Die Plakate mit denen Porsche vor allem in den Anfangsjahren die zahlreichen Rennerfolge der Öffentlichkeit nahe brachte stammen von Erich Strenger. Er prägte aber auch weitere heute gesuchte Werbesachen für den Sportwagenhersteller aus Zuffenhausen und blieb der Marke lange verbunden. Ein grafischer Bericht liefert hierzu ein neues Buch aus dem Delius Klasing Verlag.
Das Buch ist für einen grafischen Bericht doch erstaunlich kompakt im Format und der Leser kann sich so auf eine zumindest handliche Umsetzung freuen. Gleich zu Beginn zeigt das Buch ein Porträt von Erich Strenger und einige seiner Werke. Diese werden wortlos präsentiert und zudem sind manchmal nur Teilausschnitte zu erkennen. Sofort wird aber jedem Betrachter die erstaunliche Bandbreite deutlich und gleichfalls aber auch der typische Stil, der heute immer noch mit der Marke Porsche verbunden wird. Nach dem obligatorischen Inhaltsverzeichnis startet das Buch dann auch textlich zunächst mit dem Prolog, der den Hintergrund des Buches erläutert.
Ehe es aber weiter um die geschaffenen Werke von Strenger geht, blick der Titel auf ein wenig Privates. Hier erfährt der Leser wie Strenger aufgewachsen ist und auch seinen weiteren Werbegang bis zum Jahr 1964, in dem er seine zweite Frau heiratete. Hierzu bietet das Buch dann sogar einige zeitgenössische Aufnahmen, die Strenger unter anderem in seiner Kindheit zeigen.
Einen Meilenstein der Unternehmenskommunikation stellte im Jahr 1952 die erste Ausgabe der Kundenzeitschrift von Porsche dar. Durch die Zusammenarbeit von Richard von Frankenberg und Erich Strenger wurde das Magazin Christophorus verwirklicht. Hiermit bot zum ersten Mal ein Automobilhersteller ein solches Magazin an und die Tradition wird bis heute fortgeführt und mittlerweile sind über 380 Ausgaben erschienen. Das Buch zeigt dann einige der ersten Cover und stellt auch den in den ersten 45 Ausgaben verwendeten Schriftzug heraus. Ab der Ausgabe 46 wurde der handgemalte Schriftzug durch einen Neuen mit serifenloser Schrift ersetzt, ehe schon mit der Ausgabe 55 der Schriftzug abermals erneuert wurde. Hierzu wandelte Strenger die damals noch recht junge Schrift Helvetica ab und schuf so einen einprägsamen und lange verwendeten Schriftzug. Dann zeigt sich eine Auswahl einiger der begeisternden Titelseiten, die während der Zeit bis 1987 für Christophorus entstanden. Einige Titel entstanden auch unter der Mitwirkung weitere Künstler, die keinesfalls unerwähnt bleiben.
Neben dem Kundenmagazin wurde Strenger auch verantwortlich für die Verkaufsprospekte von Porsche, die ab 1951 den Kaufanreiz erhöhen sollten. Auch diese waren gerade zur Anfangszeit noch in der Branche unüblich. Zum Modelljahr 1952 wurde der erste Prospekt für den 356 an potenzielle Kunden verteilt. Hier kamen noch viele Zeichnungen zum Einsatz und textlich besann man sich schon damals auf übliche Werbefloskeln, die aber noch neu waren. Zum ersten Prospekt entstand auch der bis heute verwendete Porsche-Schriftzug um ein einheitliches Erscheinungsbild zu gewährleisten. Dazu hat auch die Hausfarbe HKS 17 hier ihrem Ursprung, auch diese ist heute noch im Einsatz. Mit dem 356 Carrera ersetzte dann zum ersten Mal die Fotografie die klassischen Zeichnungen und bot eine deutlich realistischere Darstellung der Modelle. Viele Prospekte werden dann im Buch abgebildet und nehmen den Betrachter mit auf eine Interessante Zeitreise.
Um die Werbung zu intensivieren wählte Porsche ab 1960 mit der Schaltung von Werbeanzeigen. Diese konnten auf Basis von festgelegte Vorlagen durch die europäischen Händler und Importeure gezielt platziert und im gewissen Rahmen auch angepasst werden. Die so entstehenden Kosten wurde nicht durch Porsche, sondern durch die Händler und Importeure übernommen, so wurde das Budget geschont und vor allem aber sichergestellt, das die Werbung marktgerecht umgesetzt wird. Dazu schuf Strenger Gestaltungsrichtlinen und Textbausteine die eine einheitliche Markenpräsentation ermöglichten. Auch hier zeigen sich einige der wichtigsten und bekanntesten Anzeigen, die sicher dem ein oder anderem Leser noch im Gedächtnis sind. Die Motive und die Aufmachung entsprach immer dem Puls der Zeit und stellte das Produkt in den Vordergrund.
