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Buch – Die klassischen Volkswagen

Von Wolfsburg in die Welt – Der Käfer bildete die Basis von Volkswagen und ist bis heute eines der erfolgreichsten und meistgebauten Automobile der Welt. Doch es gibt noch mehr klassische Volkswagen, die unter anderem auch den Markt in den USA erstürmen sollten. Bei Koehler im Maximilian Verlag ist ein Buch zu diesen klassischen Volkswagen erschienen und blickt auf die Basis des Erfolges.

Gelungen und schlicht zeigt sich der Titel.

Das Buch ist im recht großen Hochformat umgesetzt und kann mit einem schlichten und eleganten Titel überzeugen. So findet sich auf einem schlichten, einfarbigen Hintergrund die Silhouette eines Volkswagen Käfer wieder, der in zeitgenössischer Farbgebung daherkommt. Den Ton vom Lack nimmt das Buch zum Rücken hin auf und umrundet diesen im wahrste Sinne des Wortes. Neben Buchtitel und Untertitel findet sich in ebenso schnörkelloser Schrift noch der Autor wieder und auch der Hinweis auf den Verlag darf natürlich nicht fehlen. Um noch ein optisches Highlight zu bieten, ist der Käfer mit einem partieller Glanz-Lack versehen und hebt diesen ein wenig vom Rest ab. Auf der Rückseite ist nur ein Klappentext zu finden, so dass man hier auf jedwede Abbildungen verzichtet. Die Klappen vom Schutzumschlag liefern noch weitere Texte und eine kurze Vita des Autos und komplettieren diesen somit. Das eigentliche Buch zeigt sich dann mit grafischen Elementen, welchen auch wieder die Farbe des Käfers von Titel zitieren. Lediglich auf dem Rücken findet sich der Buchtitel und der Verlag wieder. Dies alles unterstreicht aber den eleganten Stil und sorgt für eine sehr zurückhaltende Darstellung und lässt so den Inhalt umso geheimnisvoller erscheinen …

Der Text bringt viele Informationen mit und der Leser kann so die Entwicklung des Volkswagen verfolgen.

Beim Vor- und auch bei Nachsatz kann man sich dann an großformatigen Abbildungen aus den damaligen Prospekten erfreuen. Diese wurden, wie damals noch sehr verbreitet, gezeichnet und waren keine realen Fotos. Mit dem Bulli und dem Karmann Ghia bekommt man zudem gleich zwei Alternativen zum Käfer gezeigt. Spätestens im Impressum wird man dann entdecken, dass es sich um die Übersetzung aus dem Amerikanischen handelt. Das Buch wurde ursprünglich von Quarto Publishing veröffentlicht und kann seine amerikanischen Zuge auch nicht wirklich leugnen. Das Inhaltsverzeichnis deutet dann die Struktur vom Buch an, welches sich grundsätzlich in 10 Kapitel aufteilt. Nicht verwunderlich ist hierbei, dass der Großteil der Kapitel sich um den Käfer drehen, der als erstes Modell über eine lange Zeit der Verkaufsschlager sein sollte, auch in den USA.
Als Kriegskind wurde der Volkswagen geboren und diese besonderen Umstände sind dann auch die Basis für das erste Kapitel im Buch. Wenig verwunderlich ist dann auch die erste Abbildung, welches einen Prototyp des Käfer aus dem Jahr 1946 zeigt. Dieser war der erste Volkswagen, der überhaupt in die USA importiert wurde. Nach einem kurzen Einleitungstext folgt dann eine chronologische Aufarbeitung der Geschichte, welche schon mit dem Projekt eines Volkswagen unter der Regie der nationalsozialistischen Regierung Deutschlands begann. Mit Hilfe von Ferdinand Porsche, der schon für andere Hersteller in der Vergangenheit Entwürfe für einen günstigen und robusten Wagen entwickelt hatte. Hierbei ist es ein wenig schade, dass man diese Modelle nicht im Bild entdecken kann, sondern diese nur textlich erwähnt werden. Dies sorgt in den heutigen Zeiten dazu, dass man parallel im Netz nach entsprechenden Informationen sucht.

Die Bebilderung zeigt tolle, zumeist zeitgenössische Aufnahme und Zeichnungen der klassischen Volkswagen.

