Während der Zeit in der die Gruppe C das Basis-Reglement für die Langstrecken-Weltmeisterschaft bildete, engagierten sich viele Hersteller in dieser Meisterschaft. Nachdem zunächst Porsche überlegen war, kamen viele weitere Hersteller hinzu und Jaguar war die neue Kraft, die es zu schlagen galt. Zu diesen besonderen Rennwagen, welche von TWR für den Einsatz vorbereitet wurden, veröffentlichte Veloce Publishing nun ein Buch welches diese Entwicklung nachbildet und erläutert.
Das Buch ist im recht kompakten Hochformat umgesetzt und zeigt auf dem Titel eine betont dynamische Nachaufnahme eines Jaguar Gruppe C-Modells. Dabei scheint es sich augenscheinlich aber um eine Computer-Animation zu handeln, denn sollte eine solche Aufnahme existieren, so wäre diese sicherlich in der Szene bekannt. Leider lässt sich diese Vermutung aber nicht bestätigen, denn ein entsprechender Hinweis aus das Bild lässt sich nicht entdecken. Beim Buchtitel ist interessant, dass das TWR die größten Buchstaben bildet, denn schließlich war die Firma von Tom Walkinshaw maßgeblich für den Aufbau der Jaguar-Rennwagen verantwortlich. Der Zwischentitel kommt im 80er-Jahre Stil daher und passt somit ideal zur Epoche der Rennwagen. Verlagslogo und Autor finden sich dann noch im unteren Teil wieder und vervollständigen den Titel. Auf der Rückseite kann man dann schon vier Bilder mit Modellen aus der Gruppe C-Phase von Jaguar entdecken und der Klappentext gibt einen kleinen Vorgeschmack auf die Geschichte von Tom Walkinshaw und den Rennwagen, welche unter der Marke Jaguar für viel Erfolg sorgen sollten …
Im Buch findet man dann als erstes das Inhaltsverzeichnis, in dem sich die Unterteilung in acht Kapitel zeigt, in denen die unterschiedlichen Modelle der XJR-Serie vorgestellt werden. Zum Start blickt das Vorwort auf die Entstehung der Gruppe C und dem entsprechenden Reglement. Auch das amerikanische Derivat GTP in der IMSA wird erwähnt und zeigt die zur damaligen Zeit fast unmöglichen Absprache zwischen Europa und Amerika zu Erstellung eines gemeinsam gültigen Reglements. Wie sollte man auch den Kunden in den USA verkaufen, dass die Rennwagen auf den Verbrauch achten mussten wie in der Gruppe C vorgegeben. Immerhin ermöglichte das GTP-Reglement mit wenigen Änderungen auch den Einsatz der Gruppe C-Rennwagen. Der Spritverbrauch wurde hier hingegen nie reglementiert und so konnten die Fahrzeuge ohne Rücksicht auf den Verbrauch ihre Rennen fahren.
Die dann folgende, kurze Einleitung geht dann auf die Historie von Jaguar im Rennsport ein, die mit den C- und D-Types schon in den 1950er Jahren viele Erfolge im Motorsport einfuhren und auch auf einige Siege in Le Mans zurückblicken können. Aber die Aktivitäten wurden im Laufe der Jahre weniger, erst durch das Engagement von Tom Walkinshaw wurde der XJS zum Siegerwagen der European Touring Car Championship und Jaguar tauchte wieder im Motorsport auf.
