Die neuste Ausgabe der Youngtimer blickt wieder einmal auf die vielen Automobile die zwischen Alltagsfahrzeug und Klassiker feststecken. Hier ist ein bei den Klassikern immer wieder zu entdeckender Scheunenfund kaum möglich, denn die heruntergekommenen Exemplare fristen viel mehr auf diversen Hinterhöfen ihr Dasein unter offenem Himmel. Dies stellt auch Alf Cremers im Vorwort fest, der schon zwei solche Exemplare gerettet hat. Darunter auch einen Mercedes 250 D der sogar mit einem Partikelfilter ausgerüstet wurde um die grüne Plakette zu erhalten. Ob es allerdings auch in Zukunft möglich ist mit alten Dieselfahrzeugen überall zu fahren scheint aktuell sehr fraglich.
Wie die Rettung eines heruntergekommenen Autos auf einem Hinterhof vonstatten geht, kann der Leser dann in einer Reportage von Alf Cremers erfahren. Schon vor einiger Zeit hat Cremers einen BMW 520i der Baureihe E34 auf einem Platz mit weiteren heruntergekommenen Automobilen entdeckt. Hier waren vor allem Peugeot zu finden, was sich durch die Tatsache erklären lässt das der Platz zu einem Peugeot-Händler gehört, der im Nachbarort seinen Standort hat. Nach der ersten Begegnung hatte Cremers den BMW schnell wieder vergessen, aber irgendwann kam er ihn wieder ins Gedächtnis. Mit dem klaren Ziel den E34 zu retten machte er sich auf dem Weg, in der Tasche die wichtigsten technischen Teile und 200 Euro. Der Händler war schnell ausfindig gemacht und übergab den Schlüssel und zudem einen Booster zum Starten der sicher leeren Batterie. Seit fünf Jahren steht der 520i nun auf seinem Platz und hat in der Zwischenzeit schon sehr gelitten. So wurde er schon langsam von der Natur eingenommen und es finden sich Moos, Algen und Flechten auf dem gesamten Wagen wieder. Ein fraglos bemitleidenswerter Zustand, der durch ein sogar schon herausgefallenes Blechteil vollendet wird. Vor allem die Tatsache das es sich um einen unauffälligen 520i handelt erklärt das Schicksal des BMW. Kaum jemand hat gesteigertes Interesse an dem kleinen Sechszylinder, bei einem 535i oder erst recht einem M5 wäre so etwas sicher nicht passiert. Dann folgt die Prozedur den BMW wieder zum Leben zu erwecken, wobei die erste Hürde schon der Einstieg ist. Denn ohne Strom funktioniert die Zentralveriegelung nicht und Cremers muss sich mit einem Trick behelfen. Dieser funktioniert aber tadellos und wenig später öffnet sich auch die Motorhaube um auch hier nach dem Rechten zu schauen. Ein Wespenvolk hatte sich unter der Haube eingerichtet und fliegt nervös umher. Nachdem diese vertrieben sind, wird der Booster angeschlossen. Ein kurzer Check der Zündung hat schon ersten Erfolg und der BMW scheint technisch noch fit zu sein. Ehe der Anlasser aber zu Leben erweckt wird, wird noch Öl und Benzin aufgefüllt sowie die Zündkabel mit Isolierband umwickelt. Nach nur kleinen Anlaufschwierigkeiten startet der Motor dann tatsächlich und beweist die Hartnäckigkeit des BMW. Auch die Bremsen sind nicht fest und so kann der BMW tatsächlich ohne große Probleme auf die erste Fahrt nach langer Zeit gehen.
