The Michael Turner Collection

Over 50 years of motor-sport inspired Christmas cards

Eine künstlerische Zeitreise durch mehr als 50 Jahre Motorsport bieten die vermutlich einmaligen Weihnachtskarten aus der Michael Turner Collection. Der englische Künstler war über die Jahre fasziniert von unterschiedlichen Szenen des Motorsports und erstellte einmalige Erinnerungen mit seinen Bildern. Bei Porter Press erschien ein Buch über alle Karten, welche von 1960 bis 2016 entstanden und gibt somit einen Gesamt-Überblick. Dieser ist für Sammler ebenso interessant wie für Motorsport-Fans.

Das Buch ist sehr groß realisiert worden, und stellt so sicher, dass die große Anzahl an Karten auch ihren gebührenden Platz finden. Zudem kann es dadurch gleich auch optisch beeindrucken und zeigt auf dem Titel gleich vier Zeichnungen des englischen Künstlers. Prägnant findet sich ein Bild aus dem Jahr 1971 wieder, welches Jackie Stewart in seinen Tyrrell in Front des Ferrari von Jacky Ickx zeigt. Dazu ist unmittelbar auch der Hinweis platziert, dass das Vorwort von Sir Jackie Stewart, OBE stammt.

Drei weitere Bilder zeigen einen Querschnitt durch den Motorsport mit Aufnahmen von den 500 Meilen von Indianapolis oder auch einem Ford Escort bei einer Rallye. Dazu noch ein weiteres Bild aus der Formel 1 mit den zwei Williams aus den 1980er Jahren, welche die Rennen beherrschten. Buchtitel und Untertitel sind am oberen Ende auf einen blauen und weißen Hintergrund platziert. Die Autoren finden sich zudem noch, ebenfalls auf einem blauen Hintergrund am unteren Rand wieder. Tatsächlich entsteht durch die Komposition der Eindruck eines Kunst-Katalogs der Michael Turner Collection. Dies ist sicher gewollt, denn die von Turner im Laufe der Jahre geschaffenen Bilder sind fraglos große Kunst.

Auch die Rückseite zeigt noch weitere Bilder, unter anderen auch die Sportwagen von Jaguar und Porsche beim legendären 24 Stunden Rennen in Le Mans. Dieses Bild ist ebenfalls in einem großen Format abgebildet und zeigt die Möglichkeiten auf, welches das Format bietet. Unter dem so gestalteten Schutzumschlag findet sich dann das eigentliche Buch in klassischen Feinleinen. Hier zeigt sich lediglich auf dem Rücken der Buchtitel, sowie die Autoren und das Verlagslogo. Eine kurze Vita des Künstlers und des Autors Chas Parker finden sich im übrigen noch auf den Klappen des Schutzumschlages.

Nach dem Aufschlagen findet man sich schnell im Inhaltsverzeichnis wieder und kann die chronologische Reihenfolge der Darstellung entdecken. Dieses ist fraglos die logische und auch sinnvolle Wahl. So ergibt sich für den Betrachter die Möglichkeit die Entwicklung der Rennwagen ebenso nachzuvollziehen wie die Geschichte des Motorsports. Das Vorwort von Jackie Stewart zeugt von seiner großen Anerkennung für die Werke von Michael Turner. Dabei geht er auch auf die hohe Auffassungsgabe von Turner ein und dessen Möglichkeiten die gesehenen Ereignisse in anderen Perspektiven und stilvollen farblichen Hintergründen zu perfektionieren. Begleitet wird das Vorwort von einem weiteren Turner-Bild mit Stewart als Haupt-Protagonist und auch ein reales Bild von Jackie Stewart selbst.

Im Anschluss daran folgt noch ein weiteres Vorwort von Chas Parker, der sich als Sammler der jährlichen Karten-Sets als Fan bekennt. Auch hier ist die Anerkennung von Michael Turner und auch seiner Frau Helen spürbar. Seine Frau begründete 1992 den Collector’s Club und schuf somit eine Plattform für alle Sammler und Fans der Werke ihres Mannes. Hier entstand auch die Basis der Katalogisierung der im Laufe der Jahre entstandenen Karten, welche selbstverständlich auch im Buch genutzt wird. Somit erhält man einen Gesamtüberblick über das motorsportliche Werk der Michael Turner Collection. Durch die immer fortwährenden Fokus auf die Formel 1 gleicht diese auch einen Zeitreise durch deren Geschichte.

Schließlich folgt noch eine Einleitung von Michael Turner, welche auch eines der ersten Bilder des Künstlers zeigt. So zeichnete er im zarten Alter von acht oder neun Jahren eine Weihnachtskarte mit einem im Schnee stecken gebliebenen Van des ‚S Santa Claus Delivery Express Service‘. Hiermit schließt sich zum einen der Kreis zu den Weihnachtskarten und zum Anderen zumindest ansatzweise, auch zur Motorisierung. Die später jährlich produzierten Karten war als Spiegel der vergangenen Saison geplant. Dabei achtete Turner immer auch auf viele kleine Details und war dabei darauf fokussiert die Ereignisse auch so korrekt wie möglich abzubilden. Dies macht die Bilder umso wertvoller und konnte somit auch erste Kritiker schnell überzeugen.

