Vielen der legendärsten Rennen fanden in der Vergangenheit statt und bildeten bei vielen Fans die Grundlage zur Liebe zum Motorsport. Das viele bekannte Strecken heute nicht mehr aktiv befahren werden liegt in ersten Linie an den deutlich gestiegenen Sicherheitsanforderungen der heutigen Zeit. Einige Strecke wurden schlicht und einfach zu gefährlich für die immer schneller werdenden Rennwagen und verschwanden so aus den Rennkalendern. Ein Buch aus dem Motorbuch Verlag blickt auf einige dieser legendären Motorsport-Strecken.
Das Buch erschien bereits im Jahr 2010 und das englische Original bereits 3 Jahre früher. Dies gilt es beim Lesen ein wenig zu berücksichtigen, da beim Verweis auf vermeintlich aktuelle Ereignisse z.B. in der Formel 1, Fernando Alonso nicht der aktuelle Weltmeister ist. Aber dieses sollte keinesfalls den Leser davon abhalten ein Blick in das Buch zu werfen. Das Buch präsentiert sich im relativ großen, fast quadratischen Format und wird von einem Schutzumschlag umhüllt. Das Vorwort nach zwei erstklassigen, historischen Aufnahmen vom Pikes Peak und der Mille Miglia liefert der berühmte Rennfahrer Vic Elford, der mit seinen innigen Kenntnissen der alten Rennstrecken den Autor unterstützt hat. Schließlich folgt nach dem Inhaltsverzeichnis die Einführung des Autors in dem die Intention hinter der Titel erläutert wird und im Anschluss direkt die üblichen Danksagungen. Nach einer Weltkarte, auf der die im Buch beschriebenen Schauplätze zur Orientierung eingezeichnet wurden, Europa ist zur besseren Übersicht nochmals vergrößert abgebildet. Die Einteilung der Rennstrecken unterteilt das Buch in sechs Kapitel. Kapitel 1 zeigt die Großen Straßenrennen und der Leser begibt sich auf eine Reise zur La Carrera Panamericana in Mexiko, der Mille Miglia in Italien, der Targa Florio ebenfalls in Italien, der Targa Tasmania in Neuseeland und der Tour de France Automobile und Frankreich. Jedes Rennen wird einzeln vorgestellt und blickt zurück in die Vergangenheit sowie auch in die Gegenwart und gibt Tipps diese Strecken nachzufahren. Bei fast allen im Buch vorgestellten Rennstrecken handelt es sich um heutzutage größtenteils frei befahrbare Straßen, oder zumindest Teilabschnitte sind öffentlich. Eben dies war die Idee hinter dem Buch und soll den Lesern die Möglichkeit geben die Faszination der alten Rennstrecken nachzuempfinden. Eine gute Idee für die zahlreichen Motorsportbegeisterten auch wenn sich die damalige Geschwindigkeiten nicht mehr erzielen lassen.
Kapitel 2 blickt auf die geschlossenen Rennstrecken und zeigt die Tourist Trophy auf der Isle of Men, besser bekannt als TT. Hier zeigt sich die umfangreiche Auswahl der Rennstrecken im den auch die eher als Motorradstrecke bekannte TT berücksichtigt wurde. Das 24 Stunden Rennen in Le Mans in Frankreich ist so oder so legendär und auch am Mount Panorama in Bathhurst, Australien werden Rennen rund um die Uhr ausgetragen. Dazu gesellen sich noch die Rennstrecken von Pau, Frankreich und Dundrod, Nordirland. Eine geschickte Auswahl mit einer hohen Bandbreite über die weltweit bekanntesten Rennstrecken. Neben der reinen textlichen Vorstellung der Rennstrecken zeigt das Buch immer auch eine Karte zu den Strecken und zudem noch ausgewählte Fotos die teilweise historisch und teilweise auch aktuell sind und so die teilweise lange Historie der Rennstrecken sehr gut darstellt.
Einen Blick auf die Rallye-Szene folgt in dritten Kapitel. Hier wirft das Buch zunächst einen Blick auf den Circuit of Ireland, wo seit 1931 Rallyes ausgetragen werden. Dann folgt der Schwenk zur noch jungen Jim-Clark-Rallye und Schottland. Diese wird seit 1970 im Gedenken an den 1968 verstorbenen Rennfahrer in seiner Heimat durchgeführt. Einen Meilenstein konnten die Rallye im Jahr 1996 erzielen, als durch die Freigabe auch abgesperrte öffentliche Straßen Bestandteil der Rallye wurden. Dieses war bis dort strikt untersagt und die Freigabe nutzte der Veranstaltung enorm und sie wurde so schnell Bestandteil der britischen Rallyemeisterschaft. Das eine kleine Insel gleich zwei wichtige Rennveranstaltungen beheimaten kann beweist die Isle of Men mit der Manx-Rallye. Die seit 1911 durchgeführte Rallye Monte Carlo mit der Nacht der langen Messer darf natürlich ebenso wenige fehlen, wie die Rallye Finnland oder die Tour de Corse auf der französischen Insel Korsika.
