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Buch – Ford Escort – Der Siegertyp

Die legendären Mk1 & Mk2 im Rallyesport – hier spielten die kompakten Ford über eine erstaunlich lange Zeit eine große Rolle. Eine frisches Buch vom Insider John Davenport und Fotografen-Legende Reinhard Klein widmet sich der Geschichte der ersten Escorts im Rallye-Sport. Damit blickt der Titel auf über 10 Jahre Rallye-Geschichte zurück – eine beeindruckende Zeitspanne …

Toller Drift auf dem Titel.

Im großen Hochformat kommt das Buch daher und zeigt auf dem Titel eine tolle Aufnahme eines im vollem Rallye-Einsatz driftenden Escort Mk2. Dazu kommt noch ein besonders gelungenes Layout des Buchtitels um die Neugier in jedem Fall zu wecken. Auf der Rückseite finden sich noch drei weitere Bilder und der Klappentext in Deutsch und Englisch. Das komplette Buch ist in diesen Sprachen umgesetzt, um auch den internationalen Markt gerecht zu werden. Vor allem in Großbritannien hat der Escort viele Anhänger, denn der Einsatz dieser Rallye-Fahrzeuge erfolgt von hier aus. Nach dem Aufschlagen zeigt der Vorsatz einen Mk1-Escort ebenfalls im Drift, aber sehr zurückhaltend darstellt in einer blau-schwarzen Kombination. Dann folgt auch schon das Inhaltsverzeichnis, welches einen ersten Blick auf den Inhalt wirft und die Struktur des Buches offenlegt. So folgt die Aufarbeitung des Rallye-Geschichte des Escort in chronologischer Reihenfolge und reicht von 1968 bis ins Jahr 1981. Mit drei Vorworten, aus der Feder von Stuart Turner, Hannu Mikkola sowie dem Autor John Davenport bietet das Buch dann einen ersten Rückblick auf die Zeit mit dem Escort. Allen gemein ist die direkte Verbundenheit mit dem Escort während der aktiven Zeit, so blicken echte Insider zurück auf eine erfolgreiche Zeit.

Viele Anekdoten geben viele Zeitzeugen zum Besten.

Schon bei den Vorworten lassen sich zeitgenössische Bilder entdecken, die sich im gesamten Buch wiederfinden und das Buch auch zugleich zu einer Foto-Dokumentation macht. Ehe das erste Kapitel schließlich startet gibt das Buch dazu noch einen Überblick über die menschlichen Protagonisten. Durch den langen Zeitraum waren viele Menschen mit dem Escort verbunden und eine Liste gibt liefert den notwendigen Faden, um im Buch als Nachschlagseite zur Verfügung zu stehen. Dies ist durchaus geschickt gelöst, da man sich so im Buch nicht immer mit den Vorstellungen der Menschen „aufhält“, sondern vielmehr den Fokus auf die Rallye-Geschichte legen kann.
Wie es überhaupt zum Rallye-Escort kam, wird dem Leser dann im ersten von insgesamt 17 Kapiteln ebenso nähergebracht, wie die Rallye-Einsätze im Jahr 1968. Im Jahr 1967 sahen der Leiter der Motorsport-Abteilung in Boreham, Essex Henry Taylor und sein leitender Rallye-Ingenieur Bill Meade zum ersten Mal das neue Modell. Sofort kam der Gedanke auf, dass dieses mit einem Twin Can-Motor unter Haube eine echte Rallye-Waffe werden könnte. Als Nachfolger des Lotus Cortina wollte man für Ford endlich auch mehr als Achtungserfolge einfahren. Es gelang den Wagen zum 1. März 1968 zu homologieren, aufgrund der bis dahin hergestellten Anzahl musste man aber zunächst noch in der Gruppe 3 starten. Es dauerte aber nur zwei Monate, dann konnte der Escort Twin Cam auch in der Gruppe 2 antreten. Die Ereignisse der einzelnen Rallyes werden im Text jeweils kurz dargelegt und der Escort konnte mit einigen Klassensiegen direkt für Aufsehen sorgen.

Der Ford war auf alle Rallyestrecken der Welt ein ernstzunehmender Gegner.

Neben der textlichen Aufarbeitung finden sich zu jedem Jahr auch immer begleitende Bilder wieder, welche unterschiedlichsten Szenen aufzeigen. Dann folgen fotografische Details des Escort, welche auch einen Blick in den Innenraum zulassen. Auch die Technik kann hier genauer in Augenschein genommen werden. Dann folgen noch einige Anekdoten der Saison, an der sich die direkt beteiligten Personen erinnern. Hier lassen sich viele nicht für mögliche gehaltene Geschichten entdecken, die auch die damalige Rallye-Szene und die Verhältnisse ein ums andere Mal widerspiegeln. Auch diese Anekdoten werden von passenden, zeitgenössischen Bilder unterstützt, so dass der Leser sich oft direkt hineindenken kann, in die ausgewählten Szenen. Auf einer Bildtafel zeigen sich dann auch noch zahlreiche Escort im Rallye-Einsatz mit der jeweiligen Angabe zur Veranstaltung.

Die Vielfalt der eingesetzten Escort kannte fast keine Grenzen.

