The GTP & Group C Racecars 1984-1993 – so der Untertitel zu einem neuen Buch von Veloce Publishing aus England. So wirft dies Buch augenscheinlich einen Blick auf die Rennwagen mit denen Nissan in den internationalen Rennserien nach GTP- und Gruppe C-Reglement antrat. Dabei war der Einsatz vor allem in den USA von großen Erfolg gekrönt und Nissan konnte sein Markenprofil schärfen.
Das Buch ist recht kompakt ausgeführt und man kann durchaus sogar von handlich sprechen. Dies entspricht aber der ursprünglichen Ausführung aus dem Jahr 2002, denn das Buch entstammt der Classic Reprint Series. Hier veröffentlicht der Verlag diverse Bücher neu und beim vorliegenden Nissan-Gruppe C-Titel werden sich die Fans freuen. Das Buch von 2002 wechselte nämlich schon zu Höchstpreisen die Besitzer. Auf dem Titel zeigt sich einen dynamische Aufnahme eines 300 ZX-Turbo aus dem Jahr 1987. Hier zeigt sich der GTP-Rennwagen schon mit den Nissan-typischen Farbgebung in Blau-Rot-Weiß. Auch auf der Rückseite findet sich noch eine weitere Rennaufnahme aus den USA wieder und zudem auch der entsprechende Klappentext.
Nach dem Aufschlagen folgen unmittelbar die Danksagungen sowie die Widmung des Autors, ehe das Inhaltsverzeichnis einen ersten Überblick über die fünf Kapitel schafft. Bevor diese starten folgt noch ein Vorwort von Geoff Brabham und eine kurze Einleitung des Autors.
Electramotive – The American Nissans ist dann der Titel zum ersten Kapitel des Buches und macht direkt die Grundlagen der Rennwagen deutlich. So eroberte Nissan die amerikanischen Rennstrecke zunächst mit den beliebten 240Z. Unter anderen auf für den Einsatz dieses Datsun-Rennwagens gründeten Don Devendorf und John Knepp im Jahr 1974 die Firma Electramotive Engineering in Kalifornien. Devendorf konnte mit einem Datsun B210 sogar die Meisterschaft des SCCA gewinnen und war so schnell im Fokus von Nissan. Als Nissan sich schließlich dazu entschloss in die GTP-Klasse einzusteigen, war die Wahl des Partners obligatorisch und Electramotive sollte die Rennwagen entwickeln. Als Partner sollte zunächst March die Chassis liefern, konnte dies aber nicht. So kam Lola ins Spiel, die schließlich vier Chassis liefern konnten. Der Lola T810 wurde dann zum Nissan GTP ZX Turbo und feierte sein Renndebüt in Riverside im Jahr 1985. Die Entwicklung schritt ständig voran und 1988 kamen die ersten in Eigenregie produzierten Rennwagen zum Einsatz. Mit diesen dominierte Nissan die IMSA GTP Championship und sicherte sich vier Jahre in Folge mit Geoff Brabham den Fahrertitel. 1989 und 1990 gelang zudem auch der Sieg in der Konstrukteursmeisterschaft, der 1988 noch an Porsche ging. Neben vier Lola-Chassis entstanden bis 1990 insgesamt sechs weitere Electramotive-GTP 300 ZX-Turbo.
NPTI – die Abkürzung steht für Nissan Performance Technology, Inc. und ist die Basis zum zweiten Kapitel des Buches. Nissan wollte nach den großen Erfolgen mehr Einfluss auf das Team haben und sollte den mittlerweile doch leicht betagten GTP 300ZX-Turbo ersetzen. NPTI war der direkte Nachfolger von Electramotive, denn aus diesem ging das neu benannte Team hervor. Mit dem NPTI-90 stellte man ein komplett neues Auto vor, welches inzwischen auf zwei Turbolader setzte und auch aerodynamisch komplett neu war. Wie schon im Vorjahr sichere sich Nissan auch bei den 12 Stunden Rennen in Sebring den Sieg, diesmal gelang sogar ein Doppelsieg. Nissan konnte sich auch erneut die Meisterschaft sichern und war somit weiterhin der Gegner, den es zu schlagen galt. Das Buch liefert hierzu einen umfangreichen Textteil, in dem viele ehemaligen Teammitglieder und direkt Beteiligte zu Wort kommen. So erhält der Leser viele Informationen aus erster Hand und bekommt direkte Eindrücke wiedergegeben. Dazu finden sich auch einige Bilder im Buch wieder die zumeist zeitgenössisch sind und die Rennwagen in Aktion zeigen. Immer wieder ermöglichen aber auch diese einen Blick hinter die Kulissen und zeigen Szene aus dem Workshop und dem Aufbau der Rennwagen. Nissan bekam wie viele Konzerne Anfang der 90er Jahre finanzielle Schwierigkeiten und sah sich schließlich gezwungen den kostenmäßig hohen Einsatz nach der Saison 1992 zu beenden. NPTI wurde für viele plötzlich und unerwartet aufgelöst.
