Schon im Vorwort zur aktuellen Motor Klassik war ein kritischer Artikel zur möglichen H-Kennzeichen-Schwemme die Basis für das Vorwort. Auch Alf Cremers widmet sich dem fragwürdigen Artikel und zitiert sogar einen Satz, in dem die Autos im Schadstoffausstoß mit einem Fischkutter verglichen werden. Wichtiger aber als diese Diskussion, ist die Anerkennung des H-Kennzeichens, welches auch ein zeitgenössisches Automobil voraussetzt.
Wenn die Kinder ein erstes Auto wollen kann durchaus auch ein Youngtimer in Frage kommen. Schließlich sind diese oft noch recht günstig zu erwerben und bieten auch die wichtigsten Sicherheitsfeatures wie Airbag oder ABS. So macht sich Autor Frank Mühling mit seinem Sohn auf die Suche nach einem ersten fahrbaren Untersatz auf vier Rädern. Das vorgesehene Budget hierfür liegt um die 5.000 Euro und einige interessante Youngtimer werden gemeinsam begutachtet. Der erste Kandidat kommt zwar bei Papa gut an, aber der biedere Ford Focus kann den Nachwuchs nicht begeistern und so schwänzt dieser den Besichtigungstermin. Und mit einen C-Max sollte man dem Nachwuchs dann lieber auch nicht kommen. Ein Saab 9-3 Kombi steht etwas weiter weg und mag auch nicht recht überzeugen. Spannender ist da schon das Coupé Fiat 20V Turbo, der durch eine zusätzlich Leistungsspritze etwa 300 PS leistet, damit aber doch wohl ein wenig zu viel des Guten darstellt. Dann kommt ein W124 in Frage, bei dem sich die Fenster mit einer Kurbel bewegen lassen. Heute kaum vorzustellen und trotz der Klimaanlage ist der klassische Benz wohl auch nicht die richtige Wahl. Ein CLK scheint da schon interessanter aber als 200er hat er dann aber doch zu wenig Leistung und kann nicht wirklich überzeugen, zumal er wie der W124 auch in „Renter-Silber“ gehalten ist. Nach einem BMW E36 Cabrio, der sich durch einen zu hohen Preis und hohen Versicherungseinstufungen ebenfalls unbeliebt macht, kommt die Erkenntnis in Richtung wirtschaftlicher Kompaktwagen. So wird es letztendlich ein Honda Civic, der mit einer geringen Laufleistung von unter 100.000 km glänzen kann und auch ansonsten überzeugt.
Der Weg von Audi in die Oberklasse war weit und die heutige Position mussten sich die Ingolstädter hart erarbeiten. Das Hutträger-Image lastete relativ lange an der Marke und einen ersten ernsthaften Ansatz zur Eroberung der Oberklasse war der V8 der ab 1988 erhältlich war. Mit dem ab 1983 angebotenen Audi 200 bot Audi auf Basis des neuen Audi 100 der Baureihe C3 eine Luxus-Version an. So wurde der 200 Turbo gar die schnellste deutsche Limousine mit einer möglichen Spitzengeschwindigkeit von 230 km/h. Ein Vergleich stellt den 200 Quattro Exklusiv von 1986 einem V8 aus dem Jahr 1989 gegenüber. Der 200 Quattro Exklusiv nutzte statt des Turbomotors den legendären Fünfzylinder-Motor mit hier ausgereizten 2,3-Liter Hubraum. Mit 182 PS, einer ausgefeilten Aerodynamik und dem heute bei Spitzenmodellen von Audi obligatorischen Quattro-Antrieb legte die Sonderserie quasi die Basis für den kommenden V8. So zeigte sich hier zum ersten Mal auch die breite Spur mit hinten ausgestellten Kotflügeln, welche die des V8 vorweg nahmen. Das gezeigte Modelle zeigte sogar im James Bond-Film „Ein Hauch des Todes“ einem Aston Martin DB5 das Heck. Im Fahrverhalten zeigen sich durchaus sportliche Ansätze, die der komfortable V8 hingegen nicht bietet. Hier stand als Konkurrenz auch die S-Klasse von Mercedes und der 7er von BMW im Fokus. Der dazu standesgemäße V8-Motor leistet 250 PS und bietet Kraft aus allen Lagen. Das der V8 ein direkter Abkömmling des C3 darstellt, fällt schon bei ersten Blick auf. Trotzdem strahlt er eine besondere Eleganz aus und zahlreiche Nachahmungen der nun umrandeten Grills fanden sich schnell im Zubehörhandel wieder.
