50 Years – From the Groundbreaking Miura to Today’s Hypercars – so der weitererklärende Titel zu einem Buch aus dem amerikanischen Motorbooks Verlag. Dieses wurde schon 2015 veröffentlicht, passend zum 50. Geburtstag des Lamborghini Miura. Dieser eröffnete die Reihe der Supersportwagen für die Marke aus Italien und viele weitere Modelle folgten.
Das Buch ist im großen Hochformat ausgeführt und kann mit einer toller Umschlags-Gestaltung punkten. So kann der Leser einen Aventador entdecken, der ebenso wie die große Schrift mit einem Glanzlack versehen wurde. Dazu ist die Schrift auch noch erhaben und alles präsentiert sich im gelungen Rot-Schwarz. Auf der Rückseite lassen sich dann noch zwei weitere Supercar-Modelle von Lamborghini entdecken und weisen so auf die durchaus beachtenswerte Tradition hin. Beim ersten Aufschlagen kann der Leser dann auch gleich eine großformatige Aufnehme eines Miura entdecken und auch der besondere Sesto Elemento lässt sich noch vor dem Inhaltsverzeichnis entdecken. Hier wird die Aufteilung in neun Hauptkapitel deutlich, von denen jeweils eins einem Modell gewidmet ist. Es folgen erst aber noch die Danksagungen und ein Vorwort aus der Feder von Fabio Lamborghini, dem Direktor des Museo Ferruccio Lamborghini. Dann folgt noch die Einleitung, welche die wichtige Entwicklung von Lamborghini zum Hersteller von Supersportwagen nachzeichnet und einige interessante Anekdoten dabei offenlegt. Hier lässt sich auch das erste Fahrzeug von Lamborghini entdecken, der 350 GT und mit Giotto Bizzarrini, Paolo Stanzani und Marcello Gandini werden auch drei wichtige Menschen der ersten Stunden vorgestellt.
Dann fällt aber der Blick entgültig auf das erste Supercar von Lamborghini – den Miura. Er war radikal anders und zeichnete sich vor allem durch seinen Mittelmotor aus und dem dahinter längs platzierten Motor. Im November 1965 wurde der neue Lamborghini auf dem Turiner Autosalon vorgestellt und war in dieser Konfiguration der erste Supersportwagen seiner Art. Das Buch blickt zunächst auf die Entwicklung des Modells und kann hier schon die persönlichen Erinnerungen von direkt beteiligten Personen darbieten. So steht nicht nur das Modell im Fokus, sondern auch die Erschaffer. Dann folgt die Weiterentwicklung des Miura die im SV gipfelte und den Miura immer schneller und stärker machten. Dazu zeigen sich immer wieder historische Aufnahmen, die Interessante Szenen einfangen. Doch auch neue Aufnahmen in erstklassiger Studioqualität lassen sich wieder finden und rücken den Miura in das rechte Licht. Dazu finden sich auch noch weiterführende Details zu Gian Paolo Dallara und dem Miura S Jota im Kapitel wieder.
Dem Miura folgte der Countach, dessen Name auf einen italienischen Ausruf des Erstaunens zurückzuführen ist. Dies ist auch gleichzeitig der Start in das zweite Kapitel, in dem der über lange Jahre verfügbare Countach im Mittelpunkt steht. Auch hierbei findet sich von der Entwicklung bis zur Weiterentwicklung alles wichtige zum Countach wieder und auch die Stimme der Presse finden sich wieder. Der Countach sorgte lange für Aufsehen und prägte die Marke über einen langen Zeitraum. Als erster Lamborghini verfügte er über die bis heute verwendeten Scheren-Flügeltüren, die für einen drastischen Auftritt sorgen. Dazu stellt das Buch auch die wirtschaftliche Lage von Lamborghini vor und der Leser kann durch die chronologische Aufarbeitung der Modelle die diversen Besitzer-Wechsel nachvollziehen.
Mit dem Diablo folgte dann endlich ein neuer Supersportwagen von Lamborghini und dieser führte die Marke durch die 90er Jahre. Schon bei seiner Vorstellung war Lamborghini nicht mehr in Familienbesitz und durchlebte in diesem Sektor eine aufregende Dekade mit Höhen und Tiefen. Der Countach war nach knapp 16 Jahren am Ende seiner Entwicklung angelangt, wenn er dies sogar nicht schon überschritten hatte. Mit einer Leistung von knapp 500 PS stellte der Diablo seinen Vorgänger aber unmittelbar in den Schatten und die Leistung sollte sich im Laufe des Modellszyklus noch steigern lassen. Erstmals seit dem einmaligen Miura Roadster bot Lamborghini auch wieder ein offenes Modell an und wie bei Countach wuchsen dem Diablo schnell Flügel. Diese dramatisierten den Auftritt nochmals, ehe aber zum Schluss wieder auf den großen Heckflügel verzichtet wurde. Nach Chrysler hatte Lamborghini ab 1998 mit Audi eine zahlungskräftiger neuen Besitzer, der die Marke deutlich voran treiben sollte.
