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Buch – Einfach eine Geile Zeit

Deutsche Rennsport-Meisterschaft 1972 – 1985 – ein Rückblick auf die wilden Jahre der DRM liefert ein Buch aus dem Gruppe C Motorsport Verlag. Mit der seit kurzem erhältlichen, dritten Auflage wird die weiterhin große Nachfrage nach dem Buch über eine der interessantesten Epochen des deutschen Motorsport endlich wieder gestillt. Die neue Auflage wurde überarbeitet und auch ergänzt, so dass jeder Fan auch noch was Neues entdecken kann …

Menschen und Maschinen auf dem Titel.

Das Buch ist im großen Hochformat ausgeführt zeigt sich auch mit einer beachtlichen Dicke. Immerhin 304 Seiten umfasst das Buch und die Dicke kommt hierbei auch von einem recht dicken Papier, welches eine hochwertige Umsetzung sicherstellt. Als Motiv auf dem Titel hat sich in der dritten Auflage nichts verändert, denn mit einigen der erfolgreichsten Fahrern der DRM und drei Rennwagen ist die Aufmachung auch besonders gelungen. So kann man auch heute noch bekannte Namen wie Hans-Joachim Stuck, Klaus Ludwig oder Jochen Mass im Stil der damaligen Zeit entdecken. Mit Ford Capri, BMW 3er und Porsche 935 zeigen sich zudem Modelle der prägenden Marken der DRM, fraglos Rennwagen die bis heute unvergessen sind. Der Asphalt auf dem die Rennwagen abgebildet sind, zeigt sich dann realitätsnah durch ein gelungene, partielle Lackierung. Die Haptik kommt hier echtem Asphalt wirklich nahe und somit sorgt das Buch noch für einen Überraschungseffekt nach dem Entfernen der Folie. Eine weitere partielle Glanzlackierung des Buchtitels fällt hingegen kaum auf, da der Kontrast zum dunklen Hintergrund dies verhindert. Auf der Rückseite zeigen sich dann schon einige Hinweis auf den Inhalt des Buches und auch die nun zu findenden Ergänzungen für die vorliegende dritte Auflage. Gleich zwei Kapitel kamen hinzu und stellen Rennfahrer aus der zweiten Reihe vor und viele Zeitzeugen schildern ihre persönliche Erinnerungen.

Die Technik des Gruppe 5-Capri war schon für damalige Verhältnisse exttrem.

Nach dem Aufschlagen findet man sich recht schnell im Inhaltsverzeichnis wieder. Neben der üblichen Auflistung der im Buch zu erwartenden Kapitel zeigen sich direkt daneben gleich 30 Fahrer, welche im Laufe des Buches porträtiert werden. Auf der Folgeseite kommen dazu noch weitere 30 Fahrer, die nun mit der Realisierung der dritten Auflage in einem eigenen Kapitel vorgestellt werden. Und selbst hier kann man einige bekannte Namen entdecken wie „John Winter“, Walter Brun oder Christian Danner. Das Vorwort stammt dann von Hans-Joachim Stuck, der für diese Auflage seine Gedanken zum Buch über die DRM aktualisierte. Seine Skepsis der mögliche Nachbearbeitung einer längst vergangenen Zeit konnte schon mit der ersten Auflage sehr erfolgreich widerlegt werden. Warum die Deutsche Rennsport-Meisterschaft auch lange nach deren Einstellung noch interessant ist, verdeutlichen die Autoren in der dann folgenden Einleitung.
Das erste Kapitel startet dann schließlich mit der generellen Betrachtung der Rennserie und trägt auch deren Namen. Optisch zeigt sich das Kapitel mit einer doppelseitigen Einführungsseite, welche in diesem Fall im Grün gehalten ist und mit nur wenig Text einen ersten Eindruck zulässt. Ein Zeichen für die opulent Ausrichtung des Buches, welches auch durch ein gelungenes Design Aufmerksamkeit erzeugen kann.

Viele Porträts vieler Fahrer finden sich im Buch wieder und
stellen diese so in den Mittelpunkt.

