since 1899
Viele italienische Hersteller haben ihr besten Zeiten sicher schon hinter sich oder existieren gar nicht mehr. Fiat war schon immer ein sogenannter Big Player und ist heute noch als Volumenhersteller bekannt. Eine Verbindung zum Motorsport gab es aber schon früh und verschwindet langsam aus der Erinnerung. Veloce Publishing hat vor kurzem ein Buch mit dem vielsagenden Titel Fiat in Motorsport veröffentlicht und blickt weit zurück …
Das Buch kommt im für den Verlag schon typischen, quadratischen Format daher. Es wirkt dazu auf den ersten Blick recht dünn, kann aber, soviel sei schon mal verraten, mit viel Inhalt punkten. Der Titel kann dabei schnell mit seinem bunten Aufbau für Aufmerksamkeit sorgen. Hier kann man sich zwei gemalte Fahrzeuge entdecken, mit denen Fiat im Motorsport erfolgreich war.
Zum Einen der Mefistofele, mit dem man 1923 Weltrekorde erfahren konnte. Zum Anderen der 131 Abarth Rally mit dem man sogar mehrfach die Rallye-Weltmeisterschaft gewinnen konnte. Dies gelang gleich dreimal und somit zählt einer der letzten, offiziellen Motorsport-Einsätze von Fiat zu den erfolgreichsten überhaupt. Dazu findet sich noch das klassische Fiat-Logo als Basis des Buchtitels auf der Vorderseite wieder. Die obligatorische, italienische Flagge darf natürlich nicht fehlen. Verlag und Autor verstecken sich fast unten in der Ecke.
Auch auf der Rückseite lassen sich zwei weitere Motorsport-Modelle von Fiat entdecken. In diesem Fall handelt es sich aber um Fotos. Wieder findet man einen Rekordwagen in Form des S 76, besser bekannt als „das Biest von Turin“. Mit dem 124 Abarth Rally zeigt man auch hier ein Fahrzeug aus dem Rallye-Sport. Während das eine Bild zeitgenössisch den 124 Abarth Rally auf einer Wertungsprüfung zeigt, ist das Foto des S 76 deutlich aktueller und zeigt das beeindruckende Fahrzeug bei einer Veranstaltung für klassische Automobile. Hier tritt dieses beeindruckende Fahrzeug immer wieder mal auf.
Der Klappentext zeigt dann aber schnell, dass der Motorsport bei Fiat doch deutlich mehr umfasst als Rekordfahrten und Rallyes. Durch den Rückblick bis zum Jahr 1899 erhält man viele Informationen zu den Anfängen des Motorsport und des Automobils. Hier fanden sich schnell diverse Hersteller, welche die Qualität ihrer Produkte bei Vergleichen unter Beweisen stellen wollten. Auch der Grand Prix-Sport oder die Formel Junior wurde mit Modellen von Fiat betreiben. Es gibt also viel zu entdecken.
Auf den Klappen des Schutzumschlages finden sich noch weitere Informationen zum Inhalt des Buches wieder. Der Autor wird zudem ebenso noch vorgestellt. Klassisch zeigt sich das Buch unter dem Schutzumschlag mit schwarzen Feinleinen und eine silbernen Prägung auf dem Buchrücken. Der gewollte Charme geht aber fraglos von toll gestalteten Titel des Buches aus, welches zwei Modelle auf künstlerischer Art und Weise nebeneinander zeigt.
Beim Aufschlagen nutzt das Buch dann seine Größe und zeigt eine Aufnahme des französischen Grand Prix im Jahr 1906. Hier kann man erkennen, wie der damals noch übliche Mechaniker den Fiat 130 HP des Fahrers Felice Nazzaro ankurbelt. Der Nachsatz am Ende des Buches zeigt als Kontrast dazu ein Bild von der Rallye Marokko im Jahr 1975. Der 124 Abarth Rally von Björn Waldegård und Claes-Göranist Andersson ist dabei umlagert von den Zuschauern. Mit diesen Bilder zeigt das Buch auch gut die breite Zeitspanne, in der Fiat im Motorsport erfolgreich war.
Das Inhaltsverzeichnis weist dem Leser dann den Weg durch das Buch, welche eine chronologische Aufarbeitung der Ereignisse verfolgt. So kann man sicherstellen, die entsprechenden Entwicklungen zu verfolgen und auch diverse Zusammenhänge besser nachvollziehen zu können. Nach den Danksagungen und dem Vorwort folgt noch eine kurze Einleitung. In dieser geht der Autor noch auf die Entstehung der Marke ein und zeigt dabei unter anderem auch das bekannte Bild von Lorenzo Delleani mit dem Treffen der Gründer von F.I.A.T..