In Europa strebte Nissan unterdessen parallel den Gewinn des 24 Stunden Rennen in Le Mans an und engagierte sich hierzu in der Sportprotoypen-Weltmeisterschaft. Hierzu gelang zu Beginn eine Kooperation mit dem englischen Rennwagen-Hersteller March und so setzte Nissan zunächst den March 85G ein und kämpfte um Siege in der international top besetzten Rennserie. Bis 1988 vertraute man auch die Chassis von March ehe es zur Saison 1989 zur eine Liaison mit Lola kam. So entstand der Nissan R89C mit dem Nissan im Jahr 1989 antrat und vor allem mit einer Vielzahl an Kinderkrankheiten glänzen konnte.
Es folgte der R90CK, der schon die Basis zum mittlerweile vierten Kapitel darstellt. In Le Mans trat Nissan in diesem Jahr mit gleich sieben Rennwagen die, welche durch die Teams NME, NPTI, NISMO, Le Mans und Courage eingesetzt wurden. Beim Qualifying sorgte Nissan für Aufsehen, in dem Marc Blundell mit einer Fabelrunde die Pole Postion einfahren konnte. Hierbei deklassierte er alle Gegner mit einem beeindruckenden Abstand von 6 Sekunden auf den Zweitplatzierten. In Rennen konnte Nissan allerdings diese Power nicht umsetzen und neben vier Ausfällen landeten die Wagen auf den Plätzen 5, 17 und 22. Sieben R90C wurden gebaut und wurde noch bis 1993 vereinzelt weiterentwickelt.
Im letzten Kapitel blickt das Buch dann noch auf die Renneinsätze im Heimatland von Nissan – nach Japan. Hier setzte Nissan schon 1983 einen March 83G ein, der auch 1984 noch in der Japanischen Sport-Prototypen-Meisterschaft eingesetzt wurde. Gegen den neuen Porsche 956 war man allerdings chancenlos. 1985 und 1986 kamen sowohl ein Lola T810 als auch ein March 85G bzw, 86G zum Einsatz. 1987 waren nur noch vereinzelte Einsätze mit einem March 86G gefahren worden, ehe 1988 der offizielle Einsatz durch NISMO begann. Nun trugen die modifizierten March 87G die Bezeichnung R88C und trotzdem war die Gegenmacht von Porsche einfach zu stark um beeindruckende Ergebnisse einfahren zu können. Es gab aber auch hier noch weitere Verbindungen zu Lola und so kamen bis 1992 noch Nissan zu Einsatz.
Hinter jedem Kapitel erhält der Leser noch eine Übersicht zu allen Chassis mit den entsprechenden Rennplatzierungen und auch besonderen Vorkommnisse.
Zum Abschluss folgt dann noch ein Anhang mit beeindrucken Leistung-Diagrammen eines der wichtigsten Chassis der Nissan GTP- und Gruppe C-Historie. Chassis 8701 trägt hierbei auch den häufig genannten Spitznamen Elvis.
Fazit: Das Buch blickt zurück auf die Geschichte der Nissan-Rennwagen, die auf vielen internationalen Bühnen in der Gruppe C bzw. der GTP-Klassen antraten. Für Motorsport-Fans mit einem Faible für die aufstrebenden Hersteller eine durch und durch interessante Lektüre. In jedem Kapitel finden sich viele Zitate und Erinnerungen von direkt Beteiligten wieder und man kann so einen sehr nahen Eindruck der damaligen Verhältnisse aufgezeigt bekommen. Neben den Auftritten in Europa war vor allem das Engagement in den USA mit vielen Titel gesegnet und auch in Japan standen die Rennwagen von Nissen lange am Start. Die internationale Betrachtung lässt hier kaum etwas aus. In den Texten kommt man bei Lesen aber leider das ein oder andere Mal durcheinander, da eine gute Struktur fehlt. Die Bilder im Buch sind größtenteils zeitgenössisch und werden die Fans sicher begeistern.
Für umgerechnet knapp über 40 Euro ist das Buch für Motorsport-Fans eigentlich ein Muss, da es auch keine Alternative gibt. Dabei ist die Geschichte sehr interessant und vielschichtig und kann sicher überraschen. Fans der seligen Gruppe C und IMSA GTP Meisterschaft müssen dieses Buch einfach haben.
Bibliografie:
Titel: NISSAN The GTP & Group C Racecars 1984-1993: Lightning Speed
Autoren: John Starkey
Umfang: 160 Seiten, 115 Farbbilder
Format: 208 x 228 mm
Sprache: Englisch
Bindung: gebunden
Auflage: 12/2018
Preis: £35.00
ISBN-Nr.: 978-1-787114-04-3
Bestellbar beim Verlag unter: http://www.veloce.co.uk
Text: Marco Rassfeld
Bild: Pendine Historic Cars Limited, Marco Rassfeld
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