Kategorien
Buch

Buch – Mercedes-Benz C-Klasse

Die Baureihen 201-205 – schon mit dem ersten, zunächst noch leicht abfällig „Baby-Benz“ genannten, kleinen Mercedes-Benz 190 entwickelte sich die neue Modellreihe für den Stuttgarter Premium-Hersteller schnell zum Verkaufsschlager. Der Heel Verlag hat nun ein Buch veröffentlicht, mit den bisher gebauten Modellen dieser Reihe und blickt somit auf über 30 Jahre Geschichte und Entwicklung zurück.

Betont sachlich zeigt sich Titel – ganz im Sinne der Modellreihe.

Das Buch ist im Querformat umgesetzt und dabei nicht nur breit sondern auch hoch realisiert. Somit lassen sich viele Informationen unterbringen und auch der Platz für Abbildungen sollte reichlich vorhanden sein. Auf dem Titel zeigt sich die kunstvolle Aufnahme einer Front vom einem Modell C204, der ab 2007 verfügbar war. Die prägnante Front wird mit geschickten Lichtspiel in Szene gesetzt und stellt den Kühlergrill heraus. Tatsächlich war diese Modellreihe die erste, in der zwei Varianten des Grill für die Limousine erhältlich waren. Denn neben den klassischen Stern auf dem Grill gibt es in den sportlicheren Ausstattungsvarianten auch einen großen Stern im Grill. Ganz so, wie es die großen Coupés und Sportwagen schon länger vormachten. Dies rückte die C-Klasse auch immer mehr in die Sportlichkeit, wobei das entsprechenden Angebot durch viel AMG-Power schon länger vorhanden war. Ansonsten zeigt sich der Titel schlicht mit dem Buchtitel, Untertitel, Autor und Verlagslogo. Auf der Rückseite finden sich dann vier weitere, kleine Bilder aus der Geschichte der Modellreihe wieder und zeigen die hohe Vielfalt. Der Klappentext weist dann noch auf den Inhalt hin, der die gesamte Historie vom ersten Baby-Benz bis zum aktuellen Modell aufarbeitet. Hierbei kann man sich als Leser auf die Expertise von Günter Engelen verlassen, der als echter Kenner der Marke gilt und schon andere Titel über Mercedes-Benz veröffentlicht hat. Der Gestaltung des Buch-Einbandes entspricht im übrigen dem des Schutzumschlages, was ein wenig schade erscheint, denn schließlich hätte man hier die Transformation des Kühlergrills ideal abbilden können. Im Archiv von Daimler sind beide Aufnahmen problemlos zu finden.

Nachdem der W201 noch in der Produktion war dachte man schon intensiv über einen Nachfolger nach.

Nach dem Aufschlagen findet man sich zunächst im Inhaltsverzeichnis wieder, welches durch eine rein textlich umgesetzte Doppelseite auch ungewöhnliche Art und Weise beeindrucken kann. Neben den sieben Kapiteln gibt es auch oftmals einen Vielzahl an Unter-Kapiteln, welche dem Buch die notwendige Struktur geben. So kann man schon hier nach seinen Lieblings-Modellreihen und Themen Ausschau halten und diese auch schnell finden.
Spurensuche lautet dann die Überschrift zum ersten Kapitel des Buches und blickt somit auf die Anfänge der kompakten Modelle aus dem Hause Benz und Mercedes zurück. In den Anfangsjahren des Automobil-Baus waren beide Firmen Benz und Mercedes noch eigenständig und standen somit auch in unmittelbarere Konkurrenz. Erste Ahnen der C-Klasse lassen sich so schon in Form des Benz Velo von 1894 und dem Mercedes 8/11 PS und 12/15 PS von 1901 wiederfinden. Und auch nach der Fusion arbeitete man immer wieder an günstigen Einstiegs-Modellen wie dem 130 aus den Jahr 1934. Dieser konnte zwar mit einen sehr modernen, technischen Umsetzung aufwarten, war aber leider nicht in der geforderten Preislage zu produzieren. So geriet dieser einfach zu teuer um echte Erfolge einzufahren. Immer wieder gab es Versuche der Ingenieure eine konkurrenzfähige Lösung vorzustellen, bei der es im Übrigen auch immer wieder Diskussion um die Gestaltung des Kühlergrills gab. Der Stern großflächig im Kühler platziert war einzig und allein dem Ausnahme-Sportwagen 300 SL zugestanden worden. Die viele Abbildungen von unterschiedlichen Designstudien legen aber offen, dass sich der Gedanke schon lange bei den Designer gefestigt hatte. Erst mit den C126, dem großen SEC-Coupé wurde unter Bruno Sacco ein weiteres Modell mit einem solchen Grill versehen.

