Geschichte, Technik und Design des Kult-Sportwagens von Ford – vieles über eine automobile Ikone soll man in dem passenden Buch aus der Speed Read-Reihe entdecken können. Die Koehler Verlagsgesellschaft adaptiert diese interessante Buchreihe aus dem Englischen ins Deutsche, welche vor allem für Einsteiger eine gute Basis bilden möchte. Wie wird der Ur-Vater der amerikanischen Pony Cars vorgestellt … ?
Das Buch ist nach dem Konzept der Reihe im kompakten Hochformat und als Klappenbroschur umgesetzt. Somit ist es zwar nicht so hochwertig wie ein Buch mit klassischen Einband und Hardcover, aber zugleich sorgt es so für eine gute Handhabung und ein leichte Transportmöglichkeit. Den notwendigen Halt wird man hierbei aber nicht vermissen, denn durch die Klappen an Titel- und Rückseite ist diese im ausreichenden Maß vorhanden. Sicher ist diese Umsetzung auch dem recht günstigen Preis geschuldet, aber macht bei einem Schnell-Lese-Buch sicher auch Sinn. Mit der optisch schlichten Ausführung konnte schon der hier rezensierte Supercars-Titel überzeugen und der Mustang-Titel reiht sich gekonnt ein. So knallt das Buch in diesem Fall im wahrsten Sinne des Wortes, denn die orange Farbe weckt schon alleine die Aufmerksamkeit. Passende dazu ist die Silhouette eines klassischen Mustang auf dem Titel platziert. Kenner werden sich sicher freuen, denn es handelt sich um einen Boss 302 aus dem Jahr 1969/1970. Auf der Vorderseite finden sich aber auch noch die üblichen Verdächtigen wie Titel, Autor, Verlag und Untertitel wieder. Eine sehr unaufgeregte, aber gleichfalls stimmige Umsetzung. Auf der Rückseite kann man die Front eines neueren Mustang-Modells entdecken, mit dem Shelby GT-H nutzt man auch hier ein Highlight der langen Modelltradition. Natürlich findet sich auch einen kurzen Klappentext wieder, der über den Inhalt des Buches aufklären möchte. Auch beide Klappen an sich wurden noch mit Text-Information versehen. So findet sch vorne nochmals eine kurzer Überblick über den Sinn des Buches, während hinten eine kurze Vita vom Autor zu finden ist.
Nach dem Aufschlagen findet man sich schnell im Inhaltsverzeichnis wieder, welches die Unterteilung in sieben Sektionen aufzeigt. Optisch ist das ganze ein wenig aufgelockert durch blaue „Rallye“-Streifen im oberen Bereich. Diese lockern die reine Textseite gut auf und finden sich in ähnlicher Form auch im weiteren Verlauf des Buches wieder. Nach der Einführung folgt dann die erste Sektion mit der Überschrift Geburt einer Legende. Zum Start jeder Sektion findet sich im Buch eine Doppelseite wieder, welche eine großflächige Abbildung eines Mustang-Detail zeigt. Wie für diese Reihe üblich, auch das zeigte schon das Supercars-Buch, sind keine normalen Bilder verwendet, sondern stattdessen gekonnte Illustrationen von Jeremy Kramer. Somit erlauben sich auch ungewöhnliche Perspektiven, aber gleichfalls bleiben auch Details nicht verborgen. In jeder Sektion finden sich mehrere Stories wieder, welche auf der Einstiegsseite nochmals aufgeführt werden.
Die Geburt einer Legende stellt den logischen Beginn für das Buch dar und legt einige Details zur Entstehung des Mustang offen. So ist diese unmittelbar verbunden mit einem großen Namen im Automobil-Sektor – Lee Iacocca. Mit gerade einmal 36 Jahre war der Sohn italienischer Einwanderer zum Vizepräsidenten von Ford aufgestiegen und hatte somit einen hohen Einfluss. Die Konkurrenz in Form von Chevrolet hatte mit den Corvair Monza ein sportliches Modell im Portfolio, welches sehr erfolgreich war. Ford hatte zu diesem Zeitpunkt hingegen nichts vergleichbares im Programm. Im sogenannten Fairlane Committee trafen sich handverlesene Spezialisten um über ein neues Modell nachzudenken. An deren Ende stand schließlich der Mustang, der auf der Weltausstellung in New York im Jahr 1964 zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert werden sollte.
