Mit der vierten Ausgabe der auto motor und sport Edition beendet die Motorpresse den Jahrgang 2017. Nach den drei Jubiläums-Ausgaben für Ferrari, den Bulli und AMG steht einmal mehr Porsche im Mittelpunkt. Und dabei greift man konkret auf die sportlichsten 911er zurück und wagt einen Blick ins Archiv.
Das Titelmotiv ist dazu passend gewählt und zeigt den berühmten Entenbürzel des ersten Carrera RS, der für viele als Ur-Vater aller sportlichen Porsche 911 gilt. Die gelbe Farbe sorgt zudem für eine knallige Aufmachung und ansonsten ist der Titel gewohnt schlicht gewählt. Nach dem Vorwort und dem Inhaltsverzeichnis liefert das Magazin interessante Impressionen mit einem aktuellen Vertreter der sportlichen 911. Der 911 GT3 Touring wurde auf der letztjährigen IAA vorgestellt und verzichtet bewusst auf jedwede Bespoilerung und wirkt daher betont schlicht. Jens Dralle besucht mit diesem 911er dann gleich vier Interessante Menschen, die im direkten Zusammenhang zu den sportlichen 911ern stehen. Mit Andreas Preuninger und Lars Kern sowie Roland Kussmaul und Walter Röhrl trifft Dralle hierbei Menschen aus verschiedenen Epochen des 911. Mit einem 964 Carrera RS klärt das Heft dann auf, was eigentlich Flacht ist. Denn durch die Werbung zum neusten 911 GT3 und dem Slogan „Born in Flacht“ rückte der Ortsteil von Weissach in den Mittelpunkt. Dann beginnt die Reise in die Vergangenheit und im Test zeigt sich als erstes der 911 Carrera RS 3.0 aus dem Jahr 1974. Er war der Nachfolger des ersten Carrera RS mit 2,7-Liter Hubraum und sollte als Basis für den Motorsport dienen. Ganze 10 Jahre später brachte Porsche dann den 911 SC/RS in den Verkauf und auch hierzu ist der zeitgenössische Test aus der auto motor und sport wiederzufinden.
Der Porsche 911 war auch schon immer ein begehrtes Objekt in der Tuning-Szene und mit den Motorsport-Abarten 934 und 935 die auf der Rennstrecke viele Erfolge einfahren konnten, wuchs die Begehrlichkeit diese zu besitzen und zu fahren. Walter Wolf, der auch ein Formel 1-Team besaß wurde mit seinen Vorstellungen eines 935 beim Kölner Rennstall der Kremer-Brüder vorstellig. Heraus kam ein ganz besonderer Porsche, der mit einer Leistung von 740 PS und einem extremen Äußerlichen aus sich aufmerksam machte. Diesen einmaligen Porsche konnte die auto motor und sport im Jahr 1986 testen und im aktuellen Heft kann dies nochmals nachvollzogen werden. Das Thema Sport und 911 brachte immer wieder besondere Modelle des 911er auf dem Markt und 1987 war der 911 Carrera Club Sport verfügbar, der als letzter der klassischen G-Modelle in diesem Magazin zu finden ist. Denn als nächstes schaut das Magazin auf den schon mal gezeigten 964 Carrera RS aus dem Jahr 1991, der mit den üblichen Maßnahmen für den sportlichen Einsatz optimiert wurde.
Fraglos einer der extremsten 911er ist der 911 GT1 aus dem Jahr 1997. Die Straßenversion ist nur den damaligen Homologationsauflagen zu verdanken, die eine Serie von 25 Exemplare für den freien Verkauf vorschrieb. Mit einem normalen Porsche 911 der damaligen, aktuellen Serie 993 hat der GT1 nicht viel zu tun, denn im Sinne der Performance auf der Rennstrecke wurde der 911er radikal optimiert. So zeigt sich an der Front zwar noch das bekannte Gesicht des 993, aber schon der weitere Aufbau ist bedeutend flacher und breiter. Am Heck besteht der 911 GT1 aus einer Rohrrahmen-Konstruktion und der Motor wurde nicht als Heck- sondern als Mittelmotor platziert. Dieser Motor stammte im Grundprinzip noch vom Gruppe C-Rennwagen 962 ab und in der Kleinserie gab Porsche eine Leistung von 544 PS an. Vom getesteten 911 GT1 im Look des 993 entstanden letztendlich nur zwei Exemplare und die weiteren Exemplare hatten schon die Front vom neuen 996 erhalten. Einige tolle Zeichnung aus der Feder von Helge Jepsen lassen sich dann wiederfinden und zeigen sechs sportliche Porsche 911. Der wassergekühlte Porsche 911 der Serie 996 wurde mit dem GT3 ebenfalls auf Sportlichkeit optimiert und 1999 unterzog sich dieser einem Test. Mit dem GT2 verfolgte Porsche dann einen neuen Ansatz und setzte auf Turbo-Technik welche des GT2 von 2001 zum stärksten 911er der Modellreihe küren sollte. Entgegen dem 911 Turbo verzichtete man aber auf den Allradantrieb und konnte Gewicht sparen, wie an etlichen anderen Stellen auch.