Im folgenden Jahr verließ Henry Taylor die Motorsport-Abteilung von Ford und nach einer kurzen Übergangsphase übernahm Stuart Turner die Verantwortung für alle Motorsportaktivitäten von Ford, mit Ausnahme der Formel 1. Turner war vorher bei BMC angestellt und dabei unmittelbar für den großen Erfolg der Mini im Rallye-Sport verantwortlich. Die Saison lief bis dahin nicht wirklich überzeugend und so konzentierte man sich schon auf die kommende Saison 1970. Erstmals wurde so bei der Rallye des Alpes zum ersten Mal der Ford Essex V6-Motor eingesetzt. Auch in einem Ford Zodiac Mk4 wurde dieser Motor getestet um festzustellen, ob dieser eine Option für die Zukunft sein könnte.
1970 stand mit dem GT70 schon ein potentielle Nachfolger des Escort in den Startlöchern und wurde auch schon getestet. Allerdings bot der Escort immer noch die bessere Fähigkeiten für die speziellen Anforderungen des Rallye-Sport. Mit komplett neu aufgebauten Escorts startet man in die neue Saison und hatte sich viel vorgenommen. Eine besondere Veranstaltung war in diesem Jahr die World Cup Rallye, welche die Teilnehmer von London nach Mexiko führen sollte. Diese konnte Ford schließlich mit einem Escort 1850 GT gewinnen und konnte sich so über eine internationale Berichterstattung freuen. Der Rest der Saison war allerdings nicht besonders erfolgreich, mit dem BDA-Motor stand zudem eine noch nicht zuverlässiger Nachfolger des Twin Cam-Aggegrats zur Verfügung, welchem aber in jedem Fall die Zukunft gehörte.

Eine Rallye sorgte schon mal für den ein oder anderen Schaden am Auto.

Die Safari-Rallye war im Rennkalender schon immer eine viel beachtete Prüfung für Mensch und Maschine und Ford brachte hier 1971 gleich fünf Werksautos an den Start, die Generalprobe bei der Midco Rallye in Kenia konnten die Engländer schon für sich entscheiden. Man rechnete mit schlechten Wetter und rüstete die Fahrzeuge für eine Schlammschlacht. Diese blieb allerdings aus und Ford konnte als Maximum einen vierten Platz einfahren. Diesen konnte dabei der einzige Nicht-Werkswagen einfahren. Als Folge wurde der Geldhahn für die Rallyeaktivitäten zugedreht und man musste mit dem vorhandenen Material vorlieb nehmen. Was zunächst wie eine Strafe schien, war im Nachhinein ein echter Gewinn. Der Ford Escort war nun ausgereift und mit einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis ein viel gefahrenen Rallyewagen. Schon im Jahr 1972 fuhr man deshalb eine eigene Rallye Meisterschaft in Großbritannien aus.
Die weiteren Erfolge waren dann mehr als beeindruckend und schon im Folgejahr konnte man sowohl die Safari- als auch die RAC-Rallye gewinnen. 1975 sollte schließlich der Mk2 die Bühne und konnte an den Erfolgen anknüpfen und bis 1981 blieb der Escort dem Feld erhalten. Der Nachfolger der neusten Generation des Escort war schon in der Entwicklung, als dieser zugunsten des kommenden Gruppe B-Monsters RS 200 gestoppt wurde.
Das Buch blickt auch noch auf die Erfolge in der deutschen Meisterschaft und endet nach dem Epilog schließlich mit einem Statistik-Teil.

Fazit: Über eine Dekade Rallye-Geschichte war der Ford Escort prägend und konnte durch viele Einsätze beeindruckende Erfolge feiern. Neben dem Werksengagement aus England, waren die Fahrzeug auch bei den Privatiers sehr beliebt. Aus diesem Gründen ist eine Rückblick auf die gesamte Geschichte von der Entwicklung bis zum Stopp des Projektes durchaus erzählenswert. Das Buch von John Davenport und Reinhard Klein kann hierbei durch und durch gefallen. Textlich werden alle Rallyes beleuchtet und auch viele Zeitzeugen bringen eine hohe Anzahl an interessanten Anekdoten zum Vorschein. Dazu kann die reiche Bebilderung durchweg gefallen und blickt hierbei nicht nur auch die Fahrzeuge. Ein ums andere Mal lassen sich auch andere Szene entdecken. Dies bringt dem Leser die damalige Atmosphäre wirklich näher.
Technisch ist das Buch gelungen umgesetzt und vor allem die Bilddarstellung kann auch in Berücksichtigung auf das Alter der Bilder vollends gefallen.
Für knapp 60 Euro ist das Buch erhältlich und sollte in keiner Rallye- oder Ford-Sammlung fehlen. Ein besonderes Sammlerstück stellt die Limited Edition dar. Diese bietet für knapp 130 Euro einen edlen Leinenschuber, eine Limitierung auf 250 nummerierte Exemplare sowie die Original-Unterschrift von Rallye-Legende Hannu Mikkola.

Bibliografie:
Titel: Ford Escort – Der Siegertyp
Autoren: John Davenport und Reinhard Klein
Umfang: 264 Seiten, 350 Fotos und Grafiken in Farben, 156 in Schwarzweiß
Format: 245 x 300 mm
Sprachen: Deutsch und Englisch
Bindung: gebunden
Auflage: 11/2018
Preis: 59,90 €
ISBN-Nr.: 978-3-947-15608-5
Bestellbar beim Verlag unter: www.rallyandracing.com

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Bonhams, Marco Rassfeld