Langstreckenrennen – Endurance Motor Racing – 1963–1973 – in dem im Untertitel angegebenen Zeitraums war der Fotograf Al Satterwhite an den Rennstrecken in der USA aktiv. Delius Klasing hat hierzu vor kurzen ein
neues Buches auf den Markt gebracht, welches sicher für viele Motorsport-Fans interessant sein dürfte. Satterwhite erlebte in diesen Jahren einige Rennen in Daytona und Sebring hautnah und war mit seiner Kamera vor Ort …
Der Stil des Buches lässt sich schon am Titel erahnen, denn das Buch wurde in Form eines Fotoalbums umgesetzt, in dem man neben den eigentlich Fotos auch viele Devotionalien von den entsprechenden Veranstaltungen wiederfinden kann. Neben dem Siegeswagen in Form eines Porsche 917 bei den 24 Stunden von Daytona findet man schon auf dem Titel den Fahrerpass von Steve McQueen und weitere Erinnerungsstücke wieder. Dazu sorgte die optische Aufmachung mit dem schwarzen Hintergrund und dem roten-weißen Bund für den Eindruck eines manuell erstellen Albums. Auf der Rückseite finden sich weitere Abbildungen, die allesamt mit einem Glanzlack versehen wurden, so dass sich diese noch deutlicher vom Hintergrund abheben. Es entsteht so der Eindruck, dass es sich um echte Foto-Auszüge handelt, die eingeklebt wurden. Diese Veredelung gilt natürlich auch für die Vorderseite. Zur perfekten Illusion lassen sich dazu noch die Andeutung von Klebestreifen entdecken. Die Klappentexte sind dann zweisprachig in Deutsch und Englisch ausgeführt, was die Ausrichtung des Titels verdeutlicht. In jedem Fall eine sehr liebenswerte Umsetzung des Covers, welche sicher die Neugier vieler Käufer wecken wird. Das Format ist dabei im recht breiten Hochformat ausgeführt, welche im Inhalt auch die Realisierung großer Abbildungen ermöglicht.
Einige Filmstreifen zeigen sich dann schon nach dem ersten Aufschlagen und geben dem Leser die Möglichkeit die Arbeit des Fotografen zur damaligen Zeit nachzuvollziehen. So kann man auf den vielen Bildern Eindrücke von einem Boxenstopp eines Ford GT 40 erkennen und auch Carroll Shelby lässt sich unmittelbar erkennen. Vorausgesetzt man kennt sich in der damaligen Szene aus, lassen sich auch weitere Personen erkennen. Schön zu sehen ist hier in jedem Fall der Ablauf der Aufnahmen und auch einige Fotos, die schon zur Verwendung ausgeschlossen wurde, gekennzeichnet durch ein rotes X. Nachdem die folgenden Seite dann neben dem Presseausweis vom Autor auch einige Zugangspässe zeigen, folgt eine doppelseitige Abbildung des Starts von Rennen in Sebring 1969. Hier wurde noch das klassische Start-Prozedere mit dem Lauf der Fahrer quer über die Strecke zu ihrem aufgereihten Fahrzeugen durchgeführt. Nachdem es im Laufe der Jahre hierbei immer wieder zu Unfällen kamen, die auch durch das Nicht-Anschnallen der Fahrer verursacht wurden, wurden diese Starts schließlich verboten. Ein tolles Fotomotiv ergab dies aber fast immer …
Schließlich folgt die Einleitung von Autor, welche natürlich auch zweisprachig umgesetzt wurde. Hierbei folgen die Texte nacheinander, so dass jede Sprache eine einige Doppelseite ausfüllt. Man erfährt wie Al Satterwhite seine ersten Rennen erlebte, welches 1962 in Daytona gar das erste Rennen auf der Strecke überhaupt war. Schon drei Jahre später war aus dem 3-Stunden bzw. 2.000 Meilen-Rennen (1963 und 1964) das bis heute stattfindende 24 Stunden-Rennen geworden. Eines der wichtigsten Langstrecken-Rennen in den USA. Neben Daytona berichtet das Buch auch über die Rennen in Sebring, welches zum ersten Mal 1950 stattfand. Auch hier wurde recht schnell die Dauer des Rennens auf 12 Stunden angehoben und reihte sich in die Reihe der berühmtesten Rennen in den USA für Sportwagen ein. Beide Rennen waren für Satterwhite innerhalb von zwei Stunden zu erreichen und so nutzte er die jährliche Möglichkeit internationalen Spitzen-Motorsport zu erleben und für diverse Medien auch Bildmaterial zu liefern. Er geht auch noch auf das besondere Vorgehen während eines solch langen Rennens ein und wo er aus seiner Sicht die Möglichkeit sah die besten Fotografien zu realisieren.
