Der Markt der Supersportwagen war zu Beginn der 90er Jahre noch recht übersichtlich und kaum jemand hatte Jaguar auf der Rechnung. Der XJ220 war dann auch eine echte Überraschung als er als Studie vorgestellt wurde und eine Herstellung war keinesfalls beschlossen. In einem Buch von Veloce Publishing wird ein genauer Blick auf den Supersportwagen geworfen.
Das Buch kommt in kompakten, aber keinesfalls kleinen Hochformat daher und setzt äußerlich auf eine betont schlichte Aufmachung. So zeigt sich der XJ220 auf schwarzen Hintergrund und den notwendigsten weiteren Angaben. Die Rückseite zeigt den Jaguar passenderweise von hinten und liefert auch einen kurzen Klappentext. Beim ersten Aufschlagen kann man dann eine Durchsicht-Zeichnung entdecken, die schon einen ersten Blick unter das Blech zulässt. Nach dem Inhaltsverzeichnis folgt unmittelbar das Vorwort von Tom Walkinshaw, der an der Verwirklichung des XJ220 maßgeblich beteiligt war. Es folgen noch eine kurze Einführung und die Danksagungen des Autors in dem offenbart wird, das ein echter Insider für das Buch verantwortlich ist, denn Mike Moreton war als Projektleiter für den XJ220 bei JaguarSport verantwortlich.
Das erste Kapitel setzt dann zunächst Jaguar’s beeindruckende Geschichte in den Mittelpunkt. Hier kann der Leser erstmal die interessante Historie und Entwicklung von Jaguar nachvollziehen und so lassen sich neben den ursprünglichen Seitenwagen auch weitere sportliche Modelle entdecken, bis hin zum XJS der von TWR im Motorsport sehr erfolgreich eingesetzt wurde.
Die Verbindung von TWR Racing und Jaguar wird dann passend dazu im folgenden Kapitel vertieft. So wird deutlich, dass erst durch den Einsatz des XJS von TWR der Wagen im Tourenwagensport wirklich erfolgreich wurde. Auch die Grundlage zum Einsatz in der Gruppe C bzw. der amerikanischen IMSA mit speziellen Jaguar-Rennwagen war bei TWR zu suchen. Dahinter stand mit Tom Walkinshaw eine beeindruckende Persönlichkeit, welcher in den Anfangsjahren auch noch als Rennfahrer mit dem eigenen Team erfolgreich war.
Aus dem Erfolg im Motorsport und dem nun immer sportlicheren Image der Marke Jaguar folgte schließlich die Gründung von JaguarSport im Jahr 1988. Die neue Firma stand unter der Regie von TWR und war zu gleichen Teile eine Tochter von Jaguar und TWR. Die ersten Modelle waren der XJR und der XJR-S die jeweils sportliche Modelle der etablierten Jaguar-Modelle darstellten. Hierzu wurde nicht nur die Optik verfeinert, sondern auch die Technik wurde optimiert und der Innenraum konnte ebenfalls nach den individuellen Wünschen der Kunden ausgestattet werden. Mit der neuen Generation des XJ folgte die Produktion der sportlichen Modelle allerdings auf der regulären Produktionslinie von Jaguar und JaguarSport wurde, auch bedingt durch die Übernahme von Ford, geschlossen.
Das Kapitel 4 stammt dann aus der Feder von Jim Randle, der verantwortlich war für das XJ220 Concept. Diese Studie wurde 1988 auf der British International Motor Show in Birmingham zu ersten mal vorgestellt und die unglaubliche Geschichte hinter diesem Entwurf kann der Leser aus erster Hand erfahren. Durch den Einsatz der Gruppe C-Rennwagen durch TWR wollte Randle ein sportliches Modell von Jaguar schaffen und so die Gene aus dem Motorsport für die Produktion nutzen. Das Ziel war den schnellsten Sportwagen der Welt zu bauen und so kam es auch zum Namen XJ220, wobei die 220 für die mögliche Höchstgeschwindigkeit in Meilen pro Stunden stand. Dies Muster wandte Jaguar schon bei den XK-Modellen der unmittelbaren Nachkriegszeit an und verbuchte hier einen vollen Erfolg. Das Verständnis der Jaguar-Chef’s für dieses Modell war aber nicht vorhanden und so gründete Randle den Saturday Club, in dem sich einige Jaguar-Mitarbeiter zusammen um das Projekt XJ220 kümmerten. Beeindruckend sind in diesem Kapitel auch die vielen Bilder, welche die Entstehung der Studie sehr gut nachvollziehen lässt. Mit der Enthüllung des XJ220 gelang Jaguar dann ein echter Paukenschlag und der Reaktionen waren durchweg positiv und sorgte für viel Aufsehen weltweit.
