Mit viel Aufwand hat BMW in diesem Jahr sein 100 jähriges Bestehen gefeiert und dazu findet aktuell im BMW Museum in München eine Wechselausstellung unter dem Motto „100 Meisterstücke“ statt. Im Hirmer-Verlag erscheint hierzu nach bekanntem Muster der Rolls-Royce- und Mini-Story-Bücher ein Buch zu Ausstellung in dem alle Meisterstücke vorgestellt werden.
Das Buch kommt im großformatigem Querformat und ist damit in der selben Form umgesetzt, wie die Titel, die vorher für die Ausstellungen im BMW Museum durch den Hirmer Verlag veröffentlicht wurden. Dies ermöglicht dem Leser die Bücher auch im Bücherregal nebeneinander zu präsentieren und so alle Marken der BMW Group auch hier zusammen zu halten. Das Buch beginnt mit einem kurzem Grußwort von Maximilian Schöberl, Leiter Konzernkommunikation und Politik bei der BMW Group. Dann folgt eine Einleitung von Dr. Andreas Braun, dem Kurator des BMW Museums und gleichzeitig Herausgebers des vorliegenden Titels. Er blickt auf die Entstehung und Auswahl der Exponate zur Ausstellung „100 Meisterstücke“ zurück und würdigt auch die vielen Mitarbeiter der BMW Group, die natürlich einen großen Anteil zum langjährigen Erfolg beigetragen haben. Die Texte im gesamten Buch sind dabei auf deutsch und englisch verfasst und zeugen von der internationalen Ausrichtung. Ehe sich die 100 Meisterstücke nun präsentieren dürfen, wirft das Buch noch ein Blick auf die Geschichte des Personals bei BMW und zeigt die unterschiedlichen Anforderungen in den unterschiedlichen Epochen auf. Die im Verlauf der Jahre immer wieder durch Maschinen erleichterte Arbeit kann hier gut nachvollzogen werden und auch einige Bilder zeigen einen Blick in die Produktionen von gestern und heute.
Schließlich beginnt die Vorstellung der Meisterstücke logischerweise mit der Gründung des Unternehmens. Am 7. März 1916 wurde die Bayrische Flugzeugwerke AG gegründet. Sie entstand aus der Gustav Otto Flugzeugfabrik und man kaufte im Jahr 1922 die Knorr-Bremse AG zu, welche in Verbindung mit den Rapp-Motorenwerke bereits seit 1917 als Bayerische Motorenwerke AG auftraten. Sie trugen schon eher den fortan bekannten Markennamen. Eine etwas verworrene Geschichte, welche unter der Last des ersten Weltkriegs lag in dem Flugzeugmotoren einen reißenden Absatz fanden. Nachdem Ende des Krieges mussten die Firmen sich aber neue Betätigungsfelder suchen, da die Produktion von Flugzeugmotoren durch den Versailler Vertrag verboten wurde. Ein wichtiger Motor aus der Zeit der ersten Weltkriegs ist der Flugmotor BMW IIIa, der gleichzeitig das zweite Meisterstück darstellt. Im Jahr 1919 konnte der viel beachtete Höhenweltrekord mit einer Hohe von 9.760 Meter und einem BMW IV Flugmotor erreicht werden. Schon 1920 wurde der erste Boxermotor für den Einsatz in einem Motorrad konstruiert, da es notwendig wurde sich neue Geschäftsfelder zu schaffen. Neben den Technik-Highlights wirft das Buch auch immer wieder einen Blick auf unterschiedliche Meilensteine in der Unternehmeshistorie. So zeigt bereits das fünfte Meisterstück den Aufbau einer Berufsausbildung bei BMW um die erforderlichen Fachkräfte selber auszubilden. Das erste Motorrad war die R32 mit der BMW schließlich der Einstieg zum Motorradhersteller gelang der bis heute weitergeführt wird. Das Buch präsentiert zur R32 auch einige sehr gute Bilder über einige weitere Seiten, die auch tolle Details zeigen. Grundsätzlich zeigt das Buch aber zu jedem Meisterstück mindestens ein passendes Foto, oftmals sind hierbei auch tolle historische Aufnahmen zu finden.
