„Eine Hommage an den Kult-Transporter“ so der Untertitel des neuen Buches aus dem Heel-Verlag. Es zeigt den Anspruch welchen der Autor Richard Copping mit dem Titel erfüllen möchte. Das Buch stammt im Original von Haynes Publishing und wurde dort im Jahr 2011 veröffentlicht. Die deutsche Adaptierung gibt nun auch den deutschen Fans die Möglichkeit auf die ersten Generationen des Bulli zurückzublicken.
Wie bei vielen englischen Büchern kommt der Titel im praktischen, quadratischen Format daher. Aus der „Haynes Great Cars“-Reihe wurden auch in Deutschland schon einige Titel zu anderen Modellen veröffentlicht und sie begeistern zunächst vor allem durch die gelungene Gestaltung des Covers. Hierzu werden die Fahrzeuge immer nach dem selben Schema abgebildet und die hochwertigen Aufnahmen setzen diese sehr gut in Szene. Bei vorliegenden Titel wurde ein Samba-Bus ausgewählt, dieser stellte die Spitze der T1-Modellreihe dar und ist heute ein gesuchtes Sammler-Fahrzeug. Speziell für das Buch wurden noch weitere Bullis in gleicher Weise in Szene gesetzt und finden sich auf tollen Bildseiten im Inhalt wieder. Auch vom Samba gibt es noch mehr zu entdecken. Wie das Buch aufgebaut ist und welchen Sinn es verfolgt erläutert der Autor vorab in der Einführung. Es folgen noch die Danksagungen ehe der Inhalt mit dem ersten Kapitel startet. Dieses liefert zunächst einen Blick auf Entwurf, Entwicklung und die Vorstellung des Bulli und somit sehr interessante Informationen rund um dessen Entstehung. Sofort fällt dem Leser die sehr üppige Bebilderung auf, die eine Vielzahl an historischen Fotos liefert. Auch die Berücksichtigung einzelner wichtiger Personen zeigt die gekonnte Aufarbeitung des Themas.
Dann folgt der Blick auf die erste Generation die von 1949 bis 1967 gebaut wurde. Hier zeigen sich die ersten Modelle zur Präsentation scheinbar noch einigermaßen schnell zusammengeschustert. Der Erfolg gab dem Modell aber recht und in der schwiegen Nachkriegszeit war die hohe Flexibilität sehr gefragt. Schnell entdecken die Kunden auch die werbeträchtige Aufbereitung der kleinen Transporter und auch hierzu liefert das Buch tolle Aufnahmen – teilweise so gar in Farbe. Die unterschiedlichen Modelle Kombi, Achtsitzer, Samba-Bus und Krankenwagen werden eingehend vorgestellt. Vom Krankenwagen sind auch die tollen Studioaufnahmen auf gleich drei Doppelseiten vertreten. Auch die weiteren Sonderausführungen werden vorgestellt und die wichtigsten SO-Nummern werden tabellarisch aufgeführt. Ein sehr gepflegter grüner Pritschenwagen stellt sich dann wieder mit hervorragenden Aufnahmen auch in vielen Details vor. Selbstredend verfolgt der Autor auch die Weiterentwicklung des Modells und stellt die Verbesserungen im Laufe der Jahre vor. Eine Liste bietet abschließend eine Übersicht über alle Anpassungen.
T2, so hieß folgerichtig die zweite Generation, die von 1967 bis 1979 in Produktion war. Diese setzte optisch beim Erfolgsmodell an und brachte aber einige wichtige Verbesserungen mit. Das Top-Modell Samba-Bus wurde nicht mehr unter diese Bezeichnung angeboten und zunächst hieß das neue Modell Clipper L. Wenig später aber sollte sich diese Bezeichnung aufgrund einer Auseinandersetzung mit Pan Am wieder ändern und es hieß schlicht und einfach Bus L. Durch den Wegfall der vielen Samba-spezifischen Eigenheiten konnte er den Kultstatus des Samba zwar nicht erreichen ist aber heute auch sehr gesucht. Als Fotomodell stellt sich ein blau-weißer Westfalia Continental vor, eine frühe Variante des Campingwagens die später im Buch noch eingehender vorgestellt werden. 1973 erfolgte eine Überarbeitung, die den Bulli weiter verbesserte und auch in Hinblick auf die stärker werdende Konkurrenz notwenig geworden war. Nach Einstellung der Produktion in Deutschland wurde der T2 sowohl in Mexiko als auch in Brasilien noch eine beachtlich lange Zeit weitergebaut. Auch dies bleibt dem Leser nicht vorenthalten.
