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Benzin im Blut

Die Halle-Saale-Schleife – Geschichte einer Rennstrecke

Der Hasenverlag aus Halle an der Saale hat sich den kulturhistorischen Themen Mitteldeutschlands verschrieben. Dazu gibt es eine passende Heftreihe, die nun zum ersten Mal einen interessanten Blick auf die Motorsport-Geschichte unternimmt. Denn Benzin im Blut haben auch die Menschen dort vor Ort und passend dazu gab es auch eine eigene Rennstrecke.

Im Stil der Reihe zeigt sich auch der Titel mit einem Hauch von Motorsport.
Im Stil der Reihe zeigt sich auch der Titel mit einem Hauch von Motorsport.

Und genau dessen Geschichte möchte sich Band 53 der Reihe nun annehmen. Die Hefte der Reihe sind im kompakten Format gehalten und mit einem Softcover realisiert. Hier sollte man also kein dickes Buch erwarten, sondern vielmehr ein kleines Heft, in dem es sich in diesem Fall um das berühmte Benzin im Blut dreht.

Aufmerksame Leser dürfte die Reihe schon bekannt sein, durch das hier vorgestellte Band 50 zum Rovomobil. Dieses zeigte eine hohe Sorgfalt und Hingabe um das Vergessen einer kleinen Automarke zu verhindern. Die in diesem Band als Basis zu findende Haale-Saale-Schleife ist sicher auch den wenigsten heutzutage bekannt und daher lohnt sich ein Blick auf die Geschichte.

Das Heft ist optisch der Reihe angepasst und zeigt sich mit einem großen Bild auf dem Titel. In diesem Fall handelt es sich um einen Ausschnitt von einem Plakat, welches auf den ersten DDR-Meisterschaftslauf für „Motorräder und Wagen” im Jahr 1951 hinweist. Das Benzin im Blut steckt konnte man hier schon kurz nach dem zweiten Weltkrieg wieder spüren.

Die Halle-Saale-Schleife zeigt sich auch in einem historischen Streckenplan – für Leute mit Benzin im Blut.
Die Halle-Saale-Schleife zeigt sich auch in einem historischen Streckenplan –
für Leute mit Benzin im Blut.

Der Buchtitel zeigt sich in einem schwarzen Band, während der rote Hintergrund im unteren Bereich den Untertitel, den Autor und auch das Verlagslogo beherbergt. Auch die Band-Nummer kann man hier ebenfalls wiederfinden.

Auf der Rückseite des Heftes, wie es der Verlag im übrigen selbst bezeichnet, findet man dann einen recht umfangreichen Klappentext. Dieser startet mit der Tatsache, das die Halle-Saale-Schleife vermutlich nur noch den älteren Hallensern bekannt sein dürfte. Die Hochzeit der Rennstrecke war von 1950 bis 1967. In diesem Jahren fanden hier 22 Motorrad- und Formelrennen statt.

Die Zuspruch für Veranstaltungen war in den Jahren enorm und immer wieder überraschten die Fahrzeuge die Besucher vor Ort.
Die Zuspruch für Veranstaltungen war in den Jahren enorm und immer wieder überraschten die Fahrzeuge die Besucher vor Ort.

Dabei wurde in verschiedenen Klassen gestartet und das letzte Rennwochenenden fand am 23. April 1967 statt. Hier konnte der Belgier Paul Deetens das Rennen in der Formel 3 auf einem Brabham für sich entscheiden. Damit ging er als letzter Sieger der Rennwochenenden an der Halle-Saale-Schleife in die Geschichte ein.

Die Tradition wollte es so, dass die ersten Rennen der Saison auf dieser Rennstrecke ausgetragen wurden. So konnten die Männer und Frauen mit Benzin im Blut hier ihre neusten Entwicklungen präsentieren und testen. Diese machte auch den besonderen Reiz der Rennwochenenden aus, die sich schnell zu spannenden Meisterschaftsläufen innerhalb der DDR entwickeln sollten.

Der Autor startet das Buch schließlich mit einem Vorwort und seinen persönlichen Erinnerungen. Denn in seiner Schulzeit sollte es einen Vortrag über die Stadtentwicklung in Halle geben. Hier war eine gewaltige Neubau-Siedlung geplant, die schließlich das Ende der Rennstrecke bedeuten sollte. Somit war der Autor unmittelbar an der Geschichte der Halle-Saale-Schleife beteiligt.

