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Buch – Walter Röhrl – Querlenker

Walter Röhrl feierte vor kurzem seinen 70. Geburtstag und zählt auch heute noch zu den vermutlichen besten Autofahrern der Welt. Im Rahmen der engen Verbindung von Röhrl mit Porsche erschien passend hierzu ein Buch in der Edition Porsche Museum im Verlag McKlein. Die Zeitreise in Bildern möchte dem Leser die wichtigsten Stationen aus dem Leben von Walter Röhrl nahebringen.

Das Buch zeigt sich im großen Querformat und mit einem stilvollen Bild auf dem Titel, welches Walter Röhrl in klassischen Schwarz-Weiß zeigt. Hier weiß man ohne Umschweife direkt um was es geht. Nach zwei Vorworten vom Autor Wilfried Müller und Eckhard Eybl der bei Porsche für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, startet das Buch mit dem ersten Kapitel unter dem Titel „Leidenschaft verbindet“. Das Buch soll die besondere Verbindung zwischen Röhrl und Porsche aufarbeiten und blickt so zurück auf die gemeinsamen Erlebnisse. So war das erste Auto von Walter Röhrl ein Porsche 356 C Coupé, welches er sich schon im zarten Alter von 20 Jahren verdient hatte. Seit 1993 ist Röhrl offiziell Teil von Porsche und steht den Ingenieuren vor allem bei vielen Abstimmungsfragen zur Verfügung. So tragen einige der interessantesten Modelle von Porsche die direkte Handschrift von Röhrl. Der Porsche 959 zum Beispiel war der Supersportwagen der 80er Jahre und wurde maßgeblich auch durch Walter Röhrl abgestimmt. Zum Lohn erhielt er vom damaligen Porsche-Chefentwickler Helmuth Bott einen besonderen 959 S. Auch beim Carrera GT und dem 918 Spyder war die Arbeit von Röhrl immer noch sehr wichtig. Selbst beim Cayenne hatte Röhrl die Aufgabe der sportlichen Abstimmung für einen SUV zu lösen. Aber auch bei einigen Rennsportveranstaltungen konnte Röhrl mit Porsche antreten, sei es bei den 24 Stunden am Nürburgring, in Le Mans oder in Daytona. Aber selbst in seiner Paradedisziplin, der Rallye, konnte Röhrl mit einigen Einsätzen in unterschiedlichen Porsche-Fahrzeuge auf sich aufmerksam machen.

Es folgt der Hauptteil des Buches, in dem viele seiner wichtigsten Meilensteine von a bis z aufgeführt werden. Hierzu bedient sich das Buch auch der Kraft des Bildes und liefert einige wirklich herausragende Aufnahmen. Nicht ohne aber durch eine kurze und prägnante, textliche Erläuterung dazu, diese liefert die wichtigen Hintergrundinformationen. Die Aerodynamik ist der erste Begriff der mit Röhrl in Verbindung gebracht wird. Mit vielen Zitaten werden die Begriffe dem Leser dann nahegebracht, und nahe liegt hier die Aussage das bei den Rallyes die Aerodynamik nicht so wichtig war. Beim Race to the Clouds am Pikes Peak in Amerika war der Audi Sport quattro von Röhrl hingegen mit extremen Flügeln ausgestattet um einen optimalen Anpressdruck zu gewährleisten. Bei Rundstreckenrennen hatte Röhrl mit dem Porsche 935 keine große Schwierigkeiten, mit dem massiven Ground Effect des Gruppe C-Porsche 962 C hingegen schon. Seine lange Verbindung zu Audi ist erfreulicherweise auch Thema, und auch die anderen Marken und Fahrzeuge die Röhrl im Laufe seine Karriere bewegte, finden sich wieder. Oftmals mit tollen historischen Aufnahmen, die einen sehr nahen Eindruck der damaligen Verhältnisse vermitteln. Durch die dazu oft sehr große Ausführung der Bilder wird dieser Eindruck nochmals verstärkt.

