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Buch – Sauber-Mercedes

The Group C Racecars 1985-1991: World Champions – so der Untertitel zu einer Neuauflage eines englischsprachigen Buches, welches nun bei Veloce Publishing erschienen ist. Die Gruppe C brachte einige der interessantesten Rennwagen hervor, dazu trugen die neusten aerodynamischen Erkenntnisse ebenso bei wie die strengen Spritverbrauchs-Regeln. Mit dem Schweizer Partner Sauber stieg Mercedes spät in die Weltmeisterschaft ein und konnte doch einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen.

Ein stimmiges Titelbild sorgt für Aufmerksamkeit.

Das Buch im klassischen Hochformat ist relativ kompakt ausgeführt und kann aber mit einer tollen Titelgestaltung auffallen. Der abgebildete C291 war die letzte Ausbaustufe der Sauber-Mercedes, ehe diese wieder von der Rennstrecke verschwanden. Der Titel ist somit auch deutlich moderner umgesetzt als bei der Erstauflage aus dem Jahr 2002 von Gryfon Press. Auf der Rückseite des Buches findet sich passenderweise eine Heckansicht eines Sauber-Mercedes wieder und dazu der entsprechende Klappentext. Neben den Danksagungen des Autors findet sich im Inhalt auch schnell das Inhaltsverzeichnis wieder. Hier kann man die logische Aufteilung nach Jahren entdecken, die sich auf neun Kapitel ausdehnt. Das entsprechende Vorwort stammt dann aus der Feder von Jochen Mass, der sich lange Zeit auch am Steuer der Sauber-Mercedes Gruppe C-Rennwagen beweisen konnte. Dabei war er auch zuständig für die Ausbildung von drei Nachwuchsfahrern. In diesem Fall niemand geringeres als Heinz-Harald Frentzen, Karl Wendlinger und Michael Schumacher. Alle sollte später als Formel 1-Fahrer in die Geschichte eingehen und Michael Schumacher ist bis heute in vielen Statistiken der Königsklasse kaum zu schlagen. Die Einleitung geht dann noch kurz auf die Hintergründe der Gruppe C ein und zugleich wird auch ein Vergleich mit den Konkurrenten gezogen.

An Anfang setzte Sauber auch auf Motorpower von Cosworth und BMW.

Die Anfänge von Sauber in der Gruppe C gebührt dann zunächst der erste Blick im ersten Kapitel. Der Sauber SHS C6 war der erste Gruppe C-Rennwagen vom schweizer Rennstall und war mit einem Cosworth-Motor ausgestattet. Der C7 war ein Einzelstück, welcher mit einem BMW-Motor ausgestattet war und der C8 war schließlich der erste Sauber, der von einem Mercedes-Benz-Motor angetrieben wurde. Dieser nutzte den neuen M117 5-Liter-V8-Motor und Mercedes erhoffte sich durch den Renneinsatz natürlich auch eigene Publicity. So bestritt man die Saison 1987 und konnte schon das ein oder andere Mal das Potential aufblitzen lassen.
Kapitel 2 blickt dann kurz auf die Entwicklung der Motoren bei Mercedes-Benz. Diese entwickelten den Motor im Winter 1987/88 weiter und erreichten so eine deutliche Verbesserung von Leistung und Haltbarkeit. Bis zu 800 PS Leistung waren bei 7000 Umdrehungen möglich und vor allem das enorme Drehmoment von 770 Nm war verantwortlich für den Vorteil des Sauber-Mercedes bei Kurvenausgang gegenüber der Konkurrenz.

Mit dem verstärkten Einsatz von Mercedes-Benz kommen auch neue Fahrer in Team.

Für das Jahr 1988 steigerte Mercedes dann auch sein Engagement an der Rennstrecke und trat mit der zum Konzern gehörenden Marke AEC Olympia als Hauptsponsor auf. Im Januar 1988 verkündete Mercedes den offizielle Rückkehr zum Motorsport nach eine langen Abstinenz von 33 Jahren. Nach dem verheerenden Feuer-Unfall im Jahr 1955 sah man bei Mercedes von jeglichen Rennaktivitäten ab. Das technologisch anspruchsvolle Reglement mit dem Zwang zum Spirtsparen im Zusammenspiel mit der neuen elektronischen Motorsteuerung machte die World Championship for Sport Prototypes für die Stuttgarter interessant. Man erhoffte sich hier auch wichtige Erkenntnisse für die Serienproduktion zu gewinnen. Als Fahrer stellte Mercedes Jean-Louis Schleuse, Jochen Mass und Mauro Baldi an, im Buch erinnert sich jochen Mass sogar an das Telefonat mit Peter Sauber, in dem er um seine Dienste warb. Auch weitere Insider kommen immer wieder zu Wort und geben dem Text auch die notwendige Authentizität. Mit Leo Ress, Dave Price oder Max Welti blicken auch die damaligen Techniker und Manager zurück auf die spannende Zeit bei Sauber. In diesem Jahr waren die Jaguar von TWR aber noch zu stark, aber man konnte schon einen beeindruckenden zweiten Platz in der Meisterschaft feiern. Gerade die letzten Rennen machten auch der Konkurrenz deutlich, dass mit dem Sauber-Mercedes auch im folgenden Jahr zu rechnen war.

