Legende 2CV

Fahren. Fühlen. Leben.

Das mittlerweile dritte Buch aus der Reihe Fahren. Fühlen. Leben. aus dem GeraMond Verlag widmet sich erneut eine automobilen Ausnahmeerscheinung. Nach den Modellen von Porsche und dem Volkswagen Bulli blickt man nun nach Frankreich. Hier sorgte unter anderem, das hierzulande vor allem als Ente bekannte Modell Citroën 2CV für die Volksmotorisierung. Bis heute eine wandelnde, ob vielmehr schwankende Legende …

Schwankend ist in diesem Fall keinesfalls schlecht auszulegen, sondern geht vielmehr auf die Kurvenlage des Citroën 2CV ein. Dieses einfache Modelle der Franzosen war nämlich für den Gebrauch bei einfachen Bauern gedacht. So sollte der Kleinwagen auch den weniger betuchten Menschen die Mobilität ermöglichen. Dabei setzte das Lastenheft aber auch voraus, dass man rohe Eier transportieren konnte, ohne diese zu zerstören. Dies sorgte für eine betont weiche Abstimmung des Fahrwerks, welche dafür sorgte, dass die Ente erstaunliche Schräglagen erreichte. Fahrunsicher war dieses aber in gleichen Falle nicht.

Doch zurück zum Buch, welches eben so groß daherkommt, wie die tollen Vorgänger-Bücher. Dies sorgt auch hier für die notwendige Fläche um die Bilder im größtmöglichen Format abbilden zu können. Auf dem Titel sieht man sich dann dem Kühlergrill eines 2CV gegenübergestellt. Dieser zeigt den noch klassischen Grill inklusive des Loch für die Kurbel zum Andrehen des Motors. Auch das war Teil des einfachen Konzeptes des Citroën 2CV. Haptisch wird das Motiv durch eine Prägung unterstützt, welche den Grill auch erfühlen lässt.

Auf der Rückseite zeigt sich dann eine Aufnahme eines scheinbar sehr alten Citroën 2CV, welche durch zahlreiche Aufkleber seine Geschichte offen trägt. Die Aufnahme nutzt das große Format des Buches aus und setzt natürlich das Automobil in den Mittelpunkt. Dabei zeigt sich in diesem Fall eine tolle Farbkomposition des Automobils mit seiner Umgebung und dem blauen Titel. Diesem trägt der große Himmel-Bereich ausreichend Rechnung und bietet sich geradezu an, den Klappentext aufzunehmen. Hier zeigt sich der Blick auf den Inhalt, der wieder den Fokus auf stolze Besitzer und ihren 2CVs legt.

Nach dem Aufschlagen wird abermals das Format des Buches genutzt und es zeigt sich eine klassische Sahara-Ente. Diese scheint um die Ecke zu schauen und den Betrachter zu erwarten. Der kleine Vogel auf dem Dach ist neben der grünen Landschaft ein weiteres tolles und besonders Detail. Auch der Nachsatz zeigt eine ganz besondere Ente. Diese zeigt sich in voller Fahrt auf einer Rennstrecke, ein eher ungewöhnliches Gefilde für die charismatischen, kleinen Franzosen. Gleichfalls scheint auch nicht unmöglich … Das er dabei stolz die Farben der französischen Fahne als Rallyestreifen trägt, rundet den positiven Eindruck sehr gut ab.

Zum Start des Buches folgt zunächst das Vorwort, welche von Marc Bocquenet stammt. Dieser ist als Vorsitzender der Vereinigung der 2-CV-Clubs in Frankreich tief mit dem Thema verwurzelt und blickt kurz auf die Entwicklung des Citroën zurück. Auch das Thema der rohen Eier ist hier wiederzufinden. Ebenso auch die beeindruckende Zahl von 144 Clubs mit rund 6.500 Mitgliedern, welche sich dem liebevollen 2CV verschreiben haben. Eine große Fangemeinde hat das Auto aber auch über die Grenzen Frankreichs hinaus.

Im dann folgenden Inhaltsverzeichnis, zeigt sich die textliche Übersicht über 14 verschiedene Citroën 2CV und ihre Besitzer, welche sich im Buch vorstellen. Die Spannweite der Baujahre reicht dabei von 1955 bis 1988 und beweist auch die Langlebigkeit des Konzeptes. Offiziell wurde der Citroën 2CV von 1948 bis 1990 gebaut und war damit über 50 Jahre im Angebot. Auch die unterschiedlichen Modelle wie Sausss Ente, Dolly oder Sahara lassen sich hier schon wiederfinden, oftmals werden aber auch die Kosenamen der Besitzer zur Unterscheidung genannt.