Es gibt inzwischen schon einige Generationen des Mustang, der schnell zum großen Erfolg werden sollte. Die erste Generation ist bis heute ein gesuchter Klassiker und für viele auch eine automobilen Ikone. Allerdings entwickelte sich der kleine Sportwagen auch nach dem üblichen, amerikanischen Mustang jährlich weiter. Von zunächst so stimmigen und eleganten Mustang wurde so nach und nach ein „Fat Pig“ – die Wortwahl stammte im übrigen vom Lee Iacocca. Zwar war mit der Karosserie auch die Leistung gestiegen, aber vom ursprünglichen Konzept war man inzwischen weit entfernt. So kam 1974 der offiziell als Mustang II bezeichnete neue Mustang auf den Markt. Er stand auch im Schatten der Ölkrise und war deutlich kompakter und war mit kleineren Motoren ausgestattet. So stellt das Modelljahr 1974 bis heute das einzige Jahr dar, in dem kein Achtzylinder-Motor im Mustang erhältlich war. Generell war das kleine Luxusauto von einem 85 PS starken Vierzylinder angetrieben und optional war ein V6-Motor erhältlich. Bei der ursprünglichen Zielgruppe und den Fans des Mustangs war der Mustang II nicht sehr beliebt, verkaufte sich aber dennoch in beachtlichen Stückzahlen. Es folgten die Fox Bodies und der SN-95 als Weiterentwicklung, welche das Buch noch einzeln betrachtet. Im Jahr 2005 war dann mit dem S197 der Mustang erhältlich, der im Retrostil das Original von 1964 zitierte. Dies brachte den Mustang wieder auf die Erfolgspur und die heute erhältliche Generation S550 führt diesen Erfolg in die Gegenwart.
Die hohe Variabilität und die unterschiedlichen Eigenschaften, welche den Mustang so erfolgreich machen zeigen sich dann unter dem Titel: Sportwagen für alle. Neben dem Hardtop und Convertible, konnte auch das sportliche Hatchback schnell Anhänger finden, während das Hatchback bei der Generation des Fox Body-Mustang erhältlich war.
Die Leistung spielt beim Mustang auch immer eine wichtige Rolle und nach dem eher bescheidenen Start waren schon bald Hochleistungsmodelle erhältlich. Schon wenige Monate nach der Vorstellung war der 289 High Performance Verfügbar. Bei damals erstaunlichen 6000 Umdrehungen pro Minute konnte der optimierte Motor eine Leistung von 271 PS bereitstellen. Um dies nutzen zu können waren weitere Anpassungen erforderlich, die unter anderen einen Doppelauspuff und ein verbessertes Fahrwerk beinhalteten. Es folgten mit dem Cobra Jet, dem Mach 1 oder auch den unterschiedlichen Boss-Modellen weitere, bis heute legendäre Abarten der ersten Generation des Mustang, welche die Leistung immer weiter in die Höhe trieben. Teilweise wurden diese auch mit konkretem Nutzen für den Motorsport entwickelt, so zum Beispiel der Boss 302 und Boss 429. Während die Fox-Modell erhältlich waren, war die reine Leistung wieder deutlich in den Keller gefallen. Aber mit dem 5,0-Liter High-Output-Motor war ab 1982 wieder ein sportlicher Motor in den Mustang zurück. Beachtlich ist hierbei, dass die zur Verfügung stehenden 157 PS die höchste Leistung seit 1973 darstellten. Ein weiterer Beweis, dass der Mustang II in eine besondere Zeit geboren wurde und nicht ganz dem Geist des Mustangs entspricht. Mit Saleen und Roush blickt das Buch auch auf zwei Tuner, welche sich erfolgreich mit dem Mustang auseinandersetzten.
