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Buchbesprechung – Autos aus Osteuropa

In der langen Zeit des kalten Krieges wurden in vielen Ländern von Osteuropa unter der vorherrschenden Planwirtschaft einige durchaus interessante Automobile produziert. Bis heute sind diese vielen Menschen kaum bekannt und fristen ein unwürdiges Nischendasein. Die Geschichte der Autos aus Osteuropa von 1945 bis 1990 zeigt ein Buch aus dem Heel Verlag von Autor Andy Thompson nach.

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Der Titel kommt im soliden Hardcover daher und bietet ein handliches Format. Schon die Einleitung bietet einen Blick auf die Entwicklung der Hersteller im Rahmen der Comecon. Durch die manchmal sehr fragwürdigen Entscheidungen der Politik wurde die Industrie vor zu viel Eigenentwicklung abgehalten und schon bald verlor man so den Anschluss an die westlichen Hersteller. Dabei waren die Automobile immer ein wichtiger Exportfaktor und sollten zum Anschaffen der wichtigen, harten Devisen beitragen. Vielen Bürgern der einzelnen Staaten war es schon bald nicht mehr möglich ein Auto ohne Probleme zu kaufen, so entstanden unendlich lange Warteliste und die Stückzahlen wurden nicht wirklich angehoben. Zum Start bietet das Buch so schon einen interessanten Blick auf die Schwierigkeiten der Comecon-Staaten. Die weitere Austeilung erfolgt nach Ländern und der erste Blick geht in das ehemalige Jugoslawien und seine heutigen Staaten Bosnien, Serbien und Slowenien.

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Zu jedem Staat oder Staatenverbund bietet das Buch jeweils ein weitere individuelle Einleitung in der die Besonderheiten und Spezialitäten der Märkte erläutert werden und auch schon die grobe Entwicklung im Laufe der Zeit nachgezeichnet wird. Wie bei der allgemeinen Einleitung zeigt sich das Buch auch hier mit einer schönen Auswahl an zumeist historischem Bildmaterial um die Automobile aber auch direkte Eindrücke aus der Vergangenheit einzufangen. Das Layout ist relativ schmucklos aber bietet einen guten Überblick. Schließlich stellt das Buch zunächst die Fahrzeuge von Limos Citroën, IMV, Renault und Zastava vor. Bei kleineren Hersteller erfolgt dies in einem kurzen aber prägnanten und vollständigen Text in dem der Leser die Entwicklung der Firma verfolgen kann. Bei größeren Hersteller mit einer längeren Produktion folgt die Vorstellung nach Modell und in hierarchischer Reihenfolge. Aber nicht nur die reinen Produktionsfahrzeuge stellt das Buch vor, auch die durchaus beachtlichen Versuche neue Modelle zu kreieren der einzelnen Hersteller werden immer wieder berücksichtigt. Sicherlich stellt damit das Buch eine ideales Nachschlagwerk für echte Exoten dar.

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Auch in Bulgarien wurden in den Jahren 1949 bis 1990 Automobile produziert. In nächsten Land werden so Balkan, Bulgaralpine, Bulgarrenault, Moskwitsch und Pirin-Fiat berücksichtigt. Hier schon auffallend ist das Engagement der westlichen Hersteller, die selbstverständlich die oft strengen Einfuhrbestimmungen ihrer Produkte entgehen wollten und die Fahrzeuge deshalb direkt in den einzelnen Ländern produzieren ließen.
Die Tschechoslowakei ist heute noch für die Ursprünge der inzwischen zu Volkswagen gehörenden Marke Skoda bekannt und kann mit dieser Marke auf eine beeindruckende Tradition auch schon vor den Kriegen zurückblicken. So stellt das Buch auf etwa 50 Seiten viele Modelle der heute in Tschechien verwurzelten Marke vor. Angefangen von Nachkriegsmodellen Popular und Superb, über die auch heute noch sehr ansehnliche Felicia, den zahlreichen Modellen der 100er-Reihe bis zum Favorit sind alle Typen vertreten. Und hier macht sich auch die weite Sicht des Buches deutlich – z.B. durch seltene Aufnahmen der Prototypen zum Favorit. Doch auch die in der Tschechoslowakei entstandenen Modelle von Aero und selbstverständlich auch die legendären Tatra werden nicht vermisst.

