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Buch – Auto-Desaster

Das etwas andere Fahrzeug-Buch, so der passende Untertitel zu einem Buch aus dem Franzis Verlag. Entgegen der Masse der Veröffentlichungen stehen hier nämlich die schlimmsten Autos im Mittelpunkt, die oftmals schon komplett vergessen wurden. Umso spannender scheint ein Blick in das Buch zu sein …

Schon der Robin auf dem Titel lässt
die Kenner erschaudern.

Das Buch wurde zwar nur mit einem Softcover umgesetzt, aber das große Quer-Format sorgt dennoch für die notwendige Aufmerksamkeit. Der Titel ist betont schlicht gehalten und nur ein Auto-Desaster lässt sich hier entdecken. Der englische Reliant Robin ist schon durch seine dreirädige Ausführung umgewöhnlich. Auch die mediale Berücksichtigung durch die Auftritte in Mr.Bean oder der englischen Kult-Autoshow Top Gear trugen zu dem schlechten Ruf des Robin bei. Maßgeblich hierfür verantwortlich war aber die schlechte technische Auslegung des Robin und die ständige Kippgefahr. Auf der Rückseite des Buches findet sich noch der Klappentext. der einen ersten Hinweis auf den Inhalt gibt und rund 120 Automobile in Aussicht stellt. Eine durchaus stattliche Anzahl, die sich der englische Autor hier vorgenommen hat. Das Buch stammt im Orginal vom englischen Amber Verlag und hier wurde der Titel in deutlich kleineren Format umgesetzt. Die Anpassung der deutsche Adaption gingen also über die reine Übersetzung hinaus.

Die klare Gestaltung beim Layout kann überzeugen.

Nach dem Aufschlagen gelangt man schnell zum übersichtlichen Inhaltsverzeichnis, welches kurzer ausfällt als man erwartet. Statt eine Liste aller Fahrzeuge im Buch werden lediglich die vier Sparten aufgeführt in die der Autor die Autos eingeteilt hat. Um später mal ein bestimmtes Modell schnell wiederzufinden, ist dies leider nicht gut. Über einen Index verfügt der Titel ebenfalls nicht.
Die Einleitung lässt den Autor kurz seine subjektive Auswahl der Fahrzeuge darlegen. Wichtig ist in jedem Fall die Berücksichtigung von internationalen Fahrzeugen, auf diese möglichst weite Streuung hat der Autor zumindest geachtet. Hier einen Standard zu definieren ist auch nicht möglich und sicher werden dem ein oder anderen Leser noch weitere Alternativen einfallen.
Fertigungsmängel sind dann der Grund für die erste Auswahl von 31 Fahrzeugen. Zu jedem Kapitel gibt das Buch dann noch eine kurze Erläuterung, was mit dem Begriff gemeint ist. Zudem findet sich auch ein Bild eines Modells wieder, in diesem Fall kommt ein Austin 3 Litre zum Vorschein. Ein Modell, welches ein trauriges Kapitel der englischen Automobil-Geschichte darstellt. Mit dem Alfa Romeo Alfasud, Chevrolet Nova, Renault Fuego oder Yugo 45 seien noch einige weitere Modelle erwähnt, die sich hier wieder finden.

Ein Ford Scorpio aus den USA? Leider finden sich auch kleinere Fehler im Buch wieder.

Das zweite Kapitel Designkatastrophen macht dann die Auswahl der Fahrzeuge immer subjektiver, aber schnell kann man Modelle entdecken, die jeder vermutlich unter den ersten Fünf aufzählen würde. Der AMC Gremlin ist zum Beispiel ein durch und durch eigenartiges Automobil, bei dem der Hersteller versuchte die in den USA kaum bekannte Kompaktheit umzusetzen. So wirken die Proportionen keinesfalls ausgeglichen, irgendwie wirkt alles ein wenig falsch. Jedes Modell, welches im Buch vorgestellt wird, zeigt sich zunächst auf der linken Seite groß abgebildet, zumeist in einer 3/4-Front-Aufnahme. Diese bietet die Möglichkeit das Automobil möglichst umfassend darzustellen und ist aus diesem Grund die richtige Wahl. Einige kurze Texte direkt am Bild weisen auf die typischen Schwachstellen hin und weitere Informationen finden sich dann auf der rechten Seite. Neben einem kurzen, aber prägnanten Text zum Modell finden sich auch einige technischen Daten wieder und ein weiteres Bild, welches häufig zeitgenössischen Werbemitteln entstammt. In diesem Kapitel werden 30 Modelle vorgestellt zu denen auch der Fiat Multipla, der Ford Mustang Mark II, der Lexus SC 430 und auch der Pontiac Aztek zählen. Vom letztern stammen die Bilder dann aber von der Studie aus dem Jahr 1999, welches erst zwei Jahre später in ein Serienmodell adaptiert wurde. Dieses war optisch allerdings noch schlimmer anzuschauen.

