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Buchbesprechung – BMW 328 – Vom Roadster zum Mythos

Der BMW 328 ist eines der wichtigsten Modelle in der Historie von BMW. Als Sportwagen konnte er in zahlreichen Rennen viele Erfolge feiern und durch seine damals sehr fortschrittliche Konstruktion prägte er das Bild der Marke. Das nun im Motorbuch Verlag erschienene Buch wirft einen genauen Blick auf den Weg des 328 von Roadster zu Mythos.

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Das Buch kommt mit einem dicken Schuber daher und zeigt sich im klassischen Format. Um in kurzen Punkten schon vorab den Mythos rund um den der BMW 328 zu erläutern, verzichtet das Buch auf ein Vorwort und führt fünf Merkmale zu eben diesem Thema auf. Die Autoren erläutern anschließend noch den Hintergrund und die Aufmachung des Titels, ehe nach dem Inhaltsverzeichnis das erste von acht Kapitel beginnt. „Zeitsignale“ nennt sich das erste Kapitel und bietet dem Leser die Gelegenheit sich in der 30er Jahre einzulesen und so das damalige Lebensgefühl aufgreifen zu können. Man befand schließlich zwischen zwei Weltkriegen.

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„Legitimation“ heißt dann schon das zweite Kapitel und zeigt die Anfänge von BMW. Vor allem die sportliche Ausrichtung wird dargelegt und die frühen Versuche einer leichten Rahmenkonstruktion finden sich wieder. Der BMW 315 ist der erste Sportwagen aus dem Hause BMW und wird ebenso vorgestellt wie der Tourenwagen 326. Dann folgt ein Blick auf die entscheidenden Menschen, die an der Entstehung des 328 beteiligt waren. Vor allem Fritz Fiedler und Rudolf Schleicher waren dabei die wichtigsten Köpfe. Die anschließende Präsentation einiger Originaldokumente und Konstruktionszeichnungen kann begeistern. Dann fällt der Blick natürlich auch auf den Motor, der den 328 antreiben sollte und zudem wird auch die damalige Konkurrenz vorgestellt. Auf der IAMA im Jahr 1937 wurde der BMW 328 dann offiziell vorgestellt und die entsprechenden Reaktionen zeigt das Buch ebenso nach. Selbst die Liste der Arbeiten zur ersten Inspektion werden aufgeführt und auch einige Spezialkarosserien bleiben nicht verborgen.
Kapitel 3 zeigt dann mit durchaus künstlerischen Ansprüchen schöne „Perspektiven“ von unterschiedlichen BMW 328. Chassis-Nr. 85082 zeigt sich im behutsam restaurieren Zustand gleich in vielen Perspektiven. Auch die speziellen Renn-328 zeigen sich und auch Aufnahmen von Veritas fehlen nicht.

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Kapitel 4 ist das „Erfolgsprotokoll“ des BMW 328 und blickt vor allem in die Welt des Motorsports. Das erste Rennen an dem ein BMW 328 teilnahm war das Eifelrennen im Jahr 1936 auf dem Nürburgring. Mit Fahrer Ernst Henne konnte der neue Sportwagen gleich sein erstes Rennen für sich entscheiden und setzte eine erste Duftmarke. Leider wurden die sportlichen Ereignisse dann unter dem Banner der Nationalsozialisten immer mehr vom Staat bestimmt und auch dieses Thema greift das Buch zum besseren Verständnis der damaligen Zeit auf. Durch die Gründung der BMW Sportabteilung unter der Führung von Ernst Loof wurde die bisher mit den Einsätzen betraute Versuchsabteilung entlastet. Der BMW 328 wurde in kurzer Zeit zum Sportwagen, der in der 2-Liter-Klasse geschlagen werden musste. Er beherrschte die Szene und beeindruckte immer wieder aufs Neue. Für das geplante Rennen von Berlin nach Rom schuf BMW eine erste Spezialkarosserie nach den Erkenntnissen von Wunibald Kamm. 1939 sicherte sich BMW mit einem 328 Coupé den Klassensieg bei den 24 Stunden von Le Mans und 1940 konnte ein BMW 328 mit Spezialkarosserie von Touring sogar den Gesamtsieg bei der Mille Miglia feiern. Ein beachtenswerter Erfolg! Das Buch zeigt auch die technischen Anpassungen für den Motorsport nach und blickt auf den geplanten Nachfolger, der bereits in der Entwicklung war, aber durch den Ausbruch des zweiten Weltkrieges nicht umgesetzt werden konnte.