Das erste Kapitel blickt dann auch kurz auf die Basis von TWR zurück und erinnert an die Renn-Einsätze von Tom Walkinshaw hinter dem Volant. Schnell entwickelte er mit der Gründung seines eigenen Rennstalls TWR, was für Tom Walkinshaw Racing steht, aber ein weiteres Standbein. Einen ersten großen Erfolg konnte TWR schnell vermelden, mit dem Gewinn der BTCC in den Jahren 1980 und 1981 für Mazda. Dabei wurde TWR schon vom Werk beauftragt und machte so auch schon hier früh erste, wichtige Erfahrung im Umgang mit anspruchsvollen Kunden. Nachdem TWR auch Rover Vitesse für den Einsatz im Tourenwagen-Motorsport entwickelte hatte, startete TWR im Jahr 1982 mit dem Einsatz eines Jaguar XJS in der europäischen Tourenwagen-Meisterschaft. Dieser trat nach dem Reglement der Gruppe A an und konnte viele Erfolge einfahren, so dass Jaguar auch nachhaltig auf TWR aufmerksam wurde.
Die Jaguar XJR-5 und XJR-7 wurden hingegen vom Group 44 Team von Bob Tullius in der GTP-Klasse der IMSA Championship eingesetzt. Im Juni 1982 erfolgten die ersten Testfahrten der mit einem standesgemäßen V12-Motor ausgestatteten Rennwagen. 1983 konnte der XJR-5 schon die Rennen in Road Atlanta, Lime Rock, Mosport und Pocono gewinnen und Bob Tullius beendete die Saison auf dem zweiten Platz der Meisterschaft. Eine durchaus gelungene Premieren-Saison und schon im folgenden Jahr plante man einen Start in Europa bei den 24 Stunden von Le Mans. Hier trat Group 44 dann auch mit zwei Fahrzeugen an, konnte aber aufgrund technische Probleme mit dem Getriebe und einem unfallbedingten Ausfall kein erwähnenswertes Ergebnis erzielen. Ab Ende 1985 wurde dann in der IMSA der XJR-7 eingesetzt, der in vielen Punkten verbessert wurde und bis 1988 noch eingesetzt werden sollte. Dann endete das Engagement mit Jaguar.
Alle Texte im Buch sind in zwei Spalten umgesetzt und dazu werden dem Leser eine durchaus beachtliche Anzahl an Bildern präsentiert. Hierbei kommt es leider zu vielen, kleineren Abbildungen, aber trotzdem kann man natürlich viele, interessante Aufnahmen entdecken. Diese sind ausnahmslos zeitgenössisch und bringen die Rennwagen aus vielen Blickwinkeln zum Vorschein. Die Einsätze der Group 44-Jaguar erfolgten noch mit einer zurückhaltenden weißen Lackierung mit grünen Streifen auf denen nur der Jaguar-Schriftzug als einziger Sponsor zu entdecken war. Zum Ende eines jedem Kapitel folgt dann noch ein Überblick der produzierten Modelle und deren einzelnen Historie. Auch die wichtigsten technischen Daten finden sich so wieder. Group 44 stellte im Laufe der Jahre immerhin zwölf XJR-5 und fünf XJR-7 her, von denen aber nicht alle im Rennen eingesetzt wurden.
Mit dem Jaguar XJR-6 begann schließlich der Einsatz der Jaguar-Rennwagen durch TWR in der europäischen Gruppe C und somit auch in der Langstrecken-Weltmeisterschaft. Walkinshaw engagierte zur Konstruktion des neuen Rennwagens niemand geringeren als Tony Southgate, der vorher schon für den C100 von Ford verantwortlich war und somit schon Erfahrungen mit der noch neue Gruppe C sammeln konnte. Als Motor wählte man auch hier den prestigeträchtigen V12-Motor, der von Alan Scott auf Basis von Jaguar-Komponenten aufgebaut wurde. Die Entwicklung zog sich über das Jahr 1984 und seinen ersten Einsatz erlebte der über 700 PS starken XJR-6 in Mosport im Jahr 1985. Hier traten die zwei Rennwagen noch in Grün lackiert an und verfügten, wie die Modelle von Groupe 44, über keinen Hauptsponsor außer Jaguar selbst.
