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Buch

Kurt Ahrens

Einer dieser verwegenen Kerle

Rennfahrer sind eine besondere Spezies und müssen eine gewisse Unerschrockenheit ins sich Tragen. Dabei ist die Vergangenheit deutlich von der Gegenwart zu unterscheiden. Sei es durch die heutige mediale Präsenz oder die deutlich verbesserten Sicherheitsvorkehrungen an den Rennwagen und den Rennstrecken. Die interessantesten Geschichte bringt daher zumeist die Vergangenheit und machen Rennfahrer-Biografien immer sehr beliebt. Über Kurt Ahrens erschien ein beeindruckendes Buch über einen dieser verwegenen Kerle.

Wer schaut den da aus dem Cockpit? 
Kurt Ahrens in voller Fahrt.
Wer schaut den da aus dem Cockpit?
Kurt Ahrens in voller Fahrt.

Diesen Untertitel wählte Autor Eckhard Schimpf für ein Buch über seinen langjährigen Freund und Wegbegleiter Kurt Ahrens. Er drückt unter anderem aus, dass damals die Gefahr deutlich höher war, sich ernsthaft beim Motorsport zu verletzten. Auch die Beherrschung der Rennwagen war eine echte Aufgabe, denn computerunterstützte Elektronik war nicht vorhanden. Es zählten noch viele manuelle Dinge um Erfolg zu haben.

Das Buch über Kurt Ahrens kommt im kompakten Hochformat daher und zeigt einen gediegenen, ersten Auftritt. Fast schon schüchtern ist das Buch in leichten Grau gehalten und macht mit einer Kombination aus Leinen und Papier haptisch auf sich aufmerksam. Das Foto auf dem Titel ist dann eine sehr gelungenen Aufnahmen, welche den Rennfahrer in voller Fahrt zeigt. In einem Formel Junior hat er dabei noch Zeit seitlich in die Kamera zu schauen …

Das der Motorsport in der Vergangenheit gefährlich war, war Teil des Jobs eines Rennfahrers.
Das der Motorsport in der Vergangenheit gefährlich war, war Teil des Jobs eines Rennfahrers.

Eine ungewöhnliche Aufnahme, welche die Kühnheit von Kurt Ahrens zeigt. Das Bild ist dabei platziert wie auf einem Tisch, bei der Durchsicht von alten Fotografien. Es wirkt dadurch aber keinesfalls willkürlich, sondern findet sich als echtes Highlight vollkommen verdient auf dem Titel. Dieser zeigt sich schon schlicht mit dem Autor und dem Buchtitel sowie Untertitel. Beide Titel sind hier fast gleichgestellt und wecken durch geschickte Wortwahl auch die Neugier. Das Verlagslogo ist dazu auch noch zu entdecken und liefert mit dem Rot den einzigen Farbklecks.

Auf der Rückseite findet sich neben dem Klappentext noch ein weiteres Bild. Kurt Ahrens sitzt im einem Porsche 917, während der damalige Bundespräsidenten Gustav Heinemann zuschaut. Tatsächlich pilotierte Ahrens den Bundespräsidenten über den Nürburgring. Und das trotz Schneefalls – aber Heinemann war dennoch begeistert und wünschte sich gar noch eine Runde.

Somit bringt schon dieses Foto eine der unvergesslichen und einmaligen Momente aus dem Leben von Kurt Ahrens wieder. Im Klappentext finden sich weitere Beispiel, wie der erste Sieg mit einem Porsche 917 überhaupt. Dieser wurde 1969 gefeiert und Kurt Ahrens war gemeinsam mit Jo Siffert am Steuer. Damals galt der 917 für viele noch als unfahrbar und einige Rennfahrer wollten nicht am Volant des neuen Super-Porsche sitzen.

Wohl eines der bekanntesten Fotos des Porsche 917 mit dem Kurt Ahrens bei einem Test verunglückte. Er blieb dabei größtenteils unverletzt.
Wohl eines der bekanntesten Fotos des Porsche 917 mit dem Kurt Ahrens bei einem Test verunglückte. Er blieb dabei größtenteils unverletzt.

Die Überschrift lautet übrigens Er wollte nicht für Geld fahren und spiegelt eine weitere Eigenschaft von Kurt Ahrens wieder. Dazu wird auf der Rückseite deutlich, dass es sich konkreter um Kurt Ahrens jr. handelt. Denn auch der Vater war im Motorsport aktiv, aber beide waren auch geschäftlich sehr aktiv. Mit ihrem Schrotthandel bauten Sie sich eine Grundlage auf, so dass es im Motorsport für beide eben nicht um das Geld gehen sollte. Beide fuhren rein weg wegen dem Spass …

Das Buch startet dann zunächst mit ein paar weiteren Bilder, aus dem Rennfahrer-Leben von Kurt Ahrens. Man kann die damals noch übliche Vielfalt der Rennwagen entdecken, in denen die Fahrer aktiv waren. Neben dem Formel Junior vom Titel finden sich hier auch Sportwagen oder die damals beliebten Formel 2-Monoposto wieder. In diesen starteten auch immer wieder die Formel 1-Fahrer, mit denen sich Ahrens auch immer wieder messen konnte.