Neben den Fahrzeugen liefert das Buch viele Bilder und Informationen vom Drumherum.
Neben den Fahrzeugen liefert das Buch viele Bilder und Informationen vom Drumherum.

Das Buch blickt dann auf den Neubeginn nach dem Jahr 1945 im Motorsport. Hier gab es unterschiedliche Entwicklungen, die Besatzungszonen wurden ausgehandelt und schließlich 1949 zwei neue Staaten gegründet. Der Motorsport schien in weiter Ferne, aber die Sehnsucht war auch mindestens eben so groß.

Im selben Jahr gründete sich die Motorsportgemeinschaft Halle, die für den Bau einer Rennstrecke plädierte. Es ging dann sehr schnell und schon im März 1950 fand der erste Spatenstich statt. Neben dem reinen Bau der Rennstrecke gab es aber noch vieles mehr zu organisieren. Das Buch geht hier auf viele Details ein und zeigt dazu auch tolle Abbildungen aus den damaligen Jahren.

Auch die damaligen Besonderheiten, wie Tombolas, um die Zuschauer anzulocken werden thematisiert.
Auch die damaligen Besonderheiten, wie Tombolas, um die Zuschauer anzulocken werden thematisiert.

Wie sich die Rennfahrzeuge trotz extremer Knappheit in allen Belangen konstruieren ließen, darauf geht das Heft dann im Anschluss ein. Viele Modelle waren Eigenbauten, die mehr oder weniger erfolgreich sein sollten. Auch hier gibt es tolle Bilder mit unglaublichen Fahrzeugen zu entdecken. Es scheint fast schade, dass die Größe des Heftes eine größere Abbildung nicht zu lässt.

Nachdem auch der Service für die Rennfahrer, die Offiziellen und die Zuschauer thematisiert wurde, folgt der Blick auf die Rennen. Das erste Rennen fand im Juni 1950 statt, gerade einmal drei Monate nach dem Baustart der Rennstrecke. Der Enthusiasmus war allgegenwärtig. Die beweist auch die Anmeldung vov ca. 600 Teilnehmern, von denen nur 330 angenommen werden konnten.

in 19 Klassen standen die Motorsportler am Start und 180.000 Menschen waren am dem Wochenende zugegen, der Zuspruch war enorm. Dennoch war den Menschen mit Benzin im Blut nur eine rechte kurze Zeitspanne mit Rennveranstaltungen vergönnt, denn schon 1967 fand das letzte Rennen statt. Das Buch liefert noch weitere, tiefer gehenden Informationen und kann mit seltenen Bildern beeindrucken.

Fazit: Das Heft 53 aus der Reihe „Mitteldeutsche kulturhistorische Hefte“ liefert einen gelungenen Blick auf die Geschichte einer vielfach vergessenen Rennstrecke. Dabei gehen die Text auf viele Details ein, die weit über die Rennergebnisse hinaus gehen. So bekommt der Leser viele wertvolle Informationen, die man auf so wenig Raum kaum erwarten kann. Dazu begeistern auch viele zeitgenössische Abbildungen, denn diesen blicken auf mehr als das reine Renngeschehen und zeigen viele Details. Sicher sind die meisten Bilder selbst Kennern der Szene kaum bekannt und dürften dort für Erstaunen sorgen.
Für 20 Euro gibt es einen sorgfältig recherchierten Blick auf die Geschichte einer längst vergessenen Rennstrecke in Halle an der Saale. Für Motorsport-Fans ebenso interessant wie für die Menschen vor Ort. Es ist für viele Leser sicher immer wieder erstaunlich, wie beeindruckend die Geschichte vom Mitteldeutschland ist. Dieses beweist die Heftreihe ein ums andere mal aufs Neue.

Titel – Benzin im Blut

Bibliografie:
Titel: Benzin im Blut –
Die Halle-Saale-Schleife – Geschichte einer Rennstrecke
Autor: Harald Täger
Umfang: 100 Seiten, 100 s/w und farbigen Abbildungen
Format: 148 x 200 mm
Bindung: Softcover
Auflage: 07/2025
Preis: 20,– €
ISBN: 978-3-945377-76-5
Bestellbar beim Verlag unter:
www.hasenverlag.de

Text: Marco Rassfeld
Fotos: progcovers.com
, Hasenverlag, Marco Rassfeld

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