Die dritte Generation lief von 1979 bis 1992 vom Band und stellt eine radikale Abkehr des bisherigen Designs und schuf eine damals moderne recht kantige Designsprache ein. Somit folgt er den neuen frontangetriebenen erfolgreichen Modelle Scirocco, Golf, Passat und Polo. Volkswagen war inzwischen mit einer deutlich größeren Modellpalette am Markt vertreten und verließ sich nicht mehr nur auf den Käfer. Der Bulli war aber weiterhin ausgestattet mit Heckmotor und zunächst auch noch mit Luftkühlung. Ab 1982 kam sowohl ein Dieselmotor, als auch wassergekühlte Ottomotoren zum Einsatz und diese erforderten einen zusätzlichen Kühler im Frontbereich. Oberhalb der Stoßstange kam nun ein weiterer Frontgrill zum Vorschein hinter dem sich der Wasserkühler versteckte. Die Vielfältigkeit des Modells war weiterhin gegeben und die Luxusvariante stellte bald der Caravelle dar. Mit der Einführung des syncro hatte der Käufer nun auch die Möglichkeit einen Allradantrieb zu ordern welches die Einsatzmöglichkeiten noch deutlich erweiterte. Ein kurzer Blick geht noch auf die Frage ob der T3 schon ein echter Klassiker ist und zeigt auch den Nachfolger T4.
Alles zum Thema Camping-Bulli findet der Leser schließlich im letzten Kapitel. Hier stellt der Autor die interessanten ersten Ansätze für das Wohnmobil vor. Als Basis diente der T1 Kombi der aufwendig umgebaut wurde. Die Firma Westfalia war hier eine der treibenden Kräfte und liefert die Umbauten. Bald war auch ein interessantes variables System verfügbar mit dem der Besitzer des Kombi diesen wie gewohnt mit hoher Ladefähigkeit im Arbeitseinsatz einsetzen konnte und bei Bedarf zum Camping-Mobil umbauen konnte. Auch die Entwicklungen in den USA und in Großbritannien mit diversen weiteren Firmen stellt das Buch eingehend vor. Ein Devon Eurovette stellt zudem wieder ein beeindruckendes Fotomodell dar. Auch die Modelle der T3-Reihe und die Entwicklung bis zur Übernahme der Firma Westfalia durch Mercedes-Benz werden berücksichtigt.
Fazit: Ein tolles, kompaktes Buch zum Thema Bulli. Der Fokus liegt dabei klar auf der ersten Generation und die Ursprünge der Idee. Textlich erfährt der Leser vor allem vieles zur Entwicklung der Modelle, ein allzu großen Tiefgang kann er aber aufgrund des eingeschränkten Platzangebote nicht erwarten. Die oftmals beeindruckenden klassischen Aufnahmen runden das Buch aber dafür sehr gut ab. Die extra inszenierten Fotos einzelner Modell begeistern aber ebenso und liefern viele Details.
Die technische Umsetzung von Druck und Bindung sind gewohnt solide.
Zum Preis von günstigen 29,95 Euro ist das Buch eine tolle, einführende Lektüre über drei Generationen des VW Bulli. Freunde des Bulli können sicher noch einiges entdecken.
Bibliografie:
Titel: VW Bus – Eine Hommage an den Kult-Transporter
Autor: Richard Copping
Umfang: 152 Seiten, ca. 300 größtenteils farbige Abbildungen
Format: 255 x 255 mm
Bindung: gebunden mit Schutzumschlag
Auflage: 2016
Preis: 29,95 €
ISBN-Nr.: 978-3-95843-300-7
Bestellbar beim Verlag unter: www.heel-verlag.de
Text: Marco Rassfeld
Fotos: Heel, Marco Rassfeld
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