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Im fünften Kapitel blickt das Buch dann auf die Übergangsphase nach Kriegsbeginn bis zur Einstellung des Verkaufs von Automobilen in Deutschland, zeigt nochmals detailliertere Pläne zum 328-Nachfolger und deckt auf das der BMW 328 durchaus Vorbild war für viele Sportwagen die kurz nach dem zweiten Weltkrieg auf den Markt kamen. Auch die Zustände nach dem Ende des Krieges, mit der Schwierigkeit zwei Produktionsstätten in unterschiedliche Zonen zu haben, werden thematisiert. Die Faszination der Automobil-Rennen war aber ungebrochen und relativ schnell fanden wieder erste Rennen statt. Wie selbstverständlich war der BMW 328 vertreten und abermals erfolgreich. Viele Exemplare wurden im Krieg versteckt und konnten so vor der Ausbeutung gerettet werden. Problem war nur, das BMW keine Unterstützung geben konnte und die Privatfahrer auf sich gestellt waren. So gründeten Ernst Loof, Georg Meier und Lorenz Dietrich bald die Firma Veritas. Diese schuf auf Basis gebrauchter BMW 328 modernisierte Rennwagen und konnte schnell beachtliche Erfolge einfahren. Das Grundprinzip des BMW 328 war auch nach dem Krieg noch konkurrenzfähig. Auch Axel von Falkenhausen schuf Rennwagen auf 328-Basis unter dem Label AFM. Mit DAMW, AWE und EMW entstanden auch einige Rennwagen auf Basis des BMW 328 in der DDR.

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Dem echten Vermächtnis des BMW 328 geht das Buch im sechsten Kapitel auf die Spur. Die Spur führt nach England, wo schon vor dem Krieg der BMW 328 als Frazer Nash erhältlich war. Auch hier konnte der Sportwagen schnell überzeugen und man war vor allem von der erstklassigen Ausführung der Automobile angetan. Spannend ist unter anderem die Geschichte in der Harold J. Aldington und sein Bruder nach dem Krieg ihren 328 wieder aus München zurückholen wollten. Die Aldington-Brüder waren die Inhaber von Frazer Nash und somit eng mit dem Wagen aus München verbunden. Durch ihre exzellenten Kontakte und durch ihren hohen Offizier-Ränge sorgten sie für einen Wissenstransfer nach England. So wurde Versuchsmotoren geliefert und untersucht und mit der Firma Bristol wurde die gute Basis des BMW 328 weiterentwickelt. Doch die sehr sportliche Auslegung der Automobile war nicht das Ziel von Bristol, das erste Modell aber ein Nachbau des BMW 327 mit dem weiterentwickelten Motor aus dem 328. Bis Ende der 50er Jahre lässt sich der Einsatz von Motoren auf Basis des 328er-Aggregats in Bristol-Automobilen nachverfolgen und bestätigen so auch die damals vorgreifende Konstruktion. Selbst beim Rennwagen Bristol 450 tauchte der Motor wieder auf und auch bei weiteren englischen Automobilen lässt sich eine Verwandtschaft zum BMW 328 nachweisen. Für einige Leser ist sicher die ein oder andere Überraschung dabei.
Kapitel 7 blickt dann auch noch auf die aktuelle Szene in der der BMW 328 vor allem im historischen Motorsport wieder eine feste Instanz ist. Auch der Neuaufbau der Kamm-Rennlimousine und die aufwendige Restaurierung des siegreichen Mille Miglia-Toruing Coupés sind hier nachzulesen.
Das achte und gleichzeitig letzte Kapitel liefert dann alle Daten rund um den BMW 328 und startet mit einem beeindruckenden Stammbaum, der alle Verbindungen rund um den 328 aufzeigt. Neben technischen Daten folgen noch einige Baumuster und Produktionsangaben. Kaum eine Zahl wird der 328-Interessierte vermissen.

Fazit: Ein inhaltlich extrem umfangreiches Buch zum BMW 328, eines der bekanntesten klassischen Modelle des Münchener Herstellers. Neben dem erstklassigen Texten begeistern auch zahlreiche, historische Bilder, die zudem auch den Zeitgeist auf den Leser übertragen. Der Titel blickt selbstverständlich auch sehr umfassend auf die vielen Sporterfolge des BMW 328 und zeigt auch die lange Nachfolger-Linie die bis zum Ende der 50er Jahre führt. BMW schuf mit dem 328 ein hochmodernes Automobil, welches mit vielen, herausragenden technischen Details aufwarten konnte.
Die technische Umsetzung vom Buch ist gut, aber entweder der Schuber ist zu klein geraten oder das Buch zu breit. Leider lässt sich das Buch vermutlich auch aufgrund des runden Rückens nicht vollständig im Schuber unterbringen und lugt so immer ein wenig heraus.
Beim stolzen Preis von knapp 100 € kann der Käufer sicher ein besser Umsetzung verlangen. Das Vorgängerbuch aus dem Jahr 1996 wird inzwischen recht hoch gehandelt und diese Tatsache war sicher auch ausschlaggebend für die Preisfindung. Ansonsten kann das Buch, wie schon angedeutet, inhaltlich aber voll überzeugen und ist wohl das umfassendste Buch zum legendären BMW 328.

Bibliografie:
Titel: BMW 328 – Vom Roadster zum Mythos
Autoren: Rainer Simons, Halwart Schrader
Umfang: 328 Seiten, 368 S/W-Bilder, 98 Farbbilder
Format: 230 x 265 mm
Bindung: gebunden im Schuber
Auflage: 10/2016
Preis: 99,90 €
ISBN-Nr.: 978-3-613-03913-1
Bestellbar beim Verlag unter: www.motorbuch.de

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Motorbuch Verlag, Marco Rassfeld