Die Generation Autopunk – besondere Menschen, die einen besonderen Umgang mit dem Automobil prägen zählten zur Zielgruppe des ungewöhnlichen Magazins Motoraver. Nach mittlerweile 35 Ausgaben ruht das Magazin aktuell, aber im Heel Verlag erschien ein Buch mit einem Überblick über alle bisherigen Ausgaben des Magazins und noch mehr …
Das Buch kommt im breiten Hochformat daher und nutzt als Titel-Motiv jenes von der Ausgabe #04. Hier kann man einen Start zum Dragrennen entdecken, bei dem zwei amerikanische Klassiker antreten. Das Startzeichen erfolgt von einer aufreizenden Damen, ganz nach den klassischen Klischee. Groß kann man darüber das Motoraver-Logo erkennen, welches in Neon-Farben extrem prägnant ausgeführt wurde und sich so deutlich vom neutralen Himmel des Motives absetzt. Eine dicker Lackierung unterstreicht diesen Effekt. Der eigentliche Untertitel ist dann der größte Schriftzug auf dem Titel, womit zugleich auch der Weg offen bleibt für weitere Titel. Dazu findet sich recht unscheinbar der Verlag wieder und auch der Autor Helge Thomsen wird noch erwähnt. Der Rest von Einband wird von einem knalligen Gelb unterlegt und bringt auf der Rückseite sowohl den Klappentext, als auch einige Zitate über Motoraver. Hier erfährt man schon ein wenig aus der Vita vom Autor, der auch Mitbegründer von Motoraver war. Helge Thomsen ist heute sicher vielen auch bekannt durch die Auftritte im Fernsehen, unter anderen bei Grip. Dieses erfolgreiche Format hat im übrigen ihre Wurzel bei Motoraver. Dazu zeigt ein kleines Bild den Autor in entspannter Umgebung vor einem weißen Ford Granada aus vergangenen Zeiten. Hier klärt auch der Klappentext noch darüber auf, dass der weiße Ford auch heute noch im Besitz von Autor ist.
Nachdem Aufschlagen erwartet der Leser fast unmittelbar ein deutliches Statement. „Neuwagen gehen gar nicht, so viel vorab.“ wird geschmückt von einer gelungenen Zeichnung bei der ein weiterer Ford einen Burn-Out durchführt. Damit sollte jedem schon mal grob bewusst sein, um was es in dem Buch geht. Um die pure Freude an Autofahren und das ohne Rücksicht auch auf die gebrauchte Technik. Es folgt neben den Impressum das Inhaltsverzeichnis, welches einen ersten Überblick über den Inhalt gibt und von gleich fünf Männern und ihren tollen Kisten flankiert wird.
Zunächst folgt dann noch ein doppelseitiges Bild eines Ford im Stil des The Dukes of Hazzard-Charger. Dazu findet sich noch ein passendes Zitat aus dem Lied Chrom von Erik Cohen wieder.
Es folgt eine Art Einleitung, aber keinesfalls eine wie im klassischen Sinne. Dazu gibt es einen Blick auf die ersten Momente, in denen sich die Gründer von Motoraver fanden, welche Personen wirklich bei der Entstehung der Hefte involviert waren und wie die Auswahl der platzierten Werbung erfolgen sollte. So selektierten die Motoraver, welche Anzeigen Sie in ihrem Magazin sehen wollten, denn wie schon eingangs erwähnt sind Neuwagen keine Option. Hier wurde tatsächlich keine Rücksicht auf die möglichen Werbeeinnahmen genommen, ein weiterer Hinweis mit welcher Passion das Magazin entstand. Die Grundidee stammt dabei aus den USA und dem Magazin Gearhead, welches die Parkplatzraver erstmals 1998 kennen lernten. Schon drei Jahre später war die erste Ausgabe der Motoraver erschienen. Der Erfolg stellt sich schnell ein, so dass auch andere Presse-Medien über die Motoraver berichteten, wovon sich eine kleine Auswahl sich auch im Buch wiederfindet.
Welche Rubriken sich in Motoraver etablierten und warum diese gewäht wurden erfährt der Leser dann als Nächstes. Mit Menschen & Maschinen findet sich ein Porträt über außergewöhnliche Menschen und ihre nicht minder interessanten fahrbaren Untersätze wieder. In Jetzt mach ich’s mir selbst gab es Tipps zur Optimierung der Autos – immer unterstützt durch passende Zeichnungen dazu. In den Autogeschichten finden sich unterschiedliche Stories zu den nicht-mainstreamigen Autos, welche einfach Kult sind. Dabei legt man aber keinesfalls Wert auf historische Korrektheit und geht mehr auf die Emotionen ein, welche hier fraglos immer mit einhergehen. Das Leben am Abgrund zwischen Mensch und Automobil zeigen die Thrill Seekers, in denen geheime Geschichten ans Licht kommen. Ob diese wirklich real sind, oder nur erfunden bliebt dabei bewusst offen. Mit der Foto-Love-Story fanden sich gekonnte Aufnahmen wieder, die sich um das Thema Girls and Cars drehen. Im Art Deco District folgt dann die Betrachtung von unterschiedlichsten Dingen und deren Entwicklung im Laufe der Zeit, natürlich in unmittelbaren Bezug zum Automobil. Motoren und Musik ist sicher selbsterklärend und zelebriert die Musik, welche am besten zum Autofahren passt. Denn schließlich sind diese beiden Themen ohne Frage unmittelbar miteinander verbunden. Im Backseat Interview begaben sich die Motoraver auf große Fahrt auf der Rückbank und nutzten diese um hier ein Interview mit unterschiedlichsten, interessanten Leuten zu führen. Mit Echte Helden, Autokino, Abgedreht, Onkel Wezz, Das geheime Songbuch und Normans Taxi-Kolumne wird die Rubrik-Übersicht komplettiert.