In den einzelnen Modellreihe fand eine stetige Weiterentwicklung statt, die Im Buch komplett dargelegt wird.

Die Baureihe 201 war dann schließlich das erste echte Serienmodell welches Mercedes-Benz nach vielen internen Versuchen in die Verkaufsräume brachte. Die Betrachtung des Baby-Benz startet im Buch mit der Vorgeschichte und einem Blick auf das Design. Hier finden sich unterschiedlichste Design-Studien wieder, in denen sich die Entwicklung vom klassischen Mercedes-Gesicht zum damals modernen Design des 190er nachvollziehen lässt. Dabei sind die zahlreichen Abbildung zu großen Teilen auch ausreichend groß abgebildet und somit kann man auch interessante Details entdecken. Im Anschluss findet man zu jedem entscheidenen Thema wichtige Informationen wieder, so blickt das Buch auf die Aerodynamik, die Karosseriestruktur, das Fahrwerk und auch auf die Motoren. Es wird immer wieder deutlich, dass der hohe Qualitätsanspruch sich immer wieder durchsetzten konnte, denn Mercedes-Benz wollte seine Erfahrungen aus den großen Klassen auch in das kleinere Segment transferieren. So konnte man zum Beispiel bei der Hinterachse von den Entwicklungen für die S-Klasse profitieren und legte mit der Raumlenkerachse eine beeindruckende Lösung vor, die bis heute noch aktuell ist. Natürlich wurde das Modell auch einer ständigen Weiterentwicklung unterzogen und die gesamte Modell-Evolution findet sich so im Buch auch wieder und beschreibt diese sehr ausführlich. Eine Sonderrolle nehmen in der Modell-Palette die Sechszehnventiler ein, die es unumwunden auf die sportliche Kundschaft abgesehen haben. Mit dem 190 E 2.3-16 konnte man gar Rekorde einfahren und bei einem Einladungsrennen zur Eröffnung des Grand Prix-Kurses am Nürburgring konnten einige Rennfahrer von Schlage eines Niki Lauda oder Ayrton Senna ihre Können zeigen. Auch im Motorsport konnte sich der sportliche 190 E schnell beweisen und fuhr in der DTM mit, wenn auch noch nicht unmittelbar als offizielles Werksteam. Doch mit dem 190 E 2.5-16 und zwei Evolutionsmodellen änderte Mercedes auch dies und fuhr zahlreiche Erfolge ein, in der Phase, die bis heute zur Legendärsten der DTM zählen.

AMG – diese drei Buchstaben stehen für enorme Power und Performance und
sind mittlerweile ein wichtiger Bestandteil des Angebots.

Die Bezeichnung „C-Klasse“ gab es dann für die Baureihe 202, welche im Mai 1993 debütierte. Die immer höhere Diversifizierung der Modellreihen machte eine einfachere Einordnung notwendig und so trugen die Modelle nun auch offiziell die Klassen-Bezeichnungen. Schon 1986 begannen die Ingenieure bei Mercedes-Benz über einen Nachfolger nachzudenken. Im Buch ist unter anderen sogar das Lastenheft mit den zu erwartenden Verbesserungen wiederzufinden. Schon früh überlegte man auch über die Einführung eines Kombis, bei Mercedes-Benz traditionell T-Modell genannt nach, entschied sich aber wegen der zu erwartenden preislichen Nähe zum S124 davon ab – zunächst. Wieder finden sich auch in diesem Kapitel viele Designstudien zur Formfindung wieder, bei der sich auch das später bei der E-Klasse eingeführte Vier-Augen-Gesicht wiederfinden lässt. Doch die erste C-Klasse kam noch recht klassisch daher und war dennoch eine deutlich modernere Interpretation. Natürlich gab es in allen Bereichen auch Fortschritte und auch die Sicherheit geriet immer mehr in den Fokus der Entwicklung. Mit dem C 36 AMG verwirklichte man nun auch das erste offizielle AMG-Modell von Mercedes-Benz, nachdem man die Firma übernommen hatte. Der Kombi in Form des S202 kam schließlich mit einer Verspätung von drei Jahren doch noch auf den Markt und wurde schnell ein großer Erfolg und hatte einen hohen Anteil an den Verkaufszahlen. Bis heute ist diese Variante nicht mehr aus dem Programm wegzudenken. Und auch im Motorsport setzt man die Einsätze in der DTM und der ITC mit großem Erfolg fort.