Klappscheinwerfer sind heute kaum noch zu finden, waren aber vor allem in der 80er Jahren sehr beliebt, vor allem bei sportlichen Automobilen. Hier sorgten sie für eine niedrige Front und konnten zugleich auch die groß bauenden Leuchten tragen. Zwei in erster Linie nicht gerade sportliche Fahrzeuge zeigen sich in der Youngtimer im Fahrbericht. Honda Accord Aerodeck und Volvo 480 ES waren vielmehr nach Art der Shooting Brakes gebaut und stellten somit kleine Kombis dar, bei denen es nicht unbedingt auf das Ladevolumen ankommt. Für Volvo war der 480 ES ein äußerst ungewöhnliches Auto, denn bis zu seinem Erscheinen waren die Modelle aus Schweden für ihr kantiges Design und ihren hohen Nutzwert bekannt. Dazu brach man auch mit technischen Details und setzte auf Front- statt Heckantrieb und baute den Motor quer statt längs unter die Haube. Der 480 ES wurde vor allem in Hinblick auf den wichtigen Markt in den USA entwickelt und sollte auch jüngere Kunden mit Volvo bekannt machen. Die Produktion erfolgte in den Niederlanden, wo Volvo im ehemaligen DAF-Werk in Born produzierte. Der Motor stammte ursprünglich von Renault und wurde sogar von Porsche optimiert, so dass mit Kat 95 PS zur Verfügung stehen. Somit war zwar für ausreichend Vortrieb gesorgt aber das Ansprechverhalten war alles andere als sportlich. Die erwarteten Stückzahlen von 35.000 Exemplare pro Jahr waren dann schnell vergessen, in zehn Jahren stellte man nur knapp 77.000 Exemplare des 480 ES her. Heute ist der kleine und ungewöhnliche Volvo selten und noch günstig zu haben. Der Honda Accord Aerodeck ist heute aber noch schwieriger zu finden, kann aber als schönes Beispiel für die aufstrebende Autonation Japan gelten. Das Design des Accord wurde mit Hilfe von Pininfarina abgestimmt und so zeigt sich eine klassische 80er Jahre-Karosserie mit vielen Kanten und einer erstaunlich niedrigen Front. Auch hier waren die Klappscheinwerfer das erklärte Ziel um neben dem CRX und Prelude ein weiteres sportliches Argument im Portfolio zu haben. Der Aerodeck wurde in den USA gar nicht angeboten und kann auch mit seinem Innenraum überzeugen. Dazu bietet er deutlich mehr Platz als der Volvo, hat einen besseren Motor und wirkt einfach komplett stimmig. Beiden gemein ist die klitzekleine Nebenrolle auf den Straßen und die geringe Stückzahl an noch vorhandenen Modellen. Dazu können aber beide mit vergleichsweise moderaten Preise auf sich aufmerksam machen. Im Zustand 2 sind etwa zwischen 3.000 und 3.800 Euro fällig. So scheinen die Modelle doch eine Sünde wert …
Die Kaufberatung der neusten Youngtimer beschäftigt sich mit dem Peugeot 406. Dieser kann als einer der letzten, klassischen Peugeot gelten, ehe sein Nachfolger 407 mit deutlich extrovertierterem Design für Aufmerksamkeit sorgte und die Kühleröffnung immer größer wurden. Bei seinem Start musste der klassisch gezeichnete 406 aber auch einiges an Kritik einstecken. So wurde ihm sogar in Frankreich selbst vorgeworfen er sein ein zu deutsches Automobil und das Äußere ist nur eine Evolution der bekannten Linie des Vorgängers 405. Die Wellen schlugen so hoch, dass der damalige Peugeot-Designchef Gérard Welter nach dem Erscheinen des 406 zum Leiter Exterieur degradiert wurde. Heute ist der 406 ein Modell, welches immer mehr aus dem Straßenbild zu verschwinden scheint und somit auch ein klassischer Fall für die Youngtimer. Der Franzose hat dabei nämlich eigens zu bieten. Neben der Limousine war der 406 auch als großer Kombi mit dem Namen Break im Programm. Hier konnte er durch eine weitere Sitzreihe sogar zum Siebensitzer mutieren. Besonders elegant zeigte sich das Coupé von 406, welches aus der Feder und der Fabrik von Pininfarina stammt. Hier kann man durchaus direkte Designzitate von großen italienischen Sportwagen erkennen. Allen gemein ist schon eine ordentliche Grundausstattung die natürlich auch weiter gesteigert werden konnte. So war die Baureihe zunächst als SL, ST und SV erhältlich und immer an Bord waren zwei Airbags, ABS und Verstärkungen in den Türen zur Erhöhung des Seitenaufprallschutzes. Die SV-Version glänzte dann mit Alurädern sowie elektrisch einstellbaren Spiegeln und Sitzen. Man konnte also auch durchaus eine luxuriöse Ausstattung realisieren. Später hießen die Ausstattungslinien dann noch anders und man fand Premium und Platinum vor. Motorenmäßig bot der 406 eine große Palette und war ab 89 PS bis zu 207 PS erhältlich. Vor allem der 3,0-Liter große V6-Motor ist eine Wucht und harmoniert vor allem mit dem eleganten Coupé sehr gut. Natürlich erwarten mögliche Käufer auch einige Probleme und auch diese werden in der Kaufberatung aufgeführt und zudem gibt es auch eine persönliche Empfehlung von Autor Michael Harnischfeger.
