Die Geschichte der unsterblichen VW-Legenden möchte ein neues Buch aus dem GeraNova Bruckmann Verlagshaus erzählen. Das dabei der Käfer im Mittelpunkt steht ist unausweichlich, denn schließlich war das Modell lange Zeit der einzige Wagen im Angebot von Volkswagen und prägte nicht nur in Deutschland für lange Zeit das Straßenbild.
Das Buch ist im halbwegs kompakten Querformat umgesetzt und zeigt auf dem Titel einen frühen Käfer, der durch eine partielle Lackierung noch hervorgehoben wird. Auch auf der Rückseite lassen sich weitere Käfer entdecken, wobei auch gleichzeitig die Vielseitigkeit des Fahrzeugs deutlich wird. Im dazugehörigen Text wird aber auch schon erkennbar, dass auch weitere Modelle für die Geschichte von Volkswagen wichtig waren. Nach dem Aufklappen zeigt sich zunächst das Vorwort, in dem der Autor auf die Besonderheit des Käfers eingeht und wie er es unter die Top 4 zur Wahl des Automobil des Jahrhunderts schaffen konnte. Seine Konkurrenten waren mit dem Ford Model T, dem Austin Mini und der Citroën DS aber ebenso unvergessene Automobile, die auch einige Superlative bedienen konnten. Diese waren dem Käfer fremd, er war nur geschaffen um die Motorisierung der Deutschen zu verwirklichen und schließlich die Welt zu erobern. Dabei konnte der Käfer stets mit hohen Sympathiewerte bei den Käufern punkten und begeisterte durch seine Zuverlässigkeit. Das folgende Inhaltsverzeichnis zeigt dann den Weg durch das Buch und verdeutlicht schon die offensichtliche Vielseitigkeit des Konzeptes.
Die Anfänge blicken zurück auf die Entwicklung des Volkswagens, der durch den Konstrukteur Ferdinand Porsche unter der Regie der deutschen Regierung und dem noch frischen Reichskanzler Adolf Hitler begann. Schon 1933 versprach Hitler den Menschen ein Automobil für unter 1.000 Mark und setzte bei der Verwirkung dieser Idee nicht auf die etablierten Hersteller, sondern vielmehr auf die Künste von Porsche. Die legitimen Vorgänger wie der Hanomag „Kommissbrot“ oder dem Standard Superior werden zum besseren Verständnis ebenfalls kurz vorgestellt und auch die entsprechenden Konstrukteure sind berücksichtigt. Schnell zeigt sich so auch der Aufbau des Buches, welches auf großformatige Abbildungen setzt und dazu einen kurzen, prägnanten Text liefert. Auch weitere Hersteller wie Tatra, Skoda und auch Mercedes sind wiederzufinden. Ehe Porsche den Auftrag zur Konstruktion erhielt, hatte er ähnliche Modelle schon für Zündapp und NSU gebaut, wobei keines je in Serie gehen sollte. Die ersten drei Prototypen, die nicht im Zeitplan verwirklicht werden konnten gelten als endgültiger Startschuss für den späteren Käfer. Diese Prototypen wurden sogar noch auf dem Privatgelände von Porsche hergestellt und weitere Prototypen zeigten den Weg zu kommenden Serie. Hier finden sich erfreulicherweise viele historische Bilder wieder, die auch einen Blick in die damalige Zeit zulassen. Auch die Idee mit Rabattmarken einen KdF-Wagen, wie der Käfer zunächst hieß, erwerben zu können lässt sich im Buch entdecken.
Der Ausbruch des zweiten Weltkrieges aber verhinderte die Auslieferung der ersten Modelle und stattdessen wurde die Konstruktion genutzt um Militärversionen zu verwirklichen. Hier zeigt sich zum ersten Mal die Vielseitigkeit des Käfers, der für die Wehrmacht einige wichtige Fortbewegungsmittel ermöglichte. So ist der Kübelwagen die geländegängige Variante des Käfer und konnte im schwierigen Geländer durch und durch beeindrucken. Die stetige Weiterentwicklung machten den Kübelwagen dabei immer besser und es waren sogar Versionen mit Kettenantrieb erhältlich. Dazu gibt es auch noch den nicht sehr beliebten Kommandeur-Wagen und den erstaunlichen Schwimmwagen zu entdecken. In der Not war auch der Umbau zum Gasgenerator erforderlich und selbst dieses lässt sich entdecken.
Die Nachkriegskäfer sorgten dann für den erhofften Erfolg des Fahrzeugs an dem kaum noch zu denken war. Der Start zur Produktion hatten die Deutschen den Besatzungkräften zu verdanken, die an einer schnellen Genesung der deutschen Wirtschaft interessiert waren. Das recht einfache Grund-Modell wurde im Laufe der Zeit immer weiter verfeinert und durch unterschiedlichste Versionen auch das Portfolio erweitert. Hier finden sich auch die beliebten Cabrio-Versionen wieder.