Bis zum Jahr 1940 folgen weitere interessante Meisterstücke. BMW feiert beachtliche Erfolge und Rekorde mit Motorrädern und auch wieder mit seinen Flugmotoren. Das erste Automodell, welches im Buch vorgestellt wird, ist der BMW 303 aus dem Jahr 1933. Es fehlt aber natürlich nicht die Übernahme der Dixi-Werke im Jahr 1928 als erster Schritt zum Automobilproduzenten. Den sportlichen Ruf der Marke begründet im Wesentlichen der BMW 328 aus dem Jahr 1936, der auch durch zahlreiche Rennerfolge wie auch den Gewinn der Mille Miglia im Jahr 1940 begründet wurde. Hier nahm BMW mit Spezialaufbauten am Rennen durch Italien teil und schließlich konnte das Touring Coupé mit Fritz Huschke von Hanstein und Walter Bäumer am Steuer das Rennen eindrucksvoll gewinnen. Nachdem zweiten Weltkrieg hielt sich BMW in der schwierigen Wiederaufbauphase und der Trennung der beiden Werke in München und Eisenach durch die entsprechenden Besatzungszonen, mit der Produktion von „Artikel und Güter“ über Wasser. So wurden in dieser Phase unter anderem Kochtöpfe, Rührmaschinen und auch Türgriffe gefertigt. Bereits 1948 wurde schon das erste Fahrzeug der Nachkriegs-Geschichte von BMW gefertigt – das Motorrad R 24. Dieses wurde zum vollen Erfolg und konnte sich bereits im ersten Jahr knapp 9.400 mal verkaufen, obwohl es preislich relativ hoch angesiedelt war. Bei den Automobilen zog man im Jahr 1954 die Aufmerksamkeit auf sich, durch die Präsentation eines V8-Motors für den 502. In sportlicher Hinsicht war der 507 von 1955 ein erstes Lebenszeichen von BMW und sorgte mit einem faszinierenden Design von Albrecht Graf Goertz weltweit für Aufsehen. Trotzdem konnten von dem Sportwagen nur 254 Exemplare hergestellt werden.
Die Automobile vom BMW waren in der der frühen Nachkriegszeit noch nicht auf die speziellen Anforderungen des deutschen Marktes angepasst und so fertigte BMW ab 1955 in Lizenz den Kleinwagen Isetta. Der äußerst ungewöhnliche Kleinwagen war von Iso in Italien entwickelt und sollte ein echter Erfolg werden. Bis heute ist das kleine Modell ein wichtiger Sympathieträger von BMW. Doch trotz des Erfolges der Isetta und der Einführung des BMW 700 stand BMW mit dem Rücken zur Wand und so kam es fast zu einer Übernahme durch Mercedes-Benz, die aber in einer legendären Mitgliederversammlung von 1959 abgewendet wurde. Auch die heute unverzichtbare Marktforschung wurde in der Zwischenzeit eingeführt. Allesamt weitere ausgewählte Meisterwerke in der Historie der BMW Group. Mit der „neuen Klasse“ zeigt BMW im Jahr 1961 einen weiteren Meilenstein in der Modellentwicklung und schuf sprichwörtlich eine neue Klasse. Der BMW 1500 war eine fahrerorientierte, sportliche Limousine die bis 1972 in über 350.000 Einheiten hergestellt wurde. Bald wurde die „neue Klasse“ auch mit dem 1800 TI/SA erfolgreich im Motorsport eingesetzt werden und wurde die Basis zum langanhaltenden Erfolg der Marke. Der passende Slogan dazu ist heute noch in Gebrauch und die „Freude am Fahren“ tauchte 1965 zum ersten Mal auf. Bereits ein Jahr später machte BMW mit dem Brabham BT 7 erste Versuche im Formel-Sport und konnte sogar Beschleunigungs-Weltrekorde aufstellen.