Einen weiteren, rein textlichen Blick auf die damalige Szene liefert dann noch das Vorwort von Brian Redman, der als Fahrer aktiv am Renngeschehen beteiligt war.
Dann folgt aber endlich der Blick in das eigentliche Fotoalbum, welches mit den Daytona Continental im Jahr 1962 beginnt. Hier war Satterwhite noch zahlender Gast und hielt trotzdem einige Momente des ersten Rennens in Daytona fest. Interessanter wurde es dann aber fraglos ab dem Jahr 1963, als Satterwhite über einen Fotoausweis verfügte, da es über das 3-Stunden-Rennen für eine Lokalzeitung berichten sollte. So erlangte er den notwendigen Zutritt zu den Bereichen, welche den normalen Zuschauern verwehrt blieben. Ob in der Boxengasse oder an vielen Stellen rund um die Strecke. Man erfährt, dass der Fokus für Satterwhite zunächst bei den Autos lag und sich nach und nach aber in Richtung der Fahrer und Teams verlagerte. Man kann einige Aufnahmen vom Vorstart entdecken, welche die Fahrer in voller Konzentration und Vorbereitung auf das kommende Rennen zeigt. Nur einen Monat später folgte das Rennen in Sebring, wobei man hier auch schon tolle Aufnahmen aus den Boxen entdecken kann. Das Portfolio ist erstaunlich breit und die passenden Bildunterschriften geben die notwendige Auskunft über die Inhalte der Bilder. Sei es das Fahrzeug, die Fahrer und das Team, es lassen sich viele Details entschlüsseln. Dabei ist noch anzumerken, dass die Bildunterschriften generell in Englisch umgesetzt wurden. Die passenden deutschen Übersetzungen finden sich am Ende des Buches in einer Art Index wieder. Da es sich aber größtenteils um einfache und kurze Texte handelt, werden viele sich das Blättern ersparen und sich mit den englischen Texten begnügen.
Der Zeitraum, welcher im Buch dargestellt zeigt eine krasse Entwicklung des Rennwagen. Angefangen vom kleinen Porsche 718 RS 16, über die für die USA unvermeidliche Corvette und natürlich die Shelby Cobras lassen sich viele Rennwagen entdecken. Aus Ferrari brachte schon früh seine Sportwagen bei den Rennen auf dem wichtigen amerikanischen Markt an den Start. Die Cobras wurden zunächst von den Daytona Coupés abgelöst und später vom Ford GT 40, für dessen Einsatz später auf die Kompetenz von Carroll Shelby zurückgegriffen wurde. Fahrer wie Dan Gurney, Jo Bonnier oder Ken Miles werden in oftmals großen Porträt-Aufnahem gezeigt. In einem Interview liefert Bob Bondurant dann zwischendurch seine Erfahrungen über die Fahrt im Ferrari 330 P3 beim 12 Stunden Rennen in Sebring.
Erste vereinzelte Farbaufnahmen folgen ab dem Jahr 1969 und diese liefern einen noch deutlicheren Eindruck der Ereignisse. Leider bleiben sie zwar die Ausnahme aber sind damit fraglos auch die Highlights im Buch. Die Rennwagen wurden immer schneller und mit dem Porsche 917 lieferte ein Hersteller aus Deutschland eine neue Wunderwaffe für den Langstreckensport und konnte auch in den USA einige Siege einfahren. Selbstverständlich gab es hierbei auch einige tolle Motive von Al Satterwhite. Den Schlusspunkt zum Buch liefert das Nachwort von David Hobbs und seinen Erinnerungen an die Rennen.
Fazit: Das Buch kommt in Form eines eigens gestalteten Fotoalbums daher und kann schon hiermit begeistern. Denn die Darstellung der Aufnahmen ist hier voll flexibel und auf jeder Seite kann man mit einer neuen Überraschung entdecken. Neben dem reinen Renngeschehen gibt es auch viele Personen zu entdecken oder interessante Szenen rund um das Rennen – sein es nun die Aktivitäten in der Boxengasse oder bei Vorstart.
Für alle Motorsport-Fans ist das Buch trotz des recht hohen Preisen von knapp 80 Euro ein Muss. Die Einblicke sind einmalig und bringen viele bisher unveröffentlichte Aufnahmen der Rennen aus den 1960er und 1970er ans Licht.
Bibliografie:
Titel: The Racers – Langstreckenrennen – Endurance Motor Racing – 1963–1973
Autor: Al Satterwhite
Umfang: 192 Seiten, 298 Fotos und Abbildungen
Format: 230 x 265 mm
Bindung: Gebunden
Auflage: 04/2020
Preis: 78,00 €
ISBN-Nr.: 978-3-667-11856-1
Bestellbar beim Verlag unter: www.delius-klasing.de
Text: Marco Rassfeld
Fotos: Al Satterwhite, Delius Klasing, Marco Rassfeld
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