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Buch – Mythos Le Mans

Die Porsche-Sieger. Autos – Technik – Fahrer – die Verbundenheit mit Porsche und dem Motorsport ist seit dem Start der Marke ungebrochen. Ein Highlight ist dabei das 24 Stunden Rennen in Le Mans, bei dem sich die Rennwagen von Porsche schon oft in die Liste der Sieger eintragen konnte. Im Motorbuch Verlag erschien hierzu nun ein Titel mit den Fahrzeugen und Geschichten zu den Einsätzen von Porsche in Le Mans …

Zwei Ikonen der Vergangenheit und Gegenwart zeigen sich auf dem Titel.

Das Buch ist im recht großen Querformat umgesetzt und gibt so die Möglichkeit die Bilder im Stile eines Breitbilds wiederzugeben. Dies wird auch immer wieder genutzt. soviel sei schon mal verraten. Beim Blick auf die Autoren des Buches finden sich dann auch bekannte Namen wieder und mit René Staud ist der perfekte, fotografische Darstellung verbunden. Bernd Ostmann hingegen ist als langjähriger Chefredakteur der auto motor und sport ein Institution des deutschen Automobil-Journalismus. Auf dem Titel finden sich der erste und letzte Gesamt-Sieger der 24 Stunden von Le Mans aus dem Hause Porsche wieder, in Form des 917 und des 919 Hybrid. Beide zeigen hierbei ihre Front auf einem schwarzen Hintergrund. Hervorgehoben werden diese noch durch eine dicke Glanz-Lackierung, bei der allerdings die Reifen scheinbar vergessen wurden. Somit scheinen die Fahrzeuge zu schweben, was einen eigenartigen Eindruck vermittelt. Ansonsten ist der Effekt sehr beeindruckend und wird auch beim Buchtitel verwendet. Und auch auf der Rückseite findet sich noch ein Bild mit den beiden Fahrzeugen vom Titel, diesmal im einer Seitenansicht und ebenfalls mit dem Glanz-Lack versehen. Dazu gibt es hier noch einen Klappentext mit einer kurzen Geschichte zum Inhalt des Buches, wobei auch schon der erste Start der Stuttgarter im Jahr 1951 mit dem 356 SL Aluminium Coupé erwähnt wird. Nicht nur der Schutzumschlags zeigt diese Motive, sondern auch der eigentliche Einband an sich, wobei hier auf den Lack verzichtet wurde.

Im Jahr 1970 gelang Porsche mit dem 917 endlich der erste Gesamtsieg in Le Mans.

Nach dem Aufschlagen findet man sich recht unmittelbar im Vorwort wieder. Hier folgt schon ein erster, kurzer Blick auf die 19 Gesamtsiege, die Porsche bis heute feiern konnte. Auch finden sich hier schon einige Zitate von Jacky Ickx wieder, der vier seiner sechs Siege im Le Mans auf Porsche einfahren konnte. Doch er stellt auch gleich die oftmals ausschließlich erwähnten Fahrer ein wenig zurück, den „85 Prozent eines Rennprojektes sind beendet, wenn sie dir das Lenkrad in die Hand drücken“. Auch aus diesem Grund ist das Buch „den Konstrukteuren, den Entwicklern, den Strategen und natürlich den Mechanikern“ gewidmet. Eine leider seltene Verneigung vor dem wichtigem Team hinter den Fahrern und dem Fahrzeug. Da vor allem Porsche hier auf eine beeindruckende Historie zurückblicken kann, ist der Philosophie der Marke geschuldet. Seit den ersten Tagen war der Motorsport ein Teil von Porsche und nicht wenige Entwicklungen für die Serienproduktion wurden hier unter schwersten Bedingungen erprobt. Unterstützt wird das Vorwort schon von einer ganzseitigen Abbildung eines 919 Hybrid in der Boxengasse von Le Mans. Das anschließende Inhaltsverzeichnis liefert einen ersten Überblick über das Buch und legt die chronologische Reihenfolge offen.
Im Prinzip wie eine Einleitung blickt das Buch auf den Mythos Le Mans und legt die lange Verbundenheit von Porsche zu dem Rennen rund um die Uhr offen. Hierbei lassen sich einige zeitgenössische Aufnahmen wieder finden, die den ersten Einsatz im Jahr 1951 ebenso zeigt wie die in den Anfangsjahren genutzte Werkstatt im nahegelegenen Teloché.

Viele Interviews bringen Eindrücke von den den Menschen, die unmittelbar mit den Einsätzen beteliigt waren.

