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Buch – Jochen Rindt

Ikone mit verborgenen Tiefen – über Jochen Rindt gibt es schon viele Bücher, auch viele welche kurz nach seinen tragischen Unfalltod herauskamen. Dennoch ist die Faszination des österreichischen Rennfahrers bis heute ungebrochen. Dies veranlasste McKlein Publishing zur Auflage eines komplett neues Buches, welches auch in ungeahnte Tiefen vorstoßen möchte, wie der Untertitel verrät.

Jochen Rindt aus vielen Blickwinkeln zeigt sich auf dem Schuber.

Das Buch macht schon auf den ersten Blick einen massiven Eindruck, denn die Umsetzung in einem wirklich großen, quadratischen Format sorgt dafür, dass sich der Titel von vielen anderen Büchern schon hier abhebt. Dazu kann man sich auch über einen stabilen Schuber freuen, welcher das Buch schützt. Auf diesem finden sich schon viele Bilder von Jochen Rindt und auch von einigen seiner Rennwagen wieder, Um den guten Eindruck nicht zu stören, hat man den notwendigen Barcode auf die Unterseite vom Schuber platziert. Somit findet sich neben den unterschiedlichsten Bilder noch der Name in großen Lettern auf dem Titel wieder und zudem noch der Autor, der Untertitel und der Verlag. Hierbei kann man dann auch schnell erkennen, dass das Buch sowohl mit deutschem als auch englischem Text umgesetzt wurde. Beim Buch selbst konzentriert sich der Titel dann auf ein Porträt von Rindt, welches auch im normalen Kontrast gedruckt wurde. Auf dem Schuber sind die Bilder bewusst zurückgenommen und haben weniger Kontrast, denn sonst wäre die Collage sicher nicht mehr stimmig. Auf der Rückseite findet sich dann ein kurzer Klappentext, der zunächst auf den 5. September 1970 eingeht. An diesem Tag verunglückte Jochen Rindt beim Großen Preis in Monza tödlich und Österreich trauerte um seinen National-Helden. Dazu geht der Text noch auch die umfassende Betrachtung im Buch ein, welches von der Kindheit bis zum Tod alle Details über Jochen Rindt offenlegen will.

Die motorsportlichen Anfänge waren bescheiden, aber schnell war Jochen Rindt erfolgreich.

Nach dem Aufschlagen kann man im Vorsatz zwei Bilder mit Jochen Rindt und einem Porsche 911 entdecken. Auf diesen wirkt er einmal ernst und einmal sehr entspannt und zeigt so gleich seine Vielseitigkeit. Spätestens jetzt sollte dem halbwegs erfahrenen Leser auch die Farbkombination mit Rot und einen gold wirkenden Gelb-Ton auffallen. Fraglos eine Reminiszenz an die Lackierung seiner Lotus Formel 1-Rennwagen, die mit dem Sponsoring von Golden Leaf mit einer solche Farbkombination versehen wurden. Schließlich wurde Jochen in einem solche Fahrzeug posthum Formel 1-Weltmeister und fand tragischerweise auch darin seinen Tod. Dieser war zur damaligen Zeit ein ständiger Begleiter der Rennfahrer, denn die Sicherheit war noch unglaublich weit von den heutigen Standards entfernt.
Das Inhaltsverzeichnis gibt dann einen ersten Überblick über die 26 Kapitel, in denen das Leben und Wirken von Jochen Rindt dem Leser nah gebracht werden wird. Schon hier nutzt das Buch sein großes Format um die Trennung der Sprachen Deutsch und Englisch auf zwei Spalten zu vollziehen. Dies zieht sich im gesamten Buch durch und ist eine wirklich gute Lösung. Zum einen ist so gewährleistet, dass die Bilder auch zu den textlichen passenden Passagen stehen und zum anderen wirkt das Layout immer noch stimmig. Zur optischen Unterscheidung wurden lediglich verschiedene Schriften verwendet, so dass es auf dem ersten Blick gar nicht auffällt.
Dann folgen als erstes zwei kurze Vorworte zu Jochen Rindt aus der Feder seines Halbbruders Dr. Ing. Uwe Eisleben und von Bernie Ecclestone.
Die Einleitung gibt dann als Kapitel 0 einen ersten Überblick über das Leben von Jochen Rindt und klärt auch endgültig die Frage nach der Nationalität RIndt’s auf. Er besaß nämlich einen deutschen Pass und eine österreichische Rennlizenz. Auch ein paar Hinweise auf sein Leben neben der Rennstrecke finden sich schon wieder, dienen aber zunächst nur dem Überblick.

