Die Geschichte des Porsche 356 „Nr. 1“ Roadster
Porsche kann inzwischen schon auf 75 Jahre Automobilbau zurückblicken und erlebte in diesem Jahren unterschiedlichste Höhen und Tiefen. Doch was war der Ursprung der Firma Porsche? Diese Frage können sicher die meisten Automobilisten schnell beantworten, aber ein Buch blickt nun dokumentarisch auf die Geschichte des 356#1. Dieses ist im Motorbuch Verlag erschienen und trägt das bekannte Siegel der offiziellen Edition Porsche Museum.
Schon beim ersten Blick kann man feststellen, dass es sich um ein besonderes Buch handelt. Zum Einen ist das Format durchaus groß und bietet damit viel Platz, zum Anderen ist der Aufmachung mit einem Halbleinen-Bezug außergewöhnlich. Hierbei ist der Rücken und ein Bereich von der Titel- und der Rückseite mit schwarzen Leinen versehen. Daran schließt dann ein in diesem Fall hapitsch sehr interessantes Papier an.
Auf diesem Papier findet sich auf dem Titel dann ein Bild des 356#1, der aus einer hochmodernen Garage zu rollen scheint. Somit setzt man hier gleich die Vergangenheit mit der Gegenwart gelungen in Kontrast. Der silberne 356#1 ist dabei auch farblich gut auf die weiß-grau-blaue Umgebung abgestimmt. Man kann also schnell erkennen, dass das Buch auch durchaus einen künstlerischen Anspruch hat.
Der Buchtitel findet sich dann im passenden Schwarz zu den Halbleinen im oberen Bereich wieder, während im unteren Bereich der Hinweis auf die Edition Porsche Museum und das Verlagslogo wiederzufinden ist. Die Rückseite kommt im reinen Weiß daher und beinhaltet lediglich einen kurzen Klappentext und zudem noch die ISBN-Nummer sowie die Porsche MAP-Nummer.
Somit gelingt dem Buch ein gediegener und zugleich außergewöhnlicher Auftritt. Die Reduzierung auf das Wesentliche, nämlich dem 356#1 und die tolle, technische Umsetzung sorgen dafür. Erwähnenswert ist auch noch, dass das Buch über gleich drei Lesebänder verfügt. Diese sind in den Farben des 75 jährigen Jubiläums gehalten, damit unterstreicht man nochmals die Bedeutung des ersten Modells von Porsche, dem dieses Buch ausschließlich gewidmet wurde.
Der Einstieg in das Buch wird dann von zwei Aufnahmen aus der Vogelperspektive unterstützt. So findet sich im Vorsatz sowohl das Heck, als auch die Front angeschnitten wieder. Das hier nicht plump der gesamte Roadster abgebildet wurde, macht die Darstellung interessant und lässt noch einen bestimmten Teil im Verborgenen. Auf die Suche nach der ganzen Geschichte wird der Leser schließlich durch das Buch begleitet.
Nach einen der vermutlich bekanntesten Zitate von Ferry Porsche zum ersten Modell folgt ein Vorwort von Achim Stejskal, dem Leiter Heritage und Porsche Museum. Das magische Datum für den Hersteller ist der 8. Juni 1948, denn an diesem Tag wurde der 356#1 erstmals die Betriebserlaubnis erteilt. Somit startete eine beeindruckende Geschichte, welche bis heute immer wieder begeisternde Modelle hervorbringt. Der Mythos der Ur-Porsche tragen davon viele heute noch in sich …
Die nun folgenden knapp 300 Seiten im großen Format wollen nun die gesamte Geschichte des ersten Porsche wiedergeben. Schon auf den ersten Seiten wird dabei deutlich, dass es mit großen Abbildungen und kurzen Texten realisiert wurde. Der freie Raum wurde im Layout großzügig berücksichtigt, welches eine tolle Darstellung mit viel Liebe zum Details zulässt. Man kann das Buch somit auch in graphischer Hinsicht als eine Verbeugung für den ersten Porsche verstehen.
So startet der Titel mit einer Abbildung eines Tagebuches und der Grundlage zum ersten Porsche. Der Text klärt darüber auf, dass Ferry Porsche von den Entwicklungen seines Vaters Ferdinand Porsche beeinflusst wurde. So war das Schlüsselerlebnis die Fahrt mit einem Austro-Daimler ADSR – besser bekannt als „Sascha“. Diesen sportlichen Kleinwagen hatte Ferdinand Porsche 1922 konstruiert und konnte damals schon 144 km/h schnell fahren. Bei einer Leistung von gerade einmal 45 PS.
