Die englische Edelmarke Aston Martin hat eine ebenso wechselhafte wie interessante Geschichte. In einem neuen Buch aus dem Heel Verlag steht die lange Tradition einer prägenden Baureihe im Fokus – der DB-Modelle. Vor kurzem erst präsentierte Aston Martin den DB11 und schon vor mittlerweile 70 Jahre debütierte der DB1, der zunächst noch Two Litre Sports hieß.
Das Buch ist auf den ersten Blick edel ausgeführt und besticht durch die schlichte, grüne Ausführung. So finden such auf dem Titel nur das Logo von Aston Martin sowie die wichtigsten, schriftlichen Angaben. Auf der Rückseite finden sich dann aber doch zwei Bilder mit einem modernen und einem klassischen Aston Martin DB-Modell, welches schon die langjährige Tradition der Baureihe verdeutlicht. Das Format ist klassisch und ausreichend groß um auch große Abbildungen zu ermöglichen. Ehe das Inhaltsverzeichnis die Struktur von Buch aufzeigt, kann der Leser schon auf zwei großformatigen Bilder weitere Modelle des Aston Martin DB begutachten und auch hier wurde ein modernes und ein klassisches Modell gewählt. Das Vorwort stammt von Roger Carey, dem Vorsitzender des Aston Martin Heritage Trust, welcher viele Materialien und das einige Archiv dem Autor zur Verfügung stellte. Er blickt dabei ebenso wie der Autor im der folgenden Einleitung auf David Brown, der zum einem für das Kürzel DB verantwortlich war und auch bei Aston Martin eine wichtige Rolle einnahm.
Das Kapitel 1 wirft dann einen konkreten Blick auf die Geburt einer Legende. Dabei startet das Buch schon im Jahr 1912, als Aston Martin gegründet wurde. Dann folgt ein Blick auf die wichtigsten ersten Modelle und auch die Entwicklung der Marke. Dabei wird aber nicht mit zu viel Tiefe verfolgt, denn schließlich ist der wichtige Meilenstein für die DB-Modelle der Übernahme der erneut insolventen Firma Aston Martin durch David Brown im Jahr 1947. Über Brown selbst kann der Leser auch seine Vita erlesen und das Modell, welches Grund für die Übernahme war, war der Atom. Eine grundlegend, neue Konstruktion für dessen Verwirklichung aber frisches Kapital notwendig war. Als Limousine war der Atom generell ausgelegt, aber Brown wollte ein Cabriolet verwirklichen. Dazu nutzte er die Dienste von Frank Feeley, der bisher bei Lagonda tätig war. Auch diesen Hersteller übernahm Brown im Jahr 1948 und durch Feeley entstand schließlich der Two Litre Sports, ein Cabriolet mit klassischen Linien, der später als DB1 bezeichnet wurde. Die Übernahme von Lagonda hatte aber noch weitere Gründe, denn Brown war vor allem an dem Motor interessiert, den niemand geringeres als W. O. Bentley für Lagonda konstruiert hatte. Der Nachfolger des Two Litre Sports war schließlich der DB2, der sein Debüt beim 24 Stunden Rennen in Le Mans im Jahr 1949 feierte. Dazu sandte Aston Martin gleich drei Prototypen des DB2 nach Frankreich, von denen zwei noch den Vierzylinder aus dem DB1 installiert hatten und einer den neuen Sechszylinder von Lagonda. Am Schluss kam nur ein Vierzylinder ins Ziel und wurde Sechster. Die Karosserie des DB2 war deutlich moderner als beim DB1 und der bis heute für Aston Martin typische Grill fand sich hier zum ersten Mal wieder. Im Gegensatz zum DB1 war der DB2 ein voller Erfolg und der nächste Schritt der Entwicklung war der viersitzige DB2/4 der sich in drei Stufen bis zum MK III entwickeln sollte.