Schon 1967 konnte die Mitarbeiter von BMW mit flexiblen Arbeitszeitmodellen ihren Alltag flexibler gestalten. Der BMW 2002 gilt als weiteres wichtiges Modell in der Entwicklung der Marke und stellt den wahren Urahn der kompakten, sportlichen Limousine dar. Am oberen Ende der Modellreihe nahmen die großen Coupés ab dem Jahr 1968 die Kundschaft ins Visier. Eine Tradition die bis heute weitergeführt wird. Im Motorrad-Sektor war die 1969 vorgestellte R 75/5 ein wichtiger Meilenstein. Durch den immer größeren Erfolg des Automobils wurde die Produktion der Motorräder in Mitleidenschaft gezogen. Die Notwendigkeit des fahrbaren Untersatzes hatte zu der Zeit schon längst ausgedient und viele stiegen vom Motorrad auf das komfortable Automobil um. Bereits 1966 wurde die Produktion der Motorräder komplett nach Berlin verlegt und mit der R 75/5 trat nun die reine Fahrfreude in den Vordergrund. Der erste BMW mit der heute noch bekannten Benennung erschien im Jahr 1972 in Form des ersten BMW 5er. Im gleichen Jahr stellte BMW im Rahmen der Olympischen Spiele in München die Studie BMW Turbo vor. Sie nahm einige innovative Entwicklungen vorweg und verfügte neben einem begeisternden Design auch über zahlreiche Sicherheitsfeatures. Ebenfalls im selben Jahr wurde die BMW Motorsport GmbH gegründet und auch ein Werk in Südafrika konnte eröffnet werden. Nach der Vorstellung der BMW R 90 S und der Einführung der Gleitzeit die zu weiteren Flexibilisierung der Mitarbeiter sorgte, folgt eine Fotostrecke die tolle Details von zahlreichen Automobilen.
An diesem Punkt des Buches wurden erst 41 Meisterstücke vorgestellt und der Leser hat die Hälfte des Buches durch. Im Rahmen dieser Rezension das komplette Buch und alle 100 Meisterstücke vorzustellen würde den Rahmen sprengen. Aber auch ab 1973 gibt es noch viele Interessante Meilensteine zu entdecken, die im Buch präsentiert werden. So fehlen auch die Neuauflage des englischen Mini und die Wiederbelebung von Rolls-Royce nicht. Sicher wird der ein oder andere Leser aber einen persönlich wichtigen Punkt vermissen, aber die Auswahl der 100 Meisterwerke war sicherlich keinesfalls einfach und bedurfte den ein oder anderen Kompromiss.
Fazit: Ein großes Buch über die lange Tradtion der BMW Group, in dem die bemerkenswertesten Meilensteine der Unternehmeshistorie vorgestellt werden. Eine echte Fundgrube und gleichzeitig auch Appetitanreger zum Besuch im BMW Museum, hier läuft die Wechselausstellung noch bis Ende September 2017. Eine allzu detaillierte Vorstellung der einzelnen Meisterwerke ist selbstverständlich in diesem Rahmen nicht möglich, ist aber auch nicht der Anspruch. Die Auswahl kann durch eine hohe Variabilität glänzen und beschränkt sich nicht nur auf die Produkte der einzelnen Marken, sondern zeigt auch wichtige Entwicklungen neben der Produktion. Die Würdigung der Mitarbeiter ist dabei durchaus bemerkenswert! Ein wenig schade ist das die Zeit während des zweiten Weltkriegs kaum erwähnt wird und größtenteils im Dunkeln verborgen bleibt. Auch die Übernahme von Rover wird nur beiläufig erwähnt.
Das Buch ist technisch einwandfrei umgesetzt und zeigt weder beim Druck noch bei der Bindung erwähnenswerte Schwächen.
Zum Preis von 49,90€ erhält der Leser einen gekonnten Blick in die Unternehmenshistorie der eine große Spannweite abbildet. Für Freunde der Marke eine absolute Empfehlung!
Bibliografie:
Titel: BMW – 100 Meisterstücke
Herausgeber: Andreas Braun
Umfang: 236 Seiten, 404 Abbildungen
Format: 320 x 270 mm
Bindung: leinengebunden mit Schutzumschlag
Auflage: September 2016
Preis: 49,90 €
ISBN-Nr.: 978-3-7774-2524-5
Bestellbar beim Verlag unter: www.hirmerverlag.de
Text: Marco Rassfeld
Fotos: Hirmer Verlag, Marco Rassfeld
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