Mit einem dreispaltigen Layout ist der Text gut aufgeteilt und auch sehr gut lesbar, dazu gibt es natürlich auch einige Abbildungen zu entdecken. So kann man auch einige Details entdecken, wie die verbaute Trommelbremse. Die damaligen Umstände sahen eigentlich vor, dass die deutschen Arbeiter den Kraft durch Freude-Wagen mittels Rabatt-Marken erwerben sollten. Aber der Beginn des zweiten Weltkrieges machten einen Strich durch diese Pläne, so dass man die Entwicklung nutzte um diverse Varianten für den Militärdienst herzustellen. Nach dem Krieg startete das Werk in Wolfsburg schließlich die Produktion unter der Regie der Briten und 1949 sorgte der niederländische Geschäftsmann Ben Pon für den ersten Import der Käfer in die USA. Der Name ist bei Kenner der Marke gut bekannt, denn auf ihn geht auch die Idee des Bulli zurück, der das Produkt-Programm bald erweitern sollte.
Mit dem Brezelkäfer startet das zweite Kapitel und erzählt vorab von einer Reportage in der Motor Trend, bei dem ein Besitzer von 60,000 Meilen im Volkswagen berichten kann. Nach dem Kauf im Jahr 1947 hatte er die Alpen zweimal überquert, ist anschließend durch Deutschland gefahren und importierte den Käfer schließlich in die USA. Hier startete er die Reise quer durch die vielen Staaten, bis er schließlich 1949 in Long Beach ankam. Damit war dieses Modell auch eines der ersten in den USA und es folgten noch erstaunlich viele, denn der Erfolg war wie vorprogrammiert. Mit dem Modelljahr 1950 startet das Buch nun mit einer jährlichen Aufarbeitung der Geschichte des Käfers und dessen ständige Weiterentwicklung. Gerade in der erste Phase wurde fortwährend auch innerhalb eines Modelljahres unterschiedlichsten Optimierungen am Käfer durch geführt, welche im Buch minutiös aufgeführt werden. Als Abbildungen nutzt das Buch auch oft die damaligen Prospekte und Werbematerialen, welche eine halbwegs zeitgenössische Darstellung zulassen. Echtes Foto-Material wird dabei leider eher vermisst.

Neben dem Käfer sind auch weitere Modelle für den Erfolg der Marke verantwortlich und
finden sich ebenfalls im Buch wieder.

Zu jedem einzelnen Produktionsjahr finden sich im Text auch immer wieder interessante Zahlen wieder, in denen der aufsteigende Erfolg mit stetig steigenden Importzahlen dokumentiert wird. Auch Fahrgestell- und Motornummer lassen sich immer wieder entdecken. Zum Abschluss eines jeden Kapitels finden sich zudem noch die wichtigsten technischen Daten, sowie die erhältlichen Lackierungen und der möglichen Interieur-Ausstattungen.
1953 wurde dann als auffällige Änderung das ehemalige geteilte Heckfenster durch ein einteiliges ersetzt. Diese Modelle werden auch als Ovali bezeichnet und sind Bestandteil des dritten Kapitels im Buch. Wieder wird die amerikanische Sichtweise schon zu Beginn deutlich, denn neben der Jahres-Produktion werden auch die entsprechenden Import-Zahlen immer wieder genannt. So wurden 1953 von 151.323 hergestellten Käfer von denen gerade einmal 1.237 in die USA importiert wurden. Aber es begann sich Entscheidendes zu ändern, denn die Lizenz vom bisherige Importeur lief aus und Volkswagen wollte sich nun eigenständig um den scheinbar lukrativen Markt kümmern. Hierzu teilte man das weitläufige Land in zwei Teile und schickte viele eigene Mechaniker in die USA um bei Aufbau eines Händler-Netzes schnell voranzutreiben. Hierdurch wollte man auch mit einer hohen Service-Freundlichkeit und entsprechendes Kompetenz gleich zu beweisen. So galt 1953 zunächst noch als Übergangsjahr für die neuen Vertriebs-Kanäle und dem Aufbau des Händler-Netzes von Volkswagen in den USA. Schon 1954 konnte man die Anzahl der Import auf 6.344 Volkswagen steigern und in den weiteren Jahren konnte man immer höhere Zahlen vermelden, so dass man 1957 schon 64.212 Fahrzeuge importieren konnte. So wurde der Käfer zum vollen Erfolg, natürlich gingen auch die generellen Produktionszahlen des Käfer immer weiter nach oben.

