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Buch – Porsche 70 Jahre – Es gibt nichts Vergleichbares

Ein Jubiläum ist immer ein passender Grund um ein Buch zur veröffentlichen. Und so liefert der Motorbuch Verlag ein erstes Buch zum Thema 70 Jahre Porsche. Dabei nutzt der Verlag eine Kooperation mit dem amerikanischen Quarto Verlag und so auch die Schreibkünste von Randy Leffingwell, der sich schon durch einige Bücher einen Namen machen konnte. Eine dem Anlass entsprechend passende Kombination?

Im noch ungewöhnlichen Querformat fällt das Buch sofort ins Auge und der Kenner kann auf den betont einfachen Titel gleich eine Ikone aus der Porsche-Geschichte erkennen – den ersten 911 R. Die Aufmachung ist dadurch sehr stilvoll und durch und durch gelungen, ansonsten zeigt sich das Buch unspektakulär als klassisches Hardcover. Der Vorsatz blickt in einen Hof mit einigen Porsche 356 und einem Käfer, auf dessen Basis bekanntermaßen der erste Porsche basierte. Die nächste Doppelseite zeigt den aktuellen LMP1-Rennwagen 919 Hybrid und damit die aktuelle und zukünftige Technologie, gefolgt vom letzten Supersportwagen aus Zuffenhausen, dem 918 Spyder. Dann folgt noch das Inhaltsverzeichnis, welches auch durch einige, kleinere Abbildungen mit Porsche-Modelle geschmückt wird. Ein erster Überblick zeigt dem Leser hier die folgenden 36 Kapitel in denen jeweils ausgewählte Modelle im Fokus stehen. Nach den Danksagungen vom Autor folgt zunächst noch eine Einleitung in der die Anfänge der Marke Porsche mit der spannenden Zusammenkunft dreier Männer in Österreich vorgestellt wird. Auch die wirtschaftlich schwierige Lage unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg wird noch berücksichtigt und macht eine Rückbesinnung auf die damaligen Verhältnisse deutlich einfacher.

Das erste Kapitel thematisiert dann das erste Modell, den Typ 356 Gmünd Coupé. Dieser ist zwar nicht die eigentliche Nummer 1 aber eben das erste Fahrzeug, welches in Serie produziert werden sollte. Dabei waren noch viele Arbeitsschritte per Handarbeit nötig und durch die Belagerung in Zuffenhausen entstanden diese ersten 356 im österreichischen Gmünd. Doch in Kapitel ist mehr zu entdecken als nur der erste (Klein)-Serien-Porsche. So finden sich im Text zahlreiche weitere Ereignisse wieder und dazu kann der Leser sich an vielen, historischen Aufnahme erfreuen. So zeigt sich zum Beispiel auch der Grand Prix-Rennwagen, den Porsche für Cisitalia konstruierte oder auch der Käfer und sein militärische Ableger der Kübelwagen. Dieser Aufbau zieht sich durch den gesamten Titel und somit wird in den einzelnen Kapiteln nicht nur auf das namensgebene Modell eingegangen, sondern immer auch auf die Gesamtsituation. Beeindruckend ist hierbei immer wieder die Berücksichtigung der wirtschaftlichen Entwicklung, die am steilen Aufstieg von Porsche zu Beginn auch einen maßgeblichen Anteil hatte.
Die Nähe zum Motorsport wird schon früh von Porsche gepflegt um sowohl die Bekanntheit der Marke zu steigern, als auch neue Technologie unter Höchstbelastungen zu testen und weiterzuentwickeln. Der 550 Spyder von 1953 ist da nur das erste Beispiel, welches die Verbundenheit deutlich macht. Zu diesem Modell lassen sich auch einige neue Fotografien entdecken, die den 550 Spyder aus vielen Blickwinkeln zeigen und eine erstklassige Qualität haben.