Das erste Modell unter der Regie des mächtigen Volkswagen-Konzerns war schließlich der Murciélago, welcher als Spitzenmodell des Diablo ablösen sollte. Die Fabrik wurde mit viel Akribie auf das neue Modell vorbereitet und sorgte für eine deutlich gesteigerte Fertigungsqualität. Dazu konnte er mit einem modernen Design aufwarten, welche wie bei den Vorgängern auch wieder für viel Aufsehen sorgen konnte. Verantwortlich dafür war Luc Donkerwolke der auch im Kapitel vorgestellt wird. Eine massive Leistungssteigerung erfolgt mit dem LP640, der nun über 60 PS mehr verfügte als der erste Murciélago. Dies war nötig geworden um den Abstand zum neuen, kleinen Bruder Gallardo zu wahren. Nochmals 30 PS mehr bot der LP670-4 Superveloce und war somit der stärkste Vertreter dieser Modellreihe.
Der Gallardo kam nur zwei Jahre nach dem Murciélago auf den Markt und machte den Einstieg in die Lamborghini-Welt auch mit weniger geldlichen Mitteln möglich. So wurde endlich wieder ein zweites Modell nach dem schon 1988 eingestellte Jalpa vorgestellt. Die Basis hierfür lieferte Audi und auf der gleichen Basis war später auch der R8 verfügbar. Das Modell war auch als Roadster erhältlich und sehr erfolgreich. In vielen Varianten die im Laufe der Zeit verfügbar waren, konnte die potentiellen Kunden mit hoher Sicherheit eine passende Variante finden.
Eine Sonderstellung nimmt dann der Reventón ein, im Prinzip ein radikal umgesetzter Murciélago der in limitierter Serie erhältlich war. Optisch waren viele Elemente an einen Kampfjet angelehnt und sorgten so für einen einmaligen Auftritt. Im Buch finden sich tolle Bilder eines Roadster wieder, die auch viele Details des Sonderling zeigen.
In der Serienfertigung löste der Aventador 2011 den Murciélago als Spitzenmodell ab und nutzte auch einige Elemente des radikalen Reventón. Die sehr kantige und scharfe Linienführung sorgte erneut für Aufsehen und sicherte Lamborghini erneut die Schlagzeilen der Presse. Mit zunächst 700 PS war er natürlich erneut stärker als sein Vorgänger und bot zu seinem Design passende extreme Fahrleistungen.
Der V10-Motor aus dem Gallardo wurde in einem weiteren speziellen Modell eingesetzt und war die Antriebsquelle des beeindruckenden Sesto Elemento. Der nur zwanzig mal gebaute Sesto Elemento war auf extremen Leichtbau ausgelegt und wurde mit viel Kohlelager gebaut. So wog der Wagen nur 999 kg, mit denen die Leistung von 570 PS leichtes Spiel hatten. Dazu machte einmalige Designelemente den Wagen begehrenswert und die Serie war blitzschnell ausverkauft. Auch der Veneno war eine extreme Abwandlung eines Lamborghini und wird in diesem Kapitel ebenfalls vorgestellt.
Der Nachfolger des Gallardo war schließlich Huracán, der zugleich das letzte Modell in dem Buch ist und somit das vorzeitige Ende der Lamborghini Supercars einläutet. Die Geschichte geht natürlich noch weiter, aber bei Erscheinen des Buches war zunächst nur der LP610-4 erhältlich und die Vielfalt von heute war ich nicht gegeben. Aktuell sorgte der Huracàn LP 640-4 Performante erneut für Aufsehen und das Konzept scheint noch nicht am Ende. Erwähnt wird im Kapitel auch der Asterion, der sich aber leider nicht im Bild zeigt.
Fazit: Lamborghini ist ein Mythos und das Buch blickt auf das Kerngeschäft der Marke – den Supersportwagen. Ein durchaus kurzweiliger und gleichzeitig umfassender Rückblick auf 50 Jahre dieser Modelle. Bis heute sind diese der Mittelpunkt der Marke und inzwischen sind hiervon gleich zwei Modelle im Angebot. Der Blick auf die Geschichte ist mit vielen Zeitzeugen und zeitgenössischen Presseberichten umgesetzt und bringt dem Leser die einzelnen Modelle sehr nah. Der Text liefert viele Details und berücksichtigt dabei auch die Besitzerwechsel und die damit einhergehenden wirtschaftlichen Probleme. Diese brachten Lamborghini auch mehrfach an den Rande des Abgrundes. Neben den zeitgenössischen Aufnahmen sind auch zahlreiche neue Aufnahme der Modelle zu finden, die auch viele Details in rechte Licht rücken.
Für aktuell umgerechnet knapp 40 Euro erhält man ein technisch solide umgesetztes Buch über die Supersportwagen von Lamborghini. Da die Bücher über die italienische Marke eher selten sind, lohnt sich ein Blick auf jeden Fall und vermutlich kann jeder Leser auch noch das ein oder andere unbekannte Detail entdecken.
Bibliografie:
Titel: Lamborghini Supercars – 50 Years
Autor: Stuart Codling
Umfang: 224 Seiten, 186 Farb- und 13 Schwarz-Weiß-Fotos
Format: 248 x 305 mm
Sprache: Englisch
Bindung: gebunden mit Schutzumschlag
Auflage: 09/2015
Preis: $50.00
ISBN-Nr.: 978-0-76034-795-9
Bestellbar beim Verlag unter: www.quartoknows.com
Text: Marco Rassfeld
Fotos: Lamborghini, Marco Rassfeld
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