Heute ein begehrtes Sammelobjekt sind die Rennplakate von Porsche, die von 1951 bis 1987 über die Erfolge der motorsportaffinen Marke berichteten. Bei der damaligen Informationspolitk musste berücksichtigt werden, dass der Fernseher noch nicht flächendeckend im jedem Haushalt vorhanden war und gerade die Erfolge in fernen Ländern dadurch kaum in den Berichterstattungen auftauchten. So nutzte man Plakate um den Kunden von Porsche immer die aktuellsten Ergebnisse in ansprechender Form zu präsentieren. Diese hingen beim Porsche-Händler und machten die oftmals erstklassigen Ergebnisse transparent. Das Design der Plakate war immer in aktuellen Stil gehalten und die zeitnahe Umsetzung forderte durchaus einiges von Strenger und seinen Mitarbeitern. Heute sind diese Plakate zurecht sehr teuere Sammlerstücke.
Während der langen und intensiven Verbindung mit der Firma Porsche war Erich Strenger aber immer noch selbstständig und Porsche ein Kunde. So führte die Zeit Vom Atelier Strenger zum Werbestudio Strenger. 1951 gründete er das Studio Stuttgart Strenger welches mit einem Logo mit drei „S“ auf den Plakaten auftauchte. Kurze Zeit später nannte er das Studio in Atelier Strenger um und nun wurde das Kürzel AS ein Zeichen um die Arbeiten zu kennzeichnen. Durch immer mehr Aufträge wurde das kleine Atelier aber im Jahr 1974 in die Werbeagentur Strenger umfirmiert und sollte bis 1984 Bestand haben. Sein Sohn Rolf übernahm aber immer mehr die Geschäfte und Erich Strenger zog sich gleichfalls mehr zurück. Nach der Umbennung in „Gruppe C – Conception und Graphik Design“ hielt Rolf Strenger aber nur noch zwei Jahre durch, ehe er Konkurs anmelden musste. Sein Vater half ihm in diesen schwierigen Zeiten.
Neben den ohne Frage prägenden Arbeiten für die Firma Porsche schuf Strenger auch eine beeindruckende Freie Arbeiten, die im Buch ebenfalls dargestellt werden. Auch hier zeigte sich die immerwährende Aktualität der Werke und oft wurde er auch mit bekannten Künstlern verglichen. Ein weiteres Highlight ist das Projekt „Manifestation des Außergewöhnlichen“, welches im Jahr 1983 einige der wichtigsten Modelle von Porsche darstellt. Die handgemalten Bilder zeigen neben dem Porsche Nr.1 auch den Carrera GTS und den 917/30 und sind alle im gleichen detailreichen Stil umgesetzt.
Das Buch blickt dann noch auf das Leben nach der Arbeit, welches Strenger gemeinsam mit seiner Frau auf Mallorca verbrachte und findet damit seinen endgültigen Abschluss.
Lediglich weiterführende Erläuterungen und die Danksagung des Autors finden sich noch dahinter.
Fazit: Das Buch gibt dem Leser einen Blick auf die Werbehistorie der Firma Porsche und den damit verbundenen Menschen Erich Strenger. Dieser schuf in seiner langjährigen Zusammenarbeit beeindruckende Kunstwerke und war bei einigen revolutionären Ideen beteiligt. Bis heute ist seine Formsprache, die immer am Puls der Zeit war, sofort zu erkennen und für die Fans der Marke Porsche sind seine Werke längst zum echten Teil des Markenkults geworden. Das dabei nicht nur die Rennplakate sein Schaffen abbildeten, zeigt das Buch sehr deutlich und blickt auch die einige privaten Details aus dem Leben von Erich Strenger.
Der Preis von 39,90 Euro kann noch als fair eingestuft werden, aber eine großformatigere Umsetzung hätte sich bei dem Thema eigentlich aufdrängen müssen. Sowohl für Porsche-Fans als auch für Kunstinteressierte ist das Buch aber sich eine lohnende Investition.
Bibliografie:
Titel: Erich Strenger und Porsche – Ein grafischer Bericht
Autor: Mats Kubiak
Umfang: 186 Seiten, 195 Farbfotos
Format: 192 x 256 mm
Bindung: gebunden
Auflage: 1. Auflage 2017
Preis: 39,90 €
ISBN-Nr.: 978-3-667-10969-9
Bestellbar beim Verlag unter: www.delius-klasing.de
Text: Marco Rassfeld
Fotos: Delius Klasing, Marco Rassfeld
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