Neben Ferrari hat auch Volkswagen in diesem Jahr einen entscheidenden Geburtstag zu feiern. Der Bulli wird genau wie die Automobile aus Maranello 70 Jahre und kann auf eine lange Erfolgsgeschichte zurückblicken. Bis heute stellt der Transporter von Volkswagen Nutzfahrzeuge den Benchmark in der Klasse der Großraum-Vans dar und ist immer noch in erstaunlicher Vielfalt erhältlich. So findet sich auch im heutigen Angebot sicher ein Bulli für jeden Verwendungszweck.
Im gewohnt hochwertige Aufmachung kommt das Magazin aus der auto motor und sport EDITION daher, wobei diesmal auf extravagante Veredelung verzichtet wurde. Schließlich ist der Bulli in erster Linie auch ein Nutzfahrzeug und so ist der Auftritt durchaus passend gewählt. Im Vorwort stellt Ralph Alex fest das viele Kollegen direkte Erfahrung mit einem Bulli gemacht haben. Somit liefern diese dann auch einige persönliche Erinnerungen mit dem Bulli. Zunächst wird der Urentwurf des Bulli in Form eines Notizbuches präsentiert. Hier zeichnete der Niederländer Ben Pon seine Vision vom kompakten Nutzfahrzeug auf. Dann stellen sich alle bisher gebauten sechs Generationen vor und der Leser erhält einen Eindruck der erfolgten Entwicklung bis zum heutigen Tag. Hier wird durch die gewählten, interessanten Varianten des Bullis auch gleich seine Vielfältigkeit deutlich. Der Blick ins Archiv startet mit der Vorstellung des VW Lieferwagen aus der auto motor und sport-Ausgabe 22/1949. Eine interessante Reportage bringt dann einen T1 zurück in das Werk Hannover, wo mittlerweile der T6 vom Band läuft. 1952 wurde dann der Pritschenwagen als für Unternehmer wichtige Variant vorgestellt und 1953 stellt sich der VW Bus mit acht Sitzplätze einem umfangreichen Test.
Ein damals sehr ungewöhnliches Sondermodell, ist heute unter dem Namen Samba bekannt ist. Der Ansatz einer Luxus-Variante war neu und wird aber bis heute von Volkswagen weitergeführt. Ein umfangreicher Original-Test aus der Ausgabe 16/1957 zeigt die heute gesuchteste Variante des Bulli. Und dann ist der Bulli auch mit dem Thema Camping seit lange Zeit sehr verbunden. Seit März 1961 ist der Camper auch offiziell mit dem Ausbau von Westfalia erhältlich und bietet seitdem die Möglichkeit sich unabhängig fortzubewegen. Das diese Idee immer noch viele Anhänger findet, zeigt die folgende Reportage über einen T1 Chameleon. Dieser ist in Kalifornien beheimatet und mit einem hochmodernen Elektromotor ausgestattet. Ein herrliches Essay blickt dann auch die Erfahrungen mit einem Camper auf T3-Basis zurück und bebildert ist der Artikel mit tollen Aufnahmen aus einem alten Prospekt. Den ersten T2 kann man dann im zeitgenössischen Test aus dem Jahr 1976 bewundern, schon ausgestattet mit dem 2-Liter-Motor aus dem VW-Porsche 914. Damit wurden immerhin 70 PS mobilisiert, von den ursprünglichen 26 PS im ersten T1 ein großer Sprung. Wie unglaublich viele Variante es vom T1 und T1 gab zeigt ein Blick in einen alten Prospekt, der kommentiert vorgestellt wird.