Ein Modell welches den Niedergang einer Marke bedeutete war der Panther Solo.

Tragischer sind dann die Modelle aus dem dritten Kapitel, denn unter Finanzielles Desaster finden sich viele Fahrzeuge, die für den Untergang ganzer Marken verantwortlich waren. Schon der AC 3000 ME kann als erstes Modell hiervon berichten und sorgte für die Insolvenz des langjährigen, englischen Autobauers AC. Dieser war vor allen durch den Ace bekannt, internationale Berühmtheit erlangte AC aber durch die Cobra, welche auf dem Ace aufbaute. Mit dem 1974 vorgestellten Diabolo wollte AC nun das Erbe der Cobra antreten und die Voraussetzungen waren eigentlich gut. Leider verzögerte sich die Entwicklung aber um stramme sechs Jahre und der Preis um einen der nun 3000 ME genannten AC zu erstehen, stieg auf das Dreifache. Es wurden schließlich nur 82 AC 3000 ME gebaut, ehe die Firma in die Insolvenz schlitterte. Mit dem Bricklin SV-1, den Edsel-Modellen, dem Leyland P76 oder dem Tucker Torpedo finden sich noch weitere Desaster wieder, die alle eine unterschiedliche Geschichte zu erzählen haben. Auch hier werden 30 Schicksale vorgestellt, die oftmals durchaus interessante Automobile aufzeigen.

Heute läge der AMC Eagle Wagon voll im Trend, damals war er seiner zeit voraus.

Noch weitere 31 Fahrzeuge bilden dann die Basis zum abschließenden Kapitel Außenseiter. Der AMC Eagle Wagon ist aus heutiger Sicht ein geniales Konzept, denn der hochgelegte Kombi mit SUV-Anleihen ist heute bei vielen Hersteller State-of-the-Art. Selbst die deutsche Nobelhersteller wie Audi oder gar Mercedes-Benz haben solche Modelle im Angebot. Doch bei seiner Vorstellung im Jahr 1980 war diese Art von Automobil noch nicht erfunden und zudem verfügte der Eagle über antiquierte Technik. So war er nicht viel mehr als ein Außenseiter, der für den Hersteller kein Erfolg brachte. Auch in dem letzten Kapitel kann die Auswahl der Modelle als gelungen gelten, denn neben Fahrzeugen wie dem Marcos Mantis, dem Matra Rancho, dem Seat 1200 Sport oder dem Wartburg 353 finden sich weitere interessante Modelle, von denen einige längst vergessen sein dürften.

Fazit: Der Blick auf die ungeliebten Automobile der Geschichte bringt einige vergessene Automobile wieder zum Vorschein und sorgt sicher bei vielen Lesern für den ein oder anderen Schmunzler. Die Gliederung in vier Kapitel macht zwar auf den ersten Blick Sinn um ein wenig Ordnung zu schaffen, allerdings finden sich auch viele Fahrzeuge wieder, die in mehrere Kapiteln gut aufgehoben wären. Dies war dem Autor aber durchaus bewusst, wie in der Einleitung zu entnehmen ist. Der Blick durch die englische Brille des Autors lässt sich deutlich erkennen, oder liegt es gar an der Tatsache, das viele Auto-Desaster von der Insel stammen? Es lässt sich in jedem Fall erkennen, dass die internationale Berücksichtigung gewährleistet war, denn auch Modelle aus Australien, Rumänien oder Russland finden sich wieder. Leider haben sich auch einige Fehler dabei eingeschlichen, denn so ist zum Beispiel jeder Ford aus den USA. Dies ist aber bei einigen Modellen nicht korrekt.
Die technische Umsetzung ist solide, aber die Papierqualität leider ein wenig zu dünn gewählt. Durch die mangelnde Opazität des Papiers scheint die Rückseite hier ist durch.
Zum Preis von knapp 30 Euro erhält der Käufer ein kurzweiliges Lesevergnügen mit dem Blick auf die automobilen Desaster. Vor allem für Szene-Neuligen eine lohnenswerte Investition.

Bibliografie:
Titel: Auto-Desaster
Autor: Craig Cheetham
Umfang: 256 Seiten
Format: 299 x 240 mm
Bindung: Softcover
Auflage: 06/2018
Preis: 29,95 €
ISBN-Nr.: 978-3-645-60604-2
Bestellbar beim Verlag unter: www.franzis.de

Text: Marco Rassfeld
Fotos:
Teddy Pieper ©2014 Courtesy of RM Auctions, Marco Rassfeld