Zunächst findet sich nun eine Karte mit allen Austragungsorten der Rennen aus 14 Jahren Deutsche Rennsport-Meisterschaft wieder. Waren die ersten Jahre alle Rennen noch in Deutschland, kam 1977 Zolder als erster ausländischer Austragungsort dazu. Dies macht die damalige Stellung der eigentlich nationalen Meisterschaft deutlich, die später ihre Teilnehmer auch noch Rennen in Österreich, den Niederlanden, in England und auch in Italien antreten ließ. Interessant ist auch die Tatsache, das keine Rennstrecke über alle Jahre befahren wurde. Der Nürburgring, der Hockenheimring und der Norisring waren mit jeweils 13 Austragungen die am meisten gewählten Strecken und sind bis heute nicht aus dem deutschen Motorsport wegzudenken. Dann folgt ein Blick auf die Entstehung der neuen Rennserie, welche das vorhandene Klassen-Wirrwarr in Deutschland endgültig beenden sollte und auch den echten deutschen Meister küren sollte. Hierbei waren Jochen Neerpasch, Rennleiter bei Ford, Hugo Emde, Prokursit bei Bilstein und Fritz Jüttner, Leiter des Bosch-Renndienstes federführend und entwickelten die Basis zur neuen Serie. Auch durch das Drängen der Verbände ADAC, AvD und DMV beschloss die ONS-Sportkomission schließlich die neue Meisterschaft ab der Saison 1972 in zwei Divisionen zu starten. Um das Prädikat der deutschen Meister zu unterstreichen, mussten die Fahrer allerdings über einen deutsche Lizenz verfügen um Punkte zu bekommen. Dies sorgte zunächst für die fast ausnahmslose Teilnahme von deutschen Fahrern, welches aber spätestens ab dem Jahr 1976 gesprengt werden sollte. In dieser Zeit waren auch viele internationalen Spitzenfahrer am der DRM interessiert und besorgten sich eine Lizenz bei der ONS. Auch ein Ausdruck des hohen Stellenwertes der Serie.

Fast ohne Sponsoren startete die Serie im Jahr 1972,
doch die Finanzierung geriet immer mehr zur Herausforderung.

Neben dem informativen Text nutzt das Buch hier auch seine Größe aus und zeigt schon einen fotografischen Querblick durch die Entwicklung der Serie. Neben den wichtigsten Personen finden sich auch hier schon einige Rennszenen oder auch Szenen abseits der Rennstrecke wieder, die oftmals auch in einer schönen Abbildungsgröße wiedergegeben werden.
Die Technik steht dann im Fokus von zweiten Kapitel. Hier kann man einige technische Details entdecken, welche die verwendeten Reglements im Laufe der Jahre wiedergeben. Natürlich kann in diesem Rahmen keinen komplette Aufarbeitung aller Fahrzeuge stattfinden, so dass man sich aus die Highlights ausgewählter Modelle beschränken musste. Durch das Nutzen von vorhandenen Reglements aus dem Anhang J der FIA nutze die DRM beliebte Gruppen. Hierbei waren tiefgreifende Änderungen kam möglich und die Rennwagen sahen zumindest äußerlich noch sehr seriennah aus. Ford war mit dem Capri von Anfang an in der Serie vertreten und die Entwicklung hin zum Gruppe 5-Reglement im Jahr 1977 brachte dann deutlich größere Freiheiten in der Gestaltung der Rennwagen. Nach und nach entstanden so reinrassige Rennwagen, welche noch sie Silhouette der Serie nutzen sollten. Neben dem Capri blickt das Buch im Technik-Teil auch noch auf die Boliden von BMW und Porsche, welche die deutsche Meisterschaft mit Werksunterstützung bereicherten. Nach dem Ende der glorreichen Gruppe 5-Ära zur Saison 1982 folgte nunmehr die Gruppe C, welche mit Serienmodellen keinerlei unmittelbare Verbindung mehr haben sollten. Zunächst waren auch noch die Rennwagen der Gruppe 6 und Gruppe 5 startberechtigt und hiermit sorgte man für sehr bunte Starterfelder. Nach und nach zog diese Entwicklung aber auch die Kosten immer mehr in die Höhe, so dass ein Ende der Serie schon absehbar war. Der kostenintensive Einsatz der Gruppe C-Rennwagen war für einen nationale Serie zu viel, da waren die internationalen Rennserien deutlich attraktiver und prestigeträchitger. Wieder wird sich der Leser hier auch über viele tolle Abbildungen freuen und auch technische Querschnitte lassen sich hier zum besseren Verständnis entdecken.

