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Buch – Shelby Cobra – The Snake that Conquered the World

Eines der bis heute bekanntesten amerikanische Autos ist die Cobra. Bis heute wird dieses Modell in Form von zahlreichen Replikas noch vertrieben, diese können aber den Geist der ursprünglichen Cobra von Shelby nicht nachahmen. Motorbooks veröffentlichte schon 2011 ein Buch zum 50jährigen Geburtstag der Cobra, dessen überarbeitete Fassung vier Jahre später als Collector’s Edition neu aufgelegt wurde. Ein echter Leckerbissen für Cobra-Fans?

Die optische Aufmachung des Buches zeigt auf den ersten Blick einige Besonderheiten. Generell ist das Buch im schlichten und zur Cobra passenden Blauton ausgeführt und die Schrift hebt sich nur leicht durch einen Glanzlack und einem leicht helleren Ton von der Grundfläche ab. Dazu prägt groß in der Mitte das Cobra-Logo mit der Schlange, welches durch eine Prägung sich im wahrsten Sinne des Wortes vom Buch abhebt. Auch der Buchrücken und die Rückseiten sind betont schlicht gehalten und verzichten auf jegliche bildliche Abbildung. Ein wirklich gelungener Einband, der schon die erste Lust auf das Buch weckt. Nach dem ersten Aufschlagen folgen dann ein paar Bilder von der Cobra, ehe die Widmung und das Inhaltsverzeichnis den Weg zum Inhalt des Buches vorzeichnen. Das Vorwort schrieb passenderweise Carroll Shelby höchstpersönlich und weitere Anmerkungen des Autors erläutern die Grundlage zum Buch und auch deren verbesserte Collector’s Edition. Einige umfassendere Ausführungen wie der Autor zur Cobra kam und dessen Faszination kennenlernte, bekommt der Leser dann noch in der Einleitung präsentiert. Hier kann man auch schon den Aufbau des Buches erkennen, der mit einem sehr offenen Layout und vielen großformatigen Abbildungen für ein erstklassiges Lese-Erlebnis sorgt.

Das erste Kapitel mit dem Titel Dreams as big as Texas blickt dann auf die Anfänge von Shelby zurück. Nachdem Carroll Shelby bei den U.S. Army Air Corps im zweiten Weltkrieg als Pilot und Instruktor aktiv war, verließ er diese 1945. Nach einigen Versuchen in unterschiedlichen Branchen Fuss zu fassen merkte er aber, dass ihm die Geschwindigkeit fehlte, die ihn beim Fliegen immer wieder fasziniert hatte. Aus dieser Zeit stammte auch die berühmte und korrekte Saga des Hühnerfarmers. Schließlich gelangte er ans Rennfahren und wurde erstaunlich schnell recht erfolgreich. Allerdings warfen ihn seine Herzprobleme ein ums andere Mal wieder zurück und so fuhr er Ende 1960 schon sein letztes Rennen. Er verabschiedet sich als Champion der USAC und ihm gelang sogar ein Sieg bei dem legendären 24 Stunden Rennen in Le Mans. Wieder war er auf der Suche nach einem neuen Business-Plan und er plante bald den Bau seines eigenen Sportwagen. Eine nach seiner Rennfahrer-Karriere nachvollziehbare Entscheidung, da auch eine Rennfahrer-Schule ihn nicht die Befriedigung brachte, die er brauchte. Durch den Motorsport war schon die Kombination aus guten Chassis mit amerikanischer V8-Motorenpower bekannt geworden und eben ein solches Automobil stellte Shelby sich vor. Nachdem er sich mit Ford über die Lieferung der Motoren einigen konnte und mit dem englischen Hersteller AC über die Basis in Form des AC Ace, begann die Zeit seiner neuen Firma Shelby American. Neben der Story zur Entstehung der Cobra finden sich im ersten Kapitel auch noch ein Bericht zum recht unbekannten Ed Hugus, der viel für die Akzeptanz des Cobra beigetragen hat und ein Interview mit Phil Remington, der maßgeblich an der Entwicklung der Cobra beteiligt war wieder und Blick somit auch über den Tellerrand.

Schnell wurde der neue amerikanische Sportwagen in zahlreichen Magazinen vorgestellt und eine Regeländerung im amerikanischen Rennsport zur Saison 1962 begünstigte zudem den Einsatz und auch den möglichen Erfolg der Cobra auf der Rennstrecke. Shelby hatte nach seiner aktiven Karriere hinter dem Lenkrad immer noch einen großen Fokus auf dem Motorsport und wollte seine Cobra siegen sehen. Viele historische Aufnahmen zeigen diese Einsätze und dazu kann man in den Bildunterschriften oft auch die entsprechende Chassis-Nummer entdecken und auch die entsprechenden Fahrer werden zugeordnet. Auch der Einsatz mit Hardtop beim Rennen in Le Mans wird mit vielen Bildern ausreichend dokumentiert. Die weiteren Entwicklungen und Verbesserungen werden dazu im Text beschrieben und weitere Informationen finden sich zu Peter Brock, der bei der Entwicklung des verwindungssteiferen Cobra Daytona Coupé beteiligt war. Mit diesem gelang Shelby dann sogar der ganz große Erfolg mit dem Gewinn der GT Weltmeisterschaft im Jahr 1965. Nach nur wenigen Fahrzeugen wurde allerdings das Projekt des Coupés nicht weiterverfolgt, da Shelby von Ford engagiert wurde um den anfangs erschreckend erfolglosen GT40 zu optimieren. Auch die Dragonsnake und Slalom Shakes, die auf Basis der Cobra für besondere Einsatzzwecke optimiert wurden, finden sich noch im Kapitel wieder und zahlreiche aktuelle Bilder zeigen die Cobra im besten Licht.