Ein voller Erfolg war der Auftritt beim 24 Stunden-Rennen in Le Mans 1989.

Die motorischen Weiterentwicklungen finden sich dann wieder in einem eigenem Kapitel wieder und verdeutlichen die diversen Anpassungen. Deutlich wird auch der Einsatz mit dem die Entwicklung hinter dem Projekt stand. Abermals konnte man die Leistung und auch das Drehmoment erhöhen.
Was im Jahr 1989 an den Rennstrecken der Welt passierte wird dem Leser dann im folgendem Kapitel erläutert, natürlich aus der Sicht der Silberpfeile. Denn zu diesem Jahr setzte Mercedes auf eine noch deutlichere Identität und lackierte die Gruppe C-Rennwagen in schlichten Silber, eine Farbe mit der die Stuttgarter schon vor langer Zeit im Motorsport viele Erfolge feiern konnte. Die FIA kündigte Reglement-Änderungen für die Saison 1991 an, in denen ein 3.5-Liter-Motor vorgeschrieben war und auch die Einschränkungen beim Spritverbrauch aufgehoben werden sollte. Dies war aber noch in weiter Ferne und so setzte man weiterhin auf den turboaufgeladenen 5-Liter-V8-Motor. In diesem Jahr waren die Sauber-Mercedes kaum zu schlagen. Tatsächlich konnten die Silberpfeile 7 der 8 Rennen als Sieger beenden und standen so folgerichtig am Ende der Saison als verdienter Weltmeister fest. In der Fahrer-Weltmeisterschaft konnte gleich vier Piloten von Sauber-Mercedes die ersten Plätze belegen. Der Plan von Mercedes für internationale Anerkennung verwirklichte aber vor allem der Sieg bei den legendären 24 Stunden von Le Mans, welche in diesem Jahr nicht zum Weltmeisterschaft gehörte.

Die letzte Ausbaustufe war nicht mehr so erfolgreich wie die Vorgänger.

Die Entwicklung blieb nach dem großen Erfolg aber keinesfalls stehen, vielmehr stand mit dem C11 ein Nachfolger für den erfolgreiche C9 auf der Agenda und betrat 1990 die Bühne der Rennstrecke. Für dieses Jahr wurde sogar der Name Sauber offiziell fallengelassen und man kommunizierte nur den Mercedes-Benz C11. Natürlich war das Team aus der Schweiz aber weiterhin maßgeblich am Bau der Rennwagen beteiligt. Wieder gelang den Silberpfeile sogar das Kunststück alle Rennen der Saison bis auf eines zu gewinnen. Logischerweise stand auch hier am Ende der Saison der Weltmeistertitel der Konstrukteure fest. Als Fahrer-Weltmeister konnte sich zum zweiten mal der Franzose Jean Louis Schlesser feiern lassen. Auch hier konnten die Mercedes-Fahrer überzeugen, denn vier Fahrer der ersten fünf Plätze im Schlussklassement waren von Mercedes-Fahrern besetzt.
Für 1991 entwickelte Sauber-Mercedes den C291 für die neue 3,5-Liter-Formel und wollte weiterhin ein Wörtchen um die Weltmeisterschaft mitreden. Optisch wurde der Rennwagen bewusst kompromisslos umgesetzt, allerdings war das neue Modell nicht sehr zuverlässig und konnte erst bei letzten Saison-Rennen seinen ersten Sieg feiern. Die Erfolge der Vorjahre konnte man so nicht wiederholen.
Mit dem Ende der Saison stellte Mercedes sein Engagement in der Sportwagen-Weltmeisterschaft ein und konzentrierte sich auf den Einsatz in der Formel 1.
Zum Abschluss des Buches findet der Leser noch eine Chassis-Historie wieder, bei der alle Fahrzeuge sich mit ihrer Vita wiederfinden.

Fazit: Zwei überragende Weltmeisterschaften in Folge in den Jahren 1989 und 1990 waren die Highlights der Kombination Sauber-Mercedes in der Gruppe C. Die Geschichte dazu kann der Leser in diesem Buch sehr gut nachvollziehen und erhält auch immer einen tiefen Einblick in die technischen Entwicklungen. Dazu kommen auch viele Erinnerungen von involvierten Personen, sei es Fahrer oder Ingenieure die am Erfolg maßgeblich beteiligt war. Zudem finden sich auch einige zeitgenössische Fotos, welche die Rennwagen auch das ein oder andere Mal im Detail zeigen. Die Mischung von Text und Bild ist dabei
Für umgerechnet unter 25 Euro ist das Buch für die Motorsport-Fans der 80er und 90er Jahre eine sichere Empfehlung. Für Gruppe C-Fanatiker stellt das Buch mit dem speziellen Blick auf die Sauber-Mercedes ein Standardwerk dar.

Bibliografie:
Titel: SAUBER-MERCEDES – The Group C Racecars 1985-1991: World Champions
Autoren: John Starkey 
Umfang: 128 Seiten, 115 Farbbilder
Format: 208 x 228 mm
Sprache: Englisch
Bindung: gebunden
Auflage: 01/2019
Preis: £20.00
ISBN-Nr.: 978-1-787114-93-7
Bestellbar beim Verlag unter: http://www.veloce.co.uk

Text: Marco Rassfeld
Bild: Cm-Arte.com, Vincent Martin, Marco Rassfeld