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Buchbesprechung – Porsche 912

Der kleine Bruder des 911 wurde nötig um die Existenz von Porsche kurz nach der Einführung des deutlich teureren Fahrzeugs, eben in Form des 911, gegenüber dem alten 356 zu sichern. Seit der Einführung des Vierzylindermodells sind nunmehr 50 Jahre vergangen und ein brandneues Buch blickt auf den kleinen Porsche zurück.

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Der Delius Klasing Verlag setzte dabei wieder auf Autor Jürgen Lewandowski der auch schon das tolle Porsche 901-Buch verfasst hat. Die Erstauflage ist in Englisch und Deutsch erhältlich und jeweils auf 912 Exemplare limitiert. Für das Vorwort konnte wiederum Dr. Wolfgang Porsche gewonnen werden, der die Leser gekonnt auf den Titel einstimmt. Dann startet das Buch mit einer tollen Fotostrecke mit einem dunkelblauen 912 im denkmalgeschützten Lokomotiven-Ausbesserungswerk in München-Freimann. Tolle Aufnahmen die auch schon einige Details stilvoll dem Leser näher bringen.

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Anschließend beginnt das Buch mit den textlichen Inhalt und man fühlt sich sofort an das 901er Buch erinnert. Erfreulicherweise ist das Buch im selben Stil gehalten wie der vorherige Titel und dieser war schon sehr gut umgesetzt was das Layout angeht. Der Blick geht zunächst in die Zeitspanne in der die Suche nach einem Nachfolger für den 356 begann und die schon bekannten Entwürfe kommen nochmals zum Vorschein. Immer wird dabei aber schon der Blick auf ein kleines Modell gelegt. Zunächst konzentrierte man sich aber bei Porsche intensiv auf den neuen 901 und dieser hatte mit einigen internen Verzögerungen zu kämpfen, so dass es sehr lange dauerte bis er nach der Präsentation auf der IAA im Jahr 1963 zu erwerben war.

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Schnell war man dann sich aber bewusst das eben das Spitzenmodell sich leider nur zu teuer verkaufen lassen würde um auch Gewinne zu erwirtschaften und man suchte intensiv nach Lösungen die man schnell fand. Den Vierzylinder-Motor des 356 hatte man schon in diversen Prototypen des 901 eingebaut um unterschiedlichste Tests durchzuführen. Um nun den Vierzylinder in den 901er zu implantieren waren nur geringe Anpassungen notwendig und der Motor wurde so oder so in großen Menge für diverse Zwecke weiter produziert, Die Entstehung des 912 war somit eine kleine Fingerübung.

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Wichtig war bei der Einführung einen Preis zu erzielen der deutlich unter dem nun 911 genannten Modell lag um die wichtige Stamm-Kundschaft nicht zu verlieren. Viele hatten sich über den hohen Preis beklagt und forderten vehement eine günstigere Version. Dazu musste der 912 nun auch an einigen weiteren Stellen Kosten sparen und alle Anpassung sind im Buch sehr detailliert beschrieben. Das lackierte Armaturenbrett und die drei Anzeigen hinter dem Lenkrad sind nur zwei durchaus bekannte Beispiele. Das Fahrwerk aber wurde unverändert von 911 übernommen und durch das geringere Gewicht des Motors auf der Hinterachse ließ sich der 912 sogar deutlich leichter beherrschen als der bisweilen zickige 911. Auch die Presse fand überwiegend positive Aspekte und stellte diese heraus. Sogar einige Einsätze im Motorsport kann der 912 nachweisen – werksseitig wurde allerdings nie ein 912 für ein Rennen oder eine Rallye vorbereitet.

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Die Anpassungen der einzelnen Modelljahre zwischen 1965 und 1969 werden in einem eigenen Kapitel von Rick Becker zusammengetragen und sind wichtiger Bestandteil des Buches und bei der Beurteilung eines Klassikers. Nicht immer ist die Unterscheidung der Modelljahre aber deutlich nachzuvollziehen. Die Idee des kleinen 911 wurde auch nach der Einstellung im Jahr 1969 immer weiter verfolgt und endete schließlich nach ewigem hin und her. Im Jahr 1976 wurde der 912 E ausschließlich in den USA zum Kauf angeboten. Hier verabschiedete sich der kleine 914 vom Markt und der neue 924 war noch nicht zugelassen. Der 912 E war also wie sein Vorgänger das Einstiegsmodell welches aber in lediglich 2099 Exemplaren und auch nur ein Jahr lang hergestellt wurde.

Abgerundet wird das Buch durch einen tollen Fahrbericht im seltenen 912 E von Hans Neubert, welcher dem Exoten zunächst skeptisch begegnete aber dann die exklusive Gelegenheit zu schätzen weiß, und dies offensichtlich nachhaltig. Ein weiterer Text aus der Feder von Rick Becker liefert schließlich alles zum Prototypen Nr. 13415 der eine Interessante Geschichte und Restaurierung hinter sich gebracht hat ehe er 2014 in Monterey präsentiert werden konnte. Dann liefert das Buch noch die Homologationspapiere und Prospekte zum Porsche 912 ehe der Abschluss wieder einer tollen Fotostrecke mit gleich vier Porsche 912 gebührt.

Fazit: Ebenso wie das 901er-Buch liefert Lewandowski hier eine sehr gute Arbeit ab und rühmt bei Bedarf auch das Feld für andere Autoren. Sehr intensiv werden die Geschichten rund um den Vierzylinder-Porsche erzählt und viele Interessante Aspekte und Anekdoten aufgedeckt. Eine trockene Erzählweise oder Statistik-Tabellen sind dem Buch fremd und das trägt zum positiven Eindruck durchaus bei, wobei die wichtigsten Fakten selbstverständlich eingebaut wurden.
Das Layout überzeugt durch lockere Umsetzung und die verwendeten Bilder sind sehr gut aber zumeist bekannt.
Erstaunlicherweise liefert das Buch bei der technischen Umsetzung keine Glanzleistung ab wie sonst von Delius Klasing gewohnt. Oftmals lässt sich Papierstaub entdecken und dies schmälert den positiven Eindruck doch ein wenig. Bei der Bindung und dem erstaunliche dickem Schuber hingegen kommt die gewohnte Qualität zum Vorschein.
Für den Preis von 99,90€ erhält der Leser das Buch zum Porsche 912 in einer limitierte Edition mit hochwertigen Schuber. Der Inhalt kann bedingungslos überzeugen leider hält die technische Umsetzung da nicht in allen Belangen mit. Trotzdem wird limitierte Auflage sehr schnell vergriffen sein und deshalb heißt es für alle Porsche-Fanatiker: Zuschlagen!

Bibliografie: Porsche 912 – 50 Jahre, Autor: Jürgen Lewandowski, 176 Seiten, 81 Farbfotos, 56 Schwarz-Weiß-Fotos, 10 Schwarz-Weiß-Abbildungen, 245 x 288 mm, gebunden im Schuber, erhältlich in Deutsch und Englisch, 1. Auflage 2015, limitiert auf je 912 Exemplare, Preis: 99,90€, Verlag: Delius Klasing, ISBN: 978-3-667-10305-5
Bestellbar beim Verlag unter: www.delius-klasing.de

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Delius-Klasing, Marco Rassfeld