Es folgt ein interview mit Dr. Wolfgang Porsche, der schon in frühen Jahren von seinem Vater mit nach Le Mans fuhr um die Auftritte ihrer Marke zu verfolgen. Auch bei den letzten Erfolgen mit dem 919 Hybrid war er zugegen und konnte somit zu vielen Zeiten die Magie von Le Mans hautnah erleben. Er führte zwar nicht Buch über seine Besuche, war aber nach eigene Aussagen „mindestens 24- oder 25-mal in Le Mans“.
Mit dem 917 machte sich Porsche dann mit aller Macht auf um endlich den ersten Gesamtsieg zu feiern. Das Modell wurde unter besonders angespannten Bedingungen entwickelt und fertiggestellt. So war es für den damals Verantwortlichen Ferdinand Piëch „das riskanteste Auto meines Lebens“, während sich der Motor-Magier Hans Mezger an den Zwölfzylinder wie folgt erinnert: „Er besitzt von allen bis dahin gebauten Motoren des höchsten Wirkungsgrad“. Zwei Menschen, die mittlerweile leider verstorben sind durch deren Erinnerungen auch durch Bücher wie diese lebendig gehalten werden. Die unmittelbaren Eindrücken der beteiligten Personen liefern so einen sehr intensiven Blick auf die Entstehung des Sportwagen des Jahrhunderts. Der angesehene und heute legendäre 917 wird mit tollen Bildern und einem umfangreichen Text vorgestellt, wobei die ersten Erfolge mit dem neuen großen Porsche-Rennwagen zunächst auf sich warten ließen. Neben den gelungenen Aufnahmen aus den Staud Studios finden sich auch einige Aufnahmen des Rennens 1970 wieder in dem Porsche der erste Gesamtsieg gelang. Richard Atwood erinnert sich als Fahrer an diesen Erfolg und in einem Fahrbericht bekommt man das besondere Fahrerlebnis im 917 geschildert. Auch ein Blick auf den Filme Le Mans von und mit Steve McQueen darf nicht fehlen und gehört zum Mythos des 917 ebenso wie zum Rennen in Le Mans. 1971 konnte Porsche den Erfolg mit einen besonderen 917 mit Magnesium-Rahmen wiederholen und der damalige Fahrer Dr. Helmut Marko erinnert sich im Interview.

Die Fotos aus den Staud Studios begleiten die Vorstellung der Rennwagen und
sind immer wieder beeindruckend.

1977 gewann Porsche dann in einer dramatischen Schlussfahrt mit dem 936, der von Jürgen Barth über die Ziellinie gerettet wurde. Das Rennen war eines der unglaublichsten Geschichten des Rennsports und Porsche trat mit zwei, nach dem Reglement der Gruppe 6 aufgebauten 936 um den Gesamtsieg in Le Mans an. Härtester Konkurrent waren zu diesen Zeit die Werks-Renault die mit viel Aufwand den Sieg in Frankreich behalten wollten und ebenfalls mit zwei starken Rennwagen am Start standen. Die ersten Sorgen machten sich aber schnell breit, denn der favorisierte 936, pilotiert von Jacky Ickx und Henri Pescarolo, musste aufgeben. Auch der Werks-935 fiel wenig später aus, so dass nur noch ein 936 übrig bleib, der aber ebenfalls schon von technischen Defekten heimgesucht wurde. So lag man nach zwei Stunden auf dem 41. Platz im Gesamtklassement. Trotz aller Enttäuschung und anfänglicher Resignation setzte man nun alles auf die letzte, verbleibende Karte. So übertrug man auch Jacky Ickx das Steuer des 936 und er zeigte vor allem in der Nacht sein beeindruckendes Können. Mit einer Fahrzeit von 11 Stunden verbrachte er einen Großteil hinter dem Steuer und pulverisierte sämtliche Streckenrekorde und nahm den führenden Renault bis zu 10 Sekunden pro Runde ab! Schließlich konnte der 936 auch wieder die Führung übernehmen, aber das Schicksal schlug erneut zu und sorgte für einen durchgebrannten Kolben eine Stunde vor dem Ende des Rennens. Der lange gejagte Renault war inzwischen ausgefallen, so dass der Vorsprung vor dem Zweitplatzierten in Kilometer etwa 200 betrug. Kein Konkurrent wäre in der Lage gewesen diese Distanz zu absolvieren, aber das Auto musste um Sieger des Rennens zu werden aus eigener Kraft über die Ziellinie fahren. Dies gelang dann mit langsamer Fahrt und erneute hatte Porsche sich den Sieg in Le Mans sichern können.