Die Formel 2 nutzte Jochen Rindt um sein Ziel Weltmeister zu werden zu verwirklichen..

Schon hier kann man aber erkennen, dass im Buch auch eine hohe Zahl an Bildmaterial zum Einsatz kommt. Diese sind oftmals auch im großen Format platziert und zeigen das Jochen Rindt mehr war als nur Rennfahrer. Schon in der Einleitung finden sich neben Szenen von der Rennstrecke auch Szene aus der Mainzer Mühle KLERI wieder, welche er von seinen Eltern erben sollte.
Jochens Eltern stehen dann im Fokus von ersten Kapitel. Seine Mutter Ilsa-Olga hatte schon einen Sohn aus erste Ehe, als Sie Ende der 1940er Jahre den Mainzer Industriellen Karl Georg Ludwig Rindt heiratete. Dieser war soeben zum alleinigen Inhaber der Mainzer Gewürzmühle KLERI geworden. Doch die Bedrohung durch die alliierten Luftangriffe war allgegenwärtig und so schien den beiden die Gefahr für ihr Baby Karl Jochen zu groß. Sie übergaben ihn an die Großeltern in Graz, wo auch schon sein Halbbruder Uwe wohl behütet aufwuchs. Die Eltern seiner Mutter konnte Jochen und Uwe eine unbeschwerte Kindheit realisieren, denn die Bombenangriffe konzentrierten sich auf das Gebiet vom Deutschen Reich. Als angesehener Jurist konnte Großvater Dr. jur. RA Hugo Martinowitz seinen Enkeln gar ein durch und durch behütetes und gar luxuriöses Leben bieten. Einige Bilder, die aus dem Familienalbum stammen, blicken auf die Menschen und die Zeit zurück.
Operation Gomorraha klingt dann die bedrohliche Überschrift zum zweiten Kapitel. Hier wird noch anschaulich beschreiben, wie die Eltern von Jochen beim Bombenangriff auf Hamburg zu Tode kamen. Dazu trugen auch einige umglückliche Umstände bei, denn es wurde eine Übernachtung nach einem Besuch des Prokuristen nötig.
Einen weiteren Blick in das Familienalbum bietet dann Kapitel 3, welches ausschließlich aus Bilder und den dazu passenden Bildunterschriften besteht.

Die große Anzahl an sehr gutem Bildmaterial schafft auch einen Teil der notwendigen Authentizität.

Nach einen Blick auf die ersten Schuljahre, in denen sich Jochen nicht als einfacher Schüler zeigen sollte, folgt der Weg ins Internat. Auch hier hatte Jochen seine Schwierigkeiten, konnte sich aber immer auf den Rückhalt durch seine Großeltern verlassen. Bedingt durch eine Beinverletzung war der Weg zum Internat aus den oft mehrere Kilometern entfernt liegenden Unterkünften für Jochen nur schwer zu schaffen. Aus diesem Grund stellt ihm sein Großvater einen Käfer als fahrbaren Untersatz zur Verfügung, natürlich mit Chauffeur, denn Jochen war zu jung und hatte folgerichtig auch noch keinen Führerschein. Durch die Ausrede, dass ein Mitschüler schon im Besitz einer solchen Fahrerlaubnis sei, wurde Jochen diesen aber schnell los und setzte sich fortan selbst hinter das Lenkrad. Seine ersten Erfahrung machten ihn umso neugieriger auf das schnelle Fahren und gemeinsam mit seinen Mitschülern gab es ungewöhnlich Mutproben zum bestehen. Seine erste konkrete Erfahrung mit dem Motorsport machte Jochen dann im Jahr 1961. Gemeinsam mit Helmut Marko machte er sich auf den Weg zum Großen Preis auf dem Nürburgring. Beide konnte die Rennwagen bewundern und waren begeistert von der Geschwindigkeit und der Wagemut der Fahrer. Scheinbar war diese furchtlos.
Auf die Rennstrecke zog es Jochen dann immer mehr, wie das sechtse Kapitel zu berichten weiß. Mit seinem Simca, der den Käfer inzwischen abgelöst hatte machte er sich an die Eroberung der Rennstrecken. So erfuhr er vom den geplanten Rennen auf einem Flugplatz in Innsbruck, bei dem er sich von einem Tag auf den anderen anmeldete. Er besaß weder Rennlizenz noch Erfahrung und durfte trotzdem an den Start gehen. Nach der Ankunft in Innsbruck fuhr er dann auch, mit dem nun mit Startnummern beklebten Simca munter drauf los und raste auf das Flugfeld. Dieses war damals aber noch in Nutzung und noch nicht für die Rennsport-Veranstaltung freigegeben. Heute unvorstellbar, aber er durfte trotzdem noch an der Veranstaltung teilnehmen. Der Simca wurde schnell als zu langsam abgestempelt, so dass Jochen im kommenden Jahr 1962 auf Alfa Romeo zurückgreifen konnte und hiermit schon einige Achtungserfolge einfahren konnte. Doch er wollte in den Formel-Sport, denn schließlich war schon als Kind sein Ziel Weltmeister zu werden …

Immer wieder finden sich auch einige private Momente im Bild wieder.