Als 2003 schließlich mit dem GT3 RS ein neuer Porsche 911 mit den legendären zwei Buchstaben erhältlich war, nahm die auto motor und sport dies zum Anlass um einige Impressionen mit seinem Ur-Vater, dem Carrera 2.7 RS von 1972 einzufangen. Auch der 997 wurde als GT3 gebaut und das Magazin gibt den Test aus dem Jahr 2006 nochmals wieder. Eine Übersicht der Leistungs-Fähigkeit diverser 911er-Modelle lässt sich anhand einer Liste mit den Rundenzeiten auf der Nordschleife und dem Hockenheim-Ring ablesen. Der 911 GT3 RS 4.0 war der Abschluss des erfolgreichen 997 und war auf 600 Exemplare limitiert. Einer der ersten 911 die hohe Leistung auch mit einem für viele Kunden offensichtlich nicht verzichtbaren Komfort verband, war der erste Turbo vom G-Modell. Für beeindruckende Impressionen führte die auto motor und sport im Jahr 2015 den damals neuen 911 GT2 RS mit dem 930 Turbo zusammen. Ergänzt wurde diese beneidenswerte Kombination noch durch ein Highlight der Tuning-Szene. Der Ruf CTR war Ende der 80er Jahre die Spitze des Machbaren und ist bis heute als Yellowbird bekannt. Einen weiteren interessanten Vergleich gab es dann im Jahr 2016, als gleich sechs unterschiedliche GT3-Modelle von 996 bis zum 991 ihr Können auch auf dem Sachsenring unter Beweis stellen konnten.
Die Neuauflage des 911 R auf dem Jahr 2016 zeigt sein Fähigkeiten im Fahrbericht und der 911 GT3 aus dem Jahr 2017 im Test, ehe sich gleich drei Rennversionen im Form des GT3 Cup, GT3 R und RSR im Tracktest zeigen. Auch der aktuell, neuste 911 GT2 RS zeigt sich noch im Test ehe der Blick auf einen weiteren, besonderen Porsche fällt. Der 959 war ein Supersportwagen der damaligen Zeit und ursprünglich für den Einsatz im Motorsport der Gruppe B vorgesehen. Schon 1987 konnte die auto motor und sport den Über-911er testen und nun kehrte das Original-Fahrzeug von damals zurück zum Test. Dabei handelt es sich sogar um die seltene Sportversion des 959 und so sind beeindruckende Fahrleistungen fast obligatorisch. Zum Abschluss zeigen sich dann noch zwei besonders seltene Exemplare des 911. Mit dem SC/RS und dem GT1 fängt das Magazin zum Abschluss nochmals tolle Impressionen ein.
Fazit: Die neuste Ausgabe der ams Edition nimmt sich eines umfangreichen Themas an und blickt mit vielen Berichten zurück auf eine schnelle Vergangenheit der sportlichen Porsche 911. Viele der auch limitieren Modelle werden dabei berücksichtigt, aber eine komplette Abhandlung aller Modelle war dabei leider nicht möglich. Vielmehr zeigt das Magazin eine subjektive Auswahl der interessantesten Berichte und darunter sind etliche Highlights wiederzufinden. Warum allerdings vom Ur-Modell weder der 911 R noch der erste Carrera 2.7 RS mit Tests berücksichtigt wurden, lässt sich nicht erklären. Der Fokus liegt hingegen offensichtlich eher im modernen Bereich und zeigt vor allem Modell ab dem 996. Von 993 ist außer dem Sonderling GT1 sogar nichts zu entdecken. Die sonst bei den Edition-Ausgaben aufwendige Gestaltung des Umschlags wird in dieser Ausgabe auch vermisst. So sollten die Fans des Porsche 911 überlegen, ob die aufgerufenen knapp 10 Euro die Investition wert sind um ein wenig im interessanten Test-Archiv zu stöbern.
Text: Marco Rassfeld
Fotos: Motorpresse, Marco Rassfeld
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.