Der 356 war der Typ mit dem Porsche der Aufstieg zum etablierten Sportwagenhersteller gelang und auch der Umzug nach Zuffenhausen durchgeführt wurde. Das Modell zeigte eine erstaunliche Vielseitigkeit und war für lange Zeit das einzige Modell aus dem Hause Porsche.
Im Motorsport wagte Porsche schließlich den Einstieg in die Formel 1 und konnte mit dem Typ 804 für ein paar Achtungserfolge sorgen. Doch die Kosten waren sehr hoch und die Nähe zu den Serienprodukten war kaum gegeben, so dass Porsche das Engagement schnell wieder einstellte.
Der 904 Carrera GTS war deutlich näher an den Serienmodellen und konnte auf der Rennstrecke voll und ganz überzeugen. Zudem war er der erste Porsche, der von Ferdinand Alexander Porsche gestaltete wurde und war zudem auch noch straßenzulassungsfähig.
Ein komplett neues Modell stellte dann der Typ 901 dar, welcher als Nachfolger des 356 Porsche in eine sichere Zukunft führen sollte. Dazu wurde das Modell höher positioniert und der Verkauf lief vermutlich erst deshalb auch eher schleppend an. Der 902 war dann mit dem „alten“ Motor aus dem 356 ausgerüstet und günstiger erhältlich. Das die Zahl sich schnell ändern sollte, hatte Porsche dem französischen Hersteller Peugeot zu verdanken, die sich die Null in der Mitte gesichert hatten. So entstand der bis heute verwendete und schon längst legendäre Bezeichnung 911.
Mit 911 S Targa, 911 R, den Rennwagen 906, 910, 907, 909 und 908 unterstrich Porsche seine Ansprüche eines breiten Modellprogrammes mit dem 911 und gleichzeitig den immer fortwährenden Anspruch auf Erfolge auf der Rennstrecke durch die rasante Entwicklung der Rennwagen. Dessen Spitze stelle ab 1969 dann der 917 dar, mit dem Porsche zum ersten Mal auch konsequent auf die Gesamtsiege der großen Rennen im Visier hatte. Später sind dann auch noch die Can Am-Derivate 917/10 und 917/30 im Buch zu entdecken und stellen die letzte Ausbaustufe des Seriensiegers 917 dar.
Mit dem 914 und 914/6 wurde dann das Angebot der Straßenfahrzeuge nach unten erweitert und dieses kleine Mittelmotor-Modell wurde mit Hilfe von Volkswagen entwickelt.

Die Sportlichkeit auf die Straße brachte Porsche dann mit dem ersten Carrera RS 2.7 im Jahr 1973. Dieser wurde in erster Linie zur Homologation für den Motorsport entwickelt und sollte so für Erfolge des 911 auf der Rennstrecke verantwortlich sein. Der 917 wurde auch aufgrund seiner Unschlagbarkeit aus den Rennserien der Welt verbannt und hatte kein Betätigungsfeld mehr, Porsche setzte nun bewusst auf Serienfahrzeuge auf den Rennstrecke um auch optische die Nähe zu verdeutlichen.
Ein deutlichen Sprung konnte Porsche beim Einsatz der Turbotechnologie mit dem Einsatz des 917/10 und 917/30 machen und ab 1975 wurde diese dann mit dem 911 Turbo auch im Serienmodell verfügbar. Auch hier nutzte Porsche die Möglichkeit der Homologation für dem Rennsport und die daraus hervorgegangenen Modelle 934 und 935 prägte eine komplette Ära im Motorsport. Porsche hatte das Ziel erreicht möglichst viel der Serienmodelle auf der Rennstrecke zu platzieren und dabei auch noch erfolgreich zu sein.
Mit den Transaxle-Typen 924, 944, 928 und 968 erweitere Porsche das Modellprogramm sowohl nach oben als auch nach unten und löste auch den 914 ab. Die modernen Modelle waren eigentlich auch dazu bestimmt den 911 abzulösen, aber dieses sollte nicht gelingen.
Mit der neuen Rennformel Gruppe C, die als Basis einen bestimmten Verbrauch vorsah, nutzte Porsche erneut die Chance um die Gesamtsiege im Motorsport mitzufahren. Dieses wurde erneut ein voller Erfolg und die Typen 956 und 962 beherrschte die meisten Rennen rund um die Welt.
Auch die Bühne der Formel 1 sollte Porsche nochmals mit seiner Kompetenz betreten und beliefert den Rennstall McLaren mit Motoren die durch das Sponsoring von TAG Heuer realisiert wurden. Diese brachte aber auch Porsche enorme Erfolge ein.