Aber nicht nur die Autos stehen im Mittelpunkt des alphabetischen Rückblicks, auch Orte, Hobbies und persönliche Erinnerungen stellt das Buch hierbei vor. So blickt man auch in die Bauernstube in Röhrl’s Haus in Sankt Englmar. Ein Rückblick auf seine Beifahrer darf natürlich ebensowenig fehlen wie ein Blick in sein Kinderalbum. Der Leser erfährt auch einige Leidenschaften von Röhrl, sei es das Radfahren oder die Vorliebe für Desserts. Auch die Verehrung durch seine Fans wird thematisiert und das Feuerwerk beim Show-Auftritt mit dem Pikes Peak-Audi finden sich wieder. Einen besonderen Auftritt erhielt Walter Röhrl beim Eifel Rallye Festival 2016. Hier konnte er den Prototypen der geplanten Gruppe S von Audi dem staunenden Publikum präsentieren und stellte dabei fest das noch einiges an Entwicklungsarbeit notwendig gewesen wäre. Auch die Auftritte in der amerikanischen IMSA-Serie und die Rallye-Einsätze in diversen Fabrikaten finden sich wie selbstverständlich wieder. Und natürlich dürfen die Triumphe bei der Rallye Monte Carlo ebensowenig fehlen. Ob mit Fiat, Opel, Lancia oder Audi, jeder seiner Siege findet der Leser wieder. Ein bis heute im übrigen einmaliger Rekord sind die vier Siege auf vier unterschiedlichen Marken. Auch finden sich einige Interessante Anekdoten wieder, wie zum Beispiel von der Fotofahrt im Porsche Carrera GT in der Wüste von Nevada. Immer wenn sich ein fremdes Auto näherte, musste Röhrl sich mit dem noch geheimen Supersportwagen verstecken um nicht entdeckt zu werden. Die Zukunft stellt den Schlusspunkt aller Begriffe dar und lässt Röhrl auch auf die aktuellen LMP1-Rennwagen in Le Mans blicken.

Was von 1968 bis 1992 in der umfangreichen Karriere von Röhrl stattfand kann der Leser dann noch im dritten Kapitel entdecken. Hier zeigt sich der Anfang im Fiat 850 Coupé bei der Rallye Bavaria, die Röhrl gemeinsam mit seinem damaligen Beifahrer Herbert Marecek in Angriff nahm. Bei einer langen Bergabprüfung kam Röhrl’s Talent das erste Mal zum Vorschein. Bei dieser Etappe wurde er mit einem zweiten Platz belohnt und fuhr mit dem kleinen Fiat zwischen die zahlreichen, deutlich leistungsstärkeren Porsche oder BMW. Dabei hatte Röhrl sich vor allem auf seinen Instinkt verlassen und konnte gar nicht glauben, das die anderen so langsam unterwegs waren. Die Rallye konnte er hingegen nicht beenden da die Lichtmaschinenhalterung brach und die Rallye so mit einem technischen Ausfall endete. Doch stellte dies gleichzeitig nur den Startpunkt einer besonderen Karriere dar. Wenig später konnte er mit Unterstützung von Marecek einen Porsche 911 S erwerben und trat nun mit deutlich besserem Material an. 1970 traten die beiden mit dem 170 PS starken Porsche erneut bei der Rallye Bavaria an und fuhren bei den ersten drei Sonderprüfungen unangefochtene Bestzeiten. Leider brach auf dem Weg zu vierten Prüfung am 911 S eine Halbwelle und die Rallye war erneut zu früh zu Ende. Doch sein Können wurde nun immer bekannter. 1971 und 1972 konnten Röhrl und Marecek mit einem Ford Capri von Klient Racing erneut für viel Aufsehen sorgen und gewannen zahlreichen Rallyes.