Die sportlichen Auftritte der Modelle von Aston Martin zeigt dann das zweite Kapitel unter dem Titel Wege zum Sieg nach. Denn als der DB2 noch in Produktion war, stellte Aston Martin schon den DB3 vor. Hierbei handelte es sich aber um einen reinrassigen Rennwagen, der vom Österreicher Robert Eberan von Eberhorst entworfen wurde. Doch er erwies sich schließlich als zu groß und zu schwer, so dass schließlich der agilere DB3S entstand. Dieses Engagement wurde dann 1957 mit dem DBR1 weitergeführt, der aufgrund von Reglements-Änderungen notwendig wurde. Mit dem DBR1 gelang Aston Martin der wohl größte Motorsport-Erfolg seiner Geschichte und so feierte man 1959 einen Doppelsieg bei dem legendären 24 Stunden Rennen in Le Mans. Mit dem DBR2 war parallel zu den Einsätzen des DBR1 ein weiterer Rennwagen entstanden, der auf für Aufsehen sorgte. Selbst im Formel-Sport war Aston Martin aktiv und trat mit dem DBR4 und dem DBR5 in der Formel 1 an, konnte hier aber keine echten Erfolge einfahren.
Mit dem DB4 konnte Aston Martin währenddessen bei den Serienmodellen wieder für Aufsehen sorgen und schuf dabei einen echten Englishman’s Ferrari. Der modernisierte Aston Martin war das erste Modell der Marke, welches in der Superleggera-Bauweise von Touring gebaut wurde. Die Verbindungen zur italienischen Karosseriebauer entstanden durch die Rennwagen und so war Touring auch für das neue Design des Aston Martin DB4 verantwortlich. Neben dem Salon genannten Coupé war später auch eine offene Variante erhältlich. Für Aufsehen sorgte aber der DB4 GT der durch die Verringerung des Radstands wieder zum reinen Zweisitzer wurde. Noch extremer war der DB4 GT Zagato, dessen Karosserie von Ercole Spada gestaltet wurde und nochmals moderner wirkte. Auch Bertone schuf ein Model auf Basis des DB4 GT ein Modell, den Bertone Jet. Er sollte allerdings ein Einzelstück bleiben. Für den Einsatz auf der Rennstrecke entstanden auch noch einige Projekte die ohne echten Namen bleiben und aber wie selbstverständlich auch im Buch wiederzufinden sind. Der DB5 war optisch fast identisch mit dem letzten DB4 und sorgte vor allem mit den Auftritten in den James Bond-FIlmen Goldfinger und Feuerball für internationales Aufsehen. Auch der DB6 war optisch augenscheinlich nah mit seinem Vorgänger verwand und war das letzte DB-Modell mit Sechszylinder-Motor.
Das Aston Martin im DB einen Achtzylinder installieren wollte, war kein Geheimnis, aber der Platz unter der Haube der klassischen Modelle von DB4 bis DB6 war einfach zu klein. Doch dies läutete zu gleich das Ende einer Ära ein, welches die Basis zum Kapitel 4 liefert. Der DB musste breiter werden um einen Achtzylinder aufnehmen zu können und so schuf die Carrozzeria Touring des DBSC, der gleichzeitig das letzte Modell für Touring sein sollte. Kurz nach der Präsentation des DBSC wurde die Firma Ende 1966 abgewickelt. So war Aston Martin auf eigene Entwürfe angewiesen und der entscheidende Entwurf zum neuen DBS kam von William Towns, der erst vor kurzem von der Roots-Gruppe zu Aston Martin gewechselt war und eigentlich für die Gestaltung des Innenraums verantwortlich war. Doch die Entwürfe konnten überzeugen und trugen die DB-Modelle in die 70er Jahre. Mit schnörkellosen Design musste der DBS aber noch zwei Jahre auf die Installation des Achtzylinders warten, denn der Motor war nicht fertig geworden. Als DBS V8 wurde das Modell schließlich auf der London Motor Show im Jahr 1969 vorgestellt und sorgte bei Aston Martin gar für Engpässe in der Produktion. Der Motor wurde auch im Rennsport in einem Lola eingesetzt, auch dieser Nebenschauplatz wird nicht vergessen. Mit dem Sotheby Special wurde von der britischen Designfirma Ogle kreiert und war ursprünglich als Werbeträger für einen Tabakkonzern geplant. Insgesamt entstanden drei Exemplare von denen zwei sogar eine Straßenzulassung erhielten.