Der Rennsportwagen Typ 64 von 1939 ist eine spätere Entwicklung, die eigentlich für den Einsatz bei einem Rennen vom Berlin nach Rom geplant war. Deshalb ist der Wagen auch unter diesem Namen heute noch bekannt. Ein Besuch von Ferry Porsche bei Cisitalia im Jahr 1946 war schließlich der letzte Trigger, den er benötigte um seinen einen Sportwagen zu konstruieren. Dabei konnte sich Porsche auf seine erfahrene Mannschaft rund um Karl Rabe verlassen.
Der VW-Sport-Typ, wie das Modell zunächst genannt wurde, erhält schließlich die fortlaufende Konstruktionsnummer 356 – der Weg zum Mythos war aber natürlich noch nicht absehbar. Sehr interessant sind die nun abgebildeten Zeichnungen, welche die verschiedenen Entwicklungs-Stati zeigen. Auch der verwendete Gitterrohrrahmen findet sich hier wieder und unterstreicht den damaligen Anspruch.
Wenig später finden sich auch die ersten Fotos des fertigen 356#1 im Buch wieder. Diese werden dabei durch eine partielle Glanzlackierung hervorgehoben, dadurch wird der Eindruck von echten Fotos erzeugt. Auch die Papiere der ersten Einzelgenehmigung finden sich im Buch wieder und belegen die Zulassung mit dem österreichischen Kennzeichen K-45 286. Auch die damals notwendige Anmeldebestätigung findet sich hier noch wieder.
Es folgen viele zeitgenössische Aufnahmen des 356#1 welche teilweise bekannt sein dürften. Aber auch unbekannte Aufnahmen finden sich hier wieder und zeigen den ersten Porsche auch bei seinem ersten Rennen vor Publikum am 11. Juli 1948 in Innsbruck. Es folgen erste Berichte über den neuen Porsche-Sportwagen in der Presse. Mit dem Modell in 1:14 wurde der 13. Geburtstag von Alexander „Butzi“ Porsche gefeiert und zeigt im Buch einen Blick in das Familien-Album.
Die Geschichte des erste Porsche-Sportwagen ist damit aber erst am Anfang. Das Buch zeichnet die gesamte Zeit von der Konsruktion bis zum heutigen Tage nach. Dabei kommt es des öfteren zu Besitzer-Wechseln und auch unterschiedlichen Lackierungen und neueren Motoren. Schließlich konnte Porsche sein Erstlingswerk wieder zurückkaufen und ist bis heute im Besitz. Im Porsche Museum und bei Veranstaltungen setzt man den 356#1 heute ein und ist als erster Porsche unersetzbar.
Fazit: Mit dem Untertitel Die Geschichte des Porsche 356 „Nr. 1“ Roadster legt das Buch seine Bestimmung schnell offen. Der Anspruch wird dabei gut erfüllt und ist in diesem Rahmen sehr opulent ausgeführt. Denn die vielen Bilder, welche das Modell von der Konstruktion bis heute dokumentieren prägen das Buch. Das große Format ist dazu ein ideale Grundlage und macht die Darstellung auch grafisch zu einem Highlight. Zwischendurch wird dabei auch immer wieder mit Text gekonnt gespielt, so dass sich ein sehr gelungener Gesamteindruck einstellt. Dabei ist die Geschichte des 356#1 stets im Fokus und wird nie aus den Augen verloren.
Der Preis von knapp unter 60 Euro ist für dieses Buch als günstig anzusehen. Sicher war hier der Anspruch des Herstellers die Geschichte einem breiten Publikum offenzulegen. Neben der hier vorgestellten Variante mit deutschem Text gibt es auch eine mit englischen Texten, so dass auch viele Porsche-Fans auf der gesamten Welt die Story des ersten Porsche auf diese Art und Weise erleben können. Für diese ist das Buch sicher unverzichtbar!
Bibliografie:
Titel: Die Geschichte des Porsche 356 No. 1
Autor: Alexander F. Storz
Umfang: 260 Seiten, 300 Bilder
Format: 275 x 305 mm
Bindung: gebunden
Auflage: 11/2023
Preis: 59,– €
ISBN: 978-3-613-32156-4
Bestellbar beim Verlag unter: www.motorbuch.de
Text: Marco Rassfeld
Fotos: Porsche, Motorbuch Verlag, Marco Rassfeld