Das erste Modell ist dann ein 2CV 6 aus dem Jahr 1978 mit 29 PS aus 602 ccm Hubraum. Dieses rote Modell ist, wie zu Lesen ist „nichts Extravagantes“ aber hilft seinem Besitzer den modernen Alltag zu entfliehen. Zunächst erzählt das Buch nämlich die Geschichte von Samuel L., dem stolzen Besitzer des einfachen aber besonderen Citroën 2CV. Dieser kannte zwar die Modelle aus seiner Kindheit, wie vermutlich fast jeder Franzose. Aber erst spät war er an der Anschaffung einer Ente interessiert und sucht eigentlich eine 2CV Fourgonnette. Mit dem Kastenwagen wollte er seine Passion der Gartenarbeit unterstützen.

Das hier selbst seine Frau schnell zu überzeugen war, machte sich Samuel auf die Suche nach einem guten Modell. Die Preise zogen zu dieser Zeit schon deutlich an und die Suche gestaltete sich schwieriger als gedacht. Durch Zufall erhielt er einen Tipp seines Vaters, der sich im Rentenalter noch als Gebrauchtwagen-Händler versuchte. Der ihm angebotene 2CV stammte von einer älteren Dame, welche nach dem Tod ihres Mannes ausmisten wollte und dabei auch eine 2CV verkaufen wollte. Es war zwar eine normale Limousine, aber der Zustand war so perfekt, dass er sofort zuschlagen musste.

Neben dem immer wieder sehr interessanten und sehr persönlichen Geschichten der Besitzer folgt zu jedem 2CV auch die Vorstellung des Modells. Hier erfährt man viele Details zur Modellgeschichte des Citroën 2CV. So handelt es sich in diesem Fall um ein Modell AZ der Serie KA und hat die oftmals ungeliebten, rechteckigen Scheinwerfen. Diese wurde im September 1974 eingeführt und bis Juli 1978 (2CV 4) bzw. Juli 1979 (2CV 6) verbaut. Ein kleines Detail, aber immer steht das einzelne Fahrzeug und sein Besitzer:in im Mittelpunkt.

Dazu zeigen sich viele Bilder, welche das Fahrzeug aus interessanten Perspektiven zeigen. Hierzu wird das große Format des Buches immer wieder ausgenutzt und so auch immer wie tolle Details aufzeigt. Es folgen mit dem Charleston von François eines der vermutlich bekanntesten Modelle des 2CV. Die zweifarbige Lackierung in Schwarz und Weinrot stellte man zum ersten Mal 1980 vor, in einer limitierten Serie von 8.000 Exemplaren. Aufgrund des großen Erfolges war der Charleston schon im folgenden Modelljahr regulär erhältlich. Bis zum Produktionsende blieb dieses Modell im Angebot.

Auch bei den folgenden, noch 12 Modellen finden sich viele, besondere Citroën 2CV wieder. Sicher wird hier jeder auch ein passendes Modell als Highlight ausmachen, sei es nun ein frühes Modell, die Sausss Ente oder den seltenen Sahara mit zwei Motoren und Allradantrieb. Zum Schluss folgt noch ein Blick auf den 2CV im Museum in Troisfontaines an der Mosel. Mit über 70 Modellen zeigt sich hier die breite Bandbreite des Modells und wird sicher begeistern.

Fazit: Die Legende 2CV erhält mit diesem Buch eine sehr gelungene Huldigung. Mit persönlichen Geschichten der jeweiligen Besitzer wird jedes der 14 gezeigten Modelle individuell vorgestellt. Hierbei geht man teilweise tief ins Detail und man findet auch eine Vielzahl an Informationen wieder. Dazu zeigen sich tolle und einmalige Bilder, welche die sehr unterschiedlichen Citroën 2CV ins rechte Licht rücken. Dabei finden sich auch immer wieder interessante Details wieder, welche bei normalen Bücher kaum abgebildet werden würden. Diese runden somit die persönliche Darstellung der Modelle sehr gelungen ab und nehmen einen Großteil der Seiten vollkommen zu recht ein.
Zum Preis von knapp unter 60 Euro erhält man einen besonderen Blick auf die Legende 2CV und eine sehr persönliche Darstellung. Die Aufmachung ist dabei sehr gut und glänzt durch die tolle und außergewöhnliche Prägung auf dem Titel. Für Fans der Ente ein Muss und alle Automaniacs können sich der Faszination der Einfachheit des 2CV ebenfalls kaum entziehen.

Text: Marco Rassfeld
Fotos: ©2021 Courtesy of RM Sotheby’s, GeraNova Bruckmann Verlagshaus, Marco Rassfeld