The Thing ist bis heute gleichlautend mit einem besonderen Volkswagen und war ein Erfolg in den USA.

Auch die immer fortwährende Weiterentwicklung und die sorgsame Aufarbeitung der Schwachstellen konnte die weltweite Kundschaft überzeugen. Für die USA hingegen ungewöhnlich war zur damaligen Zeit die nur behutsamen, optischen Retuschen zu jedem neuen Modelljahr. Die Käufer dort waren es gewohnt, dass die hiesigen Hersteller immer neue. Modelle und Designs vorstellten und somit die Kaufanreiz hoch zu halten. Der Käfer erfuhr seine nächste, größere Änderung zum Jahr 1958, und abermals wurde es deutlich am Heckfenster, welches nun nochmals größer war. Dieser lief im Prinzip bis 1964 und wurde von einem modernisierten Modell mit nochmals größerer Fensterflächen abgelöst. 1971 war schließlich auch der sogenannte Superkäfer erhältlich, der nochmals rundum modernisiert wurde. Doch gegen Ende der 1970er Jahre war das Modell dann für die kaufkräftigen Märkte kaum noch interessant, so dass die Produktion in Deutschland eingestellt wurde und vor allem in Mexiko noch eine große Anzahl noch über viele Jahre hergestellt werden sollte. Eine Ausnahme bildete das Cabrio, welches noch bis 1979 bei Karmann in Osnabrück gebaut wurde und sich immer noch großer Beliebtheit erfreuen sollte.
Das die klassischen Volkswagen waren aber mehr als der Käfer und auch hier blickt das Buch noch auf die weiteren Modelle. So finden sich, immer in Bezug auf den US-amerikanischen Markt, noch weitere Volkswagen im Buch wieder. Logischerweise fällt hier der erste Blick auf das zweite Modell von Volkswagen, der auf Basis des Käfer entstand. Der Bulli war auch in den USA sehr beliebt und konnte auch diesseits des Atlantik die Käufer mit seiner Vielfältigkeit beeindrucken.
Des Weitern finden sich noch der Karmann Ghia Typ 14 sowie die Modelle Typ 3, Typ 4 und der Kurierwagen wieder. Letzter hat in den USA den Beinamen „The Thing“ erhalten und konnte mit seiner kompromisslosen Auslegung viele Fans schnell überzeugen.

Fazit: Die klassischen Volkswagen zeigt die Basis einer der am heute bedeutendsten Automobil-Marke weltweit. Deshalb ist das Thema fraglos interessant und zeigt eben mehr als den allseits bekannten und beliebten Käfer. Das Buch ist eine Adaption aus den USA und geht so vielfach auf die Situation der Importe in die USA ein, weswegen der Buchtitel ein wenige irreführend sein kann. Man findet viele, vor allem für Fans der Marke interessante Fakten im Buch wieder und kann auch die Importzahlen und Produktionszahlen wiederfinden. Eventuell werden aber einige Käufer enttäuscht sein, denn Information über den deutschen oder die europäischen Märkten sind kaum zu finden. Das Buch ist keinesfalls schlecht, aber der Inhalt passt leider nicht so recht zum Titel. „Classic VW’s in the USA“ wäre wohl eine passender Wahl gewesen. Nicht desto trotz können die Texte und vor allem auch die Abbildungen durchaus überzeugen. Oft finden sich Prospekt-Abbildungen aus den USA wieder, die in den Anfangsjahren auch noch häufig gezeichnet waren.
Zum Preis von 40 Euro ist das Buch in Bezug auf seine Umsetzung und auch seinen Inhalt fair eingepreist. Für Fans der Marke stellt das Buch auch sicher einen interessante Lektüre dar, nur der Buchtitel kann leider andere Hoffnungen wecken.

Bibliografie:
Titel: Die klassischen Volkswagen – Von Wolfsburg in die Welt
Autor: John Gunnell
Umfang: 272 Seiten, zahlreiche Farb- und S/W-Fotos
Format: 248 x 305 mm
Bindung: Hardcover mit Schutzumschlag
Auflage: 10/2019
Preis: 39,90 €
ISBN-Nr.: 978-3-7822-1345-5
Beim Verlag unter: http://koehler-mittler-shop.de

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Koehler im Maximilian Verlag, Darin Schnabel ©2019 Courtesy of RM Sotheby’s
, Marco Rassfeld