlichsten Klassen und mit diversen Motoren gerade für viele Privatfahrer eine konkurrenzfähige Alternative darstellten. Die englische Veloce Publishing Verlag legt in der Classic Reprint Series ein lange vergriffenes Buch über den englischen Rennwagen-Hersteller wieder neu auf.

Das Buch kommt als schlichtes Paperback und verfügt so über keinen festen Einband. Dafür liegt der Titel gut in der Hand und lässt sich in allen Lebenslangen problemlos lesen. Das Original stammt aus dem Jahr 1997 und wird schon für knapp 200 € gehandelt. Die Aufgabe der Autoren John Starkey und Ken Wells war die komplette Geschichte von Lola seit dem Start im Jahr 1957 bis 1977 vorzustellen. In einem zweiten Band folgten dann die Jahre 1978 bis 1997, dieser ist aktuell auch nicht mehr verfügbar. Die mangelnde Verfügbarkeit nimmt Veloce zum Anlass um die Bücher neu aufzulegen und mit unverändertem Inhalt wieder erhältlich zu machen. So merkt man schon bei ersten Aufschlagen des Buches, dass das Layout nicht verändert wurde und dem damaligen Original von 1997 entspricht. Auf der einen Seite eine scheinbar einfache Verwirklichung, auf der anderen Seite bliebt aber auch das Buch möglichst im Original erhalten. In diesem Fall liegt der Fokus also offensichtlich mehr auf dem Inhalt und nicht auf eine zwangsmäßige, moderne Umsetzung. Das Buch startet mit einem kurzem Vorwort, dem Inhaltsverzeichnis und den Danksagungen und einem kurzen Prolog. Der Inhalt teilt sich dann in neun Kapitel auf und führt den Leser hierarchisch durch die Geschichte von Lola. Eine fraglos sinnvoll Herangehensweise.

Kapitel 1 bildete die Jahre bis 1958 ab und zeigt die ersten Ansätze von Eric Broadley, der gemeinsam mit seinem Cousin Edward schon 1951 einen Austin Seven umbaute. Hiermit nahm Broadley dann an seinen ersten Rennen teil und schnell hatte er sich mit dem Rennvirus infiziert. Nach und nach wurden die Umbauten immer besser und mit einem Special traten Eric 1956 in der 1172er Klasse an. Dieser hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Lotus 7 und schon im Folgejahr konnte Eric erste Siege einfahren. Der Wagen hatte ab einem unbestimmten Zeitpunkt dann auch den Namen Lola erhalten, vermutlich in Bezug auf den Song „Whatever Lola wants Lola gets“. Im gleichen Jahr wurde der Special dann auch verkauft um von dem eingenommenen Geld  einen besseren Rennwagen zu bauen. Hier kam auch Rob Rushbrock ins Spiel, in dessen Maschinen-Geschäft der neue Wagen mit Cooper Climax FWA-Motor entstand. Im Juli 1958 war der Wagen fertig und Eric trat beim London Trophy Rennen in Crystal Palace zum ersten Mal mit dem neuen Lola an. Für das neue Modell kamen schließlich erste Bestellung rein und dies war der entgültige Startschuss für Lola Cars Limited in Surrey. 1959 entstanden noch drei Exemplare und 1960 wurden schon 19 vom nun Mark I genannten Lola gebaut. Der Start für eine erfolgreiche Firma war gelegt.
Von 1960 bis 1961 waren dann weitere Modelle von Lola im Monoposto-Bereich zu haben. Der Mark 2 wurde für die Formel Junior entwickelt und wurde schnell als Mini Vanwall bekannt. Schließlich war der Mark 2 dem Grand Prix-Sieger Vanwall sehr ähnlich. Nach lediglich 29 hergestellten Exemplaren wurde der Mark 2 eingestellt und vom Mark 3 abgelöst. Dieser war ab 1961 verfügbar und setzte erstmals auf einen Mittelmotor. Doch trotz nun modernerem Design und auch Technik wurden nur 11 Mark 3 hergestellt, die in der Formel Junior eingesetzt wurden.