Bis hierher sind nur die semi-professionellen Anfänge von Jochen Rinds beeindruckender Karreire beschrieben, aber gleichfalls schon eine stattliche Menge an interessanten Geschichten erzählt. Natürlich bringen auch die kommenden Kapitel einige interessanten Geschichten zum Vorschein, die Jochen Rindt während seines Lebens erleben konnte. So war er bald in London und auch Paris beheimatet, denn in Österreich waren die Aussichten auf hochklassigen Motorsport sehr überschaubar. Dennoch feierten die Österreicher Jochen Rindt mit unglaublichen Enthusiasmus, die Popularität war zu vergleichen mit denen von internationalen Popstars. Seine Auftritte in der Formel Junior und der Formel 2 führten ihn an die Königsklasse des Rennsports heran. Gerade in der Formel 2 fanden sich damals viele Fahrer und auch Verantwortliche aus der Formel 1 wieder. Mit seiner Fahrweise sorgte Jochen Rindt für viel Aufmerksamkeit, sowohl beim Publikum als auch bei den Chefs der Rennteams und machte auch die Konkurrenten unruhig. Seinen ersten Formel 1-Star erlebte Rindt schon im Jahr 1963 beim Großen Preis von Österreich in Zeltweg.
Die folgenden Jahren brachten dann einen stetigen Anstieg der Resultate und oft stand Jochen Rindt in unterschiedlichsten Klassen auf dem ersten Platz. Bis zu seinem ersten Sieg in der Formel 1 sollte so aber noch bis 1969 dauern, wobei er dabei schon in Diensten von Lotus stand. Mit dem charismatischen und radikalen Colin Chapman an der Spitze war Jochen Rindt endgültig in einem Spitzenteam gelandet. Doch der Tod war damals ständiger Begleiter des Motorsports, der auch vor Spitzenfahrern keinen Halt machte. So gelang Jochen Rindt zwar der Gewinn der Weltmeisterschaft, die er aber nicht mehr erleben durfte, da er beim Training zum Großen Preis im italienischen Monza tödlich verunglückte.
Das Buch analysiert den Unfall noch sehr genau und auch den Verbleib des Fahrzeugs. Zum Abschluss findet sich noch eine Statistik mit allen Rennen, bei denen Jochen Rindt am Start stand, im Buch wieder

Fazit: Jochen Rindt ist auch heute noch ein beliebter Rennfahrer, der wie viele seiner Kollegen den tragischen Tod in seinem Sport fand. In diesem Jahr sind schon 50 Jahre seit dem Unfall vergangen aber so ganz vergessen ist er immer noch nicht. Das hierzu wieder Bücher zum Thema erscheine, war also durchaus zu erwarten. Dr. Erich Glavitza und McKlein Publishing landen aber durch die Umsetzung und den Tiefgang einen Volltreffer! Die Story beginnt sogar bei den Eltern von Jochen Rindt und die enge Zusammenarbeit mit seinem Halbbruder Uwe Eisleben bringen einige Motive aus dem Familienalbum hervor. Aber auch die Bilder rund um die Rennstrecke können durch und durch begeistern, hier finden sich sowohl Rennwagen als auch scheinbar intime Portraits wieder.
So ist das Buch den Preis von knapp unter 100 Euro durchaus wert und mausert sich zum einem der besten Bücher über eine Rennfahrer-Ikone! Für Motorsport-Fans mit dem Interesse an den Menschen an sich ist das Buch ein echtes Highlight, welches sicher nicht nur einmal aus dem Regal geholt wird.

Bibliografie:
Titel: Jochen Rindt – Ikone mit verborgenen Tiefen
Autor: Dr. Erich Glavitza
Umfang: 400 Seiten, ca. 99 in Farbe und 304 in Schwarzweiß
Format: 290 x 290 mm
Sprachen: Deutsch und Englisch
Bindung: Hardcover im Schuber
Auflage: 07/2020
Preis: 99,90 €
ISBN-Nr.: 978-3-947-15626-9
Bestellbar beim Verlag unter: www.rallyandracing.com

Text: Marco Rassfeld
Fotos: McKlein, Marco Rassfeld