Viele der neuen Stories im Buch sind heute unvorstellbar und sorgen für sichere Lacher.

Zum Abschluss des Kapitels finden sich noch zwei zeitgenössische Artikel aus der rallye racing wieder, welcher der Mit-Autor Uwe Mahla damals die Verbesserungen von Porsche und BMW zur Saison 1980 dokumentierte. Hierfür tauschte er sich mit den Rennfahren Rolf Stommelen und Manfred Winkelhock aus und der Leser kann so einen echten Einblick auf die damals neusten Entwicklungen werfen.
Es folgt dann schließlich der Hauptteil vom Buch, in dem sie einzelnen Jahre aufgearbeitet werden. So werden die Verlaufe alle Saisons von 1972 bis 1981 einzeln wiedergegeben und auch der Tabellenendstand findet sich passenderweise hier wieder. Dazu gibt es eine erneut tolle Bebilderung, die auch oftmals viele Szenen abseits der Strecken zeigt, welche die damalige Atmosphäre sehr gut wiedergeben. Hier sind nicht nur die damaligen Frisuren für Lacher gut, auch die Rennwagen sind heute Legenden und hier noch im echten Renneinsatz wiederzufinden. Im gesamten Verlauf finden sich zudem Fahrerporträts wieder und auch einige besondere Geschichten. Die letzen vier Jahre von 1982 bis 1985 werden dann zusammengefasst wiedergegeben, sicher auch weil die Gruppe C nicht mehr dem wirklichen Geist der deutschen Rennserie entsprach.
Die Finanzierung war in Verlauf der Jahre der DRM immer interessanter, denn die Kosten stiegen unaufhörlich. Gab es zu Beginn kaum Sponsoren für die Rennwagen, so sollte sich dies im Verlaufe der Jahre gewaltig ändern. Wer könnte diese Geschichten besser erzählen als Eckhard Schimpf, welcher für die Platzierung der Jägermeister.Werbung verantwortlich war.
Es folgen noch die beiden neuen Kapitel mit weiteren Fahrerporträts und tollen, unglaublichen Geschichten aus der Historie der DRM, welche von verschiedenen Zeitzeugen zusammengetragen wurden. Schließlich gibt es noch eine umfangreiche Statistik und ein Blick auf die Entstehung des Buches, sowie noch Erinnerungen an den inzwischen verstorbenen Mi-Autor Gustav Büsing, welchem das Buch auch gewidmet wurde.

Fazit: Das Buch ist vollkommen zu Recht schon bei seiner Erstveröffentlichung im Jahr 2011 mit dem ADAC Motorwelt Autobuch Preis ausgezeichnet worden. Die Darstellung einer legendären Zeit kann kaum besser wiedergegeben werden. Mit einer reichen Bebilderung kann der Leser ein ums andere Mal in die gute alte Zeit abtauchen und sich an den tollen Rennwagen und auch vielen Szenen abseits der Rennstrecke erfreuen. Die überarbeitete und erweiterte Auflage bringt zudem weitere 50 Seiten mit weiteren Fahrern und Stories zum Vorschein, welche einen Neukauf sicherlich rechtfertigen.
Das dicke Buch ist zum wirklich fairen Preis von 50 Euro im Handel erhältlich und gehört fraglos in jedes gut sortierte Motorsport-Buchregal. Ein Must-Have für alle Fans des gepflegten Rennsports.

Bibliografie:
Titel: Einfach eine Geile Zeit – Deutsche Rennsport-Meisterschaft 1972 – 1985
Autoren: Gustav Büsing, Uwe Mahla
Umfang: 304 Seiten, ca. 650 Fotos (sw/color)
Format: 245 x 300 mm
Bindung: gebunden, Hardcover
Auflage: 3. Auflage, 05/2020
Preis: 50,– €
ISBN-Nr.: 978-3-948501-03-7
Bestellbar beim Verlag unter: www.gruppecverlag.de

Text: Marco Rassfeld
Fotos: ’72stagpower, Gruppe C Motorsportverlag, Marco Rassfeld