Mike Moreton wirft dann im fünften Kapitel einen Blick auf seinen persönlichen Werdegang und den Weg von Ford Motorsport zu TWR. Er wurde mit dem Projekt der Verwirklichung des XJ220 zum Kleinserien-Sportwagen beauftragt und konnte so, trotz langjährigen Mitwirken bei Ford Motorsport der neuen Aufgabe nicht widerstehen.
Für den XJ220 wurde dann sogar eine eigene Firma gegründet, die direkte JaguarSport unterstellt war und somit den Aufbau einer komplett neuen Struktur ermöglichte. Hier wurden auch die für notwendig gedachten Änderungen gegenüber der ursprünglichen Studie beschlossen. So verzichtete man auf den Allrad-Antrieb und auch der V12-Motor wurde gegen einen kleineren V6-Motor mit Turboaufladung ersetzt. Vor allem sollte so das Gewicht reduziert werden und auch die Maße sollte kleiner als bei der Studie ausfallen.
Mit diesen Vorgaben startet man das Re-Design des XJ220 und konnte dabei nicht mehr auf die Expertise von Jim Randle zurückgreifen, da dieser weiterhin für Jaguar aktiv war. Aber durch seine Meinung wurde im Laufe der Entwicklung immer wieder nachgefragt. Im nunmehr schon siebten Kapitel lässt sich vieles über die Technik des XJ220 entdecken und auch der generelle Aufbau mit viel Einsatz von Aluminium ist ein wichtiges Thema. Dazu gibt es auch wieder eine Menge Bilder, die viele Details zeigen.
Das Buch ist hiermit aber noch keinesfalls am Ende angelangt und so stehen auch weitere Themen im Mittelpunkt eines Kapitels. So der Aufbau des Teams, die neue Fabrik in Bloxham, die ersten Bestellungen, die externen Zulieferer, die Prototypen, die Tests und die Zulassung, die Vorserie, die Enthüllung und die Freigabe und schließlich die Produktion des XJ220 für die zahlenden Kunden. Auch die aufkommende Rezession wird noch thematisiert und brachte ein unerwartetes schnelles Ende für den XJ220.
Zum Abschluss bringt der Epilog dann noch die folgenden Entwicklungen nach dem Ende der Produktion des Jaguar XJ220. So konnte die Fabrik mit dem Bau des Aston Martin DB7 sehr gut ausgelastet werden und für den XJ220 gab es noch eine schärfere Variante mit dem XJ220C, der sogar beim Rennen in Le Mans antreten konnte.
Fazit: Der XJ220 gehört zu den wichtigsten Supersportwagen der 90er Jahre und somit ist ein Buch über dieses Fahrzeug mehr als logisch. Das hierzu gar der ehemalige Projektleiter bei JaguarSport als Autor zur Verfügung stand und mit Jim Randle auch ein weitere wichtiger Mann als Co-Autor für ein Kapitel verpflichtet werden konnte, sichert dem Buch einen tiefen Einblick in die Geschichte des XJ220. So ist der Untertitel The Inside Story keineswegs übertrieben. Das Buch überzeugt dann auch wirklich mit vielen Bildern aus den unterschiedlichen Prozessen und der Text bringt auch die ein oder andere interessante Anekdote zu Tage. Dazu wie selbstverständlich auch alle wichtigen Details zum Jaguar XJ220.
Für den Preis von umgerechnet knapp unter 30 Euro sollte das Buch einen festen Platz im gut sortierten Auto-Bücherregal haben. Fans der Marke Jaguar und auch Supersportwagen-Fanatiker sollten sich diesen Titel sichern.
Bibliografie:
Titel: Jaguar XJ220 – The Inside Story
Autor: Mike Moreton
Umfang: 160 Seiten, 200 Farb- und Schwarz/Weiß-Bilder
Format: 207 x 250 mm
Sprache: Englisch
Bindung: gebunden mit Schutzumschlag
Auflage: 8/2010
Preis: £24.99
ISBN-Nr.: 978-1-845842-50-5
Bestellbar beim Verlag unter: http://www.veloce.co.uk
Text: Marco Rassfeld
Fotos: Lancia, Marco Rassfeld
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