Auch in der höchsten Motorsportklasse, der Formel 1, gibt es interessante Kurse die im Privatwagen befahren werden können. Der Kurs in Spa-Francochamps musste im Laufe der Jahre zwar für die erhöhten Sicherheitsanforderungen gekürzt werden, ist aber auch hierdurch immer noch fester Bestandteil der Formel 1. Die alten Abschnitte können aus eben diesem Grund heute befahren werden und die Gefährlichkeit der damaligen Rennabschnitte kann hautnah nachvollzogen werden. Der Circuit de Reims-Gueux ist hingegen schon lange nicht mehr im Kalender der Formel 1 zu finden, aber ebenfalls heute frei zu befahren. Dabei ist vor allem die alte Boxenanlage ein Ort, die durch einen Verein in einem guten Zustand erhalten wird, ein Anzugspunkt für Freunde des Motorsports. Der Nürburgring ist heute noch eine Rennstrecke, die aber für den Publikumsverkehr regelmäßig freigegeben ist und bei der ein Rennen mit den aktuellen Formel 1-Fahrzeugen unmöglich erscheint. Ein offizielles Formel 1-Rennen auf dem Circuito di Pescara in Italien fand hingegen nur einmal statt, der Kurs mit einer Länge von 25,7 km war somit die längste Rennstrecke die je in einem Formel 1-Rennen gefahren wurde. Bis heute im Rennkalender findet sich auch der Stadtkurs in Monaco. Der Sieg bei diesem Rennen zählt für viele Fahrer besonders viel und mit hohem Prestige verbunden.
Die Bergrennen waren in früheren Zeiten eine extrem beliebte Form des Motorsports und waren aus diesem Grund auch bei den Herstellern sehr beliebt. Auch hierzu zeigt das Buch fünf Strecken auf, die auf eine glorreiche Vergangenheit zurückblicken. Mit dem Großglockner in Österreich, dem Klausenpass in der Schweiz und dem Mont Ventoux in Frankreich bilden die Alpen gleich die Basis für drei der vorgestellten Rennen. Diese faszinierenden Straßen beeindrucken heute noch immer und man kann sich kaum vorstellen das hier Bergrennen mit höchstem Risiko stattgefunden haben. Eine lebende Legende hingegen ist der Pikes Peak in Colorado/USA. Hier findet immer noch das Race to the Clouds statt und auch hier zeigen sich immer wieder die Hersteller um die Zeit auf den über 4.000 m hohen Berg zu brechen. Gerade im Jahr 2013 konnte Sébastien Loeb die Bestzeit förmlich pulverisieren. Hier kam ihm aber auch der Ausbau des oberen Teils der Strecke zugute, die in früheren Jahren noch nicht geteert war. Eine Tatsache die das Buch nicht berücksichtigen konnte da der Ausbau erst nach Erscheinen des Titels durchgeführt wurde. „Rest and be Thankful“ lautete der Titel einer kurzlebigen Veranstaltung eines Bergrennens in Schottland, welches durch die Verschlechterung der Straße schnell wieder eingestellt werden musste.
Als letztes Kapitel blickt das Buch noch auf die Rekordveranstaltungen. So finden auf einem Salzsee in Bonneville, Utah jährlich solche Veranstaltungen statt. Alleine durch die unwirkliche Umgebung hinterlassen diese einen bleibenden Eindruck. Die gegen Ende der 30er Jahre auf der Autobahn Frankfurt-Darmstadt ausgetragenen Rekordwochen strahlen ebenso ihre Faszination aus und haben dennoch einen faden Beigeschmack. Ein ähnliches Ambiente wie in Bonneville zeigt der ausgetrocknete See El Mirage in der Mojave Wüste in Kalifornien wogegen die Silver State Classic in Nevada für eine zeitweise Aufhebung der strengen Geschwindigkeitsbegrenzung auf den amerikanischen Highways sorgt.
Fazit: Ein Buch mit dem Blick auf 30 Rennstrecken die selbst erfahren werden können. Dabei zeigt die Auswahl eine große Spannbreite in zahlreiche Rennveranstaltungen und in alle Bereichen der Welt. Die Darstellung der einzelnen Strecke ist durchaus gelungen, wobei natürlich keine intensive Beschreibung möglich ist. Dazu eine Bebilderung die selten historische Bilder liefert, aber dafür viele aktuelle Bilder zeigt. Dies ermöglicht dem Leser aktuelle Eindrücke der einzelnen Strecken zu erhalten. Die Auswahl der Strecken ist gelungen auch wenn jedem Motorsport-Begeisterten sicher noch die ein oder andere legendäre Rennstrecke einfällt. Die Darstellung mit dem Hintergrund der freien Befahrbarkeit der Strecke ist dafür aber einmalig und sucht seinesgleichen.
Die Umsetzung des Buches ist durchweg solide und entspricht den üblichen Erwartungen.
Für günstige 29,90€ erhält der Leser Tipps zum Besuch auf legendären Rennstrecken die eine glorreiche Vergangenheit besitzen. Tolles Thema!
Bibliografie:
Titel: Legendäre Motorsport-Strecken
Autor: Richard Meaden
Umfang: 224 Seiten, 177 Farbbilder, 27 s/w Bilder, 33 Karten
Format: 255 x 280 mm
Bindung: gebunden mit Schutzumschlag
Auflage: 01/2010
Preis: 29,90 €
ISBN-Nr.: 978-3-613-03147-0
Bestellbar beim Verlag unter: www.motorbuch.de
Text: Marco Rassfeld
Fotos: Motorbuch Verlag, Marco Rassfeld
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