Es folgte die Zeit bei Opel, in der Röhrl mit diversen Rallye-Fahrzeugen erfolgreich bei einigen international wichtigen Rallyes antreten konnte. Immer wieder setzte Röhrl auch seinen privaten Porsche 911 bei Rallyes ein und sorgte damit bei Opel für viel Aufregung. Schon 1977 war er dann in einem Fiat unterwegs und zeigte seiner Konkurrenz schnell sein herausragendes Können. Dieses krönte Röhrl 1980 mit dem Gewinn der Rallye Monte Carlo und am Ende der Saison mit den Gewinn der Rallye-Weltmeisterschaft. Nach einem zunächst sehr vielversprechenden Engagement bei Mercedes musste Röhrl sich im nächsten Jahr ein neues Team suchen. Mercedes brach seine Pläne abrupt ab und so konnte der Weltmeister seinen Titel in der Rallye-WM nicht verteidigen. Er hatte nur einen Einsatz mit einem Porsche 911 bei der Rallye San Remo und nahm sonst mit einem Porsche 924 Carrera GTS an der deutschen Rallye-Meisterschaft teil. Mit Opel kehrte Röhrl 1982 in die Rallye-WM zurück und konnte gleich mit dem unterlegenen Auto die Weltmeisterschaft gewinnen. Danach folgten die Einsätze für Lancia und auch für Audi, wobei der Umstieg auf die moderne Allradtechnologie selbst dem herausragenden Fahrer Walter Röhrl einige Schwierigkeiten brachte. Mit einem extremen und speziell vorbereitenden Audi konnte Walter Röhrl nach dem Verbot der Gruppe B in der Rallye-WM noch das Bergrennen zum Gipfel des Pikes Peak gewinnen. Auch einige Auftritte bei der DTM im Audi V8 zur Unterstützung seines Teamkollegen Hans-Joachim Stuck zählten zu seiner Vita. Ein Jobangebot von Audi schlug Röhrl nach dem Ende seiner aktiven Rennfahrerkarriere aber aus und somit schließt sich der Kreis zur nachfolgenden Verbindung zu Porsche.

Fazit: Ein Rückblick auf das durch und durch ereignisreiche Leben von Walter Röhrl, ohne Frage eine deutsche Rallye-Legende. Das er auch heute noch sehr präsent ist, hat er auch der engen Verbindung zu Porsche zu verdanken. Eben diese Verbindung setzt das Buch in den Mittelpunkt, ohne dabei die Entwicklung bis dahin zu vernachlässigen. Hierzu teilt sich das Buch in drei Kapitel auf um die umfangreiche Karriere von Walter Röhrl nachvollziehen zu können. Dabei setzt das Buch vor allem viele historische Bilder in den Fokus und lässt so den Leser eine Reise durch die Zeit antreten. Die entsprechenden Erläuterungen bringen einige Interessante Anekdoten an den Tag und nutzen immer wieder auch Zitate von Röhrl und anderen direkt beteiligten Personen. So stammen die Informationen nachweislich aus erster Hand und eine sehr hohe Authentizität ist gewährleistet.
Die technische Umsetzung des Buches kann überzeugen und lebt vor allem vom ungewöhnlichen Querformat und einer tollen Papierhaptik. Das verwendete Layout ist modern und stilvoll umgesetzt und ist somit ein weiteres Highlight.
Zum Preis von 49,90 Euro kann der Leser den Werdegang von Walter Röhrl mit eine großen Anzahl von Bildern und gekonnten Texten nachvollziehen. Ein gelungener Rückblick auf das Leben und Wirken von Walter Röhrl. Als besonderes Sammelexemplar empfiehlt sich die Limited Edition, von der 350 Stück in den Handel gelangen. Diese Ausgabe glänzt zum Preis von 89,90 Euro neben der Limitierung mit einem Leinenschuber und der Originalunterschrift von Walter Röhrl.

Bibliografie:
Titel: Walter Röhrl – Querlenker – Eine Zeitreise in Bildern
Autoren: Wilfried Müller
Umfang: 256 Seiten
Fotos und Grafiken: ca. 254 in Farbe und 52 in Schwarzweiß
Format: 300 x 240 mm
Bindung: gebunden
Auflage: 03/2017
Preis: 49,90 €
ISBN-Nr.: 978-3927458918
Bestellbar beim Verlag unter: www.rallyandracing.com

Text: Marco Rassfeld
Fotos: McKlein, Marco Rassfeld

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