Formel Seb

Sebastian und die Silberpfeile

Die Silberpfeile von Mercedes-Benz und der Auto Union beherrschten die Rennen unmittelbar vor dem zweiten Weltkrieg. Mittendrin waren dabei die Brüder Wilhelm und Ludwig Sebastian, die in unterschiedlichster Funktion aktiv waren. Im Buch Formel Seb erhält man einen Einblick in ein reiches Bildarchiv, welches die Nachkommen noch gewissenhaft hüten.

Das Buch kommt als hochwertiges Hardcover daher und nutzt ein Querformat. Dieses gibt vor allem den vielen Bildern einen gute Möglichkeit sich passend zu entfalten. Die meisten Aufnahmen sind nunmal im Querformat, was auch den Abmessungen eines Automobiles entsprechen. Ein tolles Beispiel dazu liefert schon der Titel.

Hier kann man einen Auto Union Typ D entdecken, welcher sich auf dem gesamtem Buchtitel erstreckt. Darüber findet sich in großen Buchstaben, aber farblich zurückhaltend der Buchtitel und auch der Untertitel wieder. Fast schon schüchtern findet man im unteren Bereich noch den Autor und auch den Verlag wieder. Der Fokus liegt hier voll auf der tollen Aufnahmen des Rennwagen und seinem Fahrer.

Die Rückseite des Buches ist dazu auch noch die Grundlage für ein weiteres Bild. Auf einen Klappentext wurde hier bewusst verzichtet und man wollte vielmehr den erheblichen Bilderschatz von Familie Sebastian präsentieren. In diesem Fall kann man Wilhelm Sebastian neben dem berühmten Rennfahrer Tazio Nuvolari entdecken – Formel Seb war allgegenwärtig …

Der Eindruck wiederholt sich auch schon bem Aufschlagen des Buches. Denn nach einem geschmackvollen dunklen-roten Vorsatz zeigt sich erneut ein Bild aus längst vergangenen Tagen mit einem Grand Prix-Boliden der Auto Union. Wieder findet sich an der Seite denn Rennwagens Wilhelm Sebastian wieder, dessen Vergangenheit in diesem Buch festgehalten werden soll.

Nach einen Zitat der Brüder Grimm folgt schließlich das Inhaltsverzeichnis. In diesem stehen verschiedene Städte und Orte als Kapitelüberschriften, bei denen alle Motorsport-Fans sicher den Atem anhalten werden: Solitude, Brünn, Tunis, Monza … überall waren die Rennwagen und auch Wilhelm Sebastian am Start und schrieben dabei Geschichte.

Kleine Unterschriften geben dazu noch einen Hinweis, was den Leser in den jeweiligen Kapiteln in etwa erwartet. Dazu gibt es auch noch die Jahreszahlen zu entdecken, so kann man sofort einen (fast) durchgehend, chronologische Reihenfolge entdecken.

Doch der größte Triumph in der Karriere auf der Rennstrecke von Wilheln Sebastian war im Jahr 1931: Der Gewinn der Mille Miglia an der Seite von Rudolf Caracciola im Mercedes-Benz SSKL. Dieser Erfolg ist dann auch der Einstieg in das Buch und zeigt gleich wieder einen Vielzahl an Bildern. Dazu passend erzählen die Texte die Geschichte dazu.

In diesem findet man viele Anekdoten, welche ohne das Buch und die Bilder sicher längst vergessen wären. So war Wilhelm Sebastian als Beifahrer neben Caracciola auf der 1000 Meilen langen Rundreise durch Italien. Ein wenig despektierlich nannte man die wertvollen Mechaniker „Schmiermaxe“, aber die hatten in der damaligen Zeit einen enormen Anteil an den Erfolgen der großen Rennfahrer.

Die Texte wurden in kleinen Abschnitten gehalten und passen damit immer sehr gut zu den vielen Abbildungen, welche das Buch liefert. Zu diesen findet der Leser auch immer die passenden Bildunterschrift zur Erläuterung der Bilder. So kann man jederzeit die Personen und Rennwagen zuordnet, was in einem gelungen Streifzug durch die deutschen Motorsport-Jahre zwischen den Weltkriegen mündet.

In zweiten Kapitel blickt man dann noch weiter zurück auf die Biografie von Wilhelm Sebastian, der 1904 geboren wurde. Sogar Familienfotos aus den frühen Jahren gibt es hier zu entdecken, doch der Fokus geht schnell wieder zu den Rennwagen. Mit diesen kommt Wilhelm schon früh in Berührung durch die Versetzung in die Versuchsabteilung seines Ausbildungsbetriebes Benz & Cie..

Auch sein kleiner Bruder Ludwig fängt derweilen eine Lehre bei Benz & Cie. in Mannheim an. Im Motorsport sorgt Benz mit einem Tropfenwagen für Aufsehen, doch wirtschaftlich gerät man in Schieflage. Nach einer Interessengemeinschaft mit Daimler folgt wenig später die Fusion. Die Versuchsabteilung wird fortan von Alfred Neubauer geleitet und durch österreichischen Schmäh wird aus Wilhelm der „Helml“.

Wenig später tauchen die großen Sportwagen von Mercedes-Benz auf den Rennstrecken auf, das Modell S und seine Derivate sorgen für viele Erfolge und bekommen den Beinamen „Weiße Elefanten“. Es wird die letzte Ausbaustufe, welche Sebastian zum Sieg bei der Mille Miglia führen wird. In der Saison 1931 gibt es zudem noch viele weitere Erfolge zu feiern.

Alle werden im Buch gelungen beschrieben in Bild und Text und nehmen die Leser mit auf eine Reise in die Vergangenheit. Doch Mercedes-Benz übernimmt sich mit den Aktivitäten und muss seine Rennabteilung schließen. Wilhelm folgt Ferdinand Porsche zu Auto Union und erlebt hier zahlreiche weiterer Erfolge und ebenso auch Tragödien …

Fazit: Formel Seb zeichnet die Geschichte von Wilhelm Sebastian in den Zwischenkriegsjahren im Motorsport nach. Dabei bieten die vielen Bildern aus den privaten Archiv der Familie die beeindruckende Grundlage. Diese Bilder sind in sehr gelungener Qualität im Buch reproduziert und zeigen von einer längst vergangenen Zeit. Die Texte unterstützten die Bilder und erzählen dazu passende die vielen Geschichten und Anekdoten welche Wilhelm Sebastian und sein Bruder Ludwig erleben durften. Das beide schließlich von Mercedes-Benz zu Auto Union wechselten, macht die Geschichte umso interessanter und auch umfassender. Neben vielen Rennen stehen auch die damaligen Geschwindigkeitstest immer wieder im Fokus.
Zum Preis von 28 Euro kann der Leser auf 128 Seiten erstaunlich tief eintauchen in die deutsche Motorsport-Szene der 1920er und 1930er Jahre. Die Bilder sind fraglos der wahre Schatz, aber die Texte sind ebenfalls sehr gut recherchiert und bringen alle notwendigen Informationen zu Rennwagen, Menschen und der Umgebung mit. Für Motorsport-Fans ist das Buch somit ein absolutes Muss und unverzichtbar!

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Mercedes-Benz Group, Verlag Waldkirch, Marco Rassfeld