Für das Jahr 1962 erhielt Lola dann den Auftrag von Reg Parnell für John Surtees einen Formel 1-Rennwagen zu konstruieren. Der Mark 4 bildet gleichfalls den Start zum nächsten Kapitel und zeigt die ersten Formel 1-Wagen von Lola auch im Bild in vielen Details. Surtees testet dem Mark 4 sehr intensiv und stellte dabei sogar in Silverstone und Brands Hatch die Rundenrekorde für Vierzylinder-Rennwagen ein. Der große Erfolg blieb zwar aus, aber für die kleine Firma Lola waren einige Achtungserfolge des mit einem Cooper Climax-Motor ausgestatteten Mark 4 trotzdem ein Erfolg. Durch die Bühne der Formel 1 wurde schließlich weitere Interessenten auf die Kompetenzen von Broadley aufmerksam. Dennoch war auch der dritte Anlauf in der Formel Junior kein echter Erfolg. Der Mark 5 war eine Weiterentwicklung des Mark 3 und wurde 1963 in nur neun Einheiten gebaut.
Die Zeiten im Formel-Sport schienen hart und so griff man bei Lola mit einem komplett neuen Auto in der Klasse der GT an. Der auf der Racing Car Show im Januar 1964 präsentierte Mark 6 GT war einer der ersten Sportwagen mit Mittelmotor und sorgte für viel Aufsehen. Das Kapitel 4 zeigt die Entwicklungen der Jahre 1964 und 1965 und der Mark 6 GT war für Lola ein echter Glücksgriff. Durch die Tatsache das die Übernahme von Ferrari durch Ford scheiterte, waren die Amerikaner auf der Suche nach einer geeigneten Basis für einen Ford-Sportwagen, der die Ferrari auf der Rennstrecken schlagen sollte. Die Wahl viel auf den revolutionären Mark 6 GT und so erstand Ford gleich zwei der drei gebauten Exemplare. Zudem nahm man auch Broadley und somit auch Lola unter Vertrag den kommenden Ford GT zu entwickeln. Somit war der Lola die Basis für bis heute vermutlich eines der bekanntesten Rennsportwagen der Geschichte. Mit dem T53 und T54/55 war man auch weiterhin bei dem Monoposto aktiv und schuf Alternativen für die Formel 3 und Formel 2. Die nachfolgenden T60/61/62 wurden dann von Designer Tony Southgate gestaltet und wurde immerhin in 12 Exemplaren hergestellt. Im Bereich der Sportwagen betrat dann der T70 Mk 1 im Jahr 1964 die Bühne. In den USA war die United Road Racing Championship eine beliebte Rennserien, in der Rennwagen mit großvolumigen Motoren antraten. Der T70 war hier ein voller Erfolg und konnte zunächst als Spider einige Siege einfahren. Auch in der Zukunft sollte der T70 noch eine wichtige Rolle spielen.