Der „Bulli“ steht dann im Mittelpunkt vom Kapitel 4, denn die Grundkonstruktion war mit dem Käfer eng verwandt. In den ersten drei Generationen war der vielseitige Bulli mit dem klassischen luftgekühlten Heckmotor ausgestattet. Durch die Möglichkeit das Chassis mit Aufbauten nach Wahl zu versehen, konnten die Kunden aus einer ungewöhnlichen Breite der Modelle wählen und auch eigene Spezialversionen mit Sonderaufbau wurden verwirklicht. Bis 1992 war der Bulli als T3 im Angebot, ehe der T4 mit Frontmotor die Tradition brach.
Diverse Weiterentwicklungen des Käfer-Konzepts sorgten dafür das immer mehr Modelle erhältlich waren. So startet diese Kapitel mit dem beliebten Volkswagen Karmann Ghia, der als sportliche Ableger mit einer erstaunlich eleganten Karosserie versehen war. Bei Volkswagen hieß dies Modell intern Typ 14 und mit dem Typ 34 wollte man das Modell auch in größeren Klassen etablieren, welches aber nicht so gut gelang. Der Typ 147 war der im Volksmund Fridolin genannte Kleintransporter für die Post, der bis heute auch einen gewissen Kultcharakter besitzt. Der Typ 3 von Volkswagen brachte das Konzept dann in eine höhere Klasse und neben einer Limousine war auch ein Kombi erhältlich. Der Kurierwagen Typ 181 war in den USA schlicht als The Thing bekannt und verfügte über gute Offroadeigenschaften. Mit dem Volkswagen 411 und 412 war dann der Typ 4 die letzte Weiterentwicklung des Käfers welche im Buch vorgestellt wird.
Das Buch zeigt dann auch noch die lateinamerikanischen Modelle des Käfer und deren Abwandlungen. Hier lassen sich durchaus Interessante Autos entdecken, die hierzulande zumeist unbekannt sind, denn die meisten Modelle waren dem Heimatland vorenthalten.
Durch die getrennte Konstruktion von Chassis und Karosserie nutzten auch zahlreiche Hersteller die technische Basis des Käfer um ihre oft erstaunlich eigenständigen Fahrzeuge anzubieten. So gab es diverse Karosseriebauer, die mit unterschiedlichsten Aufbauten die Vielseitigkeit nochmals enorm steigern konnten. Selbst für den Motorsport konnte man die Basis des Volkswagen nutzen, wobei die bekannteste Rennserie hier vermutlich die Formel Vau sein dürfte. Auch Buggies und Trikes konnten auf dem Chassis des Käfer aufgebaut werden.
Zum Ende des Buches stehen noch die ersten Modelle von Porsche im Fokus, die auch eine Verwandtschaft zum Käfer nicht abstreiten konnten. Dazu die bemerkenswerten Versuche von Volkswagen einen Nachfolger für den Käfer zu entwickeln und schließlich bleiben auch die neuen und aktuelle Modelle des New Beatle bzw. Beetle dem Leser nicht vorenthalten.
Fazit: Das Buch über den Käfer und seine Verwandten blickt auf die ereignisreiche Geschichte einer automobilen Legende. Dabei werden viele Käfer-Modelle in großformatigen Bilder präsentiert, die zumeist auch historisch sind. Die entsprechenden Texte sind alle recht kurzweilig geschrieben und bieten eine stattliche Menge an wichtigen Informationen. Das man auch die vielen Abkömmlinge des Käfers mit berücksichtigt hat, macht den Titel interessant und lässt einen Blick über den Tellerrand zu.
Für knapp 30 Euro ist das Buch eine sichere Investition für alle, die in das Thema Käfer einsteigen möchten und ein gutes Basiswissen erhalten möchten. Erfahrene Käfer-Fans werden aber kaum etwas neues entdecken können, vermutlich schaffen hier am ehesten die lateinamerikanischen Varianten neue Einblicke.
Bibliothek:
Titel: Käfer & Co. – Die Geschichte der unsterblichen VW-Legenden
Autor: Didier Ganneau
Umfang: 168 Seiten, ca. 300 Abbildungen
Format: 294 x 206 mm
Bindung: Hardcover
Auflage: 01/2018
Preis: 29.99 €
ISBN-Nr.: 978-3-95613-057-1
Bestellbar beim Verlag unter: www.verlagshaus24.de
Text: Marco Rassfeld
Fotos: Volkswagen, Marco Rassfeld
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