Shelby ist ein weiterer, schillernder Namen in der Geschichte des Mustang. Carroll Shelby schaftte sich sein automobiles Denkmal mit der Adaption des englischen AC Ace zur Cobra, für die er auch schon auf Motoren von Ford zurückgriff. So lag es also nahe, dass auch der Mustang von Shelby optimiert werden könnten, zunächst auch um diese im Motorsport einzusetzen. So wurde der erste GT 350 für den Einsatz in den Rennen der SCCA vorgesehen. Aus den 271 PS den Hi-Po-Motors waren nun 306 PS geworden, seine kompromisslose Auslegung konnte man auch am seitlichen Auspuff und die blauen „Le Mans“-Streifen erkennen, die zum Markenzeichen von Automobilen von Shelby generell werden sollten. Noch in der ersten Generation folgten der GT 500, die Super Snake und auch der King of the Road und waren Teil der Leistungsexplosion bis zur Ölkrise. Dann verschwanden die Shelby-Modelle für lange Zeit aus dem Modell-Angebot des Mustang und erst 2005 wurde ein neuer Shelby Mustang präsentiert, der ab 2007 erhältlich war. Bis heute stellen diese die erfolgreichen Spitzenmodelle des Mustang dar.
In den letzten beiden Sektionen des Buches stehen zunächst noch die Special Editions im Mittelpunkt. Mit Sondermodellen konnte Ford immer interessante und limitierte Modelle realisieren. So war der Mustang dreimal als Pace Car der legendären Indy 500 im Einsatz und passend dazu waren Replikas für die Fans erhältlich. Schon im ersten vollen Modelljahr 1965 gelang Ford dieser Marketing-Coup, was sicher auch seinen Anteil an dem schnellen Erfolg des Mustang haben sollten. Mit dem besonders Sprint 200 schuf man einen günstigen Einstieg in die Welt der Mustangs, während der California Special einige optische Besonderheiten aufwies und exklusiv in Kalifornien erhältlich waren. Für die Polizei entstanden auch speziellen Mustangs und ASC/McLaren sorgte für die Wiederauferstehung des offenen Mustang in den 1980er.
Im Rennsport konnte der Mustang auch einige Erfolge im Laufe der Jahre einfahren und diese finden sich in der letzten Sektion des Buches ebenfalls noch wieder. Ob nun der Auftritt bei klassischen europäischen Rallyes oder in unterschiedlichen Klassen des amerikanischen Rennsports. Diese Einsätze trugen fraglos auch zum Erfolg des Mustang bei.
Neben diesen immer klein, aber fein präsentierten Stories rund um den Ford Mustang finden sich noch in jeder Sektion zwei weitere Bestandteile wieder. So folgt am Ende immer noch eine übergeordnete Story, wie ein Blick auf die Generation der Babyboomer. Diese waren die erste Zielgruppe des Mustang und waren maßgeblich am Verkaufserfolg beteiligt, in dem sie das erste Modell zahlreich kauften. Schon zu Beginn des Modelljahres 1966 konnte Ford den einmillonsten verkauften Mustang feiern. Aber auch weitere, interessante Geschichten lassen sich so noch als Zugabe entdecken. Dazu werden auch die verwendeten Fachbegriffe immer zum Ende einer Sektion erklärt, was das Buch gerade für Einsteiger perfekt macht.
Fazit: Die Speed Read-Reihe richtet sich schon vom Titel unmittelbar an die Leser, welche schnell viele Informationen erhalten möchten. In vielen Fällen sind dies sicher Einsteiger oder Neulinge in die entsprechende Themen. Für diese Käufer sind die Bücher tatsächlich eine gute Basis um sich schnell einen Überblick zu verschaffen. Dabei kann das Buch gar mit einer sehr modernen Aufmachung überzeugen, wobei man auch konsequent auf jegliches reales Bildmaterial verzichtet. Stattdessen findet man gelungene Illustrationen wieder, welche immer wieder überraschen können. Damit finden auch eingefleischte Fans noch eine besondere Darstellung der Fahrzeuge.
Zum fairen Preis von knapp 20 Euro ist der Titel erhältlich und macht auch hiermit den Einstieg leicht. Für die doch reichhaltigen Informationen eine gute Investition.
Bibliografie:
Titel: Speed Read – Mustang
Autor: Donald Farr
Umfang: 160 Seiten, zahlr. Farbabbildungen
Format: 170 x 225 mm
Bindung: Klappenbroschur
Auflage: 10/2019
Preis: 19,95 €
ISBN-Nr.: 978-3-7822-1343-1
Beim Verlag unter: http://koehler-mittler-shop.de
Text: Marco Rassfeld
Fotos: Ford, Koehler Verlag, Marco Rassfeld
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