Eine echte Rarität ist der im Jahr 1979 getestete VW T2 mit Allrad-Antrieb. Hiermit teste Volkswagen den später beim Iltis eingeführten Allradantrieb und so konnte der Bulli mit erstaunlicher Geländegängigkeit glänzen. Schon 1977 stellte VW einen Hybrid-Bulli vor, dessen damalige Vorstellung aus der auto motor und sport auch Teil des Sonderheftes ist. Eine Reportage aus 2006 berichtet anschließend von einem Ausflug im T2 an die See. 1980 war der Bulli schon 30 Jahre im Geschäft und seit einem Jahr in der neusten Generation T3. Der nun kantige Bulli folgte dem Stil der Zeit und ein Test aus November 1980 zeigt seine Einsatzmöglichkeiten im Privat-Einsatz. Der Diesel war kurz nach der Einführung des T3 verfügbar und war eine günstige Alternative, gerade für Unternehmer. Auch hierzu testete die auto motor und sport im Jahr 1981 intensiv das neue Erlebnis. Ein weitere Test zeigt den Bus 2.0, ehe gleich fünf T3 sich im Tuning-Vergleich zeigen. Hier wird die immer mehr verlangte Individualisierung deutlich und so zeigt sich der Bulli abermals von seiner vielfältigen Art. Der Allradantrieb wurde mit dem T3 auch in der Serie angeboten und tolle Impressionen lieferte die auto motor und sport mit einer Doppelkabine im Jahr 1989. Auch die Verbindung eines Porsche 911-Motors mit dem T3 war angedacht, wurde aber kurz von Beginn der Serie noch gestoppt. Umso interessanter die aktuellen Eindrücke eines restaurierten Exemplares.
Die Bezeichnung Mulitvan kam auch mit dem T3 an den Bulli und ist bis heute eine Auszeichnung. Stellt er doch die Spitzenvariante des Bulli für den Privatgebrauch dar. 2007 fuhr eine Last Limited Edition-Varinate des T3 nochmals nach St. Peter-Ording um für das Magazin Youngtimer einige Impressionen zu sammeln. Einen ganz besonderes T3 schuf sich Bernd Jäger. Für den Einsatz bei Rallye-Veranstaltungen setzt er auf einen selbstkonstruierten Allrad-Antrieb, viele Teile aus Kohlefaser zur Gewichtsersparnis und dazu auf einem Mittelmotor! Dieser leistet 280 PS und macht den T3 zu einem echten Gegner. Der T4 war dann der erste Bulli mit Frontmotor- und antrieb und brach mit der langen Tradition. Ein Generationentreffen führte im Jahr 2004 die ersten vier Generationen des Bulli im Rahmen eines Reports für die Motor Klassik zusammen. Der Test aus dem Jahr 1990 mit einer Caravelle 2.5 aus der auto motor und sport stellt die vielen Vorzüge des modernen Konzeptes vor. Im Rahmen einer Modellpflege stellte sich der T4 Caravelle 2.5 TDI auch einem Fahrbericht.
2003 betrat schließlich der T5 die Bühne und löste den erfolgreichen T4 ab. Mit dem Mulltivan 2.5 TDI trat der Neuling zum Test an und berichtet von den Neuerungen. Wie der T4 erhielt auch der T5 im Rahmen eines Facelifts eine neue Front und natürlich auch weitere Verbesserungen. Für die auto motor und sport stand so folgerichtig ein erneuter Test an. Diesem stellte sich 2009 der Multivan 2.0 TDI. Das der Bulli im Laufe seiner Jahre keinesfalls seine Vielseitigkeit eingebüßt hat zeigen auch immer wieder Sondermodelle wie der Rockton, der 2011 für tolle Impressionen sorgen konnte. Das bislang neuste Modell der 70 jährige Tradition des Bulli ist der T6, welcher 2015 zum ersten Test antrat. Einen Sprung zurück in die Zeit unternimmt Sebastian Renz dann noch mit einem T2 Silberfisch. Dieser wird mit einer großen Stoff-Giraffe auf Reise geschickt und liefert hierbei herrliche Impressionen. Zum Schluss folgt noch ein Essay mit dem Dank an den Bulli und beschließt die neuste Ausgabe der auto motor und sport EDITION.
Fazit: Wie schon gewohnt liefert die neuste Sonderausgabe im Rahmen der edlen Edition-Reihe einen Blick zurück in die Zeit. Mit dem Bulli ist das nächste, passende Thema gefunden und so wird das traditionsreiche Modell auch entsprechend gewürdigt. Dabei ist immer wieder auffällig, im welchem großen Umfang die früheren Tests umgesetzt wurden und mit wie viele Hingabe zum Detail berichtet wurde. Dazu gibt es auch einige neue Reportagen und Impressionen, welche die Liebe zum Bulli unterstreichen. Ab sofort kann die auto motor und sport-Edition auch im Abo geordert werden, geplant sind zunächst vier Ausgaben pro Jahr. Eine für viele Automobil-Liebhaber sicher spannende Offerte.
Text: Marco Rassfeld
Fotos: Motor Presse Stuttgart, Marco Rassfeld
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