Auf der Rennstrecke hatten die Cobras im Laufe der Jahre dann immer mehr mit der Konkurrenz zu kämpfen, die mit immer größeren und stärkeren Motoren nach den Siegen griff. Dies konnte Shelby sich nicht gefallen lassen, und so entstand die Cobra 427 mit knapp 7 Liter großen V8-Motor, der wiederum aus dem Ford-Regal stammte. Der Ursprung dieser Idee kam vom Rennfahrer Ken Miles, der den Motor aus der NASCAR-Serie in die Cobra einbaute und damit auf Erfolge auf der Rennstrecke hoffte. Doch die Kraft des Motors war einfach zu viel für die Grundkonstruktion. So bekam die offizielle Cobra 427 eine deutlich besserte Fahrwerkskonstruktion als noch bei der ursprünglichen Cobra mit 289 cui-Motor. Statt der Blattfedern kamen nun Schraubfedern zum Einsatz und auch der Rahmen wurde verstärkt. Auch die Karosserie erfuhr einige Verbesserungen und konnte nun auch deutlich breitere Reifen aufnehmen. Die eigenes hergestellten Renn-Cobras konnten aber nicht abgesetzt werden und so konvertierte man diese wieder zu Straßenfahrzeuge und verkaufte diese als S/C-Modelle. Auch die Evolution des Daytona Coupés wurde noch entwickelt, aber schließlich noch vor der Fertigstellung fallen gelassen. Dieser Typ 65 wurde erst 17 Jahre später fertiggestellt und wird im Buch aber ebenfalls gezeigt und thematisiert.

Kapitel 4 blickt dann auch auf die Rivalen auf der Rennstrecke der Cobra und hier ist vor allen die Corvette in Amerika zu nennen. In Europa war dann eher Ferrari der Gegner, den es zu schlagen galt und hier konnte sich Shelby schließlich durchsetzen und den schon angesprochenen Gewinn der Weltmeisterschaft feiern.
Der Blick auf das kommende Ende der ursprünglichen Cobra-Produktion folgt dann im nächsten Kapitel. Die Konkurrenz hatte hier inzwischen einfach mehr zu bieten und konnte neue sportliche Modelle vorstellen, welche die gleichen Fahrleistungen wie die Cobra ermöglichen und zudem günstiger zu haben waren. Hier ist erneut auch die Corvette zu nennen, aber auch die englischen Modelle wie der Jaguar E-Type. Noch 998 hergestellten Cobra endete schließlich die Produktion bei Shelby, hier waren auch die Produktionsanlagen durch die auf den Mustang basierenden GT350 und GT500 gut ausgelastet.
In den letzten Kapiteln des Buches folgt dann noch ein interessanter Blick auf die zahlreichen Gadgets die es rund um die Cobra gab, die Reinkarnation der Cobra durch Shelby und auch diversen, weiteren Herstellern und schließlich erinnern sich enge Weggefährten von Carroll Shelby an den Menschen Shelby und liefern hiermit zahlreiche, spannende Anekdoten.
Der abschließende Anhang gewährt noch einen Blick auf einige interessanten Fakten zur Cobras wie den Chassis-Nummern und den Entwicklungen im Laufe der Zeit.

Fazit: Das Buch ist eine echte Hommage an die Cobra und deren Faszination. Mit packenden und gleichzeitig informativen Texten wird die Geschichte des faszinierenden Modells dargelegt. Dabei liegt der Fokus nicht auf die technischen Details, sondern vielmehr auf die Faszination. Dazu werden zahlreiche historische, aber auch aktuelle Aufnahmen von diversen Cobras gezeigt, die sowohl einen Blick in die damalige Zeit zulassen, als auch die aktuelle Fotokunst nutzen und die Fahrzeuge in erstklassigen Aufnahmen zeigt. Immer wieder kommen dazu einige Beiträge über mit der Cobra verbundenen Personen, die mehr oder weniger bekannt sind. Hier können sicher selbst Profis noch die ein oder andere Überraschung erleben. Dazu kommt das Buch mit einer besonders edlen Aufmachung und einem gelungenen Layout welche den positiven Gesamteindruck unterstreichen. Nicht umsonst konnte schon die erste Version des Titels einige Preise einheimsen.
Zum Preis von aktuell umgerechnet knapp über 60 Euro macht das Buch zur Empfehlung, denn die Expertise des Autors wird dem Leser schnell deutlich und für Fans der Cobra ist dieses Buch ein echtes Highlight in der Büchersammlung und darf hier keinesfalls fehlen .

Bibliografie:
Titel: Shelby Cobra – The Snake that Conquered the World
Autor: Colin Comer
Umfang: 272 Seiten, 246 Farb- und 142 Schwarz-Weiß-Fotos
Format: 248 x 305 mm
Sprache: Englisch
Bindung: gebunden
Auflage: 06/2015
Preis: $75.00
ISBN-Nr.: 978-0-76034-761-4
Bestellbar beim Verlag unter: www.quartoknows.com

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Ryan Merrill ©2017 Courtesy of RM Sotheby’s, Marco Rassfeld