Kapitel 1 blickt dann auf die zaghaften Anfänge von Fiat im Motorsport. Schon in ersten Jahr des Bestehens der Marke 1899, nimmt ein Fiat Welleyes am dem Rennen Limone-Cuneo-Turin teil. Dabei konnte man einen zweiten Platz in der 400 kg-Klasse feiern. Wenig später folgte schon der erste Sieg bei einem Padua-Bassano-Vicenza-Padua mit einem gewissen Vincenzo Lancia am Steuer. Ein erstaunlich hohe Anzahl an Bildern blickt in diese Zeit zurück und dokumentiert dabei zugleich die damaligen Verhältnisse.
Der Text liefert dazu alle wichtigen Informationen und um diese gut Lesen zu können, teilt sich dieser in gleich drei Spalten auf. Das gibt dem Layout auch gleich die Möglichkeit die Bilder in verschiedenen Größen zu platzieren. Natürlich sind die alten Aufnahmen nicht in der besten Qualität, aber fraglos besonders wertvoll. Neben dem Blick auf die Modelle und die Rennen an denen diese teilnahmen finden sich im Buch auch kurze Porträts der Fahrer wieder. So erfährt man auch das Vincenzo Lancia ab 1906 seine eigene Automobil-Firma gründete.
Neben den diversen Rennwagen aus der Frühzeit des Automobils baute Fiat auch immer wieder Rekordwagen, wie das schon erwähnte Biest von Turin oder den Mefistofele. Die Hersteller stellten damit ihre Höchstleistungen unter Beweis und die Fahrzeugen wurden zu Legenden. Der S 76 sollte den Geschwindigkeitsrekord des Blitzen-Benz brechen, aber dies gelang ihm nicht. Die erreichten 200 km/h im Jahr 1911 und 225 km/h ein Jahr später war trotzdem beeindruckend.
Dem Mefistofele gelang schließlich ein neuer Rekord mit knapp 235 km/h im Jahr 1924. Das Modell geht auf einen SB4 und die private Initiative des Engländern Ernest Eldridge zurück. Die Erfolge von Fiat wurde immer mehr und die 1920er werden im Buch folgerichtig als glorreich bezeichnet. Mit dem 806 Corsa schuf man einen revolutionären Grand Prix Wagen der Spitzenklasse. Es wird vermutet dass dieses Fahrzeug ohne das Wissen von Fiat-Chef Agnelli entstand und dieser darüber so erbost war, dass er alle Motorsport-Einsätze stoppte. Somit endete in jedem Fall die Grand Prix-Ära von Fiat für immer …
Mit vielen Modellen war man aber weiterhin im Motorsport vertreten, wobei oftmals die technische Basis von Fiat stammte und die Karosserien von vielen kleinen Herstellern. Somit war man offiziell nicht im Motorsport vertreten, fuhr aber dennoch viele technische Erfolge ein. Als Basis dienten Modelle wie der 508 Balilla, der 1100S oder der 8V. Für die Formel Junior stellte man ebenfalls die technische Basis ehe man gemeinsam mit Abarth die Rallye-Pisten der Welt eroberte. Mit drei Weltmeisterschaft verließ man auch diese Bühne mit großen Erfolg, 2006 tauchte man mit dem Grande Punto wieder auf …
Fazit: Das die italienische Brot-und-Butter-Hersteller Fiat im Motorsport erfolgreich war, gerät mehr und mehr und Vergessenheit. Da kommt dieses Buch gerade richtig und blickt weit zurück in die Vergangenheit. Schon früh setzte man auf die Werbewirksamkeit des Motorsports und war sogar im Grand Prix-Sport erfolgreich. Das ein revolutionäres Modell zugleich das Ende bedeutete ist nur eine von vielen Geschichten im Buch. Die späteren Rallye-Einsätze zeigten nochmals die Möglichkeiten und brachten viel Erfolge, wenn auch mit der Hilfe der erfahrenen Abarth-Mannschaft.
Zum Preis von umgerechnet etwa 40 Euro erhält man einen tiefen Einblick in die fast unbekannte Geschichte. Für alle Fans der Marke und auch den Motorsport generell eine absolute Empfehlung. Mit Sicherheit kann man hier noch etwas Neues und Unbekanntes entdecken.
Bibliografie:
Titel: Fiat in Motorsport –
Since 1899
Autor: Anthony Bagnall
Sprache: Englisch
Umfang: 160 Seiten, 195 Abbildungen
Format: 250 x 250 mm
Bindung: Hardcover mit Schutzumschlag
Auflage: 04/2022
Preis: £35.00
ISBN-Nr.: 978-1-787111-85-1
Bestellbar beim Verlag unter: www.veloce.co.uk
Text: Marco Rassfeld
Fotos: Veloce Publishing, Stellantis, Marco Rassfeld