In einem Zwiegespräch arbeiten der Autor und der Rennfahrer ihre gemeinsame Vergangenheit auf.
In einem Zwiegespräch arbeiten der Autor und der Rennfahrer ihre gemeinsame Vergangenheit auf.

Auch das die Stimmung zwischen den Rennfahrern damals noch eine andere war als heute, kann man in einem Bild wiederfinden. Hier sorgte ein Sponsor für ein Gruppenbild bei Großen Preis von Deutschland im Jahr 1968 für eine lockere Atmosphäre mit den passenden Werbe-Utensilien. Entdecken kann man hier auch echte Größen des Motorsports wie Graham Hill, Jochen Rindt oder Jackie Stewart.

Das Buch selbst gliedert sich dann in acht Kapitel, wie man im folgenden Inhaltsverzeichnis erkennen kann. Es widmet sich verschiedenen Highlights aus dem Leben von Kurt Ahrens. Das Vorwort stammt dann aus der Feder von Vic Elford, der begeistert von seinem damaligen Team-Kollegen und heutigen Freund berichtet.

Dann folgt zunächst ein Überblick über die Zeit im Motorsport und auch eine Darstellung der damaligen Gegebenheiten. Die Texte sind im gesamten Buch sehr unterhaltsam geschrieben und sorgen dadurch für tolle Unterhaltung. Immer wieder finden sich zudem auch Bilder aus der Rennfahrer-Karriere von Kurt Ahrens wieder, welche tolle Szenen aus der damaligen Zeit zeigen. Hierbei liegt der Fokus oft auf den Menschen und dem Drumherum, natürlich finden sich aber auch tolle Rennwagen wieder.

Auch im gesetzten Alter wagte Kurt Ahrens sich nochmals hinter das Steuer eines Porsche 917.
Auch im gesetzten Alter wagte Kurt Ahrens sich nochmals hinter das Steuer eines Porsche 917.

Wie der Motorsport für Kurt Ahrens begann zeigt dann das folgenden Kapitel, während im dritten Kapitel die Crashs mit dem 917 thematisiert werden. Immer gibt es auch Hinweise auf die damaligen noch nicht idealen Sicherheitsvorschriften. Im Anschluss findet man ein interessantes Gespräch zwischen Autor und Ahrens wieder, im dem sich beide gemeinsam zurückerinnern. Die Ehrlichkeit von Kurt Ahrens ist hierbei immer wieder beeindruckend und für einen Rennfahrer auch ungewöhnlich.

Des Weiteren gibt es noch einen Bericht über den letzten Abend vor dem tödlichen Unfall von Jim Clark, der gemeinsam mit Ahrens und Schimpf noch unterwegs war. Auch der Vater Kurt Ahrens senior wird noch mit seiner Renn-Vita vorgestellt, ehe der Blick auf die Familie gerichtet wird. Nach einer kompletten Rennstatistik finden sich dann noch die Begegnungen mit alten Bekannten bei diversen Veranstaltungen wieder.

Fazit: Kurt Ahrens war ein ungewöhnlicher Rennfahrer, der durch seine offene Art und ehrlichen Umgang bekannt wurde. Er setzte sich hinter das Lenkrad der schnellsten Rennwagen der Welt in unterschiedlichen Klassen und trat dabei gegen die Welt-Elite an. Viele bekannte Namen finden sich so auch in diesem Buch wieder, welches durch eine enge Bindung von Autor und Rennfahrer sehr besonders geworden ist. So ist die Darstellung des spannenden Lebens in verschiedene Kapitel eingeteilt, wobei jedes für sich interessante Details offenlegt. Neben den erstklassigen Texten sorgen viele Bilder für einen sehr hohen Unterhaltungswert.
Für unter 30 Euro hat man selten einen gelungenere Rennfahrer-Biografie erhalten. Wobei dieses Buch mehr bietet als eine reine Biografie, es gibt viele persönliches Erinnerungen zu entdecken. Vollkommen zurecht wurde das Buch mit dem Buchpreis der Motorworld ausgezeichnet.

Titel – Kurt Ahrens – Einer dieser verwegenen Kerle

Bibliografie:
Titel: Kurt Ahrens –
Einer dieser verwegenen Kerle
Autor: Eckhard Schimpf
Umfang: 144 Seiten, 87 Fotos und Abbildungen
Format: 171 x 247 mm
Bindung: Gebunden
Auflage: 07/2022
Preis: 29,90€
ISBN: 978-3-667-12520-0
Bestellbar beim Verlag unter: shop.delius-klasing.de

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Porsche, Delius Klasing, Marco Rassfeld

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