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Buch – Carrera 2.7

Ein ganz besonders Highlight stellt die erste Rezension auf der neuen Domain autobuch.guru dar. Der Nachfolger des legendären ersten Porsche 911 Carrera RS ist von Autor Ryan Snodgrass nun auch in einem Buch verewigt worden- der Porsche 911 Carrera 2.7. Erschienen ist dies letzten Oktober in zwei verschiedenen Editionen im Verlag Parabolia Press aus den USA.

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Bei ersten Begutachten der Lieferung fällt sofort die Ähnlichkeit zum Carrera RS-Buch auf. Sowohl die Aufmachung als auch die edle Verpackungen entsprechen fast exakt dem hervorragenden Standardwerk aus dem T.A.G. Verlag. Hierbei lässt der Autor die Leser aber auch nicht lange rätseln und in der Einleitung weist er gleich auf drei Bücher hin, die ihn nachhaltig beim Umsetzen des Buches beeinflusst haben – der RS-Titel ist selbstverständlich dabei. Sicherlich auch keine schlechte Wahl. Die Umsetzung erfolgt in diesem Fall ausschließlich in englischer Sprache und das Buch ist in zwei Editionen erhältlich. Die hier vorgestellte Limited Edition ist auf 2.500 Exemplare limitiert und die auf 300 Exemplare limitierte Publisher’s Edition ist schon nicht mehr erhältlich. Sie ist optisch direkt am roten statt blauen Leinenbezug zu erkennen und bietet unter anderen auch noch einen Blick auf die Produktion des Buches. Der generelle Inhalt zum Porsche 911 Carrera ist aber selbstverständlich identisch. Noch heute steht der unmittelbare Nachfolger des Ur-RS in dessen Schatten und wird vom Markt noch nicht so wirklich wahrgenommen. Schließlich treibt ihn aber der gleiche Motor mit 210 PS aus 2.7 Liter Hubraum an. Also ein Buch ist dieses Modell im Dschungel der Porsche-Bücher doch sicher wert, oder?

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Das Buch startet schließlich mit einem Vorwort von Dr. Georg Konradsheim und einer Einleitung des Autors. Das erste Kapitel „Carrera unveiled“ zeigt die Hintergründe und Entwicklungen bis zum 911 Carrera auf. Dabei geht es nicht nur um fahrzeugspezifische Details, sondern auch die in diesen Jahren bestimmende Ölkrise und die daraus resultierenden, strengeren Vorschriften. Diese sorgte untern anderem dafür das der Carrera mit dem 210 PS-Motor nicht in den USA angeboten wurde. Dazu wirft das Kapitel einen Blick auf die Performance und zeigt auch schon die Produktionszahlen und die damaligen Preise auf. Zum Schluss bietet es noch einen Original-Testbericht aus der englischen Zeitschrift Motor.

Im zweiten Kapitel wird die Technik der kompletten Kraftübertragung vorgestellt. Neben dem Motor und deren Seriennummernaufschlüsselung sowie die verwendeten Aufkleber (!!!), bietet das Buch auch einen nicht weniger intensiven Blick auf das Kraftstoffsystem und das Getriebe. Dabei lässt sich wirklich schnell die sehr gewissenhafte und extrem detaillierte Aufarbeitung erkennen. Mit zahlreichen Hinweisen wie die unterschiedlichen Seriennummern der einzelnen Komponenten identifiziert werden können ist hier nur ein kleines Beispiel für die Gewissenhaftigkeit zu nennen. Wirklich beeindruckend sind auch die zahlreich verwendeten Bilder und Zeichnungen die einen unglaublich tiefen Einblick in die Technik zulassen.

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Alle Bestandteile des „Rolling Chassis“ sind im selben Stile Inhalt des dritten Kapitels. Hier werden das Fahrwerk, die Bremsen, die Felgen und die Reifen ins Rampenlicht gestellt. Gerade die Aufarbeitung der beliebten Fuchs-Felgen ist für viele Enthusiasten des Porsche 911 eine unendliche Quelle in denen jedes noch so kleine Details beschrieben wird. Von der reinen Größe zu den verwendeten Lackierungen oder Polsterung bis hin zu den benutzten Abdeckkappen und deren Ausbleichung der verwendeten Farbe ist wirklich alles zu finden. Wieder nur ein Beispiel für die unglaubliche Detailverliebtheit.

Das Kapitel 4 zeigt alles rund um den „Body“ des 911 Carrera und zeigt wie immer auch die Entwicklung in den drei Jahren in denen das Modell produziert wurde. Konnte zunächst noch der klassische Entenbürzel-Spoiler des Carrera RS bestellt werden, so wurde dieser in Deutschland wegen zu großer Verletzungsgefahr für die Fußgänger verboten. Mit dem neuen, rundum gepolsterten Spoiler konnte der Carrera schließlich auch in Deutschland wieder zugelassen werden. Dieser wurde zum ersten Mal auf der Frankfurter IAA im Jahr 1973 an der 911 Turbo-Studie präsentiert. Während der Produktionszeit des 911 Carrera kamen gleich zwei Versionen von diesem Spoiler zum Einsatz. Alle Entwicklungen findet der Leser im Buch wieder. Dazu behandelt das Kapitel noch die Themen der Einführung des G-Modells, die Verstärkungen Getriebetunnels zur besseren Steifigkeit der Karosserie, die Verzinkung, die erhältlichen Farben, die äußeren Verzierungen, die Lichter und die verwendeten Embleme und Aufkleber. Auch die Aufschlüsselung des Chassis-Nummern sowie die landesspezifischen Plaketten werden nicht vergessen.