Kapitel 5 blickt auf die Zeit von 1966 bis 1967 und startet mit dem ersten Indy-Rennwagen von Lola, dem T80/90 die in neun Exemplaren von 1965 bis 1967 gebaut wurden. Als Highlight konnte der Red Ball Special T90 im Jahr 1966 mit Graham Hill am Steuer den Sieg bei den legendären 500 Meilen von Indianapolis einfahren. Auch weitere, berühmte Fahrer saßen am Steuer des Indy-Monoposto und setzten auf die Ingenieurskunst aus England. Für die Formel 2 hatte Lola den T100 im Angebot und konnte hier auch neun Exemplare verkaufen.
Für die damals sehr beliebte, europäische Bergrenn-Meisterschaft entwickelte Lola den T120, der mit einem BMW.Motor ausgestattet gegen Porsche und Ferrari antrat. Dieter Quester schaffte sogar das Kunststück mit dem Einzelstück den zweiten Platz der Meisterschaft im Jahr 1968 zu erreichen. Der Leser ist somit schon im nächsten Kapitel angelangt und kann anschließend den T130 entdecken, ein weiteres Einzelstück, welches Lola für die Formel 1 entwarf und mit der Unterstützung vom Team Surtees und dem V12-Motor von Honda. Bekannt ist dieser Lola auch aus Honda RA300. In den kleineren Formel-Klassen sorgte der T140/124 für Furore und Lola konnte beeindruckende 45 Exemplare absetzen, die in der Formel 5000 eingesetzt werden konnten. Selbst das Team von Roger Penske setzte auf dieses Modell. Die Weiterentwicklung machte auch für den Indy-Rennwagen nicht Halt und so wurde mit dem T150 ein allradangetriebener Rennwagen hergestellt. Aber auch zweiradangetriebene Alternativen waren verfügbar. In der ebenfalls amerikanischen Can-Am-Serie setzte Lola auf den T160 und auf die Power des neuen Chevrolet 7-Liter-Motor. Gegen die Überlegenheit der McLaren hatten die Lola aber keine echte Chance. Immerhin wurden aber 25 Exemplare zwischen 1968 und 1970 hergestellt. In England wurde ein T160 sogar straßenzugelassen! In der Formel 1 wurde die Zusammenarbeit mit Honda und Surtees fortgesetzt und so wurde für die Saison 1968 der Honda RA301 vorgestellt, bei Lola als T180 gelistet. Der T190 war die stellt die Weiterentwicklung des T140 und wurde in der Formel 5000 eingesetzt. Der T70 wurde als Mk 3 im Jahr 1967 vorgestellt und konnte nun neben der Gruppe 6 auch in der Gruppe 4 antreten. Das optische sehr gelungen Modell wurde sogar von Sbarro für den Straßengebrauch umgebaut. Die letzte Evolutionsstufe war 1969 dann der T 70 Mk 3b, ein bis heute beliebter Rennwagen im historischen Motorsport.

