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Buchbesprechung – Jaguar

Der englische Hersteller Jaguar hat eine äußerst lebhafte und nicht selten kritische Vergangenheit hinter sich und findet sich heute in der Obhut des indischen Mischkonzerns Tata. Mit dem neuen F-Type greift man bewusst die Vergangenheit auf – der legendäre E-Type ist heute noch allgegenwärtig. Der Heel-Verlag veröffentlichte vor kurzem die überarbeitete und erweiterte Neuauflage des zugehörigen Buches von Autor Heiner Stertkamp.

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Die ultimative Jaguar-Bibel! So offensiv wird das Buch vom Verlag beworben. Dazu passt der erste, beeindruckende Eindruck vom Buch. Es ist groß, schwer und 560 Seiten dick – ein echter Brocken! Aber passt das Gebotenen zu einer echten „Bibel“?

Der Hauptteil des Buches gliedert sich nach Vorwort und Einleitung in nicht weniger als 22 Kapitel auf 382 Seiten, hierbei wird die Geschichte hierarchisch dargeboten. Nach dem Beginn als Hersteller eines revolutionären Motorrad-Beiwagens folgen unzählige weitere Schritte zum Hersteller exklusiver Automobile.

Zunächst unter der Firmierung Swallow schuf die Firma nun Aufbauten für diverse Chassis. So wurden unter anderem Chassis von Austin, Swift und Standard mit einer exklusiven Karosserie versehen. Schließlich folgte im Jahr 1933 die Gründung der SS Car Company Limited nachdem im Jahr 1931 bereits die ersten Autos unter der Marke SS vorgestellt wurden.

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Erheblich zur Positionierung auf dem Markt trug schließlich der SS 100 bei. Ein heute noch bekannter Sportwagen bei dem die 100 für die mögliche Höchstgeschwindigkeit in Meilen stehen sollte. Diese magischen 100 mph wurden aber erst von späteren Modellen wirklich erreicht.

Der Name Jaguar tauchte schließlich das erste Mal als Modellname beim 1935 vorgestellten SS Jaguar auf. Dieser verfügt als erstes Modell über den ersten selbstkonstruierten Motor und war ein Saloon – gleichfalls das erste viertürige Automobil von SS. Durch zahlreiche Erfolge diverser SS-Fahrzeuge im Rennbetrieb wurde die Marke immer bekannter und schuf gleichzeitig seinen ersten Ruf als exklusive Marke zu einen kleinen Preis.

Nach dem zweiten Weltkrieg wurde der bereits 1937 eingetragene Markenname Jaguar schließlich für alle Automobile verwendet – die Gründe sind sehr traurig und heute noch jedem bekannt. Aber ein Jaguar klingt in jedem Fall besser als ein SS!

Der nächste Geniestreich war schließlich der XK 120. Ein betörend schöner Sportwagen der 1948 auf der Londoner Motor Show noch als Prototyp vorgestellt wurde. Auch der XK 120 fuhr zahlreiche Rennerfolge ein und war ein erschwinglicher Sportwagen mit damals beeindruckenden Fahrleistungen. Als XK 120 C schließlich sollte der erste Erfolg für die Marke Jaguar in Le Mans im Jahr 1951 erfolgen. Heute ist dieser Rennwagen zumeist als C-Type bekannt.

Nach dem C-Type folgt der D-Type der in den Jahren 1955, 1956 und 1958 in Le Mans erfolgreich war und als XK-SS auch als Straßenfahrzeug erhältlich war.

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Ein großer Erfolg für Jaguar war dann der E-Type mit seiner revolutionären und beeindrucken Karosserie die auf dem Genfer Salon im Jahr 1961 seine Publikumspremiere feiern durfte. Dieses Modell ist heute noch jedem Autobegeisterten bekannt. Eine so lange Motorhaube dürfte auch bei heute unerreicht bleiben …

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Nachdem E-Type folgen weitere wichtige Modelle wie der XJ und der XJ-S welcher das schwierige Erbe von E-Type anzutreten hatte. Zudem wurde die Marke Daimler in den Konzern integriert und lieferte unter anderen Automobile für das englische Königshaus. Die Geschichte im Buch zieht sich fort bis zur Vorstellung des XE auf dem diesjährigen Autosalon in Paris.

Nachdem die Geschichte von Jaguar mit großer Kompetenz und zahlreichen Insiderwissen im jetzt gelandet ist, hört das Buch aber keineswegs auf. Stattdessen nimmt es mit dem umfangreichen Anhang nochmal richtig Fahrt auf. Nach der übersichtlichen Zeittafel mit den wichtigsten Ereignissen aus der Historie folgt ein sehr technischer Teil. Hier werden unzählige Details zu den wichtigsten Komponenten der Jaguar-Technik aufgeführt und Funktionsweisen erläutert. So finden auch technikbegeisterte Jaguar-Liebhaber einen beeindruckenden Grund zum Kauf dieses Buches.

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Schließlich folgen im Katalog noch sämtliche technische Daten aller hergestellten Modelle inklusive der hergestellten Stückzahlen, die von Jaguar verwendeten Entwicklungscodes und die Erläuterung der VIN sowie der Farbcodes.

Fazit: Ein wirklich komplettes Werk über die Marke Jaguar und auch über alle vorangegangenen Marken. Zudem werden auch in der Jaguar-Historie wichtige Marken durchaus gründlich beleuchtet. Durch den massiven Anhang verdient sich das Werk den Titel „Bibel“ wirklich. Alles über die Entwicklung der Modelle, die wirtschaftlichen Entwicklungen und die Köpfe die bei Jaguar in der Verantwortung waren sind enthalten.  Und auch die kleinsten Stückzahlen und die Rennwagen sind im Buch enthalten, niemand muss als auf einen XJR-15 oder den TWR XJ-S verzichten. Zu einem Preis von lediglich 49,95€ ist das Buch ein echter Jaguar – hochexklusiv aber klein im Preis.
Kleine Wermutstropfen: Die zahlreichen Abbildungen werden leider häufig sehr klein abgebildet und stellen auch nicht die höchste Kunst der Fotografie dar. Die Rennerfolge werden im Text relativ zügig heruntergebetet, hier würde sich für die nächste Auflage eventuell auch eine tabellarische Darstellung anbieten. Zudem taucht der brandneue XE bei den Entwicklungscodes noch mit zwei Fragezeichen auf und Bilder von diesem Modell sind leider auch nicht vertreten.

Bibliografie: Jaguar – Die komplette Chronik von 1922 bis heute, Autor: Heiner Stertkamp, 560 Seiten, ca. 1.500 farbige  und s/w-Abbildungen, 280 x 280 mm, gebunden, 49,95 €, ISBN-Nr.: 978-3-86852-936-4
Bestellbar beim Verlag unter: www.heel-verlag.de

Fotos: Jaguar, Heel, Marco Rassfeld