Die großen Volkswagen

Typ 3 – Typ 4 – Karmann-Ghia

Die Marke Volkswagen ist bis heute eng verbunden mit ihrem ersten Modell, dem Käfer. Mit diesem legte man die Grundlage für die hohe internationale Bekanntheit der Marke. Doch es gab auch die großen Volkswagen, mit denen man versuchte die immer höher werdenden Ansprüche der Kunden gerecht zu werden. Eine Buch aus dem Motorbuch Verlags blickt auf die ersten dieser Modelle …

Wie früh in der Geschichte von Volkswagen diese Automobile entstanden, spiegeln auch ihre Typennummer wieder. Diese finden sich schon im Untertitel wieder und lauten schlicht Typ 3 und Typ 4. Der ebenfalls erwähnte Karmann-Ghia kann sowohl als sportlich und optisch herausgeputztes Derivat des Typ 1 (Käfer) und eben des Typ 3 gelten. Somit sind auch diese Modelle zum Start der erfolgreichen Volkswagen-Historie anzuordnen, und die Abart des Typ 3 findet sich somit auch im neuen Buch wieder.

Der recht schlicht gehaltene Titel zeigt einen in zeitgenössischer, orange-farbener Lackierung gehaltenen Volkswagen 412. Dieses Modell steht im Prinzip gleichfalls für die letzte und somit am weit entwickeltsten Variante des Konstruktionsprinzip des Käfers. Sowohl der Boxermotor als auch deren Luftkühlung sowie die Anordnung im Heck waren schon beim Erscheinen überholt.

Das Orange bildet auf dem Titel dann auch die optische Basis für den Buchtitel und die Autoren. Auch auf der Rückseite ist der Farbton im Einsatz und beherbergt den Klappentext. In diesem wird nochmals die Wichtigkeit der Weiterentwicklung des Herstellers Volkswagen verdeutlicht. Der Käfer benötigte dringend einen große Bruder und somit entstand zunächst der Typ 3, der aber nicht alle Anforderungen erfüllen konnte. Mit dem Typ 4 kam dann ein noch größeres Modell heraus, welches schon eher den Anspruch erfüllen konnte. Dies waren somit die großen Volkswagen als Basis für kommende Erfolgmodelle.

Auch auf der Rückseite findet sich auch ein weiteres, zeitgenössisches Foto wieder, welches in diesem Fall die beiden Kombi-Versionen von Typ 3 und Typ 4 zeigen. Diese ziehen dynamisch in einer seitlichen Aufnahme am Betrachter vorbei und weisen mit ihren Schnauzen auf den Innenteil des Buches. Diese kann gleichfalls als Aufforderung verstanden werden nun endlich das Buch zu genießen.

Nach dem Vorsatz, der erneut das Orange vom Titel-Modell zitiert, folgt das Inhaltsverzeichnis. Diese nutzt einen etwas rötlicheren Ton als Grundlage. Diese Farbe findet sich dann auch im Verlauf des Buches als Kapitel- und Zwischenüberschriften wieder. In acht Kapiteln widmet sich das Buch dem Thema der großen Volkswagen und blickt dabei auch auf die Anfänge der Überlegungen zu einem neuen Modell. Auch die Zeit nach der Produktionseinstellung des Typ 4 und dessen möglichen Alternativen werden im Buch noch wiedergegeben.

Der ausgefallene Verlauf innerhalb der Schrift des Inhaltsverzeichnisses wirkt allerdings sehr verspielt und taucht im Buch auch in dieser Form nicht wieder auf. Ein Stilübung, welche fast unnötig erscheint, aber zugleich auch die Schwierigkeit der Formfindung widerspiegelt. Somit kann dies als Beispiel der schweren Aufgaben zur Entwicklung eines neuen Modells neben dem etablierten und beliebten Käfer angesehen werden. Das Buch startet mit dem Vorwort der beiden Autoren, welche ihren Anspruch an das vorliegenden Buch darstellen und die Wichtigkeit des Titels in der Automobil-Literatur offenlegen.