Das DB-Erbe lautet schließlich das letzte und fünfte Kapitel des Buches, in dem die moderne Fortführung der DB-Modelle im Mittelpunkt steht. David Brown verkaufte 1972 Aston Martin und seitdem wurde die Marke mit weniger Hingabe weitergeführt. Das DB sollte schnell verschwinden, denn schließlich war der alte Besitzer nicht mehr da. Nach einigen Besitzerwechseln kam Aston Martin dann 1987 unter die Kontrolle der Ford Motor Company. Die Entwicklung der englischen Traditionsmarke war aber weiterhin nicht gut und so installierte Ford schließlich Walter Hayes als neuen Geschäftsführer, der den Hersteller eigentlich abwickeln sollte. Doch Hayes verwirklicht stattdessen unter Mithilfe von Tom Walkinshaw ein neues Modell, welches als neuer DB6 gelten sollte. Scheinbar logisch erhielt er den Namen DB7 und wurde im März 1999 auf dem Genfer Salon vorgestellt. Aston Martin griff dabei auf einige Bestandteile von Jaguar zurück, die auch unter der Regie von Ford standen. Das Modell wurde ein echter Erfolg und Aston Martin wieder eine anerkannte Marke. Selbst einen DB7 GT und gar einen DB7 Zagato war im Laufe der Laufzeit der Baureihe wieder verfügbar. Die 8 wurde ausgelassen um keine Verwechselung mit einem Achtzylinder-Motor zuzulassen und so war der DB9 das nächste Modell der DB-Baureihe, welches auch im Motorsport wieder für viel Aufsehen sorgte. Der DB10 war ein exklusives Automobil für den neusten James Bond Film Spectre und der DB11 wurde schließlich auf dem Genfer Salon 2016 enthüllt und führt die Modellreihe bis ins heute. Mit dem DB4 GT Continuation Series werden sogar fabrikneue, klassische Fahrzeuge hergestellt und die Studie DBX gibt einen Ausblick auf ein mögliches Crossover-Modell von Aston Martin.
Zum Schluss gibt es noch eine Übersicht der wichtigsten technischen Daten aller DB-Modelle, bei denen erfreulicherweise auch die Rennwagen nicht fehlen. Leider fehlt hier aber eine Auflistung der produzierten Exemplare.
Fazit: Das Buch bietet eine Reise durch die lange Tradition des DB-Modelle von Aston Martin. Dabei wird die Entwicklung chronologisch nachvollzogen und die entsprechenden Fortschritte lassen sich gut nachvollziehen. Auch die Rennwagen, welche ein DB im Namen trugen finden sich im Buch wieder und deren Erfolge werden entsprechend gewürdigt. Neben dem Text finden sich auch viele Bilder im Buch wieder, von denen viele auch zeitgenössisch sind und so die Geschichte sehr gut wiedergeben. Auch finden sich viele Abbildungen von altem Prospekt-Material wieder, die heute echte Raritäten sind.
Technisch ist das Buch solide umgesetzt ohne aber dabei mit einer allzu aufwendige Umsetzung aufzufallen.
Für den Preis von 50 Euro kann der Leser sich eines der wenigen deutschen Bücher über Aston Martin sichern, die einen tieferen Blick in die Geschichte der englischen Marke werfen. Alleine diese Tatsache macht den Titel sicher für vielen interessant und auch der gebotene Inhalt wird kaum jemand enttäuschen.
Bibliografie:
Titel: Aston Martin – Die DB-Modelle
Autor: Andrew Noakes
Umfang: 224 Seiten, 36 s/w- und 193 Farbabbildungen
Format: 250 x 310 mm
Bindung: gebunden
Auflage: 10/2017
Preis: 49,95 €
ISBN-Nr.: 978-3-95843-599-5
Bestellbar beim Verlag unter: www.heel-verlag.de
Text: Marco Rassfeld
Fotos: Bonhams, Marco Rassfeld
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