Ein Rennwagen der mittlerweile 30 Jahre alt ist und über 83.000 km im Rennmodus zurückgelegt hat, ist der wohl bekannteste Starter beim 24 Stunden Rennen auf dem Nürburgring. Der Opel Manta von Olaf Beckmann geht auch in der VLN an den Start und ist ein echter Publikumsliebling. Seit 1987 tummelt sich das Sportcoupé vorzugsweise auf der Nordschleife des Nürburgrings und verzichtet dabei auch nicht auf einen Fuchsschwanz, dieser trägt er mit Stolz auf einer Dachantenne. Der Manta 2.0 16V der Gruppe H hat entsprechend seinem Einsatzgebiet einen reinen Rennmotor unter der Motorhaube. Der von Helmut Kissling aufgebaute Motor leistet stattliche 255 PS und hat mit dem Gewicht von 930 kg leichtes Spiel. Auf der Dottinger Höhe sind so im Youngtimer-Rennwagen beachtliche knapp 250 km/h möglich. Um mit den aktuellen Rennwagen noch mithalten zu können, wurde auch noch ein sequenzielles Sechsganggetriebe und ein Renn-ABS installiert. Als Gegner ist zum Beispiel der aktuelle BMW M235i mit 333 PS zu nennen, gegen den der Manta aber immer noch eine reelle Chance hat. Dazu ist die professionelle Vorbereitung unabdingbar und so wurde noch vor dem 24 Stunden Rennen eine neue Hinterachse installiert. Echte Sparmaßnahmen sind nicht angebracht und da Besitzer Olaf Beckmann noch die 100.000 km mit dem Manta auf der Rennstrecke erreichen möchte, wird der Manta immer wieder repariert. Toll das auch solch einem Kultauto in der Youngtimer ein Artikel gewidmet wird.
Die Auswahl von zehn Modellen zu einem bestimmten Thema durch die Redaktion ist immer wieder eine empfehlenswerte Rubrik der Youngtimer und bringt oft auch vergessene Automobile wieder ins Rampenlicht. Diesmal lautet das Thema Sondermodell, mit diesen möchten die Hersteller oft zum Ende eines Modellzyklus noch die Verkaufszahlen ankurbeln und schnüren oft interessante Ausstattungspakete. Volkswagen brachte einige Modelle mit Bezug auf bekannte Musikgruppen in die Verkaufsräume. Der vorgestellte Golf Pink Floyd stellt davon ein Beispiel dar und sicher sind die meisten dieser Modelle inzwischen schon nicht mehr fahrfähig. Die Verbindungen ergaben sich durch das Sponsoring von Volkswagen der großen Tourneen der Bands und die Modelle waren bei den Fans natürlich beliebt. Das Promis als Vorlage für ein Sondermodell eine gute Basis darstellen, war aber schon bekannt. Opel brachte von Corsa A sogar ein Sondermodell Steffi Graf heraus und konnte die Tennis-Dame sogar zum Fotoshooting gewinnen. So entstand ein bis heute legendäres Fotos mit der Spitzensportlerin auf der Haube des kleinen, weißen Corsa. Und auch drei weitere Modelle der Auswahl haben direkten Bezug zu bekannten Persönlichkeiten. Der Fiat Seicento Michael Schumacher, der BMW M3 Evo Cecotto und der Land Rover Defender Tomb Raider. Das letzte ist eine Reinkarnation des Film-Fahrzeugs und auch beim M3 ist ein direkter Bezug zum damaligen Renn-M3 zu entdecken. Warum Fiat allerdings zum ersten Weltmeister-Titel von Michael Schumacher den Kleinwagen Seicento als Basis wählte ist eher verwunderlich. Motorsport ist in jedem Fall ein beliebtes Thema und so sind der Jaguar XKR Silverstone, der Porsche 924 Weltmeister und der Renault Clio Williams als entsprechende Modelle zu nennen. Heute sind diese zumeist gesuchte Sondermodelle. Die zwei übrigen Plätze nehmen der Mercedes-Benz 190 E Avantgarde Rosso und der Mazda MX-5 10th Anniversary ein.
Weitere Themen lassen sich auch noch in der Youngtimer 4/2017 entdecken: Intensiver Blick auf die Mercedes-Benz E-Klasse W 210, ein Fahrbericht mit dem klassischen Mini Cabriolet, eine Kaufberatung zum Volkswagen Golf IV und bei Anna schraubt wird erläutert wie man das Thema Spurstange angeht. Die Restaurierung widmet sich einem Toyota Celica Supra, eine Reportage zeigt den Volkswagen Santana, im Fahrbericht zeigen sich mit dem Chevrolet Tahoe und dem Ford Expedition zwei große SUV und schließlich versucht Alf Cremers auf der Techno Classica einen Mercedes-Benz W126 zu verkaufen und berichtet über seine Erfahrungen.
Text: Marco Rassfeld
Fotos: By Stefan Krause, Germany – Own work., FAL, Link, Marco Rassfeld
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