Michel Vaillant ist eine Comic-Legende, der zum Namensträger von über 70 Bände wurde und dort in diversen Rennsport-Disziplinen aktiv war. Der Berliner MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag veröffentlicht immer wieder vergriffene, klassische Bände aus dieser Reihe und dreht so auch die Zeit zurück. Die neuste Veröffentlichung ist Band 51 mit dem Titel „Der Boss von Francorchamps“
All diejenigen, die sich ein wenig mit dem Motorsport beschäftigen wissen natürlich unmittelbar, dass es sich hierbei um die legendäre Rennstrecke von Spa-Francorchamps handelt. Auf dem Titel ist ein in der Serie bislang unbekannter Rennfahrer namens Stanley Newton zu erkennen, der mit einer deutlichen Selbstüberschätzung in die Kamera zu grinsen scheint. Im Hintergrund lassen sich dann aber wiederum einige bekannte Gesichter wiederentdecken.
Doch der Start gebürt auch einem unbekannten Szenario. Der Leser findet sich in den USA wieder und der Titelheld wird vorgestellt. Bei Stanley Newton handelt es sich um einen reichen Erben eines Ölimperiums, der auch ein Ferrari Testarossa als Roadster bewegt und dabei keinerlei Rücksicht auf seine Umwelt nimmt. Sein Hobby ist der Motorsport, bei dem er in den unterschiedlichen Klassen in den USA durchaus erfolgreich unterwegs war. Selbst die legendären Indy 500 gewinnt Stanley Newton auch wenn er dabei von vielen Unfällen profitiert.
Doch sein Ziel ist nicht nur die Anerkennung in den USA, sondern er strebt vielmehr nach internationaler Anerkennung. Dazu hat er sich kein geringeres Ziel als die Formel 1 ausgesucht. Hier wurde schon ein Team durch die finanziellen Mittel von Newton platziert und mit einem Fahrer nimmt das Team schon an den Läufen in Europa teil. Bei dem Fahrer handelt es sich um Indy Wood, welcher der Bruder von Julie Wood ist. Im Vorfeld des Rennens in Spa-Francorchamps verkündete Stanley Newton, dass sein Ziel der Gewinn der Formel 1-Weltmeisterschaft sei und er schon beim nächsten Rennen neben Indy Wood antreten möchte. Dieses sorgt und der Formel 1-Szene natürlich für viel Aufsehen und das Team und auch Indy Wood stehen schnell im Mittelpunkt.
Wenig später ist auch Stanley Newton selbst vor Ort und zelebriert einen großen Auftritt und unterstreicht erneut seine Überheblichkeit. Julie trifft währenddessen auf alte Bekannte mit denen Sie nicht gerechnet hat und das erste Zeittraining beginnt mit dem Auftritt von allen Formel 1-Bolide. Hier lassen sich Benetton, Ferrari und natürlich auch Vaillant entdecken, die aber allesamt nicht die überraschend gute Zeit von Newton unterbieten können. Die etablierten Fahrer scheinen ratlos ob der guten Performance zu sein.
Das zweite Zeittraining findet dann unter durchaus typischen Bedingungen für Spa-Francorchamps statt – im Regen. Da die beste Zeit von Newton so zu keiner Zeit gefährdet ist, tritt dieser nicht an und freut sich auf den Renntag mit einer guten Startposition. Am Abend stellt Stanley Newton dann erneut seine Überheblichkeit unter Beweis, in dem er auf schrobe Art und Weise versucht die Aufmerksamkeit von Julie Wood zu erlangen. Dies ruft natürlich Steve Warson auf den Plan, der aber von Julie zurückgehalten werden kann. Am nächsten Tag startet schließlich das Warm-Up unter trockenen Bedingungen und bringt keine neuen Erkenntnisse. Vor der Start fängt es dann aber mit einem Gewitter an deutlich ungemütlicher zu werden und der Strecke ist noch beim Start sehr nass. Unter solche Bedingungen ist Stanley Newton noch nie gestartet und beschwert sich lauthals über die schlechten Wetterverhältnisse. In den USA werden je nach Rennserie die Starts unter nassen Streckenverhältnissen verschoben, aber nicht so in der Formel 1.
Schon in der ersten Kurve büßt Newton schließlich seine Spitzenposition ein und wird von Thierry Bouston überholt. Nach und nach nutzen die anderen Fahrer ihre Erfahrung mit den Formel 1-Rennwagen und auch den regnerischen Bedingungen und einer nach dem anderen überholt Newton. Dieses gefällt diesem natürlich gar nicht und nachdem es tatsächlich noch abtrocknet sucht er ein direktes Duell mit Steve Warson. Dieses eskaliert soweit das Newton wegen Abdrängens schließlich disqualifiziert wird und die Box ansteuern muss. Hier trifft er dann wieder auf Warson und die Begegnung endet in einer Schlägerei die für Newton im Reifenstapel endet.
Die Hintergründe zum Comic werden dazu in einem kurzen Artikel noch aufgearbeitet und bieten auch einen Blick hinter die Kulissen und Gedanken die Jean Graton zu damaligen Zeiten dazu bewegte diese Story zu verfassen.
Fazit: Optisch ist Band 51 von Michel Vaillant ein echtes Highlight und entführt den Leser in die 80er Jahre der Formel 1. Die Zeichnungen der einzelnen Rennwagen auf der Strecke von Spa-Francorchamps sind allesamt sehr gelungen und zeigen die noch vorhandene Vielfalt des Feldes ebenso wie die wechselhaften Wetterbedingungen in Belgien. Es kann so zugleich als Hommage an die legendäre Rennstrecke gelten als auch an die Formel 1. Der Hauptdarsteller Stanley Newton hingegen wird absichtlich überzeichnet und erzeugt so schnell beim Leser eine Antipathie. Doch genau dies wollte Graton sicher erreichen und die Überheblichkeit möglicher, amerikanischer Superstars verdeutlichen. Diese ist mehr als gelungen. Das Band ist sehr unterhaltsam verzichtet aber auch auf den Tiefgang.
Bibliografie:
Titel: Michel Vaillant – Der Boss von Francorchamps
Autor und Zeichner: Jean Graton
Umfang: 48 Seiten
Format: 220 x 295 mm
Preis: € 13,00
ISBN: 978-3-86462-147-5
Bestellbar beim Verlag unter: https://shop.mosaik.eu/
Text: Marco Rassfeld
Fotos: Mosaik, Marco Rassfeld
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