Schon 1986 traten die Modelle dann in weiß-violett an und zeigten Silk Cut als Sponsor, die Meisterschaft trug nun dem offiziellen Namen Sportprototypen-Weltmeisterschaft. Im gleichen Jahr gelang, nachdem 1985 noch größtenteils ernüchternde Ergebnisse eingefahren wurden, der erste Sieg. Die Entwicklung lief ständig voran und nach und nach wurde der XJR-6 und seine Nachfolger zum ernsthaften Sieg-Kandidat.
1987 folgte die offizielle Ablösung durch den neuen XJR-8, wobei auch einige XJR-6 auf den Stand aufgerüstet wurde und fortan unter der neuen Modellbezeichnung am Start standen. Mit nun 7 Liter Hubraum verfügte der Motor über noch mehr Kraft und Jaguar sicherte sich in diesem Jahr zum ersten Mal den Weltmeistertitel.
Mit dem XJR-9 folgte der nächste Schritt der konsequenten Weiterentwicklung und abermals konnte man die Weltmeisterschaft feiern. Zudem gelang auch wieder der Gesamtsieg bei den prestigeträchtigen 24 Stunden in Le Mans. Neben den Einsätzen in der Sportprototypen-Weltmeisterschaft trat TWR nun auch wieder in der GTP-Kategorie der IMSA an und sorgte auch hier schnell für Aufsehen. Somit war Jaguar mit TWR in allen wichtigen Langstrecken-Rennserien der Welt erfolgreich. Nach den XJR-10 und XJR-11 folgte mit dem XJR-12 ein weiterer Gesamtsieg in Le Mans und zugleich auch der langsame Abgesang der Gruppe C. Die FIA hatte nach und nach die notwendige Fahrstrecke der Rennen verkürzt und die Verbrauchsformel wurde somit zugleich obsolet.
Mit dem XJR-14, der nun von Ross Brawn entwickelte wurde, stellte Jaguar sich auch der Herausforderung der neuen 3,5-Liter-Formel mit denen auch weiterhin Siege eingefahren werden konnten. Auch in der IMSA GTP waren noch TWR Jaguar-Modelle aktiv und stärkten das Image des schnellen Raubkatzen, die im Jahr 1992 zum letzten Mal am Start standen.
Fazit: Die Gruppe C und auch die IMSA GTP brachten auch heute noch hochinteressante Rennwagen hervor und erlebten auch unterschiedliche Phasen, in denen verschiedenste Marken erfolgreich waren. Jaguar hatte einen großen Anteil an der Ablösung der Porsche-Erfolge in der Sportprototypen-Weltmeisterschaft und trat auch in Amerika an. Die Geschichte der vielen Modelle ist daher in jedem Fall ein Buch wert. Die Umsetzung kann mit vielen Bildern und guten Texten durchaus überzeugen. Die Chassis-Historie und auch die technischen Details runden die Vorstellung der TWR Jaguars dabei gut ab. Im Übrigen gibt es immer auch einen Blick auf interessante Derivate oder Vorläufer wie die Jaguars von Group 44 oder den XJR-15, der als Straßen-Rennwagen erhältlich war.
Zum Preis von umgerechnet nichtmal 25 Euro ist dieses Buch ein Muss für jeden Gruppe C-Fan und natürlich auch den Jaguar-Fanatikern. Ein Must-Have für jede gut sortierte Bibliothek über den Motorsport in den 1980er und 1990er Jahre.
Bibliografie:
Titel: TWR’s Le Mans Winning Jaguars
Autor: John Starkey
Umfang: 144 Seiten, 162 Abbildungen
Format: 208 x 228 mm
Bindung: Hardback
Auflage: 11/2020
Preis: £19.99
ISBN-Nr.: 978-1-787115-68-2
Bestellbar beim Verlag unter: www.veloce.co.uk
Text: Marco Rassfeld
Fotos: Tim Scott ©2019 Courtesy of RM Sotheby’s, Veloce Publishing, Marco Rassfeld
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