Aktuell ist die Baureihe 205 noch im Angebot, steht aber kurz vor einer Ablösung.
Selbstverständlich finden sich auch hierzu viele Informationen im Buch zu wieder.

Das Buch ist im übrigen mit einem dreispaltigem Layout umgesetzt, was eine optimale Wahl darstellt, denn die Lesbarkeit der Text ist somit sehr gut und zur Platzierung der Bilder gibt es viele Möglichkeiten. Diese stammen im übrigen zu großen Teilen aus dem Archiv von Daimler und sollten Markenkenner nicht wirklich überraschen. Dies ist aber keinesfalls ein Nachteil, sondern unterstreicht durch die passende Aufnahmen aus der entsprechenden Zeit auch die Authentizität.
Die Baureihe 203 setzte dann auf ein angedeutetes Vier-Augen-Gesicht, bei dem die Scheinwerfer aber untereinander verbunden waren. Ein zugleich ungewöhnliche aber auch moderne Erscheinung war der C-Klasse damit sicher. Es gab hier gleich mehrere AMG-Derivate inklusive des C 30 CDI AMG, der den ersten Dieselmotor von AMG nutzen sollte und ab dem Modelljahr 2003 verfügbar war. Mit dem C 55 AMG setzte man dann schließlich sogar einen V8-Motor unter die Motorhaube und machte damit auch umfangreiche Anpassungen des Vorderwagens erforderlich. Neben dem T-Modell S203 war mit dem Sportcoupé eine weitere, kompakte Variante verfügbar. Diese zielte auf bisher von Mercedes-Benz kaum angesprochene Käuferschichten und war somit eine logische Erweiterung, der später als CLC noch länger im Programm bleiben sollte.
Mit der Baureihe 204 waren neben der Limousine und dem Kombi auch wieder ein klassisches Coupé im Angebot, welches vor allem mit viel Power im AMG-Trim auf sich aufmerksam machen konnte, Hier konnte der Fahrer auf mehr als 500 PS Leistung zurückgreifen.
Die aktuelle Baureihe 205 wurde schließlich 2014 auf der North American Motor Show in Detroit vorgestellt und wird vermutlich 2021 wieder abgelöst. Die Darstellung zu dem Modell ist aus diesem Grund noch vollkommen komplett, aber trotzdem sehr umfassend.
Zum Schluss blickt das Buch noch auf die Einsätze in der DTM von 2008 bis 2018, wobei es keine unmittelbare Verbindung mehr zur echten Coupé der C-Klasse gab. Vielmehr kamen hier Prototypen zum Einsatz, die das optische Gesicht des Modells trugen.
Alle technischen Daten der vielen Modelle der C-Klasse, welche im Laufe der Jahre angeboten wurden, finden sich am Ende des Buches auch noch wieder. Hier kann mann auch Produktionszahlen und Preise entdecken.

Fazit: Die mittlerweile erfolgreichste Modellreihe der Marke Mercedes-Benz kann inzwischen auf eine lange Tradition zurückblicken, so dass ein umfassenden Rückblick Sinn macht. Zum W201 gibt es schon einige Bücher, aber eine umfassende Chronik der kompletten Modellreihe war bislang in dieser Form nicht erhältlich. So ist durch den Kenner der Marke als Autor eine umfangreicher Titel entstanden, der kaum ein Detail vermissen lassen wird. So finden sich auch viele technische Details und auch jede Modell-Pflege-Maßnahme im Buch wieder und natürlich werden die entsprechenden Derivate wie T-Modell, Sportcoupé oder Coupé berücksichtigt. Selbst die Einsätze in der DTM, bei denen Mercedes-Benz auch schnell wieder mit Werksunterstützung antrat, werden angerissen. Abgerundet wird das Buch auch noch von einem sehr umfangreichen Teil mit technischen Daten zu den Serienmodellen.
Der Preis von knapp unter 50 Euro ist dieses Buch ohne Frage wert, wenn man die enthaltenden Informationen zu Grunde legt. Es eignet sich so optimal als Nachschlagewerk und wird einen feste Platz in der Mercedes-Benz-Bibliothek finden. Für die Fans der Baureihe ein kaum zu verzichtendes Werk.

Bibliografie:
Titel: Mercedes-Benz C-Klasse –
Die Baureihen 201-205
Autor: Günther Engelen
Umfang: 256 Seiten, ca. 300 Abbildungen
Format: 300 x 265 mm
Bindung: Hardcover mit Schutzumschlag
Auflage: 08/2020
Preis: 49,95 €
ISBN-Nr.: 978-3-95843-942-9
Beim Verlag unter:
www.heel-verlag.de

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Heel Verlag, Daimler, Marco Rassfeld