Mit dem 959 wurde dann 1986 der erste Supersportwagen von Porsche vorgestellt, der eigentlich auch als Homologationsmodell für die Gruppe B gedacht war. Die Gruppe B war bis zum Erscheinen den hochkomplexen Fahrzeugs aber schon nicht mehr aktuell und trotzdem bot Porsche den modernen 959 seinen Käufern zum Kauf an. Dabei setzte man noch nicht mal auf einen möglichen Gewinn und fuhr somit Verluste ein. Das Prestige der Marke wurde aber nachhaltig gestärkt und der 959 galt kurzzeitig auch als schnellster Serienwagen der Welt.
In die Serien kam der im 959 erstmals eingesetzt Allradantrieb dann mit dem modernisierten 911 von Typ 964 Carrera 4. Die Zeiten waren für Porsche aber schwer und die Absätze der Modelle waren nicht zufrieden stellend. Einen ersten Blick in eine bessere Zukunft sollte dann der erstmals umfangreich erneuerte 911 von Typ 993 liefern. Ein Highlight auf der Rennstrecke ermöglichte dann der radikale 911 GT1, der zunächst noch mit dem Gesicht des 993 am Start stand und später von dem des 996 abgelöst wurde.
Mit dem kleinen Boxster, dem schon erwähnten neuen 911 vom Typ 996, dem Cayenne und dem Carrera GT lassen sich weiter wichtige Modelle entdecken und auch einige weitere, wichtige Modelle der Marke Porsche finden sich im Buch wieder.

Fazit: Ein Blick auf 70 Jahre Geschichte der Marke Porsche ist unmöglich in einem einzigen Buch komplett unterzubringen. Das Buch von Randy Leffingwell hat diesen Anspruch aus diesem Grund auch nicht wirklich und erzählt die Geschichte anhand von ausgewählten Modellen in chronologischer Reihenfolge. Dabei werden sowohl die technischen Entwicklungen deutlich, die Wichtigkeit des Motorsports und auch das zugrunde liegende wirtschaftliche Umfeld. Eine gelungene Betrachtung einer umfangreichen Historie mit vielen Bilder, die oft auch historisch sind und durch vereinzelte moderne Aufnahmen unterstützt werden. Die Mischung zwischen Text und Bild ist sehr gut gelungen und durch die recht kurzen Kapitel eignet sich das Buch auch zum kurzen und zwanglosen Reinschauen. Das sich bei der Komplexität des Themas auch einige Fehler eingeschlichen haben, kann man dabei verschmerzen. Technisch ist das Buch recht unspektakulär umgesetzt und wirkt solide.
Zum Preis von knapp 50 Euro kann der Leser einen Streifzug durch die Geschichte von Porsche wagen, der viele wichtige Meilensteine der Geschichte abdeckt und dabei auch einige interessante Geschichten anliefert. Im Dschungel der Porsche-Bücher ein Titel der vor allem für Einsteiger geeignet ist und aber auch für die Fans eine interessante Lektüre sein dürfte.

Bibliografie:
Titel: Porsche 70 Jahre – Es gibt nichts Vergleichbares
Autor: Randy Leffingwell
Umfang: 256 Seiten, 128 s/w Bilder & 220 Farbbilder
Format: 305 x 248 mm
Bindung: gebunden
Auflage: 01/2018
Preis: 49,90 €
ISBN-Nr.: 978-3-613-04031-1
Bestellbar beim Verlag unter: www.motorbuch.de

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Motorbuch, Marco Rassfeld