In der Formel Ford bot Lola zum ersten Mal im Jahr 1970 den T200 an und konnte in drei Produktionsjahren stattliche 120 Exemplare absetzen. Für die Gruppe 6 entstand der T210, der in vielen Rennen für Erfolge verantwortlich war. Die Can-Am mit ihren Gruppe 7-Rennwagen wurde von Lola ab 1970 mit dem T220 bedient. Der T230 war ein nie gebautes, geplantes Formel 1-Modell und der T240 ein neuer Monoposto für die Formel 2 und Formel Atlantic. Mit dem T250 betrat man zudem die Bühne der Formel Super Vau und stellte immerhin 59 Exemplare her. Für die Saison 1971 folgte in der Can-Am auf dem T220 der T260, der von Jackie Stewart gefahren wurde. Ein umfassendes Portfolio an unterschiedlichen Rennwagen war also inzwischen im Programm und sorgte für internationale Anerkennung. Neben den im Text immer wieder verteilten Aufnahmen der Rennwagen bietet das Buch auch eine Galerie mit farbigen Bildern, welche die Fahrzeugen noch besser wiedergeben.
Kapitel 8 blickt auf die Jahre 1972 und 1973 und zeigt zunächst den T270, ein neuen Indy-Rennwagen der von Broadley gemeinsam mit Bob Marston und Patrick Head entworfen wurde. Auch für die neue 3-Liter-Formel bei den Sportwagen hatte Lola wie selbstverständlich ein Modell parat und stellte hierfür den T280 vor, für die kleinere 2-Liter-Klasse war der T290 im Angebot. Die Formel 5000 wurde mit dem T300 besetzt und die Can-Am mit dem T310. Dieser stellte eine radikale Lösung mit extrem niedrigem Design dar und der T330 war der neue Rennwagen für die Saison 1972 im Portfolio. Bis 1977 war er T330 auch aus T332 und T332C ein echter Langläufer in der Monoposto-Klasse. Hierzu findet sich sogar unter anderem die Original-Zeichnungen der vorderen und hinteren Radaufhängung im Buch wieder.
Das abschließende Kapitel präsentiert dann die neuen Modelle der Jahre von 1973 bis 1977 und zeugt zunächst die Evolution der Can-Am-Renners im Form des T333. Ein weiteres Erfolgsmodell war der T340 für die beliebte Nachwuchs-Formel Ford. Mit 213 Exemplaren war dieser ein erneuter Erfolg. Mit einem T342 konnte Lola im May 1975 schon die Fertigstellung des 1.000sten Rennwagens feiern. Für die Formel 3 schuf Lola den T350 und der T360 war für die Formal Atlantic bestimmt. Für Graham Hill entwickelte Lola den T370, mit dem Hill in der Formel 1 antrat. Die 3-Liter-Sportwagen bediente Lola mit dem T380 und die kleinere 2-Liter-Klasse mit dem T390. Beide waren aber nicht so erfolgreich wie die Vorgänger. Für die Formel 5000 war der T400 gedacht, von dem immerhin 15 Einheiten gebaut wurden. Neuland betrat man mit dem T410 und dem Einsatz in der Formel Super Renault, der T430 war eine Weiterentwicklung des T330 für die Formel 5000. Der T440 für die Formel Ford, der T450 für die Formel 2 und der T460 für die Formel Atlantic waren die Monoposto für das Jahr 1976. Mit dem T490 wurde die neue Sports 2000-Klasse bedient und der T500 war für Indy gedacht. Auch weitere, kleinere Modellreihen finden sich noch wieder, ehe das Buch mit einer weiteren Bildergalerie die immer noch aktiven Rennwagen von Lola im Einsatz zeigt. Allerdings ist diese nur schwarz-weiß ausgeführt und den endgültigen Abschluss bilden einige technische Daten von wenige Modellen.

Fazit: Ein interessanter und durchaus auch spannender Blick in die Vergangenheit der Firma Lola und seinen Anfängen. In den ersten drei Jahrzehnte wurden viele unterschiedliche Rennwagen verwirklicht, die in unterschiedlichsten Klassen am Start waren. Hierbei waren einige Modelle besonders erfolgreich und andere echte Flops. Das Buch listet aber alle Modelle auf und liefert zudem von den meisten auch noch die passenden Abbildungen. Die Texte liefern für die meisten Modelle auch umfangreiche Beschreibungen mit einer Revue der Renneinsätze und vereinzelt sogar einen Rückblick auf zeitgenössische Fahrberichte der Presse. Das der Reprint mit dem Original-Layout umgesetzt wurde, gibt dem Buch einen echten Charme und zeugt von Originalität.
Die technische Umsetzung als Paperback ist zu einem sicher der Unterscheidung des gebundenen Original-Buches geschuldet und zum anderen vermutlich um eine möglichst günstige Produktion zu gewährleisten.
Für 40 Euro erhalten die Käufer einen Blick auf die ersten zwanzig Jahre des englischen Rennwagen-Herstellers Lola und das Buch bringt eine Menge an interessanten Rennwagen ans Licht. Die gerade für Motorsport-Historiker nochmalige Chance das Buch seit seiner Erstveröffentlichung 1997 neu zu erstehen sollten sie nutzen.

Bibliografie:
Titel: Lola – The Illustrated History 1957 to 1977
Autor: John Starkey
Umfang: 191 Seiten, zahlreiche Bilder
Format: 250 x 207 mm
Sprache: Englisch
Bindung: Paperback
Auflage: 05/2017
Preis: £37.50
ISBN-Nr.: 978-1-787111-04-2
Bestellbar beim Verlag unter: http://www.veloce.co.uk

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Bonhams, Marco Rassfeld