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Ein großer Teil des Buches macht auch die Automobilproduktion der ehemaligen DDR aus. Auf überaus beeindruckenden 86 Seiten stellt das Buch nach bekanntem Schema zunächst die Entwicklung der Industrie und im speziellen der Automobilproduzenten vor. Dann wird vielen heute noch immer der Trabbi im Gedächtnis sein und auch der Wartburg ist zumeist kein Unbekannter. Die Entwicklungen der Firmen mit unterschiedlichen Markennamen bietet durchaus interessanten Lesestoff. So entstand Wartburg aus den Resten von BMW. Nach dem das Namensrecht nach Bayern ging traten die Fahrzeug als EMW, welches für Eisenacher Motorenwerk stand auf. Man produzierte zunächst die bekannten BMW-Modelle weiter. Schließlich kam mit dem 311 im Jahr 1955 das erste Fahrzeug unter dem Markennamen Wartburg auf den Markt. Ein sehr hübsches und gleichzeitig modernes Fahrzeug, welches auf den vielen Exportmärkten erfolgreich vertrieben werden konnte. Der Nachfolger 353 setzte dann technisch keine Highlights mehr und schnell wurden die Fahrzeuge im Weltmarkt mehr und mehr belächelt. Der Einsatz eines Viertaktmotors im 1.3 kam zu spät und durch die Zusammenführung mit der Bundesrepublik verloren die Käufer sehr schnell das Interesse am Wartburg.

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Ein ähnliches Schicksal teilte mit dem Wartburg der Trabant, auch liebevoll Trabbi genannt. Die Marke entstand nach dem Krieg aus den Resten von DKW. Zunächst produzierte man unter dem Markennamen IFA ehe mit dem Modell P70 die Marke Sachsenring eingeführt wurde. Unter diesem Label versuchte die Firma mit dem P240 auch in höhere Klasse vorzudringen und mit dem Repräsentant schuf man ein geringe Anzahl an Paradefahrzeugen. Ab 1958 wurde der P50 unter der neuen Marke Trabant eingeführt, der bald zum P60 wurde. Ab 1964 wurde schließlich dessen Nachfolger P601 unter dem Markennamen Trabant produziert. Bis zum Jahr 1990 konnte dieses Modell mit einigen Änderungen produziert werden. Als Trabbi wurde er schließlich zum Symbol für die Wende.

Auch in Polen wurden durchaus interessante Modelle produziert und auch heute noch zählt das Land mit einer großen Anzahl an produzierten Automobilenzu den Spitzenreitern in Europa. Allerdings werden heute keine eigenen Marken mehr angeboten, die Produktion erfolgt in der Regel für große, westeuropäische Hersteller. In der Geschichte gab es mit FSO und FSM im Polen zwei Hersteller, wobei beide relativ abhängig von Fiat waren. Beeindruckend ist der gezeigte Prototyp für den FSO Wars, er hätte eine Interessante Alternative in der Kompaktklasse werden können.

In Rumänien fand sich ein Partner für Renault in Form von Dacia, die dort auch heute noch Billigautos produzieren. Aber auch eine zweite französische Marke fand mit Olcit einen Produktionspartner – Citroën. Diese beiden Marken stellen gleichzeitig die letzten Hersteller und Modelle dar, die in dem Buch präsentiert werden.

Fazit: Das Buch bietet einen sehr guten Blick in die Vergangenheit der osteuropäischen Automobilproduzenten. Alle wichtigen Modelle aus den genannten Staaten sind aufgeführt und gerade durch die Berücksichtigung vieler Prototypen stellt der Titel ein fast unverzichtbares Nachschlagewerk dar. Neben den vielen zeitgenössischen Abbildungen bietet aber auch der umfangreiche Text eine große Menge an Informationen und Einblicken sowohl in die Produktion der Automobile als auch in die zumeist schwierige wirtschaftlich Lage in den einzelnen Ländern.
Die technische Umsetzung des Buches ist grundsolide und ohne Makel.
Der Preis ist gegenwärtig absolut heiß: Durch eine Preissenkung ist der Titel für absolut günstige 9,99€ erhältlich. Schon der offizielle Preis von 19,99€ war aber keineswegs zu teuer für das im Buch Gebotene. Freunde der skurrilen und seltenen Automobile, aber auch natürlich Menschen mit generellen Interesse an Osteuropa werden ihren Spaß haben. Schnell zuschlagen!

Bibliografie:
Titel: Autos aus Osteuropa – Von 1945 bis 1990
Autor: Andy Thompson
Umfang: 256 Seiten, ca. 400 größtenteils farbige Abbildungen
Format: 220 x 275 mm
Bindung: gebunden
Auflage: 2012
Preis: 9,99 €
ISBN-Nr.: 978-3-86852-604-2
Bestellbar beim Verlag unter: www.heel-verlag.de

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Heel Verlag, Marco Rassfeld