Einzelstücke | Sonderausführungen | Prototypen Viele Modelle die Alfa Romeo in der Vergangenheit schuf, waren auf spezielle Anforderungen hin gebaut worden. In einem neuen Buch aus dem Heel Verlag haben die Alfisti nun die Möglichkeit einen Blick auf viele dieser Sondermodelle zu werfen und sich dank des umfassenden Werksarchivs einen Eindruck verschaffen. Ein Blick der sicher viele Interessante Fahrzeuge zum Vorschein bringt …
Das Buch kommt im recht großen Querformat daher und auf dem Titel glänzt eine der wohl bekanntesten Sonderausführungen auf Basis eines Alfa Romeo. Die Giulia 1600 Sport wurde 1965 auf dem Turnier Salon präsentiert und war ein von Pininfarina eingekleideter TZ2. Das Einzelstück war der Star der damaligen Motor Show und wurde auch auf dem in nächsten Jahr folgenden Genfer Salon nochmals der Öffentlichkeit präsentiert. Das Bild zeigt hierbei nur einen Ausschnitt des Fahrzeugs von der beeindruckenden Front, schließlich sollen die Details ja auch erst im Inhalt wiedergegeben werden. Auf der Rückseite finden sich noch sechs weitere, kleinere Aufnahmen wieder. Diese zeigen auch die Vielfalt der Fahrzeuge wieder, die sich im Inhalt wiederfinden und der entsprechende Klappentext klärt grob über den Inhalt auf. Unter dem Schutzumschlag ist das Buch mit schlichtem, schwarzen Leinen ausgeführt und auf dem Buchrücken findet sich der Titel in Form einer klassischen Heißfolien-Prägung wieder.
Nachdem Aufschlagen findet sich schnell das übersichtliche Inhaltsverzeichnis wieder, welches aufzeigt das sich das Buch in „nur“ drei Kapitel aufteilt. Schon darunter lassen sich erste Danksagungen des Autors entdecken und auch ein Hinweis auf die zeitweise nicht mehr optimale Bildqualität. Im Alfa Romeo Automobilismo Storico, Centro Documentazione standen nicht mehr alle Fotos im Original zur Verfügung, so dass teilweise auf alte Scans zurückgegriffen werden musste. Da der Autor aber die Fahrzeuge aufgrund der Seltenheit dem Leser nicht vorenthalten wollte, werden die in der vorhandenen Qualität berücksichtigt. Eine Entscheidung, die sicher im Sinne der meisten Leser sein dürfte.
Das Vorwort stammt dann von niemand geringerem als Marco Fazio vom Alfa Romeo Automobilismo Storico, Centro Documentazione. Dieser stand dem Autor mit viel Hilfe zu Seite um die wirklichen Exoten im Archiv ausfindig zu machen. In der Einleitung erläutert dann der Autor die Besonderheit der Alfa Romeo’s die im Buch vorgestellt werden. In Italien gibt es für diese Modelle den Begriff fuoriserie und diesen Titel trägt das Buch auch im italienischen Original. Ein wenig schade, dass man dies nicht beibehalten hat.
Das mit Abstand größte Kapitel ist dann zugleich das Erste unter dem selbsterklärenden Titel Personenwagen. Die Betrachtung der Fahrzeuge startet mit dem Alfa Romeo 1900 der im Herbst 1950 präsentiert wurde. Mit diesem Modell starteten die Italiener zum erstem Mal auch eine echte Serienfertigung. Vorherige Modell hatte immer eine enorme Vielfalt, da viele Sonderanfertigungen nach Kundenwünschen obligatorisch waren. Um die Übersicht in der Vielfalt der Modelle zu erhalten finden sich die Fahrzeuge nach Basis-Modell und Karosseriebauern sortiert im Buch wieder. Das erste Fahrzeug ist somit ein Alfa Romeo 1900L von der Carrozzeria Bertone aus dem Jahr 1953. Die L-Variante des 1900 verfügt über einen größeren Radstand und ließ so mehr Innenraum problemlos zu. Hierüber klärt der kurze Text auf, der neben gleich vier Fotos des Modells die wichtigsten Informationen wiedergibt. Von Bertone folgen noch zwei weitere Derivate auf Basis dem 1900, welche abermals schon hier die große Vielfalt verdeutlichen. So ist der 2000 Sportiva dem Namen entsprechend betont sportlich gestaltet und der 1900C Sprint erhielt aufgrund seiner sauberen und schnittigen Gestaltung den Beinamen „Perla“. Mit Boano, Boneschi, Castagna, Colli, Francis Lombardi, Ghia, Ghia Aigle, Pininfarina, Riva, Stabilimenti Farina, Touring, Vignale und Zagato scheint die Vielfalt gar keine Grenzen zu kennen. Auch eigene Kreation von nicht mehr bekannten Schöpfern finden sich noch wieder, selbst diverse Aufbauten des Geländewagens 1900 M finden sich im Buch wieder.