Dann beginnt schließlich der Blick auf die Sammlung und startet mit den ersten Arbeiten im Jahr 1960. Die ersten drei Karten zeigten Rennszenen in Schwarz-Weiß und waren über den Motor Racing Shop in Brands Hatch erhältlich. Diese Bilder waren von einem grünen Rahmen umgeben und auf einem grauen Karton aufgebracht. Die erste Karte blickt auf den Italien Grand Prix und zeigt den späteren Sieger Tony Brooks auf seinen Vanwall. Unmittelbar dahinter zeigt sich ein Ferrari in der direkten Verfolger-Rolle. Die zweite Karte zeigt ein weiteres Rennen nach dem Reglement der Formel 1. Allerdings zählt die Silver City Trophy in Brands Hatch nicht zur damaligen Weltmeisterschaft. Auch hier kann man den späteren Sieger Jack Brabham erkennen. Das dritte Bild zeigt dann ein Kart-Rennen, was 1960 vom London Kart Club organisiert wurde. Hier kann man unter anderen den späteren Formel 1-Weltmeister Graham in einem frühen Kart entdecken.

Die Darstellung der Karten setzt dabei im gesamten Buch selbstverständlich das Kunstwerk als solches in Szene. Die Abbildungen sind ausreichend groß und auf einer Seite wird jeweils eine oder maximal zwei Karten präsentiert. Zu jedem Jahr gibt es eine kleine, textliche Einleitung mit wichtigen Hintergrund-Informationen zu der damaligen Zeit. Dazu zu jedem Bild noch zwei kurze Texte von Autor und Künstler. Der erste blickt auf die wichtigsten Abläufe der gezeigten Veranstaltung zurück, während Turner selbst noch weitere Details zu dem Entstehen der Bilder liefert. Die Texte sind deutlich getrennt durch unterschiedliche Auszeichnungen und somit kann der Leser die Texte eindeutig zuordnen. Auch die jeweilige Veranstaltung findet sich natürlich noch wieder, ebenso die Nummer der Karte und auch die auf dem Bild wieder zu findenden Fahrer und Rennwagen. Somit erhält man eine gute Überblick über die damalige Szene aus historischer Sicht und auch von der künstlerischen Seite.

Zu Weihnachten im Jahr 1960 veröffentlichte Turner dann sein erstes Set aus sechs Karten, welche ein Rückblick auf die vergangene Saison der Formel 1 liefert. Gleich vier Motive stammen aus der Formel 1 und zeigen Szenen aus Silverstone, Reims, Monaco und Brands Hatch. Dazu kommen zwei weitere Motive mit historischen Szenen von der Tourist Trophy im Jahr 1933 und dem Grand Prix Frankreich aus dem Jahr 1958. Schon ein Jahr später wurden dann die ersten Karten in voller Farbe gefertigt. Es gab zudem schon zwei Sets mit je sechs Karten, wobei das Eine die vergangene Formel 1-Saison zeigt und das Zweite weitere historische Events. In jedem Fall gibt es auch hier schon einiges zu entdecken und alle Motorsport-Fans werden die Bilder wertschätzen.

Die Michael Turner Collection wurde ab 1963 in Eigenregie über das neugegründete Studio 88 veröffentlicht. So war Turner nicht mehr abhängig von externen Einflüssen und konnte seine Kunst so nach seinem eigenen Willen gestalten. Erstmals tauchte in diesem Jahr ein Motiv von den 24 Stunden Rennen in Le Mans auf, welches den Rover-B.R.M. Turbinen-Rennwagen zeigt. Dieser ging als „Experimental Car“ mit der Startnummer 00 erstmals an den Start und schaffte einen siebten Platz. Allerdings lief der Rover-B.R.M. unter keiner Wertung und tauchte so in den offiziellen Ergebnislisten nicht auf. Durch die gesamten Jahre zieht sich aber die Formel 1 und deren Rennen. Im Buch findet man bis zur Saison 2016 die unterschiedlichsten Motive wieder. Im Anhang finden sich, der Vollständigkeit halber, noch weitere Karten wieder, welche im Laufe der Jahre erhältlich waren.

Fazit: Das Buch garantiert eine sehr gelungene, motorsportliche Zeitreise und legt dabei den Fokus auf die Spitzenklasse des Motorsports. Die Darstellung erfolgt dabei immer mit einer hohen Detailgenauigkeit und die persönlichen Anmerkungen zu jedem Werk sind sehr hilfreich. So weist Turner ein um andere Mal auf Details hin, welche zur Gesamt-Kompostion beitragen und die Bilder maßgeblich ausmachen. Immer wieder finden sich auch andere Motorsport-Klassen wieder und sorgen somit auch für eine gewisse Abwechslung.
Das Buch ist zum Preis 85 Euro erhältlich und beim Verlag gibt es auch noch weitere, limitierte Editionen zu entdecken. Für jeden Motorsport-Fan ist das Geld in jedem Fall gut angelegt und wird für viele interessante Stunden sorgen.

Text: Marco Rassfeld
Fotos: IMD, Marco Rassfeld