Die Automobile der englischen Marke Rolls-Royce sind heute zumeist als Auto der Spitzenklasse bekannt und verfügen über ausreichend Leistung. Einen echten Hang zur Sportlichkeit würde wohl niemand von einem Rolls-Royce verlangen. Zu Anfangszeiten war dies durchaus anders, wie das neue Buch aus dem Hirmer Verlag beweisen möchte.
Das Buch stammt aus der Feder von John Kennedy der maßgeblich an der Neuinszenierung der Alpenfahrt von 1913 beteildigt war. Er führt den Leser in die Geschichte des Rennens von 1913 ein, welches das letzte Rennen eines Rolls-Royce-Werksteam bis heute darstellen sollte. Nach einem Vorwort von Richard Carter beginnt die Erläuterung des Projektes eine Reise im selben Fahrzeug von London nach Wien nach genau 100 Jahren durchzuführen. Ein durchaus ehrgeiziges Projekt.
Da der Fotograf Reginald Hooton Hope die Reise im Jahr 1913 begleitete machte sich Kennedy anhand seiner Bilder auf die Spuren von Radley um die wichtigsten Schauplätze nochmals anzufahren. Der Hauptteil des Buches nimmt dann auch folgerichtig das Fotoalbum ein, welches die alten Fotografien mit neu entstandenen, nachgestellten Szene gegenüberstellt. Hier ist immer wieder verblüffend wie sich einige Orte kaum verändert haben während z.B. die Überfahrt von England nach Frankreich bei der Reise im Jahr 1913 mit der Fähre erfolgte und heute wie selbstverständlich die Züge im Eurotunnel eingesetzt werden.
Die Anreise nach Wien erfolgte unter Berücksichtigung der zurückzulegende Route bei der Alpenfahrt und schloss somit auch die zahlreichen Alpenpässen mit ein. So konnte Radley nach seinem Ausscheiden im Jahr 1912 (ebenfalls mit Rolls-Royce) sicher sein das das neue Modell den Anforderungen besser gewachsen war. Durch das nun eingesetzte Viergang-Getriebe waren die beachtlichen Steigungen kein Problem mehr für den Silver Ghost und Radley stoß nach der anstrengenden Anfahrt zum Werksteam in Wien dazu. Das historische Fotoalbum endete bereits vorher abrupt mit einem Bild des Silver Ghost auf einer Brücke über der Drau zwischen dem Loiblpass und Klagenfurt.
Die Geschichte des folgenden Rennens, welches von den Rolls-Royce zu jeder Zeit dominiert wurde erfolgt anhand von alten Plakaten, Zeitungsartikeln und Fotos. Da es bei den damaligen Rennen um ein Beweis der Zuverlässigkeit und Standfestigkeit der Serienprodukte ging war der enorme Erfolg für Rolls-Royce unbezahlbar. Hinter Radley belegten zwei weitere Rolls-Royce die Plätze zwei und drei. Das vierte Fahrzeug fiel leider kurz vor Schloss bei einem Unfall noch aus.
Zum krönenden Abschluss erfährt der Leser noch wie John Kennedy zur Liebe an dem alten Blech kam und wie schwierig sich die Suche nach Hinterlassenschaften seines Rolls-Royce Silver Ghost gestaltete. Dabei erzählte er eine tolle Geschichte bis zum krönenden Abschluss der erneuten Alpenfahrt im Jahr 2013. Auch die Suche nach verschollenen ehemaligen Alpenpässen sind hier ein wichtiger Bestandteil.
Fazit: Ein bildgewaltiges Buch welches auf einmalige Art und Weise die Vergangenheit mit der Zukunft verbindet. Durch die vielen historischen Aufnahmen der Reise von Radley nach Wien im Vergleich zur Nachahmung in der Neuzeit wird der Leser direkt Teil der Reise. Zudem wird die Geschichte mit einem tiefen Blick in die entsprechenden Hintergründe erzählt. Zum Schluss kann man den Autor nur beneiden die Möglichkeit zu besitzen eine solche Aufgabe umzusetzen, und schließlich verfällt man in Dank an den Autor das er die Leser teilhaben lässt.
Technisch ein sehr solide umgesetztes Buch mit einem tadellosen Layout und auch Druck- und Bindeergebnis. Lediglich die Umsetzung der deutschen Übersetzung als Anhang ist nicht gänzlich optimal.
Der Preis ist dagegen ein tolles Angebot, denn für lediglich 29,90€ bekommt der Leser eine einmalige Dokumentation über die auch heute noch beeindruckende Reise des James Radley nach Wien im Jahr 1913.
Bibliografie: Mr Radler Drives To Vienna, Autor: John Kennedy, Text: Deutsch / Englisch, 152 Seiten, 108 Abbildungen in Farbe und Schwarz-Weiß, 270 x 280 mm, gebunden, Auflage: 2015, Preis: 29,90€, ISBN: 978-3-7774-2193-3
Bestellbar beim Verlag unter: www.hirmerverlag.de
Text: Marco Rassfeld
Fotos: Rolls-Royce, Hirmer Verlag, Marco Rassfeld
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