Tuning war vor allem in der 80er Jahre extrem beliebt und viele extreme Umbauten wurde damals realisiert. Dabei spielte das ein oder andere Mal Geld keine Rolle. Die Redaktion hatte diesmal die Aufgabe sich ein Tuning-Modell herauszusuchen und so kann der Leser gleich zehn interessante Zeugen ihrer Zeit erleben. Der erste im Bunde ist der BMW Alpina B6 3.2 S der von 1987 bis 1990 in nur 62 Exemplaren gebaut wurde. Alpina steht seit jeher für die Verfeinerung der BMW-Modelle und füllte mit seinen Modelle immer die Lücke, die BMW nicht bedienen konnte oder wollte. So ist die Basis des B6, der M3, wahrlich kein schlechtes Automobil. Als Basis für den Motorsport war der M3 auch hier äußerst erfolgreich, aber für den Alltagsgebrauch wünschte man sich schon mal mehr Leistung. Diesem Wunsch kam Alpina nach und setzte den 3.5-Liter-Sechszylinder unter die Haube anstatt des Vierzylinder-Triebwerks. So standen 254 PS zu Verfügung, die sich auch deutlich gelassener bewegen ließen. Als zweites folgt ein Extrembeispiel in Form des Volkswagen Scirocco von Zender. Der Z40 titulierte Scirocco machte auf dicke Hose und war sich auch für einen großen Spoiler am Heck nicht zu schade. Von vorne guckt der Z40 mit seinen großen Rundscheinwerfern allerdings ein wenig schrullig, aber die eigens entwickelten Leichtmetallfelgen standen ihm dafür gut. Die Käufer konnten auch mehr Leistung ordern und so aus 110 PS immerhin 143 PS machen. Aber die Kits wurde auch so verkauft und scheinbar wurden etwa 200 Z40 verkauft. Auch die weiteren Modelle stellen interessante Tuning-Fahrzeuge bis zum Unikat dar. So ist der Mako Capri V8 zu entdecken, bei den Ex-Ford-Ingenieur Gerd Knözinger einen V8 aus dem Mustang Boss 302 in einen Capri installierte. Der Golf Turbo von Sbarro ist durch seiner ungewöhnlich Umsetzung mit Mittelmotor und einmaliger Service-Stellung bekannt wie ein bunter Hund. Der 928 S von Gemballa steht für klassisches 80er Jahre Tuning mit dekadenten Auftritt. Ein witziger Exot ist der Dacia Logan von Elia und der Arden AJ 1 ist ein edel aufgemachter Jaguar, der sogar als schnellster Viersitzer der Welt galt. Dann zeigen Treser, Koenig und Keinath noch was man auch Audi 200, Mercedes SL und Opel Monza alles machen kann. Eine tolle Auswahl, bei der einem wiederholt spontan noch weitere Modelle einfallen die eigentlich nicht fehlen dürften.
Dazu gibt es noch eigene weitere Themen in der Youngtimer 7/2017 zu entdecken: Mercedes S-Klasse W220 und Volkswagen Phaethon im Fahrbericht, eine Reportage zum bunten Volkswagen Polo Harlekin, ein weiterer Fahrbericht mit Ford Sierra und Opel Ascona C, eine Servicebericht zur Lage der Diesel-Fahrzeuge und bei Anna schraubt wird ein genauer Blick auf die Lichtanlage geworfen. Die Restauration zeigt einen Toyota Corolla GT, eine Reportage über die Tour bei der Bavaria Tour Oberbayern, eine Reportage über ein Sportfahrertraining, ein Fahrbericht mit dem Mini Cabrio und dem Volkswagen New Beetle Cabrio und noch eine Reportage zu ungewöhnlichen Youngtimer-Rallye Creme 21.
Text: Marco Rassfeld
Fotos: Peugeot, Marco Rassfeld
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