Dann startet das erste Kapitel mit der Suche nach einem neuen Käfer. Die Erfolge des ersten Volkswagens in der schwierigen Nachkriegszeit in Europa sorgten aus heutiger Sicht für eine gewisse Fahrlässigkeit, ob der Notwendigkeit von Neuentwicklungen bei Volkswagen. Viele Aufnahmen aus längst vergangenen Zeiten blicken dabei gekonnt zurück auf das damalige Straßenbild. Dadurch wird der beeindruckende Erfolg des Typ 1 sehr deutlich dargestellt und man versteht besser den langen Schatten des Käfer, welches im zweiten Kapitel noch differenzierter ausgearbeitet wird.

So gab es durchaus viele Ansätze und Entwicklungen in denen die Alternativen zu einem Käfer ausprobiert wurden. Doch die damalige Presse wollte dies nicht glauben, so dass sich Volkswagen gar gezwungen sah ihre eigentlich geheimen Entwicklungen vorzustellen. Nicht ohne Stolz stellte man 36 Konzeptfahrzeuge vor, wobei vermutlich gar um die 70 Modelle im Laufe der Jahre entstanden. Im dritten Kapitel werden dann noch die Versuche bezüglich eines echten Viersitzern und einem großen Volkswagen konkreten betrachtet und die verschiedenen Ideen vorgestellt.

Dann blickt dass mittlerweile schon vierte Kapitel auf den Typ 3. Dieser entstand im Zusammenarbeit mit Porsche und Ghia und wurde auf Basis diverser Entwicklungen realisiert. Volkswagen 1500 war die schlichte Bezeichnung des neuen Modells, welches 1961 auf der IAA In Frankfurt vorgestellt wurde. Neben der Limousine wurde auch der Variant als Kombi vorgestellt. Auch ein Cabriolet fand sich auf der Ausstellung wieder, wurde aber nie verwirklicht. Mit viel Tiefgang stellt das Buch nun das Modell vor und erläutert technische Details und gibt auch die damaligen Pressestimmen wieder.

Die Entwicklung kann dann Jahr für Jahr mit allen Verbesserungen und Anpassungen nachverfolgt werden und lässt kein Detail vermissen. Auch weitere Modelle auf der technischen Basis des Volkswagen 1500 werden vorgestellt, ebenso finden sich Informationen zu den wenigen Einsätzen im Motorsport wieder. Dann folgt auch die umfassende Darstellung des Volkswagen 1600, der auch als TL und damit in einer weiteren Karosserie-Variante im Angebot war. Jegliche Modellpflege-Maßnahmen finden sich noch in einer kompakten Auflistung wieder.

In ähnlicher Form widmet sich das Buch dann dem Volkswagen Karmann Ghia des Typs 34. Im Anschluss daran blickt man noch auf die großen Volkswagen aus Brasilien, welche unter besonderen, lokalen Voraussetzungen entstanden. Im nunmehr schon siebten Kapitel folgt dann schließlich die Vorstellung des Typ 4, der sich schon in einer höheren Klasse einfinden sollte als noch der Typ 3. Aus dem anfangs verfügbaren 411 wurde schließlich der 412. Das Buch blickt zum Schluss noch auf weitere Modelle mit verschiedenen Ansätzen und liefert im Anhang noch viele Details sowie Zahlen und Statistiken zum den großen Volkswagen.

Fazit: Die großen Volkswagen aus den Anfangsjahren des Wolfsburger Herstellers sind bis heute vielfach unterschätzt und konnten sich kaum als echte Volkswagen etablieren. Dabei ist die Geschichte dieser Modelle sehr besonders durch diverse Umstände und der Hersteller hielt lange am klassischen Motorkonzept fest. Alleine dadurch entstanden Automobile, welche damals in durchaus beeindruckenden Stückzahlen abgesetzt werden konnten. Im Vergleich mit dem Typ 1 in Form des Käfers waren diese aber verschwindend klein. Alles gemeinsam sorgt auch heute noch für außergewöhnliche Fahrzeuge, welche ein umfassendes Buch fraglos verdient haben.
Zum fairen Preis von knapp unter 35 Euro können die Käufer tief eintauchen in eine umfassende Darstellung der ersten großen Volkswagen. Auch eingefleischte Fans werden dieses Buch sicher wertschätzen und als beeindruckendes Nachschlagewerk scheint es ebenso geeignet.

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Motorbuch Verlag, Volkswagen, Marco Rassfeld