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Kapitel 5 zeigt alle nur erdenklichen Details zum Interieur auf. Die Vorstellung der erhältlichen Sitze und deren Polsterung mit diversen Materialien sowie die möglichen Kombinationen mit den Teppichen werden wiedermal mit viel Liebe zum Details vorgestellt. Das Armaturenbrett mit all seinen Elementen und auch die möglichen Radio-Kombination werden fast schon selbstverständlich auch vorgestellt.

Im Kapitel „Special Models“ werden alle besonderen Modelle in der dreijährigen Bauzeit vorgestellt. Hier stellt der Autor zunächst die Fahrzeuge die auf den internationalen Messen vorgestellt wurden vor. Dann findet sich der erste Turbo, welcher Louise Piëch zum 70. Geburtstag überreicht wurde und auf Basis des 911 Carrera 2.7 entstanden ist, wieder. Auch die speziellen Carrera für Count Rossi. Huschke von Hanstein und Ferry Porsche werden vorgestellt. Das Testfahrzeug für den neuen 3-Liter-Carrera findet sich eben so wieder wie ein exklusiv ausgestattetes Modell zur Demonstration in Arabien – quasi der erste Carrera im Turbo-Look. Dazu noch die nur fünfmal gebauten 911 Carrera mit Sportomatic, die Sondermodelle zum 25. Firmenjubiläum und die Targa für die belgische Polizei. Zum krönenden Abschluss wirft das Buch noch einen Blick auf das nur in Deutschland erhältliche Sondermodell des Modelljahrs 1976. Der Carrera 3.0 war offiziell erhältlich, aber Porsche hatte noch diverse Restbestände vom 2.7-Liter-Modell. Diese konnten mit der Bestellung des speziellen Zusatzpakets M405 vom Käufer auf den Basis-911 weiterhin geordert werden. In allen offiziellen Unterlagen und Preislisten tauchte dieses Paket aber nie auf. So entstanden noch 133 weitere Modelle des Carrera 2.7 im Modelljahr 1976, inklusive der 20 Targa für die belgische Polizei.

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Der Einsatz des 911 Carrera auf den Rennstrecken wurde von Porsche zunächst nicht aktiv verfolgt. Zwar wurde das Modell in der Gruppe 3 von der FIA homologiert, aber der Einsatz wurde zunächst den Privatfahrern überlassen. Das Kapitel „Racing“ zeigt alle Einsätze des Carrera auf, wo vor allem der Rallyesport im Mittelpunkt stand. Porsche schuf aber im Jahr 1974 für die erste Saison der IROC-Meisterschaft 15 identische Porsche 911 IROC RSR. Diese wurde in vier Rennen von Rennfahrern aus diversen Rennserien um die Kurse von Riverside und Daytona gescheucht. Die Fahrzeuge zeigten schon erste Elemente der späteren RSR wurden aber nicht homologiert, da die Serie nicht unter dem Banner der FIA lief. Die in unterschiedlichen bunten Farben lackierten Rennwagen wurde per Los vor jedem Rennen den Fahrern zugeordnet und durch weitere ungewöhnliche Maßnahmen wurden die Rennen sehr spannend.

Das achte Kapitel zeigt noch die möglichen Accessoires des 911 Carrera. Hier startet der Autor mit den Anleitungen, den Schlüsseln und dem Erste-Hilfe-Koffer. Dann werden neben den Helfern für die Reifenreparatur auch das Bordwerkzeug und ein exklusives Gepäckset vorgestellt.

Das letzte Kapitel zeigt dem Autor bekannte Literatur zum Fahrzeug auf und stellt neben der Betriebsanleitung auch Prospekte, Poster, Werkstatthandbücher und auch Polstermuster vor. Selbst hier schlüsselt das Buch die Produktionsnummer der Literatur auf!

Im abschließenden Anhang finden sich die Homologationspapiere, eine Auflistung aller möglichen Optionen, die zahlreichen Änderungen in der laufenden Produktion, eine Auflistung aller verwendeten Seriennummern und die technischen Daten.

Fazit: Was für ein unglaublich detailliertes Buch! Für den bisher kaum wahrgenommenen 911 Carrera 2.7 mit dem Motor des ersten RS ist es ohne Frage das Standardwerk! Ein Juwel in jeder Buchsammlung und ein Must-Have für alle 911er-Entushiasten. Eine feingliederige Umsetzung scheint kaum möglich und der Leser wird sicher nix vermissen. Die fast schon fanatische Aufarbeitung aller Seriennummern ist sicherlich dem Hype der Matching-Numbers-Exemplare geschuldet. Das Layout ähnelt dem der Carrera RS-Buches sehr, zeigt aber auch hier seine elegante Seite und wirkt sehr aufgeräumt.
Die technische Umsetzung von Druck und Bindung, sowie das hochwertige, verwendete Papier werden den grandiosen Inhalt absolut gerecht. Hier können keine Mängel festgestellt werden.
Zum Preis von ohne Frage recht stattlichen knapp 220 € erhält der Leser quasi eine Bibel zu einem einzelnen Modell aus der langen Reihe der 911-Tradition. Der schnelle Ausverkauf der Publisher-Edition kommt nicht von ungefähr und auch die 2.500 Exemplare der Limited Edition werden sicher nicht mehr lange erhältlich sein. Hier gilt es schnell zuzuschlagen um sich ein echtes Meisterwerk der Automobil-Literatur zu sichern.

Bibliografie:
Titel: Carrera 2.7
Autor: Ryan Snodgrass
Umfang: 406 Seiten, 600 Farbfotos, 146 Schwarz-/Weißfotos, 50 Illustrationen
Format: 260 x 299 mm
Bindung: Hardcover im Schuber
Auflage: 10/2015
Preis: 219,48 €
ISBN-Nr.: 978-0-9962682-8-8
Bestellbar beim Verlag unter: www.parabolicapress.com

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Parabolica Press, Marco Rassfeld