Unter der Überschrift Auto.Punk.Magazine folgt dann der eigentliche Hauptteil des Buches, in dem alle 35 Ausgaben der Motoraver vorgestellt werden. Schon zum Start erhält mein einen Überblick über alle Cover der einzelnen Ausgaben, welche schnell deutlich machen, dass es sich hier um kein normales Magazin handelt. Wer dies aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht gelernt hat, fängt vermutlich erst hier an zu Lesen. Als weiteren Beweis dafür ändert sich das Logo in Farbe und Form auf dem Titel und auch die Typo zeigt sich in unterschiedlichsten Fonts. Alles ist ausgerichtet auf das Thema der entsprechenden Ausgabe und macht so aus jedem Heft eine Spezial-Ausgabe, um im Jargon der üblichen Auto-Magazine zu bleiben.
So ist die Ausgabe #01 logischerweise als The Start-Issue betitelt und die bildliche Aufmachung dazu liefert ein funkenschlagenden Ford, der auf Schienen unterwegs ist, Ist dies nur eine Schnaps-Idee oder gar Realität? Die Vorstellung der Ausgaben folgt mit vielen Bilder, die auch immer wieder im großen Format abgebildet werden und einem kurzen Text, der den Inhalt zusammenfasst. Zu den Bilder liefern dann jeweils auch noch eine passende Bildunterschrift weitere Informationen. Die Auswahl wird beim Buch vermutlich sehr schwer gefallen sein, denn bei 35 Ausgaben beschränkt sich die Bildauswahl logischerweise auf eine gewisse Anzahl.
Was sich hier, aus dem Archiv der Motoraver alles entdecken lässt, wird allerdings jeden Parkplatzraver vor Neid erblassen lassen. Denn so sind hier wirklich interessante und echte Fahrzeuge entdecken, aber auch tolle Typen und viele unwirkliche Szenen. Mit hoher Sicherheit hat der typische Auto-Magazin-Leser solche Aufnahmen in ihrem Stamm-Magazin noch nie gesehen. Auch hierdurch sind die Bilder das Salz in der Suppe und das Buch gibt Ihnen den entsprechenden Freiraum. Sicher finden sich hier auch einige provokante Bilder wieder, die aber ihr Ziel die Aufmerksamkeit zu erhöhen in jedem Fall erreichen. Zwischen den eigentlichen Magazinen finden sich auch weitere Collagen zu den Ereignissen rund um die Motoraver wieder, die auch einen Blick hinter die Kulissen zulassen und die hohe Authentizität unterstreichen.
Nachdem die 35 Ausgaben knapp 170 Seiten füllen und somit auch den Hauptbestandteil des Buches ausmachen, folgte zum Schluss noch ein Blick auf den Fuhrpark der Beteiligten mit keinesfalls üblichen Fahrzeugen. Dazu gibt es noch einige Danksagungen und einige der interessantesten Schriftverkehre zwischen Leser und Redaktion. Wie es weitergeht … weiß heute keiner so genau und unter diesem Titel folgt auch das Schlusswort.
Fazit: Ein Buch welches die Autoszene aus einer besonderen Sichtweise zeigt. Ohne Rücksicht auf jedwede Konventionen realisierte das Team ihren eigenen Traum von Motor-Magazin und sorgte auch durch eine ungewöhnliche und provokanten Wahl der Themen für eine eigene und besondere Sichtweise. Das Magazin wurde schnell zum Erfolg und wurde auch oftmals nachgeahmt. Die Freiheit dann sich mit gutzahlenden Werbekunden nicht zufrieden zu geben, spricht für die Überzeugung der Macher. Auch das Ruhen des Heftes kann eigentlich nur Gefallen. Das Buch zum Phänomen Motoraver liefert einen tollen Überblick über die ersten 35 Ausgaben des Kultmagazins und kann vor allem durch die tolle Bebilderung gefallen.
Der Preis von 35 Euro passt dabei vollkommen ins Bild und ist ein faires Angebot an alle Leser, sich dem Automobil und den Stories rundum aus einem vollkommen anderen Blick zu nähern.
Bibliografie:
Titel: Motoraver – Die Generation Autopunk
Autor: Helge Thomsen
Umfang: 208 Seiten, zahlreiche Abbildungen
Format: 245 x 290 mm
Bindung: Hardcover
Auflage: 11/2017
Preis: 35,00 €
ISBN-Nr.: 978-3-95843-598-8
Beim Verlag unter: www.heel-verlag.de
Text: Marco Rassfeld
Fotos: Heel Verlag, Mark Bean, Marco Rassfeld
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