Mit der Giulietta folgt dann das zweite Basis-Modell von Alfa Romeo auf deren Basis immer noch eine beeindruckende Zahl an furioserie Modelle verwirklicht wurden. Ob relativ brave Limousine, beeindruckender Sportwagen oder praktischer Kombi – die Vielfalt schien weiterhin ungebrochen. Dazu kommen noch neue Karosserie-Bauer, die mit der Giulietta als Basis versuchten ihr Können zu beweisen. Oftmals wurden die Einzelstücke auf den Messen vorgestellt und als Art Arbeitsprobe den internationalen Hersteller präsentiert. Schließlich buhlten auch die vielen italienischen Karosserie-Bauer um die Gunst von zahlenden Kunden. Ein paar Modelle lassen sich dazu als Basis für kommende Serienmodelle identifizieren. So ist der Giulietta SS Spider Aerodinamica ohne Zweifel ein direkter Vorläufer des späteren Spider bzw. Duetto, welcher über einen langen Zeitraum gebaut werden sollte.
Mit dem 2000 eroberte Alfa Romeo dann auch den südamerikanischen Markt. Der 102/B sollte der erste Versuch sein mit dem lokalen Hersteller FNM auch auf dem brasilianischen Markt Fuß zu fassen. Die angedachten Produktion kam schließlich nicht zustande, aber es sollte noch weitere Modelle folgen, die sich im Buch wiederfinden. Auch Sonderumbauten für den Einsatz auf den Rennstrecken in Italien werden vorgestellt und zeugen abermals von einer beeindrucken Bandbreite. Der Abschluss des Kapitels obliegt dann zwei Varianten auf Basis des 75, der für viele als der letzte echte Alfa Romeo gilt, ehe Fiat die Kontrolle übernahm.
In der Vergangenheit war Alfa Romeo auch Produzent von Lieferwagen, welches heutzutage von vielen vergessen wurde. So bilden vor allem die Modelle Romeo und F12 die Basis für das zweite Kapitel des Buches – Nutzfahrzeuge. Immerhin fertigte Alfa Romeo von 1954 bis 1983 knapp 40.000 Exemplare dieser Fahrzeuge, die natürlich oftmals mit individuellen Aufbau versehen wurden. Auch hier wird die Vielfalt und auch die Ausführung die Leser sicher beeindrucken. So gliedert sich das zweite Kapitel nach der Art des Aufbaus und kann so viele unterschiedliche Umsetzungen zum gleichen Thema aufzeigen. Vom Verkaufwagen, über Wohnmobile bis zum Kipplaster ist alles dabei und zeigt, das auch in Italien beeindruckende Aufbauen realisiert wurde. Besonders beeindruckend sind aber vor allem die extrem aufwendigen Werbemobile.
Das dritte und auch schon letzte Kapitel blickt dann nochmals auf Die Carrozzieri. Hier stellt der Autor gleich 18 der genialen Karosserie-Künstler im Text vor, so dass man ein wenig mehr über die jeweiligen Geschichte erfahren kann.
Fazit: Das Buch wirft einen Blick auf die besonderen Alfa Romeo aus der Zeit von 1950 bis 1986 und führt so vom 1900 bis zum 75. In welcher Vielfalt hier in der Vergangenheit Modelle realisiert wurden, zeigt das Buch auf beeindruckende Art und Weise auf. Mit vielen Abbildungen und dazu kurzen, aber gleichfalls prägnanten Texten werden viele Modelle vorgestellt. So kann man dem Klappentext glauben, der behauptet „Was auch immer bisher … gefehlt haben sollte, hier steht es drin.“ Neben den bekannten Fahrzeugen tauchen viele echte Exoten auf, die auch nicht immer in perfekter Bildqualität wiedergegeben werden können. Dafür war das Ausgangsmaterial einfach zu schlecht, aber trotzdem werden Alfisti die Aufnahmen beachtenswert finden.
Die knapp 50 Euro für einen vermutlich einmaligen Streifzug durch die Geschichte von Alfa Romeo sind gut investiertes Geld. Die Vielfalt der Modelle kann immer wieder beeindrucken und sicher wird man des Öfteren auf das Buch zurückgreifen. Die enthaltenen Informationen sind natürlich besonders für die Fans der Marke Gold wert.
Bibliografie:
Titel: Alfa Romeo Spezial: Einzelstücke – Sonderausführungen – Prototypen
Autor: Stefano Salvetti
Umfang: 288 Seiten, 569 s/w- und 162 Farbabbildungen
Format: 286 x 246 mm
Bindung: gebunden mit Schutzumschlag
Auflage: 08/2018
Preis: 49,95 €
ISBN-Nr.: 978-3-95843-776-0
Bestellbar beim Verlag unter: www.heel-verlag.de
Text: Marco Rassfeld
Fotos: Robin Adams ©2017 Courtesy of RM Sotheby’s, Marco Rassfeld
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