Das Buch lässt immer wieder auch einige ungewöhnliche Eindrucke wieder,
wie ein Blick in den Innenraum oder unter die Motorhaube.

Diese Geschichte wird mit tollem Text und vielen, zeitgenössischen Bildern dargelegt und ist natürlich nur ein Beispiel für viele Geschichten die sich im Laufe der Jahre in wahren Dramen auf der Rennstrecke abspielten. Der 936 wird im Anschluss auch noch intensiver vorgestellt und war anfangs gar nicht geplant, denn man wollte sich auf die seriennahen Rennwagen mit der Basis des 911 konzentrieren. Auch Jacky Ickx wird noch interviewt und von 936 gibt es ebenfalls einen Fahrbericht zu entdecken.
1979 sollte dann tatsächlich ein Porsche 935, der eben auf dem 911 basierte in Le Mans gewinnen. Dies glich einer Sensation, denn die Wagen der Gruppe 6 fielen entweder aus oder konnten den Sieg des Gruppe 5-Porsche nicht verhindern. Hierbei konnte sich Porsche zudem zum ersten Mal auf seine Kunden verlassen. Das Kremer-Team hatte mit dem K3 eine eigene Evolution des 935 geschaffen und konnte mit diesem den Sieg für die Marke sichern. Ein nicht außergewöhnliches Ereignis, wie sich auch im weiteren Verlauf der Jahre feststellen lässt. Abermals gibt es auch hier noch ein Interview mit einem Siegfahrer, in diesem Fall Klaus Ludwig sowie einen Fahrbericht und eine Vorstellung des 935 entdecken, wobei sich in den erstklassigen Bildern der K3 im legendären Jägermeister-Anstrich wiederfindet.
Es gibt im Buch noch unglaublich viel zu entdecken, denn es erfolgten noch viele Erfolge für Porsche in Le Mans. zunächst betrat die Gruppe C als neue Rennklasse der Langstrecken-Weltmeisterschaft die Bühne und Porsche war zunächst mit dem 956 vertreten. Später wurde dieser vom nur geringfügig angepassten 962 abgelöst und beherrschte die Klasse in beeindruckender Manier. Die Modelle waren zudem auch für die vielen Kunden gern genommene Sieges-Kandidaten und für Porsche auch so ein voller Erfolg.
Doch auch in der GT1-Klasse oder der LMP1 war Porsche unter anderem noch erfolgreich und so gibt es für die Leser noch viele beeindruckende Rennwagen und die dazu passenden Geschichten zu entdecken.

Fazit: Le Mans und Porsche sind eng verbunden und somit ist ein Buch zu Thema eine logische Konsequenz. Die Umsetzung ist in diesem Fall wirklich gelungen und stellt dem Leser eine Vielzahl der Sieger vielseitig vor. So finden sich Rennberichte, Fahrzeugvorstellungen, Interviews und sogar Fahrberichte wieder und das Buch stellt einen umfassende Darstellung sicher. Eine reine Abarbeitung aller bisherigen Siege liefert das Buch aber nicht, und so findet man auch keinen Statistik-Teil wieder. Es stehen vielmehr die emotionalen Ereignisse und dessen Betrachtung im Mittelpunkt und machen das Buch hierdurch besonders. Die Mischung aus Studio-Aufnahmen von René Staud und den unverzichtbaren. zeitgenössischen Aufnahme ist sehr gelungen und kann überzeugen. Die Texte sich kurzweilige aber gleichzeitig sehr informativ.
Zum Preis von knapp unter 80 Euro erhält der Käufer ein tolles Buch zur Faszination der Verbindung einer der weltweit bekanntesten Sport- und Rennwagen-Hersteller und dem anspruchsvollsten und traditionellsten 24-Stunden-Rennen der Welt. Ein weiteres Porsche-Buch, welches auf das kaum zu verzichten ist.

Bibliografie:
Titel: Mythos Le Mans – Die Porsche-Sieger. Autos – Technik – Fahrer
Autoren: René Staud, Bernd Ostmann
Umfang: 240 Seiten, 200 Bilder
Format: 305 x 240 mm
Bindung: gebunden mit Schutzumschlag
Auflage: 10/2020
Preis: 79,00 €
ISBN: 978-3-613-04344-2
Bestellbar beim Verlag unter: www.motorbuch.de

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Motorbuch Verlag, Marco Rassfeld